Panikmache...

Diskutiere Panikmache... im R 850 GS und R 1100 GS Forum im Bereich Motorrad Modelle; Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor Jahren habe ich mal an einem ADAC-Fahrsicherheitstraining teilgenommen, da empfahl der Instruktor das...
sampleman

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Wenn man beim Vollbremsen ein paar Zehntel Zeit und die Geistesgegenwart hat hilft es, den Hebel nicht digital zu ziehen sondern der dynamischen Radlastverteilung einen Augenblick zu gewähren, sich auf dem Vorderrad zu versammeln, bevor der Regelbereich erreicht ist.
Durch den höheren Druck auf dem Vorderrad kommt dann auch das ABS später und man realisiert mehr Bremsleistung.

Das Maximum der Bremsleistung ist ja unmittelbar vor dem Regelbereich erreicht. Dort aber konstant zu bremsen ist was für Profis unter kontrollierten Bedingungen. Otto Normalfahrer hilft im Zweifel stumpf ziehen am besten, wenn er nicht den Augenblick für die Radlastverteilung über hat.
Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor Jahren habe ich mal an einem ADAC-Fahrsicherheitstraining teilgenommen, da empfahl der Instruktor das von dir beschriebene zweistufige Bremsen, ich nenne es immer "Brem-Sen", ausdrücklich für Moppeds ohne ABS, weil die unter Druck später blockieren. Bei ABS empfahl er dieses Vorgehen nicht, sondern einfach voll rein in die Marie.
 
Lewellyn

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Beim modernen ABS (ab ABS3) würde ich da zustimmen, weil die die Radlastverteilung berücksichtigten. Beim ABS2 der R11GS muss man das noch von Hand machen und hat dadurch einen kleinen Vorteil beim Vollbremsen.

Als i-Tüpfelchen kann man vor der Vollbremsung kurz die HR-Bremse antippen, damit das Mopped hinten absinkt und der Schwerpunkt sinkt, dann erst die Radlast aufs Vorderrad und dann aber so richtig...ist eher was fürs Sicherheitstraining.

Im Alltag im Zweifel einfach reingreifen bis das ABS kommt. Otto Normalbremser neigt dazu, ~7m/s² für das Äusserste zu halten, was er dem VR zumuten kann, das ABS bekommt aber 9+m/s² Bremsverzögerung hin. Sprich, Otto Normalbremser verschenkt Meter.
 
gerd_

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Wenn man beim Vollbremsen ein paar Zehntel Zeit und die Geistesgegenwart hat hilft es, den Hebel nicht digital zu ziehen sondern der dynamischen Radlastverteilung einen Augenblick zu gewähren, sich auf dem Vorderrad zu versammeln, bevor der Regelbereich erreicht ist.
Meinst Du das ernst und glaubst Du daran?
Wenn ein Kind auf die Strasse hüpft nehme ich mir ein paar Zehntel Zeit um den Hebel nicht digital zu ziehen?
ICH nehme mir die Zeit für die "Schrecksekunde" und dann lang' ich rein! Da bin ich vielleicht unfähig bezweifle aber, dass Du fähiger bist.
Ob ich nach 10 Metern stehe obwohl der Bremsweg theoretisch nur 8 Meter beträgt oder Du optimal bremst und bereits nach 8 m stehst aber vorher 3 weitere Meter für Deine paar Zehntel verdaddelst?

Anders kann das sein wenn einer auf der Renne eine Ecke anvisiert und punktgenau ankert. Dafür schalte ich das ABS kurzerhand aus!
Spezuiell das ABS II kann man für eine solche Aktivität knicken. Aber für die Renne ist es ja auch nicht gedacht sondern nur für uns Unzulänglichen die bei "Panik" einfach "reinlangen" oder keine Zeit hatten z.B. bei Nässe die jeweilige Strasssenobefläche zu prüfen und dann -genau abgestimmt- optimal zu bremsen. Da vergesse ich unterwegs sogar die "rain" aufzuziehen.

Doch ich finde es gut wenn nur ich unzulänglich bin und -ausser mir- nur Cracks herumfahren.
gerd
 
Boxer-Holgi

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Meinst Du das ernst und glaubst Du daran?
Wenn ein Kind auf die Strasse hüpft nehme ich mir ein paar Zehntel Zeit um den Hebel nicht digital zu ziehen?
ICH nehme mir die Zeit für die "Schrecksekunde" und dann lang' ich rein! Da bin ich vielleicht unfähig bezweifle aber, dass Du fähiger bist.
Ob ich nach 10 Metern stehe obwohl der Bremsweg theoretisch nur 8 Meter beträgt oder Du optimal bremst und bereits nach 8 m stehst aber vorher 3 weitere Meter für Deine paar Zehntel verdaddelst?

Anders kann das sein wenn einer auf der Renne eine Ecke anvisiert und punktgenau ankert. Dafür schalte ich das ABS kurzerhand aus!
Spezuiell das ABS II kann man für eine solche Aktivität knicken. Aber für die Renne ist es ja auch nicht gedacht sondern nur für uns Unzulänglichen die bei "Panik" einfach "reinlangen" oder keine Zeit hatten z.B. bei Nässe die jeweilige Strasssenobefläche zu prüfen und dann -genau abgestimmt- optimal zu bremsen. Da vergesse ich unterwegs sogar die "rain" aufzuziehen.

Doch ich finde es gut wenn nur ich unzulänglich bin und -ausser mir- nur Cracks herumfahren.
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Heuwägelchen....
 
Lewellyn

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Meinst Du das ernst und glaubst Du daran?
Wenn ein Kind auf die Strasse hüpft nehme ich mir ein paar Zehntel Zeit um den Hebel nicht digital zu ziehen?
ICH nehme mir die Zeit für die "Schrecksekunde" und dann lang' ich rein! Da bin ich vielleicht unfähig bezweifle aber, dass Du fähiger bist.
Ob ich nach 10 Metern stehe obwohl der Bremsweg theoretisch nur 8 Meter beträgt oder Du optimal bremst und bereits nach 8 m stehst aber vorher 3 weitere Meter für Deine paar Zehntel verdaddelst?

Anders kann das sein wenn einer auf der Renne eine Ecke anvisiert und punktgenau ankert. Dafür schalte ich das ABS kurzerhand aus!
Spezuiell das ABS II kann man für eine solche Aktivität knicken. Aber für die Renne ist es ja auch nicht gedacht sondern nur für uns Unzulänglichen die bei "Panik" einfach "reinlangen" oder keine Zeit hatten z.B. bei Nässe die jeweilige Strasssenobefläche zu prüfen und dann -genau abgestimmt- optimal zu bremsen. Da vergesse ich unterwegs sogar die "rain" aufzuziehen.

Doch ich finde es gut wenn nur ich unzulänglich bin und -ausser mir- nur Cracks herumfahren.
gerd
Das ist heute nur noch schwer vorstellbar, aber es gab schon Sicherheitstrainings, bevor ABS Standard war.
Da hat man das geübt und mit Glück auch verinnerlicht, den Hebel nicht nur stumpf zu ziehen. Dass man dabei Meter verschenkt, halte ich für ein Gerücht. Genauso verschenkst Du Meter, wenn der Reifen spontan durch digitales Bremsen vom Rollen ins Gleiten wechselt und dann das ABS erstmal aufmachen muss, bis die Radlast vorne angekommen ist, weil der VR ohne Radlast noch keine nennenswerten Bremskräfte übertragen kann.

Und heute völlig unvorstellbar, haben wir damals bei einem (BMW!)-Sicherheitstraining auf dem Flughafengelände in München Mitte der 90er auf gestellten F650ern sogar geübt, das Vorderrad nicht an, sondern über die Blockierbremse zu bringen. Damit man ERFÄHRT, was geht.
Aus 70km/h das Vorderrad zum pfeifen bringen, da macht das Herz bubedibu. Aber es geht. Und man stürzt auch nicht. zumindest, so lange es gerade aus geht. Natürlich dann wieder lösen und wieder an die Blockiergrenze, bis man steht. Manuelles ABS sozusagen, unter Berücksichtigung der dynamischen Radlastverteilung.

Heute mit modernem ABS im Grunde überflüssig. Aber auf alten Moppeds immer noch gut zu gebrauchen.
 
sampleman

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Heute mit modernem ABS im Grunde überflüssig. Aber auf alten Moppeds immer noch gut zu gebrauchen.
Das läuft aber auch unter "Alte-Herren-Geschichten";-)

Wenn du mich fragst, muss man sich bei einem alten Bock ohne ABS für den Fall der Fälle eine andere Panikstrategie zulegen als bei einem ABS-Bock. Deshalb bezweifle ich auch, dass es gut und einfach ist, andauernd zwischen ABS und Nicht-ABS hin- und herzuwechseln. Denn im Fall der Fälle muss man sehr schnell das Richtige tun.

Es geht ja noch weiter: Die Ausweich-Übungen, die man heute noch bei der Führerscheinprüfung lernt, sind im Grunde auf Moppeds der 70er und 80er Jahre gemünzt, bei denen die Bremsen oft echt mau waren. Mein erstes Mopped war eine 1980er Honda XL500 mit Trommelbremsattrappe vorn, da war oft runterschalten die bessere Verzögerungsstrategie;-) Bei der hat mir mal eine dämliche Toyota-Fahrerin die Vorfahrt genommen, ich habe gezaubert mit allen vieren, ein formvollendetes Ausweichmanöver gefahren und dabei die gesamte Straßenbreite gebraucht. Wäre was von vorn gekommen, wäre es das gewesen. Heute würde ich mit einem ABS-Bock einfach voll in die Eisen gehen - und vor dem Auto zum Stehen kommen. Mit heutigen Moppeds und heutigen Reifen geht das.

Und deshalb kann man das Thema "was machste, wenn du mal auf einem Mopped ohne ABS sitzt" auch ganz leicht beerdigen: Man setzt sich eben auf keins ohne ABS.
 
gerd_

gerd_

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Hi
Das läuft aber auch unter "Alte-Herren-Geschichten";-)
Und deshalb kann man das Thema "was machste, wenn du mal auf einem Mopped ohne ABS sitzt" auch ganz leicht beerdigen: Man setzt sich eben auf keins ohne ABS.
So würde ich das nicht formulieren.
Man bewegt das alte Mopped so als hätte es kein ABS. Die neuen Reifen hat es ja wahrscheinlich. Ich möchte gar nicht wissen was meine KAWA MachIII gemacht hätte wenn sie heutige Reifen draufgehabt und ich voll in die Bremsen gegriffen hätte. Schon bei einer Vollbremsung mit den Holzreifen wickelte sich die Gabel fast um den Motor.
Wie "ohne ABS bewegen" funktioniert sogar bei Modellen mit ABS. Abgesehen davon, dass man das ABS mal bewusst auslösen sollte ist es nicht dafür gedacht als Bremswegminimierer zu arbeiten sondern Dummies wie mir zu helfen wenn es "brennt".
Spezialisten die ohne ABS immer und in jeglicher Situation "zu Fuss" besser bremsen als mit ABS kann die Mehrzahl von uns wahrscheinlich nicht das Wasser reichen. Weder verbal, noch argumentativ oder praktisch.
Ich kenne einen netten Steinmetz der sich auf "hatte Recht" spezialisiert hat.
gerd
 
F

FP91

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Es gab auch vor dem ABS steife Mopeds mit straffen Fahrwerken und Bremsen. Japanische Supersportler aus den 90ern und frühen 2000ern mit brauchbaren Reifen stellst du ohne Kraft mit zwei Fingern aufs Vorderrad.
 
tremola

tremola

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Ich kenne einen netten Steinmetz der sich auf "hatte Recht" spezialisiert hat.
gerd
Den kenne ich auch - ich denke wir meinen den gleichen und ich finde ihn nicht so nett das er an mir verdienen soll. Deswegen 100% Zustimmung.
 
deichselhirsch

deichselhirsch

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Wenn man ABS dringend braucht hat keiner mehr Zeit zu irgend welchen Bremsen Spielchen. In Paniksituationen macht man die Bremse einfach zu, vielleicht Rossi & Co ausgenommen. Und genau da und sonst nirgends ist ABS unersetzlich.
Konnten wir leider mal testen, als hinter einer Kurve im freien Gelände eine Autokolonne stand. Mit dem hier von manchen als ungenügend beschriebenen ABS der R1100 GS kam ich bei leichter Schräglage gerade noch zum Halten, ABS hat so geregelt wie es soll (was es übrigens immer tut), ohne ABS wäre mein Vorderrad gestanden und es mir so gegangen wie meinem "hinterher-Fahrer" auf seiner Yamaha. Rad vorne blockiert, abgestiegen, Motorrad unter das Auto gerutscht, Fahrer bekommt Hubschrauberflug ins Krankenhaus. Keiner ist in der Lage in so einer Situation besser zu bremsen als eine ABS Bremse, auch wenn es ein altes ABS ist.

Abgesehen davon, die R 1100 GS (Bj. 97) ist ein extrem zuverlässiges Motorrad. 210.000 km ohne Probleme, nie die Arbeit verweigert. Außer Verschleiß, überholtes HAG Lager und einer Kopfdichtung rechts. Erste Kupplung, kein nennenswerter Ölverbrauch.
Überwiegend Langstrecke, aber auch hartes Gelände. Artgerecht bewegt und keineswegs gemütlich.

ABS Test habe ich auch verlegt, war mit zunehmendem Alter ein Problem, was nicht zwingend am Anlasser oder Batterie zu liegen scheint. (Anlasser überholt und Magnete geklammert). Hinterradbremse fällt bei vielen Bremsungen gerne aus aber ABS funktioniert immer - ist ja leicht zu testen.
Wer sich noch so ein altes Teil zulegen möchte ist grundsätzlich damit nicht schlecht bedient, Preise sind im Keller.

Grüße vom deichselhirsch
 
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