Herbrenngeschichten?

Diskutiere Herbrenngeschichten? im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; "Im Kriege verhält sich Geist zu Materie wie 3:1." Bonaparte
MacDubh

MacDubh

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nicht mehr R1200GS,dafür: Ducati Multistrada 1260S, DUCATI - 750SS, Gilera RC600, Yamaha tenere 700
Natürlich bin ich auch schon hergebrannt worden....

Ich fuhr die Strecke von Schwelm nach Rade, als ich im Spiegel einen Scheinwerfer sah. Jo, dache ich, der ist aber zügig unterwegs!
Ich gab Gas, er blieb dran. Ich gab noch mehr Gas, er drängelte immer noch.
wow, der ist wirklich zügig unterwegs....
Ich winkte ihn vorbei und da schoß, mit einem infernalischem Dröhnen, eine RSV Mille an mir vorbei.
Ich versuchte ihm zu folgen, aber nicht lange. Das sah so geschmeidig aus, locker, völlig relaxed fuhr dieser Knilch mir im Hanging-Off-Stil einfach weg. Da wackelte nix, das sah dermaßen souverän aus, wahnsinn! Und fantastisch anzusehen!

Hut ab...


Oder dieser Pimpf mit Papas Audi S4, von Engelskirchen nach Lindlar. Ich blieb zwar immer in Sichtweite, aber diese Kurvengeschwindigkeiten waren einfach nicht drin. Aargh, und das von einer Dose! :mad:

Ja, ich bin auch schon einige Male hergebrannt worden. Aber ich habe es eingesehen und meine Grenzen sowie die meiner Moppeds in solchen Fällen nicht überschritten. Und genau das macht für mich den Unterschied.


Man muß auch jönne künne.... säht der Kölner.....;)
 
S

Schlonz

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mit einem Auto kann man generell immer höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren als mit dem Motorrad. Dass es andersrum sei, hält sich hartnäckig und liegt wohl eher daran, dass man mehr zügige Moppeds als Autos sieht.

Die beste Hergebranntwordengeschichte finde ich immer wieder diese:

"Hergebrannt von einer "Q"

Lorch/Rhein 17.08.00 - 17:00 Uhr Ortszeit:

Aufgrund defekter SPS und geilem Moppedwetter hält es den Verfasser dieser Zeilen nicht auf dem heimeligen Sofa. Streetsurfen mit 600er Monster ist immer noch besser als gar nicht fahren! Kurz entschlossen wird sich in die Kampfmontur gezwängt, das Visier vom letzten Mückendreck gereinigt!


Geplant sind ein paar "gemütliche" Runden über die Hausstrecke - dem legendären "Tal". An der Tanke wird kurz der Luftdruck überprüft, und ein bisschen Drückelchen abgelassen, man weiss ja nie was so alles passiert. Nachdem der Tank gefüllt ist, kann es losgehen. Die ersten Kehren gehen gut, die Monster prahlt zwar nicht mit übermäßig Leistung, aber man will ja eigentlich ein bisschen "Blumenpflücken"

Mainz 17.08.00 16:30 Uhr Ortszeit

Ein dem Verfasser bis dato unbekannter Q-Treiber macht sich ohne böse Absichten bereit, von Mainz aus, seine abendliche Runde "Mopped" zu drehen. Er plant eine flüssig zu fahrende Strecke, die ihn über Wiesbaden, Bad Schwalbach in das Wispertal führen wird. Noch ahnt niemand die im "Tal" lauernde Tragödie.

Lorch/Rhein, 17.08.00 - 17:30 Ortszeit:

Der Verfasser dieser Zeilen hat sich locker eingewedelt, und wie zur Selbstbestätigung zieht man ein paar Metallstriche auf den Asphalt, hie und da streift das Knie sanft über das Teergemisch. Langsam und stetig wird die Performance erhöht.

Mainz/Bad Schwalbach 17.08.00 17:30 Ortszeit:

Der unbekannte Q-Treiber verläßt gutgelaunt die Bundesstraße Richtung Bad Schwalbach, setzt den Blinker links, und befährt beschwingt die Querspange die ihn zum hinteren Ende des "Tales" führen wird. Kurzfristig plant er, das "Tal" nicht in Richtung Lorch zu befahren, sondern sich den Spaß zu gönnen, der Wisper auf verwinkelter Straße in Richtung Bad Schwalbach zu folgen.

Lorch/Rhein, 17.08.00 - 17:45 Uhr Orstzeit:

Der Verfasser fliegt auf der letzten Rille durch die rechts-links Kombination, um an der Abfahrt
"Dörscheid" die Monster zu drehen und den Heimweg einzuschlagen. Die Monster reißt mit Auspuff und Rasten den Asphalt auf, die Knieschleifer werden malträtiert - kurz: Man bewegt sich auf der allerletzten Rille!

Mainz/Lorch, 17.08.00 - 17:43 Orstzeit:

Der Kuhtreiber erreicht die Abfahrt "Dörscheid" und sieht einen "Gestörten" aus der Kurvenkombination geflogen kommen, und den Blinker setzen.

Mainz/Lorch, 17.08.00 - 17:48 Orstzeit:

Durch leichtes Kopfnicken begrüßen sich die beiden Motorradfahrer. Ein leichtes Blitzen in den Augen des Q-Treibers, läßt den Verfasser zu einem, für ihn verhängnisvollen Schluß kommen: "Der will´s wissen!" Innerhalb weniger Sekundenbruchteilen wird abgewogen: 600ccm gegen 1100ccm, Monsterfahrwerk gegen Telelever - PLUS geniale Ortskenntnisse !!! DAS könnte klappen. Erst jetzt sieht der Verfasser, daß der Q-Treiber nicht unbedingt zur Gilde der Warmduscher zu zählen ist - angeschliffene Pads senden ein erstes Warnsignal aus. Diese werden tunlichst mißachtet, und sich abwartend hinter dem Q-Treiber eingereiht. Sicherlich, die eingeschlagene Richtung ist arges Winkelwerk, aber eine BMW ? PAH!!

Lorch/Mainz 17.08.00 - 17:50 Ortszeit:

Um es gleich vorwegzunehmen: Was jetzt folgt ist eine Trainerstunde für den Verfasser dieser Zeilen. Die ersten Meter werden leicht wedelnd unter die Räder genommen.
Eine langgezogene Links bietet sich monstermäßig für den finalen "Abschuß" an. Also kurz den Abstand etwas vergrößert, Anlauf nehmen, und (geplant) mit vollem Speed dem Q-Treiber außen den Garaus gemacht!
Doch was ist das?? Die Q samt Treiber scheint Flügel zu bekommen, und was noch viel schlimmer ist, der Fahrer verlagert sein Gewicht leicht auf die kurveninnere Raste, der ***** bewegt sich ebenfalls in Richtung Kurve.
Sollte der etwa ?!?! NIEMALS das kann nicht sein!!

Bedingt durch den Anlauf gelingt es die Monster am Hinterrad der Q zu halten. Der Q-Treiber beherrscht sein Handwerk. Fast zeitgleich mit den Zylindern schleifen seine Kniepads über den Asphalt und funken die Schräglage in dessen Hirn. Ein perfektes Zusammenspiel!

So langsam ahnt der Verfasser, daß es hier was auf die Locken gibt - hier ist nicht einer der Klapphelm bewährten Opas am Werk - hier sitzt ein Könner am beheizten Gasgriff - ******** - wo doch das Fernsehprogramm eigentlich gar nicht so schlecht gewesen wäre.

Die Perforation im Lederkombi stellt als erstes den Dienst ein, der sich bildende Schweißfilm auf der Stirn, läßt den Vollvisierhelm ins Gesicht rutschen. Die Augen sind weit aufgerissen und der Mund formt unhörbare Worte!
Der Q-Treiber kennt jedoch kein Mitleid. Mit traumwandlerischer Sicherheit werden die engen Kehren
genommen, während der Verfasser die Monster melken muß. Jeder Zentimeter Gaszug werden genutzt, um das letzte aus dem Motor zu holen, das HangOff wird extremer, um ein frühzeitiges Aufsetzen der Teile zu verhindern.
ALL DAS NUTZT nix - der Abstand zur Q wird größer und größer. Die einzige Hoffnung, daß ein
spazierenfahrendes Auto den Vortrieb der Q bremsen könnte, erweist sich als Trugschluß. Kein Auto, kein Mitleid - die Demontage hat begonnen.

Erste Tränen der Enttäuschung in den Augen des Verfassers trüben den klaren Blick auf die Straße. In den Mundwinkeln bilden sich die ersten Schaumflocken, und die Augen zeigen eine deutliche Rötung. Süßlicher Geschmack ist der Beweis dafür, daß der Verfasser sich, Gift und Galle spuckend, die Unterlippe blutig gebissen hat.

Der Q-Treiber beherrscht auch das Spiel mit dem Ego perfekt. Was bisher ein fairer Kampf gewesen war, wird nun zum persönlichen Einzelschicksal zelebriert. Rote Rücklichter verkünden, daß der Q-Treiber seine Bremse betätigt, um den Verfasser auflaufen zu lassen. Am Helm ist zu erkennen, daß der Fahrer kurz in den Rückspiegel schaut. Ohne jede weitere Regung hebt er kurz die rechte Hand, winkt gönnerhaft, und verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Winkelwerk !!

Mainz, 17.08.00 - 18:30 Ortszeit:

Der Kuhtreiber ist wieder zu Hause. Auf die Frage seiner Frau, ob er sich nach der Fahrt duschen möchte, antwortet er: "Nö laß mal Liebling, ich bin ja nur spazieren gefahren - bin nicht verschwitzt!"

Lorch/Rhein 17.08.00 irgendwo im Tal 18:10 Ortszeit:

Der Verfasser dieser Zeilen steht noch immer fassungslos neben seiner Monster. Die Reifen sind blau angelaufen, an den Flanken haben sich Knubbel gebildet. Nachdem drei Zigaretten in den zittrigen Händen keinen Halt gefunden haben, kann die vierte Zigarette endlich halbwegs normal zwischen die Lippen geführt werden. Verstohlen wird kontrolliert, ob auch niemand den ganzen Vorgang beobachtet hat.

Lorch/Rhein 17.08.00 irgendwo im Tal 19:30 Ortszeit:

Die mittlerweile unruhig gewordene Ehefrau des Verfassers hat sich mit dem Auto auf die Suche gemacht. Sie findet ihren Mann, auf der Leitplanke sitzend, mit stierem, leeren Blick die Monster anstarrend, völlig depressiv vor. Weiße Ränder von den Augen in Richtung Backe verlaufend, sprechen eine deutliche Sprache - der Mann hat geweint. Auf der Erde, zwischen den Füßen liegen eine zerknüllte Zigarettenschachtel und 10 halbfertig gerauchte Kippen. Das Haar hängt strähnig vom Kopf herab. Selbst die zärtlichsten Worte finden keine Antwort.

Lorch/Rhein 17.08.00 23:50 Ortszeit:

Die Monster wurde mit dem Anhänger von Freunden in die heimische Garage verfrachtet. Der Verfasser dieser Zeilen ist immer noch nicht ansprechbar. Die Ehefrau möchte jedoch den nächsten Tag abwarten, bevor ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird.

Lorch/Rhein 18.08.00 irgendwo im Tal 05:30 Ortszeit:

Leichte Nebelschwaden künden vom herannahenden Tag. Die Luft riecht würzig, die Amsel singt ihr morgendliches Lied. Irgendwo an einer Leitplanke bläst der Wisperwind eine zerknüllte Zigarettenschachtel in den Straßengraben - und verteilt 10 halbgerauchte Kippen über die gesamte Breite der Straße."
 
MacDubh

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nicht mehr R1200GS,dafür: Ducati Multistrada 1260S, DUCATI - 750SS, Gilera RC600, Yamaha tenere 700
jep, schon was älter aber immer wieder genial!!
 
Komagleiter

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R1200GS S1000RR
..genauso...

Daß euch in diesem Forum die Gebückten...Papageienfahrer immer für Herbrenngeschichten herhalten müssen:confused:.

Schreibt doch mal als Endurofahrer in einem GS Forum was, über eure Erlebnisse offroad mit Husky...Berg`l...KTM und co.

In freudiger Erwartung...
High!:D
...letzes Jahr auf 12er GS in den Alpen waren es aber genau diese bunten Kanarienvögel bzw.buckligen Papageien-reisschüsselheizer:rolleyes:,die meine Hauptnahrung auf Paßstraßen bildeten;):D...-erst auf kleiner Flamme vorgegaart.:cool:..um sie dann unter Vollgas richtich knusprig herzubrennen...:D:p
 
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EugenGS

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sie machen doch soviel Spaß.... ;-)

Was für mich gemütlich ist, mag für andere in Raserei ausarten.
Mag ausarten…. muß aber nicht.
Aber es gibt sie, diejenigen, die wirklich am Hahn ziehen.
Ab und an begegnet man sich.
Nicht oft, aber wenn, dann macht es meistens richtig Spaß.

Ich gondel also gemütlich durch das Bergische, zwei Freunde im Schlepptau.
Ein paar Meter vor mir sehe ich einen Helm.
Ah, Opfer? Egal, mal sehen was da so fährt. Es sind zwei Moppeds, Japaner, PS-Monster, Papageienanzüge, Hanging-Off. Ein kurzer Sprint sollte reichen.
Sollte… die Mistkerle wollens wissen. Der Hintere hat mich im Spiegel gesehen, gibt seinem Vordermann ein Zeichen und sie geben Gas.
Na gut, dann dauert es halt zwei bis drei Kurven länger bis ich sie habe.....:D
Sie ziehen mächtig am Hahn. Aber ich komme näher.
Wobei ich zugeben muß, viel mehr geht nicht. Da sind die 70 PS der Ducati einfach zu wenig.
Etwas später bin ich dran – aber nicht vorbei.
Wie im Rennsport üblich: Ranfahren ist eine Sache, Vorbei eine ganz Andere.
Da muß man halt drücken. Immer schön dicht dranbleiben, in Kurven möglichst einen kleinen Tick schneller sein und mit dem Vorderrad an die Innenseite fahren. Sofern da Platz bleibt. Wenn nicht innen, dann eben aussen. Wenn er gut ist, lässt er sich nicht nervös machen und fährt seinen Stiefel weiter.
Aber früher oder später passiert es. Sie machen Fehler. Verbremsen sich, bremsen zu früh, oder muten sich und ihrem Material zuviel zu.

Sie biegen ab, rechts ins Dhünntal. Jep, da sollte was gehen. Die Strecke macht riesig Spaß. Erst ein paar Kilometer kurvig bergab, ein paar fiese, enge Bergabkurven, dann durchs Tal und hinten nach Dhünn wieder bergauf.
Der hintere Fahrer schaut sichtlich nervös nach jeder Kurve in den Spiegel und sieht mal wieder meine rote Verkleidung und den Rechteckscheinwerfer.
Ein wenig ungläubig sieht der Blick aus. Das gehört sich aber auch nicht. Da fährt so eine 17 Jahre alte, kleine, 70PS-Ducati hinter her und drängelt.
Die ersten zwei Kurven nach dem Abbiegen sind kleine Mutkurven. Mopped reinwerfen und in voller Schräglage einfach am Gas bleiben. Es klappt, nach der vorherigen kurzen Beschleunigung mit deren über 100 PS gewinnen sie Abstand, aber ich bin nach den zwei Kurven wieder dran und drücke ordentlich.
Und dann wird es etwas enger. Es geht nicht mehr um die Leistung. Hier ist Handlichkeit gefragt. Da macht die Duc in ihrem Alter definitiv was her.
Zwei- bis Dreimal lasse ich mich beim Anbremsen neben ihn rollen. Er schaut immer öfter in den Spiegel.
Es gibt dort herunter mehrere Kurven die im Scheitelpunkt steil abfallen.
Das ist nicht jedermanns Sache. Auch ich habe Jahrelang an meinem Fahrstil gefeilt, bis diese Bergabkurven richtig zügig funktionierten.
Seit auf der Duc die Bridgestone BT56 montiert sind klappt das noch besser. Einfach fantastisch, was der richtige Reifen ausmacht. Und genau diese Kurven geben dem guten Mann vor mir den Rest. Er gibt auf…. Er will mich vorbeiwinken. Aber das ist mir dann auch zu einfach. Ich gebe ihm großmütig, wie nunmal bin, den Hinweis weiter zu fahren. Aber jetzt ist er richtig nervös. Er macht immer mehr Fehler.
Einmal trägt es ihn in einer Rechtskurve nach links in den Gegenverkehr.

Ok, was genug ist ist genug. Ich lasse abreissen und halte Abstand.

Als ich so gemütlich mit Abstand ohne zu Drängeln hinerherfahre fällt mir ein, ich war ja gar nicht alleine. Meine beiden Mitstreiter kommen aber 3-4 Minuten später und wissen was passiert ist.

Schön wars….
Hallo MacDubh,

schöne Geschichte. Ich hoffe sie ist nicht erfunden. Mitten aus dem (richtigen) Leben eines Motorradfahrers. Klar gibt´s welche, die das anders sehen. Gott sei Dank. Wär ja sonst ein einziger Stress. Ich definier das immer so. Es gibt welche die Motorradfahren und welche die mit dem Motorrad fahren.

ciao
Eugen
 
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