Hi
Ich bin zwar bekennender China Gegner, aber weiß trotzdem so langsam nicht mehr, wo ich überhaupt noch einkaufen möchte. Wenn ich sehe was zur Zeit z. B. die deutsche Auto industrie für einen teuren, komplexen Schrott baut, wird mir Angst und bange.
Um auf unsere Qühe zurückzukommen....
"Made in Germany" ist ein Produkt wenn der wesentliche Teil seiner Wertschöpfung in DE erfolgt. Nachdem ein Fahrzeug das um 20TEUR angeboten wird in der Herstellung vielleicht 12 TEUR kostet (die Differenz fressen Vertrieb etc.) braucht's nicht allzuviel um Teile aus "Gott-weiss-wo") bei uns zusammenzuschrauben und diese Bedingung zu erfüllen.
Jeder den ich kenne und der in Billigländern produzierte hat Lehrgeld bezahlt. Eine Lichtmaschine die bei uns 150 EUR kostet (der Fertigung!!) ist für 50 EUR zu haben. Klasse, 100 EUR gespart. Etwas später stellt man dann fest dass die "eigene" 2% Ausfall hat, die "fremde" aber 10%. Gemeinsam mit den verbundenen Spektakel (Kunde sauer, Abwicklungsaufwand, etc.) wird die Ersparnis schnell zum Boomerang. Also überwacht man die Produktion bereits beim fremden Hersteller und spart letztlich nicht 100 sondern 5 EUR. Bei genügender Stückzahl rechnet sich auch das!
Im Preis einer Fernsehers (zugegeben Stand 1998) waren 24 Minuten Arbeitszeit enthalten. Rechnet man Lohn & Nebenkosten, dann hätte man sparen können 10 DM. Dazu kommen die Aufwendungen um in China (um bei diesem Land zu bleiben) die Qualität zu überwachen + die Transportkosten zu uns + die Transportkosten der Bildrohre (Phillips, Frankreich) nach China.
Irgendwer kam auf die Idee die Tunerproduktion (TV-Empfangsbaustein) nach Tschechien zu verlegen "weil da ja Lohn so billig". Was der Vollpfosten ignorierte war, dass da praktisch keine Lohnkosten dran waren und die Dinger fast vollautomatisch gefertigt wurden (ich war einer der Maschinenkonstrukteure).
Mein damaliger Arbeitgeber lieferte Fernseher an den Iran (die zuverlässigsten Kunden !!). Bereits zu Zeiten des Schahs und auch bei den Mullahs. Natürlich duften die Dinger nicht funktionsfertig geliefert werden (und auch kein SAT-Empfang möglich sein). Also wurden sie komplett gebaut, geprüft etc. und nur der Tuner wurde vor der Verpackung wieder gezogen und jedem Gerät einzeln beigelegt. Der dortige Händler hat das Gerät "komplettiert". Offenbar taugten die Tuner nicht viel, denn es wurden jede Menge Ersatzteile geordert. Die allerdings gab es nur als Kombitunner mit terrestrisch&SAT :-).
Die Qualität der heutigen Fahrzeuge liegt in meinen Augen weniger an der Fertigung als an der Konstruktion und einer, in meinen Augen sinnlosen Komplexität. Das werden teilweise diletantische Dinge in Serie umgesetzt und gute Ideen entweder zu Tod gespart oder nicht fertiggedacht.
Jegliche "Helferlein" die nicht dem eigentlichen Fahren dienen sondern nur dazu, dass der Fahrer weniger denken muss, sind zweifache Fehlerquellen. Zum Einen können sie defekt werden, zum Anderen denken sie oft nicht ausreichend und ein Fahrer verlässt sich blind auf sie. Das bekannte frühe Beispiel: Das Auto fliegt aus der Kurve und der Fahrer sagt "aber ich habe doch ABS".
Natürlich gibt es auch das Gegenbeispiel.
Zwei Flugzeuge nähern sich auf Kollisionskurs. Das Helferlein (TCAS) des einen sagt "nach rechts sinken", das andere "nach rechts steigen". Das wäre OK gewesen. Nur meinte der Fluglotse zu dem der "nach rechts sinken" sollte er möge steigen. Der russische Pilot, gewöhnt das zu tun was "die übergeordnete Stelle" sagt, zog hoch, es knallte und die Katastrophe von Überlingen war perfekt. Der "Programmfehler" lag darin, dass nicht festgelegt war welche Anordnungen im Zweifel zu befolgen sind (inzwischen hat TCAS Vorrang).
gerd