Blickführung in Kurven

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dr.musik

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Hallo Zusammen!

Ich hatte letztes Jahr -eher zufällig- bei einem Schräglagentraining teilgenommen. Ich hatte nämlich oftmals eine "Kurvenangst", wenns um enge (Rechts)Kurven ging. Deshalb wollte ich eine Art Fahrsicherheitstraining machen. Zum Glück bin ich aber ins kalte Wasser geworfen worden. Das Schräglagentraining hat mir sehr viel geholfen.

Mein eigentliches Problem war tatsächlich die Blickführung. Ich scannte ständig die Straße vor meinem Vorderreifen nach Steinen, Dreck...ab. Ich hab sogar immer dem Dosenfahrer ins Auge geschaut, der mir entgegen kam. Kein Wunder, dass ich langsame und eckige Kurven gefahren bin.

Der Instruktor stellte auch fest, dass ich mein Bike immer in die Kurve drücke. FALSCH! Das Bike in die Kurve drücken soll man nur in langsamen und unübersichtlichen Kurven, oder wenn viele, kleine Kurven folgen.
Bei Linkskurven soll man beispielsweise den Kopf zwischen linken Aussenspiegel und Windschild nehmen. Das brachte mir total viel!

Außerdem bin ich bis dahin auch falsch gesessen. Meine Hacken ruhten immer auf den Fußrasten, meine Ballen jeweils neben Schalthebel/Bremse. Immer bereit zum schalten/bremsen (sog. Froschposition). Ich hatte nämlich auch immer Angst, dass ich mit meinem Füßen bei entsprechender Schräglage am Boden schleife (utopisch, ich weiss).
Hab dann probiert, meine Fußballen auf den Rasten zu lassen und nur beim bremsen/schalten meine Füße zu bewegen.

Was der Instruktor auch gemeint hat war, dass man den Lenker locker anfassen soll. Man soll den Lenker nicht soweit ausdrücken, bis das Wasser rauskommt. UND: Ellenbogen locker lassen.

Vor allem soll man mit dem Motorrad "ruhig" in die Kurven fahren. Das heißt, VOR der Kurve bremsen/schalten, sodass das Bike in einer stabilen Lage in die Kurve fährt. Wer in der Kurve bremst, stellt das Bike auf. Sanfter Zug am Gas dagegen verkleinert sogar den Kurvenradius!

Fazit:
- Ballen auf die Rasten
- Kein "Drücken" bei langgezogenen Kurven, sondern "Legen"
- Lockerer Griff, hängende Ellbogen
- bei Linkskurven Kopf zwischen linken Spiegel und Windschild, bei Rechtskuven natürlich anders rum
- und natürlich-nicht vor das Rad schauen

Probiers mal-hat mir sehr viel geholfen.

dani
 
L

LGW

Gast
Danke für die ausführliche Beschreibung :)

Bei mir wird's auch täglich besser. Fahre viel, und gebe mir Mühe immer drauf zu achten was ich genau tue, und was ich anders mache als empfohlen.

Vor allem war das Lenken noch sone Sache: die Nummer mit dem "Drücken am Lenkerende Kurvenseitig statt Lenkeinschlag" kannte ich zwar aus der Theorie, habe das in der Praxis aber nicht wirklich "absichtlich" gemacht.

Inzwischen drücke ich ganz bewusst gegen den Lenker (nach vorne), statt zu "Lenken", und verlagere dabei in Tateinheit ganz bewusst das Körpergewicht für die Schräglage. Ergebnis ist vor allem ein sehr gutes "Gefühl" für die Kurve, alles läuft viel ruhiger ab.

Blickführung klappt jetzt auch, aber das mit der Kopfposition werde ich mal ausprobieren.

Um meine Füße hab' ich mir noch nie Sorgen gemacht, die sind bei der Dakar ja soweit oben aufgehoben... :o

Inzwischen hab' ich ein neues Problem: taste mich ja ans Offroad-Fahren heran, aber die Sache mit dem "im Stehen fahren" ist mir noch total unklar. Wie macht man das bloß dabei noch zu kuppeln :D - aber das ist Material für einen neuen Thread. :)
 
L

LGW

Gast
auch beim stehend fahren dient der Lenker nicht als Haltestange. Dann klapptz auc hmit dem Kuppeln.
Ich weiss einfach nicht genau, wohin das Körpergewicht als "Ruheposition" muss. Wird nicht einfacher dadurch, dass ich zwar "nur" so 183cm lang bin, davon aber die Beine irgendwie den Hauptteil ausmachen - sehr hoher Schwerpunkt.

Wenn wir jetzt eh dabei sind: was ist denn eine gute "Ausgangsposition" im Stand? Knie leicht eingefedert, Gewicht zentral über den Füßen, Hände am Lenkrad (empfiehlt sich ;))?

An der Sache mit der Haltestange ist was dran - unwillkürlich versuche ich das Moped über den Lenker zu stabilisieren, statt wie sonst über den Hintern. Also im Stehen die Unterschenkel hernehmen, und den Lenker weiterhin eher "locker" halten? (Jaaa ich weiss, Hechlingen, aber dafür ist echt gerade kein Geld da :( :()
 
B

Baumbart

Gast
Hände am Lenkrad (empfiehlt sich ;))?
genau nicht. nimm die Hände weg (vielleicht nicht gerade auf einer belebten Kreuzung :rolleyes: ), dann balancierst du sie am besten aus.
Aber auch hier - geht nur praktisch, es muss ja nicht gleich Hechlingen sein, ein-Tages-Trainings für Einsteiger gibt's allenthalben für schmale Münze.
 
L

LGW

Gast
Oh Gott ich hab Lenkrad geschrieben. :eek: :eek: :o

Hatte da noch keinen Kaffee, mache gerade freiwillig spätschichten - morgens ist das Wetter so gut :D

Egal. Aber wenn die Hände nicht am Lenker sind... kippt die Fuhre ja um. Ne, klar, freihändig fahren wie beim Fahrrad geht, aber das Gas geht ja weg, dann ist doch der Motor aus? :confused:

Standgas im zweiten geht. Also der Tipp ist, erstmal freihändig auf glattem Untergrund das stabilisieren ohne Hände zu üben, um dann später beide selbigen locker am Lenker liegen zu haben, wenn die Bodenwellen im Wald kommen?

Ich würd' ja auch gerne mal jemandem in den Wald hinterher fahren, habe aber noch keine Freiwilligen gefunden. Hat jemand Empfehlungen für eine gute, aber kostengünstige "Enduro"-Trainingseinrichtung im Norden, so Großraum Bielefeld/Oldenburg/Bremen/Papenburg?
 
B

Baumbart

Gast
kenne in der Ecke nur den Hoope-Park, in dem Sandkasten bieten die glaubich auch Trainings an.
[FONT=Tahoma,Verdana,Arial]Dieses Training richtet sich an Fahrer, die vielleicht schon immer mal im Gelände fahren wollten, aber die Grundlagen des Offroad-Fahrens fehlen oder auch erste Erfahrungen beim Befahren von unterschiedlichen Bodenverhältnissen, korrekte Körperhaltung, Auf- und Abfahrten, Bremsen, Kurvenfahren etc. vertiefen wollen. [/FONT]

[FONT=Tahoma,Verdana,Arial]Auch für Reise-Enduros und Dickschiffe geeignet. Stollenreifen sind für unser Gelände empfehlenswert, aber nicht Voraussetzung.[/FONT]

[FONT=Tahoma,Verdana,Arial]Kursdauer:
09.00 Uhr - 17.00 Uhr(Mittagspause von 12.00 - 14.00 Uhr)[/FONT]
[FONT=Tahoma,Verdana,Arial]Preis p.P. 115,00 Euro inkl. Verpflegung und Getränke[/FONT]
 
L

LGW

Gast
Vielleicht ne Option, danke für den Tipp. Muss ich nur noch sparen :o - die nächsten 100€ sind für nen Kettensatz verplant.
 
K

Kroni

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Es gibt eigentlich nur eine richtige Art, auf eine Motorrad zu sitzen, das ist die "vollintegrierte" Sitzposition - von unten nach oben:

Die Fußballen sind auf den Rasten - oder die Füsse sind auf ereignisarmen Streckenteilen zum abruhen in die "Vor-Absatz-Position" gebracht, dh man stemmt den Stiefelabsatz auf die Raste. Das entspannt das Knie und das Fußgelenk. Die Fußspitzen befinden sich unterhalb der Fußhebel - das ist vor allem für die Hinterradbremse nicht so schön, weil man den Fuß erst mal in einem ziemlich komplexen Manöver wieder über den Bremshebel bringen muß, wenn er gebraucht wird. Ausserdem können selbst auf der hohen GS die Fußspitzen leicht mal über den Asphalt schrappen - was aber ausser dem Schreck nicht schlimm ist. Es tut nicht weh - und am Treff erkennt man die markanten Schleifspuren des Stiefelkratzers. :D

In anspruchsvollen Fahrsituationen gehören die Ballen auf die Rasten. Und wegen dem Abruhen ist es übrigens auch ratsam, beim Stiefelkauf auf einen ordentlichen Absatz zu achten.

Die Beine sind eng an die Motorradflanken angeschmiegt, die Kniee und Oberschenkel liegen locker am Tank an, die Geschlechtsteile sind ans Tankende geschmiegt.

Der Rücken ist gerade, mit leicht nach vorne durchgedrücktem Kreuz. Der Oberkörper wird aus der Hüfte leicht nach vorne gebeugt, soweit, daß man die Hände von oben ganz locker auf die Lenkerenden, die Fingerspitzen (eigentlich: die vorderen Fingerglieder) auf die Hebel auflegen kann. Und so sollten sie auch bleiben. Der Lenker ist ein Lenker und keine Haltestange vonne U-Bahn. Wenn man sich beständig am Lenker festhalten muß, kann man unmöglich gefühlvoll gasen, kuppeln und erst recht nicht: lenken.
Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich am Lenker festhalten muß, beim flotten Angasen, bei holperigem Untergrund, und beim Bremsen muß man sich meist auch auf dem Lenker abstützen. Aber ansonsten kommt der Halt aus dem Moped aus den Beinen und dem Beckenbereich. Übrigens gilt das auch und gerade für Kurvendurchfahrten in Schräglage. In den Kurven übrigens hat man am wenigsten Probleme mit dem Halt auf dem Moped: weil nämlich nicht nur die Schwerkraft einem die Arbeit teilweise abnimmt, sondern auch die Zentrifugalkraft. Ohne die Wirkung der Zentrifugalkraft wäre "hanging-off" nur was für Topathleten, und es schaffen wohl nur die Fittesten, sich etwa auf einem aufgebockten Moped, daß von Helfern oder sonstwie fixiert ist, so weit zur Seite hinauszulehnen, wie bei der Kurvenfahrt auf der Strasse - ohne runterzufallen.

Bei einem ergonomisch gut gebauten Moped - und das sind eigentlich alle "jüngeren" BMW - kommt man in dieser Sitzposition auch in den Genuss eines optimalen Wind- und Wetterschutzes. Meiner persönlichen Einschätzung nach beruhen mindestens 85% aller Probleme mit Verwirbelungen, Windgeräuschen, Turbulenzen an Helm und Oberkörper auf der Boxer-GS auf falscher Sitzweise (meist die traditionelle "nasser Sack - Haltung" des deutschen Tourenfahrers) - der Rest sind anatomische "Sonderfälle", die halt nicht mehr in die von den Konstrukteuren vorgesehenen Bandbreiten hineinpassen. Nur die müssen basteln, alle anderen sollten mal richtig sitzen lernen.

Diese "lehrbuchmässige" Sitzhaltung sorgt übrigens auch dafür, daß die Wirbelsäule in optimaler Lage und Haltung ist, um von Stößen von unten nicht übermässig gequält zu werden. Zudem hat man mit den Ballen auf den Rasten auch leicht die Möglichkeit, bei absehbaren harten Schlägen (Musterbeispiel: Bahnübergang) durch ein leichtes Anlupfen die Beinmuskulatur als zusätzliche Bio-Federbeine einzusetzen. Dadurch bringt man auch den Schwerpunkt der Fuhre nach unten - der Sitzbankanteil wandert fast vollständig auf die Rasten, nur ein relativ kleiner Teil hält sich am Lenker fest.

Wenn ich in der Saison ein Zimperleinchen am Rücken habe, setz ich mich abends aufs Moped, fahr ne kleine Runde, so 100 - 150 km, und das Zimperlein ist weg. In der Saison hab ich sowieso fast nie Zimperlein - das hab ich nur im Winter, weil ich eben nicht mehr im Salz fahre.

Diese Sitzposition hat ferner den entscheidenden Vorteil, daß der Kontakt zur Maschine, die "Integration" wesentlich besser ist, als in allen anderen denkbaren Sitzpositionen: man hat mit großen Körperflächen Motorradkontakt, spürt viel intensiver, was da so unter einem passiert. Man kann das Moped auch wesentlich leichter "handln", von einer Seite zur anderen schmeissen, auch die Bedienung von Hebeln und Schaltern fällt recht leicht. Und man ist schön beweglich, kann die Kniee und den Oberkörper zur Kurveninneren Seite ausklappen, bei Bedarf auch mal aufstehen - oder schlicht mal auf einer langen Geraden die Beine zum entspannen etwas baumeln lassen.

Es ist zwar etwas überspitzt - aber man kann durchaus sagen, das A und O des Motorradfahrens sind die richtige Blickführung und der richtige Sitz, der Rest kommt dann (fast) von ganz alleine.
 
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B

Baumbart

Gast
Man wenn ick jewusst hätte det Moppedfahren so kompliziert is hätt ick det niemals anjefangen - ick wees gar nich wie ick det jeschafft hab bis jetze überhaupt um irjend eene Ecke su kommen
 
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HaJü

HaJü

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Das ist ja eine Never Ending Story...............



HaJü schrieb:
(vom 18.03.10)

Hai Lars,

................Ich sag einfach mal, Dir fehlt der richtige Schuß Benzin im Blut.

....................
Fahr mit dem Moped auf einen großen Parkplatz, fahr kleine Kreise, Achten, links-rechts, übe das Bremsen - erst aus geringer Geschwindigkeit und steigere diese. Bremse nur vorne, nur hinten, vorne u. hinten gemeinsam. Laß die Räder ruhig mal blockieren, vorne natürlich aufpassen, daß es Dir nicht den Lenker verschlägt (sobald Du merkst, daß er anfangen will, Zange aufmachen). Fahr mal freihändig, fahr im Stehen, fahr Kreise im Stehen usw. usw. So bekommst Du mehr Gefühl fürs Moped.

Draußen im Revier scanne ich die Fahrbahn kurz vor dem Rad in die Richtung, in die ich fahren will. Ich sehe, wie die Straßenbeschaffenheit ist, ob was im Weg liegt etc. Das Hauptaugenmerk ist in die "Ferne" gerichtet - mein Sektionsziel. Mein Blick wandert ständig in die Ferne und zurück, in die Ferne und zurück. Wenn die Strecke gerade und übersichtlich ist, sehe ich mehr in die Ferne.

Und wie einige in Deinem Fred geschrieben haben, spielt sich viel im Kopf ab. Bist Du im Kopf verkrampft, überträgt sich das über Deinen Körper aufs Moped, Du versteifst Dich, das Moped wird steif, die Kurve ist versaut und wenns dumm läuft, geht Dir die Straße aus.

Ich denke da an Deinen Fred "Burgholzhausen" (01.12.09).

Ich hatte Dir schon mal vorgeschlagen, daß Du mit jemanden Deines Vertrauens zusammen fährst, der Fahrpraxis hat und von dem Du lernen kannst. Hast Du jemanden gefunden?

...........................

Ein anderer Tipp ist ein Lehrgang "Kurventraining" mit einem professionellen Trainer. Da kannst Du das Besprochene direkt umsetzen und bei Fehlern wird es gleich korrigiert.

...................

Ich wünsch Dir was.

Hab irgendwie das Gefühl, da ist viel Polemik ohne Ergebnis. Na ja, wenns Dir hilft
 
K

Kroni

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Motorradfahren lernen

Das Motorradfahren-lernen hat sich verändert, und zwar gewaltig. Früher, als alles besser war, haben die milchbärtigen Jungs mit stinkenden Töffs einen auf Rocker gemacht, geschraubt, frisiert - und sich andauernd auf die Fresse gelegt. Wer da nicht durchkam, kam nicht durch, und erbettelte sich ein 10-Gang-Fahrrad von den Alten. Der Rest kämpfte mit den Alten um die gestuften Führerscheine. Waren die Alten selbst Motorradfahrer, ging es ok, ansonsten gabs Zoff. Man kämpfte mit den Alten, man schleppte Kisten beiner Spedition für die Knete, und dann gabs mit 18 den "Lappen" und das erste richtige Moped ... Learning by doing, durch abgucken, nachmachen von und mit den Kumpels. Deswegen labern die alten Windgesichter auch noch im 21. Jahrhundert, daß ein Anfängermotorrad leicht sein müsse, damit man es nach einem Sturz wieder alleine aufheben kann. Weil früher war das so.

Heutezutage ist das alles ganz anders. Wenn man heute auf die Fresse fliegt, ist das Aufheben des Mopeds das geringste Problem. Weil der Anfänger heute auf einem Boliden sitzt, der das 2-3-fache an Leistung hat von den Dingern, mit denen Deutsche Meisterschaften gewonnen wurden, als das alte Windgesicht noch ein Milchbart war, und dauernd sein Moped aufgehoben hat. Früher fuhr man nämlich im Vergleich zu heute lächerliche Geschwindigkeiten. Heute rast man mit ehemaligem Grand-Prix-Tempo durch die Gegend auf High-Tech-Maschinen, aus denen alles aus Plastik und Elektronik ist. Früher, die gusseisernen Mopeds, die konnt man endlos hinschmeissen - heute hingegen ... handy, ADAC, Werkstatt, 1 Monatsgehalt weg. Wenn man noch telefonieren kann, und nicht vom Notarzt reanimiert werden muß.

Heute ist aber auch das Lernen anders geworden. Weil man nicht mehr als Milchbart auf dem Hinterhof anfängt, sondern wesentlich professioneller. Das ganze ist heute auch verhältnismässig gut erforscht - das Verdienst vom Hl. Bernt Spiegel ist es nicht, das alles, was er in seinem Buche von der "Oberen Hälfte" erzählt, selbst erfunden zu haben, sondern es mal für eine breite Öffentlichkeit zusammenzutragen und bekannt zu machen. Die Sache ist auf einmal sehr "sophisticated" geworden. "Aus dem Bauch raus fahren" und "Benzin im Blut" - das war mal ! Wir werden schon lange nicht mehr mit 15W40 großgezogen, sondern mit google & yahoo.

Man kann ganz anders ans Motorradfahren herangehen, als früher - und gäbe es diese ganz andere Herangehensweise nicht, ich wüsste nicht, ob ich heute noch so viel Freude am Motorradfahren gefunden hätte.
 
assindia

assindia

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Mann oh Mann

KRONI!

Erst einmal vielen Dank für Deine ausführlichen und wirklich anhand von entsprechender von Dir gelesenen Literatur hier reflektierten Erkenntnisse und Ratschläge.

Heute wie genau vor zwanzig Jahren,
wird das Moped auf zwei Räder gefahren.
Kleines Scherzle .. .(scusi)

Blickführung in Kurven war das Theme:

Also ich kann mich gut an meine erste Kurve erinnern, wo ich nicht mehr hätte bremsen können und zum Stehen hätte kommen können. Ich musste die Schräglage einnehmen um diese Kurve zu durchfahren - das war damals noch ein Schock für mich - die nächsten ungezählten Male habe ich das nicht mehr wahrgenommen.

Früher habe ich auch immer die Kurve abgetastet - Blicke hin und hergeworfen und watt weiß ich nich noch.

Heute erfasse ich die Kurve mit ruhigem Auge - fixiert sozusagen - ziehe mir meine gedachte Linie dadurch - vergleiche Radius (vollkommen von der Landschaft entkoppelt) mit der gefühlten Geschwindigkeit und gut is.

Sollte watt da auf der Ideallinie liegen - drumrum und weiter.

Achso - NochWatt: So ein wenig Talent zum fahren sollte schon vorhanden sein - so ein grundsätzliches Interesse an der Naturwissenschaft - so Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel - Sport: Tischtennis, Squash, Fahrradfahren - schadet nicht wirklich.

Immer bei der Sache sein, über den Tellerrand schauen - kurzum:
Später bremsen - tiefer rein - schneller raus.

Glück Auf - viel Spaß beim nachkochen:o - äh falscher Sender?
Holger
 
MacDubh

MacDubh

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Wie sind wir nur so alt geworden?

Bingo, Kroni, danke dafür!

Ohne das Internet und ohne diesen Beitrag hätte ich mir, wie in den vergangenen 30 Jahren, keine Gedanken gemacht und wäre einfach weiter gefahren....
jetzt vertrödel ich unmengen an Zeit vor der Kurve um zu überlegen, wie ich denn jetzt vorgehe: Watte mal, muß ich jetzt drücken? Oder bin ich schnell genug zum legen? äääh, ach, moment, den Kopf noch nach rechts. Mist, die Füße stehen auch noch immer mit den Zehenspitzen auf der Raste! Ach ja, des ghört so.....puh, das war schonmal richtig. Und jetzt? Ja stimmt, die Kurve....jetzt noch schnell auf der richtigen Seite gegen den Lenker drücken, blick zum Kurvenausgang! Ah, jetzt ja, es geht, die Fuhre fährt echt ums Eck. Wie habe ich das früher nur geschafft? :confused::confused::confused:

Jetzt mal im Ernst: Zuviele Gedanken vorher bringen gar nix, fahr einfach und seh zu daß du in deinem persönlichen Limit bleibst. Mit der Erfahrung wirds dann irgendwann einfach von alleine kommen.

Andererseits, er soll Leute geben die lernen dat nie.... :rolleyes:





Das Motorradfahren-lernen hat sich verändert, und zwar gewaltig. Früher, als alles besser war, haben die milchbärtigen Jungs mit stinkenden Töffs einen auf Rocker gemacht, geschraubt, frisiert - und sich andauernd auf die Fresse gelegt. Wer da nicht durchkam, kam nicht durch, und erbettelte sich ein 10-Gang-Fahrrad von den Alten. Der Rest kämpfte mit den Alten um die gestuften Führerscheine. Waren die Alten selbst Motorradfahrer, ging es ok, ansonsten gabs Zoff. Man kämpfte mit den Alten, man schleppte Kisten beiner Spedition für die Knete, und dann gabs mit 18 den "Lappen" und das erste richtige Moped ... Learning by doing, durch abgucken, nachmachen von und mit den Kumpels. Deswegen labern die alten Windgesichter auch noch im 21. Jahrhundert, daß ein Anfängermotorrad leicht sein müsse, damit man es nach einem Sturz wieder alleine aufheben kann. Weil früher war das so.

Heutezutage ist das alles ganz anders. Wenn man heute auf die Fresse fliegt, ist das Aufheben des Mopeds das geringste Problem. Weil der Anfänger heute auf einem Boliden sitzt, der das 2-3-fache an Leistung hat von den Dingern, mit denen Deutsche Meisterschaften gewonnen wurden, als das alte Windgesicht noch ein Milchbart war, und dauernd sein Moped aufgehoben hat. Früher fuhr man nämlich im Vergleich zu heute lächerliche Geschwindigkeiten. Heute rast man mit ehemaligem Grand-Prix-Tempo durch die Gegend auf High-Tech-Maschinen, aus denen alles aus Plastik und Elektronik ist. Früher, die gusseisernen Mopeds, die konnt man endlos hinschmeissen - heute hingegen ... handy, ADAC, Werkstatt, 1 Monatsgehalt weg. Wenn man noch telefonieren kann, und nicht vom Notarzt reanimiert werden muß.

Heute ist aber auch das Lernen anders geworden. Weil man nicht mehr als Milchbart auf dem Hinterhof anfängt, sondern wesentlich professioneller. Das ganze ist heute auch verhältnismässig gut erforscht - das Verdienst vom Hl. Bernt Spiegel ist es nicht, das alles, was er in seinem Buche von der "Oberen Hälfte" erzählt, selbst erfunden zu haben, sondern es mal für eine breite Öffentlichkeit zusammenzutragen und bekannt zu machen. Die Sache ist auf einmal sehr "sophisticated" geworden. "Aus dem Bauch raus fahren" und "Benzin im Blut" - das war mal ! Wir werden schon lange nicht mehr mit 15W40 großgezogen, sondern mit google & yahoo.

Man kann ganz anders ans Motorradfahren herangehen, als früher - und gäbe es diese ganz andere Herangehensweise nicht, ich wüsste nicht, ob ich heute noch so viel Freude am Motorradfahren gefunden hätte.
 
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Jetzt mal im Ernst: Zuviele Gedanken vorher bringen gar nix, fahr einfach und seh zu daß du in deinem persönlichen Limit bleibst. Mit der Erfahrung wirds dann irgendwann einfach von alleine kommen.

Andererseits, er soll Leute geben die lernen dat nie.... :rolleyes:
jede Sache, die man gut können möchte, bedingt neben der Praxis ein gerüttelt Maß an theoretischer Beschäftigung und Verständnis der Materie. Fahr halt ist ein komplett falscher Ansatz.

Gutes Motorradfahren findet zu 90% im Kopf statt, was nicht heisst, dass man ständig überlegt
 
MacDubh

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nicht mehr R1200GS,dafür: Ducati Multistrada 1260S, DUCATI - 750SS, Gilera RC600, Yamaha tenere 700
jede Sache, die man gut können möchte, bedingt neben der Praxis ein gerüttelt Maß an theoretischer Beschäftigung und Verständnis der Materie. Fahr halt ist ein komplett falscher Ansatz.

Gutes Motorradfahren findet zu 90% im Kopf statt, was nicht heisst, dass man ständig überlegt
alles richtig, aber die Reflexe müssen halt stimmen. Und Reflexe kommen nur durch immer wiederkehrende Übung.

Ausserdem habe ich nicht geschrieben: fahr halt, sondern:
fahr einfach und seh zu daß du in deinem persönlichen Limit bleibst!

Und das "innerhalb des Limits" finde ich gerade für Anfänger am wichtigsten.
Alles andere ergibt sich mit der Übung und Erfahrung! Und anschliessend das gelernte zu hinterfragen und durch theoretisches Wissen zu verbessern, da spricht ja nichts gegen.
 
fwgde

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Der Blick zum Kurvenausgang und die damit verbundene Angst vor dem "Unbekannten" direkt vor dem Vorderrad, kenne ich auch nach 30 Jahren Praxis noch. Mein Vorteil ist jedoch das eben diese Erfahrung mich lehrte, dass Dinge, die ich aus der Distanz nicht als Gefahr erkannt habe, in der Regel so klein sind, dass sie auch keine Gefahr darstellen.
Ich schaue zum Kurvenende. Alles was ich dabei als gefährlich Einschätze, umfahre ich wenn möglich. Alles andere ist zu klein und führt, wenn überhaupt, nur zu einem kleinen Rutscher oder versetzen der Räder.

Als ich am Mittwoch nach Feierabend noch schnell meine Rursee-Runde machen wollte, ist mir schon bei der Anfahrt aus Düsseldorf der Sonnenuntergang dazwischen gekommen. Ist halt doch erst März...
Bei der dadurch erzwungenen Nachttour, war ich erstaunt wie flüssig der Fahrstil wird, wenn man den Straßenbelag einfach gar nicht sehen kann und sich die Gedanken über dessen Zustand somit erübrigen.
Gruß
Frank
 
SALZ

SALZ

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:D Danke Frank! :D

Ich hab mich mal durch den ganzen Fred gebuddelt und stelle mir - und gleich auch Euch:p - mal folgende Fragen:

Was ist wirklich GEFÄHRLICH in der Kurve?

Welche Handlung stellt eine größere Gefahr dar, ÜBERFAHREN oder AUSWEICHEN?

Mir ist klar, dass das ein wenig vom ursprünglichen Thema abweicht, aber ich denke, wenn man sich bewusst macht, was wirklich eine Gefahr ist, trennt man sich leichter von dem Zwang, wissen zu wollen, was direkt vor dem Vorderrad liegt :rolleyes: und man schaut entspannter in die "Zukunft".

Gruß aus dem Rheinland

Sascha
 
Thema:

Blickführung in Kurven

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