Wäre ein Kind vorbeigelaufen anstatt ein Motorradfahrer vorbeigefahren wäre evtl. noch mehr passiert.
Der Geschädigte war augenscheinlich nicht zu schnell und einen Helm hatte er wohl auch auf. Seine gesetzliche Pflicht hat er somit erfüllt.
Der Unfallverursacher hat seine Sorgfaltspflicht verletzt und die Vorfahrt missachtet - er hat Schuld und kein anderer - Schluss, aus!
Heute war es extrem heiß, die Konzentrationsfähigkeit bei den Verkehrsteilnehmern entsprechend etwas eingeschränkt.
Das hatte für mich zur Folge dass ich binnen 1 Stunde Fahrt 3 Gefahrenbremsungen bzw. Ausweichmanöver mit meiner Dose starten durfte, obwohl ich alles andere als zügig unterwegs war oder andersweitig gegen Verkehrsregeln verstoßen habe. Die Fehler begingen in allen Fällen die anderen, ich war lediglich stets "zur falschen Zeit am falschen Ort". Hätte ich nicht reagiert und die Situation stets richtig eingeschätzt, dann hätte es 3x gekracht.
Auch wenn ich nicht Schuld gewesen wäre, den Ärger hätte ich trotzdem gehabt.
Es muss jeder so fahren dass er rechtzeitig bremsen bzw. ausweichen kann, so steht es geschrieben. Wäre es wirklich so, dann würde es nie Unfälle geben, nie Verletzte und schon gar keine Toten. Das ist leider unmöglich, denn hier handeln Menschen - und Menschen begehen dann und wann Fehler.
Wenn einer pennt, der andere aber angemessen reagiert dann passiert nichts. Pennen beide bzw. ahnen die Gefahr nicht, dann rappelt es unter Umständen.
Der Motorradfahrer hat 2x gepennt. Einmal Zuhause - da hat er das richtige Schuhwerk vergessen anzulegen. Einmal auf der Straße - dort konnte er nicht rechtzeitig bremsen bzw. ausweichen. So hart wie es klingen mag: Es trifft eben nicht immer die Falschen. Schusseligkeit wird u.U. hart bestraft und wer sich in erhöhte Gefahr begibt (im Bürgerkäfig wäre ihm in diesem Fall überhaupt nichts passiert) der hat mit einem höheren Unfallrisiko zu rechnen.
Auch wenn ich es ihm (und auch keinem anderen) wünsche: Lehrgeld ist manchmal sehr teuer, besonders wenn es die Gesundheit bzw. Unversehrtheit betrifft und irreparable Schäden zurückbleiben.
Fakt ist aber auch: Um Schäden bestmöglich zu regulieren sind Versicherungen da. Sie haben alles zu bezahlen, egal ob der Geschädigte Flip-Flops, Turnschuhe oder Hightech-Racingstiefel an den Füßen hatte. Der ursächliche Fehler ging vom Dosentreiber aus, nicht vom Kradler. Das hätte, wäre, wenn ist nicht von Belang solange keine Mitschuld vom Geschädigten bewiesen werden kann.
Den Paragraphen "Jeder muss stets anhalten können, blabla" klammere ich dabei aus, denn der ist praktisch nicht umsetzbar, nicht mal vom besten Fahrer auf dieser Welt.
Ich selbst fahre immer so zügig wie möglich und so defensiv wie nötig. Da mein Fahrkönnen nicht schlecht aber auch in gewisser Weise beschränkt ist, mein 7. Sinn je nach Tagesform auch nicht immer zu 100% funktioniert, scheppert es eben mal. Soll ich mir deswegen von einer Versicherung einen Strick daraus drehen lassen nur weil ein Penner mich unverhofft vom Bock zimmert? Ganz sicher nicht!
Der Verunfallte hatte einen schlechten Tag, evtl. nur einen schwachen Augenblick. Er musste dafür mit seiner Gesundheit bezahlen, das ist bedauerlich aber nicht immer vermeidbar. Der Schaden geht jedoch vollumfänglich zu Lasten der Versicherung.
Jeder sollte sich bewusst machen in welche Gefahr er sich begeben will und wie die dazugehörigen Schutzmaßnahmen aussehen müssen.
Ich für meinen Teil fahre auch nicht immer mit voller Garnitur, besonders auf Kurzstrecken nicht. Ich minimiere jedoch das Risiko auf ein mir erträgliches Minimum, den Rest nehme ich billigend in Kauf. Ich trage weder Warnweste noch Neckbrace, auch fahre ich mal in Arbeitshose und -schuhen ins Geschäft.
Normalerweise jedoch min. in Tex (selbst da fühle ich mich schon teilweise unwohl), am liebsten mit Integralhelm, Lederkluft und Rennstiefeln. Aber eben nicht immer, sondern nur dann wenn ich weiß dass es heiß hergehen wird - sozusagen die persönliche Schutzausrüstung dem eigenen Fahrprofil angepasst.
Mehr bin ich nicht bereit zu tun, denn ich will mich nicht immer für anderer Leute Fehler verantwortlich machen lassen - besonders nicht wenn sie es selbst (oder deren Versicherungen) nicht tun. Denn Egoismus oder Intoleranz brauche ich mir nicht von denen vorwerfen lassen die dies selbst zelebrieren obwohl sie nachweislich nicht im Recht und ursächlich für einen begangen Fehler sind.