Vielen Dank für die vielen Meinungen und ästhetischen Betrachtungen meiner Arbeit.
Meinungen und gute Ratschläge bekommt man zahlreich, eigene praktische Erfahrungen auf dem Gebiet eher wenig. Schon während der Planung des Umbaus wurden mir von wohlmeinenden Menschen zahlreiche Bilder geschickt, die Umbauten von NX650 zeigten. Bei fast allen spielt Geld keine Rolle, der TÜV meist auch nicht; kein Einziger hat mir etwas geschickt, das er selbst gemacht hat.
https://www.louis.de/rund-ums-motorrad/bikespecials/honda-nx-650-dominator
Louis hat zu Werbezwecken eine NX 650 zum Café- Racer umbauen lassen. Da hat ein Spezialist die komplette Elektrik umgebaut, ein weiterer den passenden Tank gedengelt, ein dritter den Sattel handgefertigt, die Lackierung übernahm ein namhafter Custom-Painter, der Motor wurde von Ulf Penner optimiert, alles neu gepulvert, andere Schalldämpferanlage, Federbein usw. usf.
Dazu muss man selbst nichts können, man braucht nur zwei Dinge: Gute Beziehungen und Geld. Viel Geld.
Ich habe beides nicht.
Ich habe diese NX650 vor etwa 2 Jahren gekauft, mit dem Ziel, daraus etwas Eigenes in Sachen Motorrad zu gestalten. Etwas, das einzigartig ist und meine Handschrift trägt, gleichwohl nicht jedem gefallen muss und auch nicht soll. So ist das auch mit meinen Bildern, die ich gestalte. Wer sich lieber den röhrenden Hirsch oder ein idyllisches Landschaftsmotiv übers Sofa hängt, dem wird sowas nicht gefallen:
Soviel zum "Geschmack", zurück zur Technik:
Auch wenn der Basispreis mit 1200 Euro eher lächerlich war, kostet es doch eine gewisse Überwindung, die Stichsäge oder Flex zur Hand zu nehmen und mal kurz das Heck oder andere Teile abzuschneiden, wohl wissend, dass es dann kein Zurück gibt.
Den Tank habe ich -wie erwähnt- bei ebay erstanden, die größte Schwierigkeit dabei war das Ausfüllen eines 8-seitigen Zollformulars, was mehr Zeit gekostet hat, als die Lackierung von Frontfender (gekürzt) und Heck nebst Vorarbeit.
Setzt man den Tank ganz nach vorn, knallen die Gabelholme vor Anschlag dagegen und der Öleinfüll-/Kontrollstutzen ist verdeckt. Begrenzt man den Lenkeinschlag, geht das Lenkschloß nicht mehr zu.
Die größte Schwierigkeit bestand aber darin, die gesamte Elektrik und Elektronik, die bei der Domi in der Frontverkleidung verbaut ist, anderweitig unterzubringen.
Bei allen Gedanken und Planungen stand auch im Hintergrund, dass das Motorrad nachher die TÜV-Hürde nehmen muss und zwar mängelfrei.
Das Ganze muss man als Experiment betrachten. Ich wusste im Grunde vorher auch nicht, wie das Ergebnis sein wird und war mir bis kurz vor Fertigstellung noch nicht sicher, ob ich nicht den ganzen Eisenhaufen wieder zerlege und in Teilen verkaufe.
Das Ergebnis ist eher ein showbike, als ein alltagstaugliches Gerät und alles andere als eine Reiseenduro, davon habe ich schon drei Stück (alles BMW GS, 650-800-1200).
Für mich persönlich stelle ich fest, dass das Erstlingswerk, aus einer an sich guten Reiseenduro einen nicht alltagstauglichen scrambler zu machen, einigermaßen gelungen ist. Meine bisherigen „Umbauten“ waren eher sehr beschränkt und griffen nicht sonderlich tief ins Erbgut des Ursprungs-Motorrades ein.
1. Honda CB900F Bol d'or mit zahlreichen Modifikationen
2. Ducati M900 Monster "Roadster"
3. Yamaha XT 600 Ténéré "Rallye"
Das war alles recht einfach. Die knallbunte Suzuki GSX-R1100 "new wave" habe ich nur restauriert, nicht selbst verbrochen.
Der Umbau stammt vom bekannten Customizer Roland Gimbel aus Breisach, die Farbgebung von Voth-Lackdesign in Kappel-Grafenhausen. Beides Profis.
Ich bin nur Hobbybastler und habe alles mit Hilfe eines Freundes selbst gemacht. Das war die eigentliche Herausforderung. Und die Aussage eines Freundes, aus einer NX650 könne man keinen scrambler bauen. Das Gegenteil ist nun bewiesen.