Hi
Schätzungsweise 85% der Schraubverbindungen lassen sich mit den Universaldrehmomenten festziehen. Zu unterscheiden ist nur: Schraube ich Stahl auf Stahl (die Standardverbindung) oder in Leichtmetall.
Wer glaubt "lumpige", verzinkt passivierte Schrauben gegen "Edelstahl" tauschen zu müssen, sollte sich klar darüber sein, dass VA ziemlich weich ist und sich schnell "langzieht".
Die restlichen 15% sind irgendwelche Sonderschrauben. Steht nicht 8.8 sondern 10.8 drauf hat sich der Konstrukteur hoffentlich etwas gedacht. Steht 12. drauf hat er sich noch mehr gedacht.
Wichtiger als der absolute Wert ist oft, dass ein Satz Schrauben gleichmässig angezogen wird (z.B. Zylinderkopf, Schwungradbefestigung, Pleuelschrauben).
Bei Radschrauben gibt es differente Ansichten.
4V1 Rad ausbauen hinten bei R11x0
BMW sagt "Radschrauben trocken eindrehen"
Ich öle seit zig Jahren alle Radschrauben. Ölen heisst nicht eintunken sondern mit einem "schmierigen" Lappen abwischen.
Eine nicht fabrikneue, ungeölte Verbindung ist undefiniert!. Keiner kennt die Reibwerte in rostigen Gewinden. Die meiste Reibung tritt an den Kegelsitzen auf! Wenn da also -übertrieben- ein Grat fett wie eine Stufe dran ist hängt sich die Schraube fest und lässt sich nicht mehr drehen obwohl das Rad noch wackelt? Allein deshalb: Mal mit fettigen Fingern die Schraubensitzflächen abfühlen. Zumindest bei den 11x0 ist der Kegel ja als "Beilagscheibe" ausgeführt und verhindert, dass die Schraube den Al-Sitzkegel der Nabe aufarbeitet (im Gegensatz zu den "Autofelgen").
Bei immer neuen Schrauben und auch neuen Naben würde ich das auch "trocken" machen. "Immer neue Schrauben" wäre zur Not möglich.
Vermutliche Ursache:
Zu Zeiten von Bremstrommeln gab es noch Radmuttern. Die Bolzen waren von "hinten" in die Trommel eingepresst, man steckte das Rad drauf und zog die Muttern an.
Abgesehen davon, dass die Räder immer über die Gewinde schrappten und diese davon nicht besser wurden, kam auch jemand drauf, dass es günstiger ist nur Gewinde zu bohren und Schrauben zu verwenden. Diese Innengewinde wurden oft geölt. Teilweise mit dem Ölkännchen. Alles was in die Trommel lief verbesserte die Haltbarkeitsdauer der Bremsbeläge. Stank am Anfang etwas und bremste (auch in der Folge) nicht ordentlich. Folglich hiess es "Pfoten von Ölkanne und die Finger aus dem Schmierfettopf!"
In neuerer Zeit sind die Passungen zwischen Radzentrierung und Nabe recht eng. Gelegentlich backen sie dann fest was bei Radwechseln zu "Lustigkeiten" führen kann. Ist der Kunde dabei "macht man eben rum" bis das Rad abgeht, ist er es nicht löst man es durch einen beherzten seitlichen Schlag mit einem Hämmerchen (5 kg) auf den Reifen.
Folglich wurde mit CU-Paste geschmiert. Nachdem ja "viel" auch "viel hilft" wurde derart geschmiert, dass auch gleich die Sensoren des ABS bedacht wurden. Diese meinten dann "hä, komisches Signal?" und meldeten "Störung". Natürlich nicht 2 Minuten nach dem Radwechsel.
Seither: "Keine Cu-Paste mehr an den Bremsen!". Aber: Die Dosis macht das Gift!
Und es gibt jetzt Keramikschmiere. Die sollte man genauso sparsam anwenden wie Cu-Paste aber es ist eben nix Metallisches drin was die Sensoren verwirrt.
Der andere "trockene" Fall: Wenn Schraubensicherung, dann auf die trockene, ungeölte Schraube!
gerd