Wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Roller- und Motorradsicherheit

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Eifel_Baer

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Hallo Zusammen,

falls sich jemand mal einen Überblick über wissenschaftliche Aspekte des Motorradfahrens (national und international) verschaffen möchte, schaue mal auf die Homepage des ifz in Essen.

Das Institut für Zweiradsicherheit (ifz) will laut Wikipedia die Verkehrssicherheit der Motorradfahrer optimieren und auf aktuelle Schiefstände aufmerksam machen und ggf. Lösungsvorschläge bieten.
Dazu veranstaltete das ifz parallel zur Intermot in Köln die 12. Internationale Motorradkonferenz des.

Auf der Homepage findet man derzeit ein Dokument zum Thema:„Motorradsicherheit in Deutschland: Einstellungen und Verhaltensweisen mit speziellem Blick auf Fahrer-Assistenzsysteme an Krafträdern“ .
 
Zuletzt bearbeitet:
gerd_

gerd_

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Hi
Das wichtigste Assistenzsystem befindet sich zwischen den Ohren des Fahrers.
Leider tendieren sowohl Fahrer wie auch Industrie/Lobby dazu dieses durch Apps und Assistenzsysteme zu ersetzen und der Kundschaft zu suggerieren "Du hast frei, ich nehme Dir Verantwortung ab!".
Das fängt bei Ölpegelmeldern an (so ein Messtab/Bullauge ist einfach und fehlerfrei), geht weiter über RDC (jahrzehntelang hat es einfach an der Tanke geklappt) und gipfelt in ABS (an sich keine schlechte Sache aber es wundert sich nicht nur einer wenn er rausfliegt obwohl er ABS hat!), Abstandshaltesysteme (ich hab' Augen), Bremsassistenten, etc..
Das Problem in meinen Augen ist, dass sich diverse Fahrer nicht mehr verantwortlich fühlen und dann Sprüche kommen wie "aber mein Navi hat gesagt" wenn sie bei der Durchfahrt einer gesperrten Strasse blechen sollen.
Ich warte auf den Endstand der autonom fahrenden Autos. Falls etwas passiert wird einfach die Karre verschrottet? Denn wenn ich als "Fahrer" zuständig bin und mein autonomes Fahrzeug permanent überwachen muss, dann kann ich auch selbst fahren. Das ist dann auch nicht so langweilig (weshalb noch gleich fahren 99,5% von uns Mopped?). Für alle anderen Fälle benutze ich einen Bus oder die U-Bahn.
Dazu kommt, dass jeder stöhnt wenn ein KD fällig ist und der gesamte Krempel aufwändig geprüft wird. Redundant ist ohnehin nix und alle Technik ist mit Mängeln behaftet.
Langsam neige ich immer mehr alten Fahrzeugen zu. . .
gerd
 
S

silverfox

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Hallo,

<Sprüche kommen wie "aber mein Navi hat gesagt..." >

...noch schlimmer ist "Ich habe gedacht...."

Gruß
Christian
 
Vatta

Vatta

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Hi
Das wichtigste Assistenzsystem befindet sich zwischen den Ohren des Fahrers
Yep, sehe ich genauso.

Leider tendieren sowohl Fahrer wie auch Industrie/Lobby dazu dieses durch Apps und Assistenzsysteme zu ersetzen und der Kundschaft zu suggerieren "Du hast frei, ich nehme Dir Verantwortung ab!".
Hm, ehrlich gesagt habe ich noch keine Werbung gesehen, bei der eine solche Botschaft bei mir angekommen ist.

Ich finde Technik-Gimmicks wie RDC, ABS, ABS-pro, ESC, etc. gut. Selbstverständlich kann man ohne all diese Dinge hervorragend Motorrad fahren und jede Menge Spaß haben. Aber ich mag die moderne Technik, weil ich diese lediglich als zusätzliche "Versicherung" betrachte, als Unterstützung falls ich mal einen Fehler machen sollte. ABS pro soll mich nicht vor jeder Spitzkehre retten, weil ich zu doof bin und permanent zu schnell in die Kurven einfahre. ABS pro soll nur an diesem einen Moment für mich da sein, wenn in der Kurve plötzlich ein unvorhersehbares Hindernis auf die Fahrbahn springt und ich in Schräglage eine Vollbremsung hinlegen muss. Selbst wenn es nur einmal auf 50.000Km passieren sollte und ich dadurch eben nicht im Graben lande, reicht es für mich, diese Technik zu mögen.

Am Beispiel RDC: Ich hatte mir im September auf dem Heimweg aus dem Urlaub eine schöne Schraube in den Hinterreifen eingefahren. Ich war im strömenden Regen auf buckeliger Strecke, glitschigem Asphalt und recht behutsam unterwegs. Bevor das "Popometer" überhaupt merken konnte, dass der Hinterreifen Luft verliert, hat das RDC im Cockpit Alarm geschlagen. So konnte ich rechtzeitig stoppen und habe es noch zu einer nahen Tankstelle geschafft. Mit DynaPlug repariert und anschließend nach Hause mit häufigen Blick aufs Display und der beruhigenden Bestätigung, dass der Reparaturstopfen dicht hält.

Ehrlich, man kann auch ohne, aber mit diesem Technik-Firlefanz ist imho besser.

Daher finde ich es gut, wenn es Ingenieure und Techniker gibt, die sich über solche Dinge Gedanken machen und die Entwicklung vorantreiben.
 
Henryt

Henryt

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Nach heutigen Maßstäben ist meine damalige Maschine, eine K100 RS, unfahrbar. Höchstgeschwindigkeit 220km/h, kein ABS, keine Schlupfregelung etc., ein Fahrwerk das jeder Spurrille hinterher lief. Dafür am Saisonbeginn ein wenig achten fahren und gelegentlich Vollbremsungen aus 220 geübt, ja das geht. Und es war ein saugeiler Spaß.
Den Totalcrash, Auto von vorn auf meiner Fahrspur, hätte kein Helferlein vermieden.
 
Serpel

Serpel

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Seit mich das hervorragende ABS meiner S 1000 RR mal vor einer fatalen Kollision mit einem deutschen Motorrad-Touristen hier oben in den Bergen bewahrt hat, würde ich solche modernen Regelsysteme nie mehr in Frage stellen. Es war in voller Schräglage, ich am Überholen auf der Außenspur und der Typ biegt im ungünstigsten Moment einfach quer über die Fahrbahn in einen Feldweg ab. In dem Moment war ich mir sicher, dass es jetzt gleich ganz heftig "rums!" machen wird, aber das ABS hat einfach alles glattgebügelt.

Gruß
Serpel
 
QVIENNA

QVIENNA

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Ich gebe Gerd recht. Wer einen kleinen Rutscher nicht parieren kann und sofort einen Thread aufmacht oder ans KBA schreibt, wenn das Moped einen Drift hinlegt, obwohl es voll mit „Assistenten“ gespickt ist, der hat was Grundsätzliches noch nicht verstanden. Das sind dann die Marketing Opfer, die sich klinisch reines Adventure Feeling ohne Eigenbeteiligung und Verantwortung erhoffen und erwarten, weil die Hersteller Adventure auf ihre Bikes malen (ktm, bmw, ducati...).
 
sampleman

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Ich gebe Gerd recht. Wer einen kleinen Rutscher nicht parieren kann und sofort einen Thread aufmacht oder ans KBA schreibt, wenn das Moped einen Drift hinlegt, obwohl es voll mit „Assistenten“ gespickt ist, der hat was Grundsätzliches noch nicht verstanden. Das sind dann die Marketing Opfer, die sich klinisch reines Adventure Feeling ohne Eigenbeteiligung und Verantwortung erhoffen und erwarten, weil die Hersteller Adventure auf ihre Bikes malen (ktm, bmw, ducati...).
Es ist eine Frage des Standpunktes. In dieser NG sehen sich ja offenbar viele als Helden, weil sie es schaffen, die Sicherheitsdefizite des Systems Motorrad durch fahrerische Kompetenz soweit zu kompensieren, dass sie nicht zu den rund 650 Menschen gehören, die bei Motorradunfällen in Deutschland jedes Jahr ums Leben kommen.

Dieses Heldengefühl möchte ich ja niemandem madig machen. Ich finde es jedoch ziemlich albern, wenn Ansätze, die das Motorradfahren sicherer machen könnten, rundheraus abgelehnt werden mit der Begründung "wer nicht so super fahren kann wie ich, der soll es sein lassen."

Ich glaube, so kommen wir auf die Dauer gesamtgesellschaftlich gesehen nicht weiter. Neulich pries der Chefredakteur der "Motorrad" in einem Editorial die Rolle des Motorrades als unweltfreundliches, ressourcenschonendes Nahverkehrsmittel, mit dem Hintergedanken, dessen Akzeptanz in der Bevölkerung zu verbessern. Nur, solange die Wahrscheinlichkeit, bei einem Motorradunfall ums Leben zu kommen - je nach Statistik, die man liest - 8 bis 16mal so hoch ist wie bei einem Auto, könnte aus einem Motorradauspuff Parfümduft kommen, wird das nichts nützen.

Okay, wenn man sich als Motorradfahrer in der Rolle des todesverachtenden Outlaws gefällt, dann wird einen das nicht stören.


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QVIENNA

QVIENNA

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Dieses Heldengefühl möchte ich ja niemandem madig machen. Ich finde es jedoch ziemlich albern, wenn Ansätze, die das Motorradfahren sicherer machen könnten, rundheraus abgelehnt werden mit der Begründung "wer nicht so super fahren kann wie ich, der soll es sein lassen."
Errare humanum est. Es geht hier keinesfalls um Heldengeschichten sondern um die Wahrnehmung von Eigenverantwortung, die Erkenntnis, dass ein Motorrad eben kein PKW auf 2 Rädern ist und die aus meiner Sicht durchaus hilfreiche Elektronik weder fehlende Fahrpraxis noch Wissen über simple physikalische Gegebenheiten oder Straßenbeschaffenheiten oder eigene Unaufmerksamkeit oder Leichtsinnigkeit ersetzen kann.
 
Uli G.

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@Gerd
Im Grunde gebe ich Dir durchaus Recht.
Allerdings muss ich gleichzeitig feststellen, daß mich z.B. meine automatische Distanzregelung im Dienstwagen schon mehrfach vor Tickets bewahrt hat, weil sie einfach bei 200km/h ~100m Abstand einhält, was auf BABs durchaus hilfreich sein kann -eine Brücke bei MD kommt mir da immer in den Sinn, von der aus Abstandsmessungen vorgenommen werden, und bei 50km/h ~25m, was mir zwar letzthin fast einen Aufprall meines -mit Vacuum zwischen den Ohren ausgestatteten- Hinterherfahrers eingetragen hätte, mich aber vor dem Aufprall auf die "dusselige Kuh" im Kleinwagen vor mir vermied, die zwar zuvor mit 70km/h eine zweispurige Straße befahren konnte (50km/h erlaubt, "Mecklenheidestraße" für die Hannoveraner), aber vor dem fest installierten Blitzer auf Höhe der Endhaltestelle eine Vollbremsung hinlegte, und auf unter 20km/h herunterbremste :(. Mein Wagen fing an zu "SCHREIEN", und ich habe zusätzl. in die Bremse gelangt. Mein -aufdringlicher- Verfolger hat's nur mit einem extremem Schlenker nach rechts geschafft, einen Auffahrunfall zu vermeiden. Ohne die Abstandsregelung wäre ich wohl auch dichter aufgefahren, zwar nicht ganz so, wie das Leute bei 200++km/h tun, 2-3m Abstand, aber immerhin bei ~60km/h nicht 25-30m hinterher, sondern vllt nur 10-15m. Dann hätte es vorn gekracht, so fast hinten.
Das man mit solchen Systemen, 100m Abstand zum Vordermann bei 200km/h, von Leuten mit Vacuum zwischen den Ohren nach hinten durchgereicht wird, weil man ja, angesichts des -vermeintlich zu großen- Abstandes gar nicht schneller fahren will und den Verfolger nur in seinem Vorwärtsdrang behindert, liegt auch nur am mangelhaft arbeitenden "Assistenzsystem zwischen den Ohren des Fahrers".

Nicht die Assistenzsystem im Fahrzeug sind das Problem!!!, sondern immer und immer wieder nur das -oft falsch programmierte, o. gar völlig fehlende- Steuergerät zwischen den Ohren!

Grüße
Uli
 
on2wheels

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Ganz ehrlich,

ab dem Zeitpunkt, wo mich wissenschaftliche Erkenntnisse zur Roller-und Motorradsicherheit zum Nachdenken bringen, oder aber Warnwesten zur Pflicht werden ;), laß ich´s einfach, das Fahren.

Ciao
Alex
 
Uli G.

Uli G.

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Hör doch einfach jetzt schon auf mit Fahren,
vllt ändert das bereits die Ergebnisse :confused:, und drüber nachdenken bleibt Dir auch noch erspart :p;).

Grüße
Uli
 
teileklaus

teileklaus

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viele Meinungen decken sich dort mit meiner, auch dass es wahrscheinlich ist ist, dass man durch immer mehr Fahrasistenz Möglichkeiten langfristig wichtige vorher geübte Dinge verliert.
Siehe Orientierung großräumig, durch ständiges "sich aufs Navi verlassen"
Wenn man die deutsche Drängelei auf den BAB bei hohen Geschwindigkeiten ansieht, mag man auch glauben , dass hohe ABS Brems und Lenksicherheit sofort wieder aufgebraucht wird, um noch näher am Limit Abstands zu sein.
Lässt man eine Lücke die bei 120 km/ h vl 2 oder höchstens 3 Fahrzeuglängen ist, wird sofort von rechts in diese reingestochen und gefüllt. ABS kanns auch nass noch oder?
Ich will nicht mehr auf ABS und ASR verzichten, aber das wird ja noch immer weiter getrieben..
Sicherheit gibts dadurch nicht. Das ist eine Mogelpackung.
Da würde ich fast noch lieber zu den ewig Gestrigen gehören mit der Meinung, sollen sich erst mal ohne ABS auf zB Kopfsteinpflaster in der Stadt aufs Maul packen beim Bremsen, dann lernt sich die Physik leichter und man hat wieder gehörigen Respekt vor gefährlichen Sachen und Fahrmanövern, die einem die Asistenzsysteme einfach wegregeln, die man damit eigentlich garnicht mehr lernen kann.
Das Problem ist immer der Mensch, auch mit Asistenz . Allerdings rettet einem das oft den Hintern sogar mit 99 wenn man immer noch damit Auto fahren kann, ohne den Kopf drehen zu müssen. Fenster runterhkurbeln ist ja auch schon zu anstrengend.
 
gerd_

gerd_

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Hi
Nur zur Orientierung: Ich hab' nichts gegen ABS geschrieben sondern nur auf diejenigen hingewiesen die trotz ABS abgeflogen sind.
Man kann 8 unterschiedliche ABS gleichzeitig eingebaut haben, aber wenn ich in der Kurve zu schnell bin nützt es nichts wenn das ABS die Räder am Blockieren hindert. Die Fliehkraft schmeisst die Karre raus.
Ähnlich ist es wenn einer in einer Linkskurve nach links rausfliegt. Der war, so doof es klingt, zu langsam. Dabei ist natürlich nicht gemeint wenn er zuerst nach rechts an eine Mauer tatzt und dann von dieser nach links reflektiert wird.
650 tote Moppedfahrer sind eigentlich 650 zu viel. Aber: Wie viele von ihnen starben durch Vorfahrtsmissachtungen und wie viele durch Selbstüberschätzung?
Da sehe ich das Problem auch(!) darin, dass der Platz zwischen den Ohren bei einigen Pause gemacht hat und die sich auf ABS und Zufall verliessen (da kommt normalerweise niemand).
Genauso leid bin ich die Diskussion um eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der BAB. Diejenigen die schnell fahren wollen werden es weiterhin tun und sich wenig darum scheren. Andere, im Wahn "alle fahren max. 130" scheren nach links aus und werden dann von dem getroffen der immer "nur" 20 mehr als erlaubt fährt (also 180).
Meines Wissens gibt es innerorts bei uns eine Begrenzung von 50 km/h. Weshalb kann also jemand am Ku-Damm (oder wo es auch immer war) mit 120 getroffen werden? Genau! Weil sich jeder an diese Gebote hält und ein 30-Schild etwas verhindert hätte (Sarkasmus Ende).
Selbst wenn wir überhaupt nicht mehr fahren wird noch jemand von einem morschen 30er Schild erschlagen werden.
Eigenverantwortung ist die Devise.
Natürlich ertappe ich mich auch selbst bei Missachtungen. Zu geringer Abstand ist bei mir sehr selten weil ich daraus gelernt habe als ich zu Fuss unterwegs war (ich hatte nicht gedrängelt aber etwas gepennt).
Wenn Uli zugibt von seinem Abstandswarner "verwarnt" worden zu sein ist das für mich vollkommen OK. Mein Argument gilt denjenigen die sich das Ding beim Ausparken ruinierten und dann argumentieren "das Ding hat nix angezeigt, woher soll ich wissen, dass 5m Abstand bei 195 zu wenig ist/sind?".
Kürzer formuliert dieses zunehmende "ICH bin nicht schuld". Was nützt der Grabstein auf dem steht "er hatte keine Schuld" wenn es diesen bei etwas mehr Aufmerksamkeit des Unschuldigen gar nicht gäbe?
gerd
 
BigJay

BigJay

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Moin!

In der Anfangszeit von ABS und weiteren Helferlein sind sehr
viele Autofahrer verunglückt, die meinten, dass diese Technik
immer und überall funktioniert. Tut sie ja auch, aber halt nur
im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten...

Ein Profi fährt ohne ABS, ESP und Co schneller und besser, als
ein Laie mit dem ganzen Gerödel. Diese Technik kann den Laien
lediglich unterstützen, wenn er mal wieder gepennt hat.

Von daher ist die These nicht zu weit hergeholt, dass man sein
Hirn trotz alledem nicht abschalten soll, wenn der Untersatz mit
diesem sicherlich sinnvollen Schnickschnack ausgerüstet ist.
 
QVIENNA

QVIENNA

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Weil Gerd richtigerweise von Draengeln (etc.) geschrieben hat (schreibe vom Buero aus mit der engl. Tastatur, deshalb keine Umlaute):

Indien: 138.000 Verkehrstote pro Jahr (bei einer Verkehrsdichte, die ein paar mal so niedrig ist wie in D), rd. 500.000 gezaehlte Verkehrsunfaelle. Hier regiert das Recht des Staerkeren, rote Ampeln ignoriert man, Vorfahrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten nicht, die Leute koennen per se nicht fahren, Blinker sind nur zur Zierde etc. etc. etc. Indien hat damit 10% aller weltweiten Verkehrstoten. Es kostet das Land rd. 3% vom BIP.

Quelle der Zahlen: NZZ

Diese hoppla hier komm ich Mentalitaet ist in D und AUT auch weit verbreitet, die Ignoranz von Verkehrsregeln, wenn man bestimmte teure und starke Marken faehrt. Allein die bessere Ausbildung der Verkehrsteilnehmer (zumindest der hier sozialisierten ...) und auch die hoeheren Bildungsstandards halten die Raten so niedrig - verbunden mit einem Polizeiaufwand, der seinesgleichen sucht (die Polizei als staatliches Inkassobuero).

Kameraschwenk:

Ich arbeite unter der Woche im Raum Toronto, Bundesstaat Ontario, also mitten im Speckguertel Canadas, Ontario ist ungefaehr 3 x so gross wie Deutschland. Auf dem Highway (in dem Fall 401) ist hier wirklich die Hoelle los, es ist die am dichtesten befahrene Strecke in ganz Nordamerika, oeffentlicher Verkehr mehr oder weniger zum Weinen, alles wird mit dem Auto erledigt.

In Ontario ist es per Gesetz verboten, den Autofahrern (Radar)Fallen zu stellen, dh, wenn du beim Uebertreten erwischt wirst, muss man dich in flagranti erwischen. Ab und zu gibt es Rotblitzer an Ampeln, die sind aber gross vorher angekuendigt. Und jetzt kommt das Interessante: es ist keine Polizei auf den Strassen zu sehen, weil alle vernuenftig fahren, sich an Limits halten und kaum crashen, auch nicht innerstaedtisch, obwohl hier der LKW Verkehr, Taxis etc. fest in indischer Hand ist und die Inder (und Koreaner, Pakistani etc.) hier auch nicht viel besser fahren als in der Heimat. Natuerlich fahren hier viele einen Schei xxx zusammen (weil sie es halt nicht besser koennen), aber nachdem alle zivilisiert und angepasst fahren, passiert kaum was.

Warum ist das so: hier hat Ruecksichtnahme und Eigenverantwortung Tradition, auch die vielen Einwanderer (Zuwachs ca. 0.8% pro Jahr in Can, ueberdimensional viel in den Speckguerteln) leben und verhalten sich in dieser Tradition im Strassenverkehr. Es geht also, wenn man und die Gesellschaft es so moechte. Bei uns moechte man das scheinbar nicht, die einzige Reaktion der Gesellschaft sind Polizei und Strafen. So wird das nicht funktionieren, es geht nur mit Umdenken.

Das war jetzt wieder einmal das Wort zum Sonntag schon am Samstag (bei mir ist es uebrigens kurz nach 12 Uhr mittags).
 
sampleman

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Moin!

In der Anfangszeit von ABS und weiteren Helferlein sind sehr
viele Autofahrer verunglückt, die meinten, dass diese Technik
immer und überall funktioniert. Tut sie ja auch, aber halt nur
im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten...
Na, lass mal hören: Wie viele waren es denn?


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Gerlinde

Gerlinde

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Ähnlich ist es wenn einer in einer Linkskurve nach links rausfliegt. Der war, so doof es klingt, zu langsam. Dabei ist natürlich nicht gemeint wenn er zuerst nach rechts an eine Mauer tatzt und dann von dieser nach links reflektiert wird.

Den Spruch kenne ich ein anders:

Wer in einer Kurve nach innen rausfährt ist zu blöd zum Fahren und wer nach aussen rausfliegt ist für seine Verhältnisse einfach nur zu schnell gewesen.

Nicht zu den Helfern, sondern zur Nutzung der Helfer habe ich ein gespaltenes Verhältnis und ich bin auch begeistert von den Möglichkeiten aktueller Systeme. Nur die Verbreitung hat halt zu einer Zweiklassengesellschaft geführt, einmal mit und einmal ohne Helfer. Das ist aber kein Grund darauf verzichten zu wollen.
Das Problem ist jetzt m.M., daß die neue Generation der Fahrzeuge von Lenkern bewegt wird, die entweder das Fahren ohne Helfer nicht mehr kennengelernt haben oder es vergessen haben. Am meisten fällt mir das bei der mittlerweile üblichen Kombination ABS/ASR/Winterreifen auf. Wenn man ohne unterwegs ist,
fährt man notgedrungen langsamer, kommt schlechter weg
und hat gerade mit dem Moped einen erheblich größeren Bedarf an notwendigem Sicherheitsabstand, der einem normalerweise hoffentlich aus Unwissenheit nicht zugestanden wird. Die Konsequenz ist, selbst wenn man alleine irgendwie durchkommt, daß man bei Glätte schon mit dem Auto solche Helfer mittlerweile wirklich benötigt und das Moped eigentlich zuhause stehen lassen muß.
Kürzer formuliert dieses zunehmende "ICH bin nicht schuld". Was nützt der Grabstein auf dem steht "er hatte keine Schuld" wenn es diesen bei etwas mehr Aufmerksamkeit des Unschuldigen gar nicht gäbe?
gerd
Meine Erfahrung ist, daß man bei strenger Auslegung dieses guten Spruches, fast immer angegriffen wird. Ich gehe noch weiter und sage, daß man auch ohne Schuld fast immer durch eine anderes Eigenverhalten einen Unfall vermeiden kann und das definiere ich auch als Schuld. Ein sehr gutes Beispiel, wo ich immer Probleme habe, ist ein klassischer Überholunfall auf einer 9m breiten Landstrasse. Ich will es ja nicht propagieren, aber ich will nicht verstehen, daß diese 9m nicht für drei PKWs ausreichen können. Da ist für mich jedenfalls nicht nur der schuldige Überholende schuld. Eine Schuld bekommt der Überholer natürlich, weil er nicht damit gerechnet hat, daß der der Überholte und der Entgegenkommer nicht genügend Platz gelassen haben. Meiner Meinung nach müßten in vielen Fällen, die anderen beiden eigentlich zumindest eine Teilschuld auch zugesprochen bekommen.

 
ufoV4

ufoV4

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Leute, es ist doch eigentlich ganz einfach: wissenschaftlich ist auch bewiesen, dass dieses überaus wichtige Steuergerät zwischen den Ohren bis zu einem Alter von ca. 25 Jahren noch nicht abschließend programmiert ist. War auch mal wichtig, als wir noch in der Höhle ums Feuer gesessen haben. Sonst wäre wohl niemand laut brüllend auf einen wesentlich größeren potentiellen Fleischlieferanten zugelaufen :Augenzwinkern_2:. Leider hat die Evolution sich diesem Problem bis heute nicht angenommen und dies führt dann immer wieder zu Problemen, die großen Schaden und Leid verursachen. Blöd ist, dass die Programmierung in der Regel autodidaktisch erfolgt und von außen nur wenige Anregungen akzeptiert werden. Fahrsicherheitstrainings sind da ggf. eine Hilfe :cool:.

Die heute verfügbaren elektronischen Helferlein möchte ich nicht mehr missen. Bei den ca. 10Tkm pro Jahr bilde ich mir ein, eine gewisse Fitness auf zwei Rädern zu haben. Viele sind doch nur noch bis vor das nächste Café unterwegs. Für dieses Klientel sind die Helfer noch wichtiger. Aber auch mir hat das ABS und vor allem die Traktionskontrolle schon mehrfach gute Dienste geleistet.

Ich habe in meinem Umfeld Mitfahrer (meist angegraute und in Würde gealterte Herren), die quasi "back to the roots" wieder auf Maschinen umgestiegen sind, die komplett ohne Helferlein unterwegs sind. Im Gespräch kommt dann meist das Argument, dass dort zu viele Dinge das eigentlichen Fahrerlebnis "überlagern" und man meint, dass man OHNE viel besser unterwegs wäre. Das relativiert sich allerding immer dann, wenn die Fahrsituation etwas heikel wird und dann die Übung fehlt, um hier richtig zu reagieren.

Für mich (bin aber auch sehr technikaffin) macht die moderne Technik unser Hobby ein Stück weit sicherer.
 
Thema:

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