Mir gehts auch gar nicht um irgendeine Art Wettkampf. Wenn die Aufgabe darin besteht, möglichst konditionsschonend ans Nordkap zu reisen und womöglich noch als erster anzukommen, ist die GS sicher eine gute Wahl.
Was ich meine, ist, wenn Du (z.B.) in einer bestimmten Kehre oder Kombination in Deiner Vor-GS-Zeit immer 40 km/h gefahren bist und jetzt mit der GS geht es soviel einfacher, Du bleibst aber aus Vernunftgründen angesichts der Gesamtsituation bei Deinen 40 km/h, baust Du dann nicht eigene Fähigkeiten ab und nachher kannst Du es nur noch auf der GS?
Zunächst gewinnst Du durch die einfache Fahrbarkeit Reserven, die sogar Sicherheit schaffen. Du wirst aber laufend geringer gefordert, weil Du die gewonnenen Reserven vernünftigerweise nicht in mehr Speed umsetzt in der Öffentlichkeit. Irgendwann hast Du Dich an die geringeren Anforderungen gewöhnt (nebenher eigene Fähigkeiten abgebaut, weil nicht mehr gefordert) und kannst es nur noch mit der einfach zu handhabenden GS.
Das wäre so ähnlich, als wenn ich auf Strecken, die mit dem normalen Fahrrad gehen, mein E-Bike nehmen würde. Es geht mit dem E-Bike einfacher, macht sogar mehr Spaß, aber würde ich das permanent machen, würde ich abbauen und irgendwann ginge es nur noch mit dem E-Bike. Und das halte ich nicht für erstrebenswert. Deswegen nehme ich das E-Bike nur, wenn ich gern eine Tour machen würde, die ich mir mit dem normalen Rad nicht zutraue, es erweitert dann meine Möglichkeiten.
Ist jetzt was anderes, die Schaltung moderner Traktoren wird mit einem Joystick bedient, schaltet unter Last und auch ganz allein. Unser alter Deutz hat ein nicht synchronisiertes Getriebe und Herunterschalten geht nur mit Zwischenkuppeln und Zwischengas (Kupplung treten - aus dem höheren Gang in den Leerlauf - Kupplung loslassen - richtige Dosis Zwischengas zur Drehzahlanpassung des Getriebes - Kupplung treten - niedrigeren Gang einlegen - Kupplung loslassen). Wenn das mit Anhänger am Berg nicht klappt, reicht es für den nächst kleineren Gang zeitlich auch nicht mehr und Du bleibst stehen und darfst neu Anfahren. Ich habe jedesmal Glücksgefühle, wenn mir solch ein Gangwechsel ohne Knarzen aus dem Getriebe gelingt. Mit den neuen Dingern kann das jeder und die jungen kommen mit dem alten Trecker nicht klar.
Damit will ich nichts gegen moderne Technik sagen. Vor allem ABS am Motorrad ist ein Segen.
Aber ich frage mich, ob die hier beschriebene Einfachheit der GS im Umgang wirklich ein Vorteil für den Benutzer ist. Unter Praxisgesichtspunkten sicher. Aber gehen nicht eigene Fähigkeiten objektiv meßbar verloren, wie beim zu frühzeitigen Umstieg aufs Pedelec? Und kann ein "sperriger" zu bedienendes Motorrad nicht mehr Spaß machen, obwohl vielleicht auch langsamer und anstrengender, weil man darauf gefordert wird und sich sagen kann "yeah, hat geklappt!"? Gerade, weil man für sich und seinen eigenen Spaß fährt und nicht um die Wette.