Hi
Yachtbauer sollten eigentlich um die Tatsache wissen, dass Salzwasser für Al unzuträglich ist. Da korrodiert also nicht die Kombination Al/Cr sondern Al schafft es auch ganz allein. So wie alle Al-teile am Mopped im Winter. Noch dazu kommt es bei Seewassereinsatz auf die Typ des Edelstahls an. Da solltest du eigentlich wissen, dass der Begriff "Edelstahl" erst mal gar nichts mit "rostfrei" zu tun hat (auch wenn wir diese Begriffe meist miteinander verbinden).
Salzwassergeeignet sind nur wenige Typen Edelstahl (auch das sollte ein Yachtie wissen). Al-Teile im Bootsbereich sollten generell wenigstens eloxiert sein (die Teile an der Q sind es meist nicht). Doch auch das ist nur für halbwegs geschützt verbaute und mechanisch unbelastete Teile anzuraten. Stehen Al-Teile im Seewasser, so ist eine Harteloxalschicht angesagt. Diese ist seewasserfest, leider aber farblich überhaupt nicht bestimmbar. Meist schaut die Oberfläche einfach nur sch.... aus. Gegen flächige Gleitbewegungen ist sie praktisch immun. Führt man aber z.B. ein Seil oder einen Schäkel durch eine harteloxierte Bohrung wird diese die punkt- oder linienförmige Last nicht aushalten obwohl die Oberfläche härter ist als Glas (der "Untergrund" gibt nach und so bricht die Fläche). Folglich hat Al auf einer Yacht erst mal gar nix verloren!
Dringt also Wasser zwischen Al und eine VA Schraube (und kommt womöglich ein Bröselchen Salz dazu), dann oxidiert das Al "wie Sau" und macht mit der VA-Schraube das Gleiche wie mit der aus Stahl: Das Gewinde wächst zu und die Verschraubung ist bombenfest.
Will man die VA-Schraube dann herausdrehen bemerkt man schmerzhaft, dass die Zugfestigkeit der normal käuflichen VA-Schrauben maximal denen edler St-Versionen (8.8) aus dem Baumarkt entspricht. Heisst im Klartext: Kopf und Gewinde sagen bei Ausdrehversuch "tschüss" zueinander und trennen sich. Zurück bleibt ein Problem. Wobei sich VA-Schrauben dann, aufgrund der fehlenden Festigkeit, eigentlich leichter herausbohren lassen sollten. Doch die Schraube, oder besser deren Rest, lächelt und denkt sich "ich bin zwar nicht arg zugfest aber zäh! Den Bohrer schaff' ich!" Und das macht sie dann auch!
Gibt es denn keine festen VA-Schrauben? Doch, aber die muss man bestellen. Der Vertreter bringt sie dann persönlich, legt das Zertifikat bei, und stellt noch eine Flasche Schampus dazu. Bei den Preisen fällt der Schampus nicht in's Gewicht.
Dann doch besser gleich Titanschrauben? Ja, die sind sogar dann billiger wenn sie wirklich aus Titan sind (viele der angebotenen "Titanschrauben" sind lediglich aus St-Legierungen mit Titananteil).
Dazu die passende Mutter aus Titan? Optimal, wird nur leider nicht fest. Verbindung mit Drehmomentschlüssel angezogen und passt! Dann mit dem Griff einen Schraubendrehers einige Male gegen die Verschraubung geklopft und der Mist ist locker! Tip: entweder die Schraube oder die Mutter versilbern. Eine nicht mal sichtbar dünne Schicht genügt.
Drehmoment? Ja, aber welches? Normal sind die Drehmomentangaben für Schrauben aus St mit deren Reib- und Streckwerten!
Gegen den Einsatz von Cu-Paste an allen möglichen Stellen spreche ich mich bereits seit Jahren aus, wenngleich das Fett, in dem die Cu-teilchen eingelagert sind, die Verbindung meist vor dem Gröbsten bewahrt. Noch schöner ist Molykote auf Bremssättel bei denen zwei Flächen aufeinander gleiten (aktuell nur wenige Typen). Das Zeug baut sich an dieser Stelle auf und bildet eine glasharte schwarze Schicht. DEN Fehler habe ich schon vor 25 Jahren gemacht :-(
gerd