Der Alleinunfall – eine philosophische Betrachtungsweise

Diskutiere Der Alleinunfall – eine philosophische Betrachtungsweise im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; Bei einem Fahrsicherheitstraining wurde mir gesagt, dass es zwei Gruppen von Mopisten gäbe: 1. Die einen Unfall gehabt haben 2. Die den Unfall...
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Sealiner

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Bei einem Fahrsicherheitstraining wurde mir gesagt, dass es zwei Gruppen von Mopisten gäbe:


1. Die einen Unfall gehabt haben
2. Die den Unfall noch vor sich haben


Gemeint ist hier der so genannte Alleinunfall. Also der ohne jegliche Fremdbeteiligung.


Dieser Betrachtungsweise vermag ich mich jedoch nicht anschließen. Beruflich bedingt ist für mich ein Unfall nie ein unabwendbares, plötzlich eintretendes Schadenszenario, sondern eine Verkettung von Umständen, die der Fahrer selbst zu verantworten hat. Folglich hat der Fahrer es selsbt in der Hand, wie lange er oben bleibt und wann er sich abwerfen lässt.


Jetzt hört man immer wieder – wenn man den Autoren der Geschichten glauben mag – von dem einen Gullideckel, dem 10 cm Rutschbitumenfleck, der Schüppe Sand, dem Ölfleck, (beliebig fortsetzbar)… und stellt sich selbst folgende Fragen:


Habe ich bisher immer nur Glück gehabt? Warum hat es mich bisher nicht erwischt? Bin ich derjenige, der genau diese Stelle noch nicht/nie überfahren hat? Wie viele dieser Gefahrenstellen soll es auf unseren Strassen geben? 10? 100? Tausende? Warum passiert nicht jede Sekunde ein Unfall?

Mein Nachbar brachte es letzt auf den Punkt. Um beim Stammtisch nicht als Oberdepp da zu stehen, erzählt er die Geschichte vom Ölleck, der mit Laub abgedeckt war und auf dem noch der Streusplitt lag. In Wirklichkeit sei er zu schnell in die Kurve, bekam Angst, trat in den Anker, das Moped richtete sich auf und schon war er außerhalb des Fairway. Das brachte meine Gehirnwindungen in Aktion.

Geht man davon aus, dass die meisten Stürze in den Kurven geschehen und weiterhin der Sturz i.d.R. durch Wegrutschen verursacht wird, muss man doch zwingend davon ausgehen, dass der Mopetist die Zügel zu sehr locker gelassen hat und vielleicht einen Ticken zu schnell unterwegs war, und/oder in der daraus entstandenen Gefahrensituation falsch reagiert hat? Oder in anderen Worten; warum haben die zwei Dutzend anderen Fahrer, die die Kurve vorher geschafft haben, keinen Sturz gehabt?

Wenn ich mir diese Weisheit zugrunde lege, stets sorgsam und vorsichtig fahre, dann müsste doch ein Sturz – zumindest der klassische Kurvenabflieger – vermeidbar sein. Oder?
 
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moto

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stets sorgsam und vorsichtig fahre, dann müsste doch ein Sturz – zumindest der klassische Kurvenabflieger – vermeidbar sein. Oder?
Wenn das nur den 'Alleinunfall' betrifft, man der vorausliegenden Fahrbahn ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, sich in den Grundzügen an das in der Fahrschule Erlernte erinert bzw. sich daran hält und wenn man zu 100% leistungsfähig ist, dann ist das alles halb so schlimm und man sollte eigentlich unbeschädigt durchkommen.
 
Zörnie

Zörnie

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Ist am Rhein die Zeit wieder etwas lang heute? ;)

Grüße
Steffen
 
michel110

michel110

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ehemals ...R 100 GS Bauj. 1994 ! jetzt ... R 1200 GSA TÜ :-)
ja klar ... und am allerwenigsten passeiren Motorradunfälle wenn man das Motorrad in der geheizten Garage stehen lässt.

Also mich hat es u.a. beim Anfahren an einer Linksabbiegerampel und regennasser Fahrbahn gerissen .. ich hatte sage und schreibe gefühlte 12,25 km/h drauf und die Karre ist unter mir weg gegagen wie auf Glatteis .. nichts passiert nur sehr peinlich .. aber hier behaupten zu wollen, wer stürzt war zu schnell, ist -glaube ich ein bisserl kurz gesprungen ...

Grüße
 
Q-otti

Q-otti

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Auweia, das gibt Ärger hier im Forum:D!
Prinzipiell bin ich aber auch der Meinung: wenn sich JEDER an die StvO hält, kann es gar keinen Unfall geben, es sei denn, dir rennt wirklich unvermittelt ein Tier vor die Karre. Auf der Landstraße ist bei höchstens 100km/h Schluss, oft noch weniger, beispielsweise bei Kurven. Ich muss meine Geschwindigkeit immer so wählen, dass ich rechtzeitig vor einer Gefahrenstelle anhalten oder ausweichen kann. Und schon bist du auf der sicheren Seite - macht aber keinen Spaß:D!

So Leute, weiter geht´s...;)
 
A

ArmerIrrer

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hat man nicht erst letztens nen "Troll-Fütterungs-Fred" aufgemacht?? Wieso noch einer? Kann das mal ein Mod zusammen führen... :D:D:D
 
Zörnie

Zörnie

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Gottseidank hält sich aber nicht jeder an die StVO, denn erstens würde dann das Fahren, erst Recht mit dem Zweirad, bedeutend weniger Spaß machen, und zweitens würde sich auf den Straßen wahrscheinlich gar nichts mehr rühren.

Unfälle wären nicht mal zu 100% vermeidbar, wenn sich alle wie Maschinen oder Roboter verhalten würden. Und da es sich bei den meisten Verkehrsteilnehmern um Menschen handelt, ist die Quote eben wie sie ist.

Grüße
Steffen
 
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Summerhillxy

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Tja, das ist eine interessante Fragestellung...
Ich bin seit geschätzten 100.000 Kilometern unfallfrei (Motorrad) unterwegs. Ich nehme da jetzt mal den "Fast-Umfaller" an der Ampel (gestern) und den beinahe Crash (vor 10 Jahren) durch eigene Blödheit raus. Ich fahre immer äußerst defensiv und so schnell, dass ich glaube, noch rechtzeitig bremsen zu können, gehe auch lieber mal umsonst in die Eisen, wenn ich nicht sicher bin, ob ich gesehen werde. Und offen gestanden trage ich eine Warnweste und fühle mich auf Dorfstrassen generell sicherer als auf Bundesstrassen.

Aber eine Garantie ist dies alles nicht - ich kann aber ganz viel dafür tun, nicht zu verunglücken - und der Rest ist Karma!

Grüße

Marcus
 
veloraptor

veloraptor

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Wenn ich mir diese Weisheit zugrunde lege, stets sorgsam und vorsichtig fahre, dann müsste doch ein Sturz – zumindest der klassische Kurvenabflieger – vermeidbar sein. Oder?[/SIZE][/FONT]
Philosphie versus Physis.

da nützt keine Weisheit, wenn der Mensch physisch nicht in der Lage ist, den Ölfleck, den Stein, den Sand an der Stelle im rechten Augenblick wahrzunehmen, der zum Sturz führte.
Weil der Blick am Kurvenende weilt,
weil der Blick grad auf dem Tacho, im Cockpit,
weil der Mensch eben nichts gleichzeitig, immer nur sequenziell machen kann.
Wir haben keinen QuadCore im Hirn, der parallel mitfährt/schaut/denkt/lenkt.

Also wird es jeden erwischen, wenn die entsprechenden Parameter zusammen kommen.

und....da kannst Du sorgsam sein wie Du willst, außer Du läßt es und in der Garage.

/peter.
 
S

Sealiner

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Tja, das ist eine interessante Fragestellung...
Ich bin seit geschätzten 100.000 Kilometern unfallfrei (Motorrad) unterwegs. Ich nehme da jetzt mal den "Fast-Umfaller" an der Ampel (gestern) und den beinahe Crash (vor 10 Jahren) durch eigene Blödheit raus. Ich fahre immer äußerst defensiv und so schnell, dass ich glaube, noch rechtzeitig bremsen zu können, gehe auch lieber mal umsonst in die Eisen, wenn ich nicht sicher bin, ob ich gesehen werde. Und offen gestanden trage ich eine Warnweste und fühle mich auf Dorfstrassen generell sicherer als auf Bundesstrassen.

Aber eine Garantie ist dies alles nicht - ich kann aber ganz viel dafür tun, nicht zu verunglücken - und der Rest ist Karma!

Grüße

Marcus
Hört sich gut an. Das kommt meinem Ansatz sehr nahe.
 
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matze.x

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Hi,

ich stimme deinen Thesen fast vollständig zu, mit der Erweiterung, dass man als Motorradfahrer sehr viel dafür und natürlich auch dagegen tun kann sein persönliches Risiko zu verunglücken zu minimieren (sowohl allein als auch fremdverschuldet).

Und mit der Einschränkung, dass für mich durchaus Situationen denkbar sind, in denen ein Alleinunfall unvermeidbar ist. Das geht vom technischen Defekt bis zum "vorsichtigen" Kurvenfahren wo dann wirklich mal eine rutschige Fläche plötzlich auftaucht bzw. nicht erkennbar ist. Allerdings sollte dieser Prozentsatz verschwindend gering sein.
Zudem kann jeder mal seinen Gedanken nachhängen und somit nicht die nötige Aufmerksamkeit an den Tag legen.

Gruß

matze
 
IamI

IamI

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K51 (2015); K14 (2002); K25 (2005); K48 (2019) - und zwei Vespas (1961)
Ser's,

Möppifahren ist gefährlicher als Couchliegen

und

Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

Aber:

Durch dauernde Aufmerksamkeit, Vorsicht und Umsicht kann ich die Gefahr minimieren.
Man kann Trainigs absolvieren um im gefährlichen Situationen richtig reagieren zu lernen.
Vielfahrer haben oft mehr Übung und auch Erfahrung potentielle Gefahren frühzeitig zu erkennen.

Im Verkehrgetümmel kann man durch "scanning" des Verhaltens der anderen Verkehrsteilnehmer einige (vorhersehbare) Fehler und Verhaltensweisen erahnen und schon vorab "ausbessern".

Eine gesunde Hochachtung, ja sogar Respekt vor dem Objekt "Motorrad" und seine Eigenheiten (zB fällt leicht um, weil zur zwei Aufstandspunkte) verringert das Unfallrisiko.

Aber andererseits:
Keiner von uns ist immer hunderprozentig aufmerksam, immer nur vernünftig (das macht ja sogar den Reiz aus), und manche Dinge sind im Vorhinein nicht erkennbar (zB das schon erwähnte Wild, das unmittelbar vor das Vorderrad spring).

Es reicht schon, die Folgen des Hoppalas zu verkleinern, indem man sich gut kleidet, und vielleicht einmal das Tempo rausnimmt, auch wenn die "Freunde" höhnisch grinsen "Kurvenparker".

In diesem Sinne:
Trotzdem am Moppedfahren Freude haben, vorsichtig sein und auch einmal Demut haben vor den Dingen die wir nicht beeinflussen können (zB techn. Defekt).

Grüße
Wolfgang
 
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oliw70

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Prinzipiell bin ich aber auch der Meinung: wenn sich JEDER an die StvO hält, kann es gar keinen Unfall geben
Hier glaube ich, einen klassischen Denkfehler gefunden zu haben, eine 80er-Beschränkung heißt noch lange nicht, dass jede Kurve in jedem Fall die 80 km/h auch verträgt - und schwupps, schon liegt der Mopist im Graben ... (zumindest bei uns in den Bergen ist es so :D) - im Flachen mag das ja dann doch ab und zu glimpflich ausgehen ... ;)
 
beiker

beiker

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Nach solch sinnlosen Diskussionen hab ich nach meinem "Umfaller" am Hahntennjoch aus versehen gegoogelt:cool:

Hahntennjoch = Extem glatt
In Kombination mit Nässe......zu glatt für defensive Fahrweise:D

Extrem defensive Fahrweise müsste wahrscheinlich klappen:D

Mal kurz die Aussagen zusammen fassen:
Allen denen das Vorderrad weggerutscht ist vertraten die Ansicht: "Zu Glatt"
Hatten sich ja auch gelegt:cool:

Alle die einen Rutscher mit dem Hinterrad hatten vertraten die Ansicht: "Beherrschbar"

Wie objektiv sind jetzt diese Meinungen:confused::cool:

Ich hab da auf jeden Fall meine eigene Meinung zu:D

Gruß
Berthold
 
blntaucher

blntaucher

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Coole These!

Das bedeutet doch, dass, wenn ich zur ersten Kategorie zähle, ich nun die Sau rauslassen kann, oder kann man gleichzeitg beiden Lagern angehören?
:D:D:D

Spaß beiseite:
Sieh mal einen der letzten Beiträge vom Qpiloten an. Gegen seinen Alleinunfall hätte niemand von uns - selbst kein Profi - etwas machen können. Er fuhr sich etwas in einer Kurve in den Reifen ein und in der nächsten kommt`s zum plötzlichen Druckverlust und weg war er.

Ich glaube auch, dass das mit den Erzählungen (Erfindungen) zu Unfallhergängen stark charakterabhängig ist. Jemand mit genügend Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hat sicher weniger ein Problem damit eigene Fahrfehler zuzugeben.

Gruß
Tobias
 
Torfschiffer

Torfschiffer

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"Wer keinen Fehler macht, werfe den ersten Stein!"

Moin,

mein Unfall am 02.07.2011 - dänische Autobahn - Geschwindingkeit ca. 105 - 110 km - leichter Regen, Gischt, schlechte Sicht - rechte Spur - ich laufe auf ein langsames Fahrzeug (PKW mit Anhänger oder kl. LKW) auf und möchte die Spur wechseln - leicht in Schräglage - gaaaaanz wenig Beschleunigung - und bevor ich wusste was los war, lag ich auf dem Bart - mir hat´s schlagartig das Hinterrad "weggerissen"!

Mir ist zum Glück ausser Prellungen nix passiert (gute Rukka-Klamotten und Regenpelle drüber). :)

Beim betrachten des Moppeds fiel mir auf, dass das ganze Mopped mit Bitumen über und über besprenkelt war. Auf den Reifen teilweise richtig dicke Placken. :mad:

Und wenn du mir jetzt sagst, dass man das hätte erkennen und den Unfall vermeiden hätte können, dann behaupte ich jetzt einfach mal, dass du lügst! :eek:

....aber vielleicht kann ich das ja auch mit nur ~200.000 km Motorraderfahrung in 12 Jahren nicht beurteilen....:rolleyes:

Also, natürlich hilft aufpassen, vorausschauen und für andere mitdenken - aber sichersein,dass kein "Alleinunfall" passiert, kann man sich nie! (Meine Meinung!)
 
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Summerhillxy

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Moin,

mein Unfall am 02.07.2011 - dänische Autobahn - Geschwindingkeit ca. 105 - 110 km - leichter Regen, Gischt, schlechte Sicht -
Warum fährst du bei schlechter Sicht 100?
Auch wenn es den Unfall vielleicht nicht verhindert hätte...

Marcus
 
Torfschiffer

Torfschiffer

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Warum fährst du bei schlechter Sicht 100?
Auch wenn es den Unfall vielleicht nicht verhindert hätte...

Marcus
Hej Marcus,

wieso wusste ich, dass in diesem Forum sofort der Zeigefinger kommt?:)

Gegenfrage, wie schnell fährst du bei Nieselregen (und entsprechender Sichtbehinderung durch Gischt) auf einer schnurgraden Autobahn? Ehrliche Anwort erlabt! ;)
Unsere Geschwindigkeit war das Tempo, um auf der rechten Spur mitzuschwimmen - links wurde schneller gefahren - und um nicht permanent überholt zu werden

Meine Freundin fuhr hinter mir und ist nicht gestürzt - genau wie alle Moppeds, die in der nächsten Stunde da vorbei fuhren. Sie hatten eben das Glück, nicht auf dem Bitumenfleck (der bei nunmal leider unsichtbar war) zum Überholen anzusetzen.
 
Thema:

Der Alleinunfall – eine philosophische Betrachtungsweise

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