Das Dreirad.

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MadGS

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R 1200 GS LC
Letzen Samstag war ich auch bei Kathi Bräu und bin eine Niken gefahren. Infos zum Ablauf gab es ja bereits genug in diesem Thread.

Mein Eindruck
* Lenker: Breit, passt mir
* Sitz: vorne ungewohnt breit (ist evtl. ein Problem für Fahrer mit kürzeren Beinen), eher flache Sitzfläche auf der man aber nicht rutscht. Anders, aber für mich ok. In der GS sitzt mal deutlich mehr "drin", auf der Niken eher "drauf.
* Sitzpostion: gefühlt deutlich niedriger als die GS, Lenker tief für eine ansonsten recht aufrechte Sitzposition. Kniewinkel für mich Ok.
* Kupplung: Kupplungspunkt erst kurz vor Kupplungshebel ganz losgelassen. Relativ kurze Schleifzone. Wir wurden bei der kurzen Probefahrt zumindest beim Anfahren keine Freunde.
* Gas: tut was es soll
* Bremsen: fühlen sich aggressiver an als bei meiner GS.
* Optik: ich finde die Optik von Vorne und der Seite echt gelungen. Von Hinten eben wie eine Tracer. Das ganze ist sehr eigenständig und daran scheiden sich dann halt die Geister. Für mich sieht das Gefährt aus wie ein Stier mit gesenktem Kopf; fehlen statt Rückspiegel nur noch ein Paar Hörner.
*Wetterschutz: Man hat ordentlich Fahrtwind an Brust und Helm. Angenehm für den der es mag und vorallem ohne Verwirbelungen (dadurch keine schlagenden Geräusche am Helm). Wo Luft hin kommt, kommt auch Wasser hin. Das bleib am Samstag zum Glück aus.

Fahrgefühl:
Yamaha bewirbt das Lenkverhalten mit einem Vergleich zum Carving mit Skien. Das Gefühl wollte sich bei mir mal so gar nicht einstellen, da ich den Krafteinsatz am Lenker (also Lenkimpuls) recht hoch fand. Bei anderen Motorräder denkt man Kurve und es fährt Kurve. Bei der Niken musste sehr bewusst die Kurve am Lenker einleiten. Was dann aber passiert ist schon beeindruckend: Das Ding zieht sehr konstant und souverän seine Kreisbahn, auch heftigere Korrekturen völlig unaufgeregt. Insgesamt fühlt das sich für mich aber eher nach meinen 90er Jahren 2,10 Meter, stark taillierten Riesenslamonskiern (präzise, von nichts zu beeindrucken und mit Druck wenig) an, als noch einem kurzem Carver.

Durch die zwei Vorderäder hat die Vorderradkonstruktion mehr Möglichkeiten Bodenunebenheiten vom restlichen Fahrzeug zu entkoppeln. Wie bei jeder Telegabel wirk die Gabel zwischen Rad und Lenkkopf. Zusätzlich kann bei der Niken eine Unebenheit auch zwischen den zwei Rädern ausgeglichen werden. Solange nicht beide Räder gleichzeitig auf eine gleichartige Unebenheit stoßen schluckt die Niken fast alles Weg. Schlaglöcher, Spurrillen (da läuft die GS ja sehr gern hinterher), ... sieht man, spürt man aber nicht.
Das kann einem aber ein bisschen Angst machen, wenn das optische nicht zum physischen Erleben passt. Vielleicht ählich dem Vorwurf den Kontakt zu Straße zu verlieren, den es bei den frühen Telelever-Systemen gab. Der Guide hatte aufgfordert mal duch die Rinnen zu fahren, die zwischen Landstraße und Hofeinfahren drei Pflastersteine breit oft zu finden waren. Auch da merkt man weder die Rinne noch Pflastersteine.

Beim Bremsen und Langsamfahren fühlt die Niken sich extrem stabil und kontrolliert an; Man darf nur am ende nicht vergessen, dass man schon irgendwann die Füße auf den Boden stellen sollte bevor man umfällt; ist ja kein Quad.

Man darf auch nicht vergessen, dass wenn man eine Linkskurve vor sich hat und man gerne weit rechts Anfährt bei der Niken das rechte Vorderrad schon durchs Bankett rollt ... .

Mein Fazit:
Eigenständige Optik. Teils für mich noch nicht vor erlebte Fahreigenschaften. Beeindruckend, haben mir aber nicht immer gefallen. Ich glaube, dass man mit der Vorderradkonstruktion mehr Traktion beim Bremsen und Kurvenfahren hat als mit einem Einspurer, Das hilft insbesondere in Situationen, die man so nicht rechtzeitig hat kommen sehen (Schlagloch, Bitumen, Split, ...). Meine Befürchtung ist, dass ich verinnerliche und dann den Gewinn durch regelmäßige Ausnutzung der neuen Möglichkeiten wieder zu nicht mache.

Die Niken ist ein beeindruckendes Stück Technik. Wenn ich Motorräder sammeln würde, würde ich eine Bestellen. Sie ist in gewissermaßen ein Meilentstein. Ob es an dem Meileneinstein weiter geht oder dort der Weg endet wird man abwarten müssen.
Auch erfüllt die Niken nicht meine derzeitigen Anforderungen an ein Zweirad, das wusste ich auch schon vor der Probefahrt.

Ich glaube, dass im sportlichen Bereich ein Dreirad keine Akzeptanz finden wird; nicht weil es nicht taugt, sondern weil es ein Dreirad ist. Für Offrad ist das ganze einfach viel zu schwer.

Ich sehe eher eine Zukunft in der Region Großrollen bis Reiseschiff. Vielleicht ein Goldwing mit zwei Rädern vorne inkl. dynamischer Schräglagensteuerung. So fallen Dinger beim lansamfahren, stehenbleiben oder rangieren nicht mehr um. Oder sie stehen dann slber wieder auf ;-)
Und wer hat sich in den Alpen nicht schon mal am Helm gegratzt, wenn so ein Schiff mal locker flockig am Pass eine ganze Reihe Supersportler hinter sich lässt.

Wird es eine 4-rädrige "Niken" geben?
Im Rollerbereich gibt es sowas in Serie schon.
Bei einem Bereich Motorrad wird glaube ich die Akzepts noch schwieriger als mit 3 Rädern.
Wäre trotzdem sich eine interessante Fahrzeugart.

Warum hat man bei der Niken nicht gleich vier gemacht?
Zum einen aus Kostengründen. Das Heck der Niken besteht aus Teilen von anderen Yamaha Fahrzeugen. Höherer Stückzahl, niedriger Entwiclungsaufwand, weniger Kosten. Zum Anderen denke ich aus Gewichtsgründen.
Vor allem aber, weil am Hinterrad andere Bedingungen herrschen:
* das Hinterrad ist deutlich breiter und hat damit eine größere Aufstandsfläche als ein einzelnen Vorderrad und damit mehr Grip. Dafür muss es aber auch die Motorleistung auf die Straße bringen.
* zwei Dicke Hinterräder bauen in Neigetechnik sehr breit.
* ein Rutscher am Hinterrad ist deutlich einfach zu beherrschen als am Vorderrad. Zumindest für mich ;-)
 
Larsi

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So weit würde ich nicht gehen.
Für mich ist ein Piaggio MP3 auch (nur) ein Roller.
Erfüllt der nicht gerade die Breite (Spurweite), dsas man ihm mit dem PKW-Führerschein fahren kann? :)
...
Vom MP3 gibt es beide Versionen.

Der Abstand der Vorderräder wurde so gewählt, dass der MP3 mit geringen Modifikationen als einspuriges Kraftfahrzeug oder als mehrspuriges Kraftfahrzeug angemeldet werden kann. Werksseitig gab es ab 2006 die Varianten RL als Motorroller (125 RL, 250 RL und 400 RL) sowie die Variante LT (LT 250, LT 400 und LT 300 YOURBAN) als mehrspuriges Kraftfahrzeug ab 2009. Die LT-Version hat zusätzlich zu den Bremsgriffen ein Bremspedal, mit dem sich alle Räder bremsen lassen, anders angebrachte vordere Blinker und ein anderes vorderes Standlicht, um den gesetzlichen Bestimmungen für mehrspurige Kraftfahrzeuge zu genügen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Piaggio_MP3
 
Ralsch

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Vorher R1200GS, aktuell BMW S1000RR, Kawa Z1000SX, KTM 690 SM
Und es gab sie doch mit 4 Rädern.
Zumindest als Konzept "Tesseract" 2007 auf der Tokyo Motor Show.
Für meinen Geschmack einfach - zu viel. Zu viel von Allem.
Auch wenn das eine geniale Fahrmaschine ist sieht's wirklich mehr nach Comic denn nach Fahrzeug aus dass ich mein Eigen nennen möchte.
Ich denke das wird auch das Haupthandycap der Niken werden. Viele wollen so'n "Ding" (nein, ist für mich immer noch kein Motorrad) gerne mal fahren, mich eingeschlossen, aber kaufen? Never-ever.
Ich hätte immer Angst dass mich das Ding in einer dunklen Ecke einfach verschluckt und dann 1.000km weiter irgendwo in den Straßengraben k...t.
Mir ist persönlich die LC schon viel zu krickel-krackel Design, aber der/die/das Tesseract toppt das natürlich noch einmal um Welten.
Oder ist das ein Transformer nach der Verwandlung? Dann könnte es ja in der zurücktransformierten Version ganz schick sein!? :confused::cool:
Etwa so?


Bis dann,

Ralf
 
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Meine Skepsis wurde jetzt durch den Top-Test in der Motorrad bestätigt.
Besonders unter dem Gesichtspunkt der beworbenen höheren Sicherheit beim fahren, besonders auch bei Nässe.
Durch die sehr ungleiche Radlastverteilung bremst die Niken im trockenen mit einer zum
Vergleich gefahrenen KTM 790 schon wegen einen viel zu leichten Heck und deswegen abhebenden Hinterrad
schlechter und verliert schon im Trockenen 2 Meter Bremsweg auf die KTM.
Was mich viel mehr enttäuscht sind fast 10 Meter mehr aus 100 km/h bei Nässe und 6,5 Meter mehr auf
schlechtem Untergrund, wobei sie da dann sogar durch einseitig ungleich regelnde Vorderräder Unruhe ins
Fahrwerk bringt. Dann noch eine viel zu früh einsetzende Traktionskontrolle, und wenn man die aussachltet
hat man wiederum mit dem leichten Heck zu kämpfen, welches dann beim harten angasen gern mal auskeilt.
Yamaha hat noch nicht einmal den Mut gehabt zum Vergleich eine normale MT 09 bereit zu stellen.


Wie ich mir gedacht habe hat Yamaha da in meinen Augen mal wieder tausende von Ingenieur-stunden in den Sand
gesetzt. Alles was Sie an besser können soll kann ein gut abgestimmtes 2-Rad Motorrad der Mitwerber besser.
Ein Renner wird es nicht, denke ich mal.
Aber ich könnte mir gut vorstellen das es ein seltenes Sammlerobjekt wird.
 
OSM62

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Bremsen hat auch beim Motorrad wenig mit dem Gewicht, sondern mit Radlastverteilung und Schwerpunktlage zu tun.
Und da ist die Niken einfach schlecht.
Nochmal ein Vergleich von Testwerten von Motorrad.
Yamaha Niken in der aktuellen Motorrad aus 100 km/h trocken zum Stillstand gebremst: 43,4 Meter
Eine K 1600 GT macht bei der gleichen Übung mit 345 kg Masse: 38,2 Meter
Das sind mal eben 5,2 Meter die z. B. meine K 1600 GT auf die Niken gut macht.
Möchte gar nicht wissen welche Geschwindigkeit die Niken noch drauf hat wenn die BMW schon steht.
Test der K 1600 GT habe ich hier gefunden:
https://www.motorradonline.de/test/thronfolge-bmw-k-16001300-gt.363564.html
 
OSM62

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Ich schon: So knapp 35 km/h, wenn ich mich nicht verrechnet habe....

Gruß Thomas
Uuii,
Mit hat vor Jahren mal ein Polizist mit seinem Privatwagen die Vorfahrt genommen.
Bin mit meiner damaligen K 100 RS 4v mit knapp 30 km/h "eingeschlagen".
Ein Gratisflug über das Auto, Gabel verbogen, Rahmen gebrochen, 15000 DM
(Neupreis der BMW damals 26500 DM) Schaden, Verdacht auf Kahnbeinbruch
in beiden Händen.
 
D

der_brauni

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Ja, daran sieht man ganz deutlich, was gute Bremsen haben, und auch gut bremsen können, gerade bei einem Motorrad ausmachen.

Gruß Thomas
 
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