Reisebericht - drei Wochen - Albanien

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Elgru

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Der Reisebericht über die dreiwöchige Albanientour steht nun zum Download bereit.
Es war das spannendste Land, das wir bisher besucht haben.

Albanien_Reisebericht-Cover.jpg


Der Link zum Download:
Bikerdream: Tourbericht-Albanien

Bitte nicht wundern, online ist außer dem Reisebericht noch nichts zu sehen. Der Bereich Albanien ist in Arbeit, aber wir gehen erst online, wenn alles fertig ist. Denn derzeit schneiden und vertonen wir noch den Videofilm.

Einige Passagen will ich hier mal reinsetzen. Aber alles wäre zu viel, denn der Reisebericht umfasst 52 Seiten.

LG
Elke

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Im Folgenden einige Auszüge:
Bilder müsst ihr euch leider alle im Reisebericht anschauen, da ist noch kein einziges online.

...
Wurden wir in den Monaten vor unserer Tour gefragt, wohin uns die nächste Motorradtour führt, hatten wir jedes Mal einen Heidenspaß, die Mimik unseres Gegenübers zu beobachten. Sobald wir „Albanien“ nannten, mutierten zuerst die Augen des Fragenden zu großen Wagenrädern, er warf den Kopf in den Nacken und ihm schienen, mit Blick auf die beiden Verrückten,hunderte Fragen durch den Kopf zu gehen. Meist sagte der Fragesteller dann: "Hmmm ... Albanien. Da hab ich jetzt überhaupt keine Vorstellung davon ..."


Wir auch nicht. Deshalb fahren wir jahin. Warum Albanien? Was gibt es dort überhaupt Interessantes?????Diese Fragen werden wir uns drei Wochen lang beantworten. Wir wagenjedoch nicht zu hoffen, herauszufinden, warum Albaner eine andereForm von Gerechtigkeit als wir zu haben scheinen (StichwortBlutrache); als Touristen ohne Kenntnisse der Landessprache werdenwir den Menschen kaum so nahe kommen, dass wir ihre Kultur und diedaraus resultierende Denkweise komplett verstehen werden. Uns genügt,dieses Land mit allen Sinnen zu „erfahren“, damit die wabernde,undurchsichtige Blase verschwindet, die wir im Kopf haben, sobald derBegriff „Albanien“ fällt.

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Nach 22stündiger Überfahrt erreichen wir Griechenland. Am späten Nachmittag verlassen wir das griechische Igoumenitsa in Richtung Norden. Kaum ein Mensch auf der Straße, vor den Läden keine Autos, kaum Verkehr. Ist Griechenland nicht nur pleite, sondern auch entvölkert? Dabei ist es erst 17 Uhr –eigentlich keine Zeit für Siesta ...
Nach 30 Kilometern erreichen wir die albanische Grenze. Dort treffen wir Walter und Jenny. Wir lernten das Pärchen auf der Fähre kennen, sie sind auf einer KTM unterwegs undstehen nun gerade bei der Grenzpolizei. Sie sind die Einzigen, die außer uns Richtung Albanien durchstarten, alle anderen Motorradfahrer auf der Fähre sind hier, um die Infektion mit dem Reisebazillus in Griechenland zu bekämpfen. Was liegt näher, als dass wir kurzerhand beschließen bis Ksamil gemeinsam zu fahren? Der griechische Grenzer fertigt uns ruckzuck ab, er spricht perfekt deutsch und zeigt sich sehr erstaunt: „Ihr wollt echt nach Albanien?“ Die Betonung liegt auf "echt". Sein albanischer Kollege braucht für unsere Abfertigung nur unwesentlich länger, weil er die Pässe erst einscannen und einige Angaben eintippen muss, aber trotzdem sind wir in Nullkommanichts durch.

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Auch beim Tanken brauchen wir mehrere Versuche. Tankstellen können Benzin haben – müssen aber nicht. Inder ersten Tankstelle ist das Benzin gerade "finished".Nahe der Tankstelle bemerken wir an der Stelle, wo bei uns in Deutschland Gullideckel sind, riesige, tiefe Löcher. Da sind Kanalschächte am Bordstein – aber alle ohne Deckel. Wer in dieses Loch einfädelt, hat knapp verloren. Egal ob mit Mopped oder zu Fuß.
Wir fahren gen Norden, RichtungSaranda. Die Straße führt mit schönen Aussichten am Meer entlang.In Saranda trennen sich unser Wege. Walter und Jenny werden weiterentlang der Küste fahren, wir hingegen biegen ins LandesinnereRichtung Gjirokastër ab. Saranda ist ein langgezogener, relativgesichtsloser Urlaubsort mit vielen, meist mehrstöckigen Gebäuden,viele sind Hotels. Derzeit, Anfang Juni, ist hier absolut tote Hose.Ein paar einheimische Männer sitzen im Café, sonst sieht man keineUrlauber. Keine flanierenden jungen Leute, keine Familien auf dem Wegzum Strand. Wir haben das Gefühl, die einzigen Fremden zu sein, diehier hindurchfahren.
Unsere grobe Tourplanung sieht so aus:die ersten zwei Juniwochen geht es durch das Landesinnere:Gjirokastër, Berat, Ohridsee mit einem Abstecher zu den Prespaseenin Mazedonien, Valbonatal in den nordalbanischen Alpen, um die letzteund dritte Tourwoche entlang dem Mittelmeer wieder hinunter Richtunggriechische Grenze zu fahren.

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Ankunft in Gjirokastër. Die historische Altstadt zählt seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist ein lebendiges Beispiel alter osmanischer Kultur und Städtebaukunst auf dem Balkan. In den engen, steilen Gassen der Altstadt wollen wir versuchen ein Zimmer zu bekommen. Wir verlassen die SH4 und nehmen den Abzweig Richtung "Qendër", was Zentrum bedeutet.


Mein Gott, diese Gassen sind der Hammer! Nicht nur dass sie eine Steigung von 30° aufweisen; sie sind auch noch mit einem bunten Belag gepflastert, der das Fahrwerk (und den Fahrer) vor eine Riesenaufgabe stellt. Die Steine wurden hochkant und quer eingesetzt, nicht immer gerade und mit großen Unebenheiten und Lücken. Fahren in Gjirokastër: Shake it, baby! Und dann nochmit vollem Gepäck – da tut einem die BMW ganz schön leid! Was ist in diesen Gassen für ein verrückter Verkehr!? Hier tummeln sich Mercedes jeden Alters und schieben sich in Millimeterarbeit aneinander vorbei. Und auch an uns. Hoffentlich kommt der 30 Jahre alte Mercedes an uns vorbei und wir müssen hier am Berg nicht anhalten! Sogar ein Linienbus mit ca. 20 Sitzplätzen quält sich regelmäßig diese Gassen hinauf.

Vor dem Kokoni B&B spricht uns eine nette Albanerin an. Ihre Zimmer sind zwar klein, aber alles ist hell und unsere Gastgeber Vita und Haxhi Kokoni sind sowas von nett, dass uns die Entscheidung quasi abgenommen wird. Als Haxhi dann noch meint, dass wir die BMW in den ebenerdigen Frühstücksraum fahren sollen, wo sie auf dem Teppich zwischen weißgedeckten Tischen steht,fühlen wir uns vollends wohl. So einen mondänen Parkplatz auf Teppichboden hatten wir noch nie.

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Schaut da nicht R2D2 nur mit dem Kopf verdruckst aus der Grasnarbe? Und da? Noch einer! Im ganzen Land sindTausende Bunker an strategisch wichtigen Punkten in die Landschaft drapiert. Enver Hoxha, stalinistische Diktator bis 1985, war fürchterlich paranoid und meinte das Land vor potentiellen Angreifern schützen zu müssen. Er verschandelte sein Land mit sage und schreibe 600.000 Bunkern. Die meisten sind nur winzige Ein-Mann-Bunker mit einem Durchmesser von 2 Metern, aber es gibt auch größere. Am liebsten würden die Albaner dieses Erbe ganz schnell loswerden, aber die stabilen Bunker aus Beton und Eisen sind nicht so einfach zu beseitigen. Um die 100.000 sollen aber schon abgetragen worden sein.
Einige wurden von Landbesitzern praktischerweise in einen Stall, einen Geräteschuppen oder Hirtenunterstand umfunktioniert, aber die meisten stehen einfach sinnlos in der Gegend herum. Selbst Strände wurden damit verunstaltet. Manchmal werden sie von Albanern mit Humor zu rot-weißen Fliegenpilzen umgestaltet, wie wir später in Himara sehen.

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Am Qafa e Barmashit (Barmash-Pass) mit 1759 Metern Höhe hieven uns einige Serpentinen hinauf, um uns schöne Ausblicke in die umliegenden Berge und einen größeren Hangrutsch zubieten. Die Passstraße ist auf eine Länge von vielleicht 50 Metern abgesackt. Das abgesackte Asphaltband liegt nach wie vor unterhalb der Straße. Da wurde einfach ein Stückchen weiter oben eine neue Straße drüber gewalzt. Es scheint schon länger her zu sein, denn Google Earth zeigt den Hangrutsch mit Aufnahmedatum vom Jahr 2011 auch schon.

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Irgendwo hier am Ohrid-See wollen wir uns eine Unterkunft suchen. Die Uferstraße nach dem Ortsausgang ist eine einzige Baustelle. Ständig fahren wir nur Schrittgeschwindigkeit und kaum haben wir uns mit ein bisschen Gas aus einem fetten Schlagloch heraus manövriert, hängen wir mit dem Vorderrad wieder im nächsten drin. Wohin schwingt die Schaufel des Baggers? Okay, schnell durch...
Der entgegenkommende Kipper will dem Schlagloch auf seiner Seite ausweichen und fährt auf unserer Seite?Kein Problem, wir machen uns ja schon dünn ... Fahrt alle wo ihr Platz findet! Aber lasst uns leben! Entweder liegt es an der langen Tagestour oder die paar Baustellen-Kilometer am See entlang sind wirklich so grottenschlecht. Uns nerven sie auf jeden Fall plötzlich saumäßig!

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Der Inhaber eines kleines Straßencafés ist ein bulliger, großer Typ in den Fünfzigern, mit langem, grauen Pferdeschwanz. Irgendwie passt er überhaupt nicht nach Albanien. Erfindet unseren Besuch in seinem Café große Klasse, zur Begrüßung klopft er Jochen kumpelhaft auf die Schulter und bringt uns zwei Tassen Expresso, wie der Espresso in Albanien heißt. Immer wenn uns nach normalem Kaffee ist und nicht nach türkischem Kaffee, bestellen wir Expresso (und wenn wir viel Kaffeedurst haben wie am Morgen: Big Expresso). Wir zahlen für vier Espressi 200 LEK – das sind umgerechnet rund 1,40 €!

Unser langhaariger Cafébesitzer lacht sich mit uns über einen kurzbehosten "Gebückten" schlapp,der sich dreimal bei hohem Tempo verschaltet und das Motorrad jämmerlich aufheulen lässt. Albanische Rossi-Jünger pflegen nämlich ein lässiges Image: man fährt in Shorts, Flip-Flops und T-Shirt. Und nicht der Helm ist das allerwichtigste Utensil –sondern die obercoole Sonnenbrille!

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Die Autobahn ist vierspurig, kaum befahren und ein Schonwaschgang für unser Fahrwerk. Staugefahrgleich null. Sie sieht aus wie eine Autobahn aussehen soll. Nur das Drumherum ist albanisch. Die gemeine Reiselangeweile, die jeden Fahrer auf mitteleuropäischen Autobahnen überfällt, ist in Albanien äußerst störanfällig:
Am Rand suchen sich Ziegen ihren Wegoder auch schon mal ein Fußgänger. Direkt an der für einige Meter unterbrochenen Leitplanke wartet eine improvisierte Imbißbude auf Kunden. Autos halten einfach auf dem knapp zwei Meter breitenStandstreifen
Wir erreichen Kukës. Wie wir später feststellen, hätten wir schon vorher abbiegen müssen, aber noch sind wir der Meinung, dass wir uns einfach nur durch Kukës durchfummeln müssen, um die Straße Richtung Pukë zu erwischen. Einfach. Puhhh! Einfach ist gut! Wären wir mal lieber gleich wieder umgekehrt!

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Als wir schließlich auf die StraßeRichtung Bajram Curri abbiegen, ist es halb zwei. Jochen meint, wennwir so weiterfahren, werden wir wohl gegen 18:00 Uhr in Valbona sein.Bis Bajram Curri liegen 72 km vor uns, dafür brauchen wir circa zweiStunden. In der Karte ist das als Hauptverbindung eingezeichnet.
Die Straße ist der Wahnsinn! Kurvigohne Ende. Der Straßenbelag ist recht gut. Eigentlich könnte manflott fahren, wenn nicht die Straße ständig rauf und runter undbrav der bergigen Landschaft folgen würde. Alpenpassfeeling, nur mitwesentlich weniger Verkehrsteilnehmern.
Hier ist kaum jemand unterwegs. Allehalbe Stunde ein Auto. Mehr nicht. Stellenweise ist der Straßenbelagam Rand abgerutscht, Steinschlag liegt auf der Straße. Schlaglöchergibt es nur wenige, aber es gibt sie! Das ist das Perfide: selbstwenn man am Gashahn ziehen könnte, sollte man ständig auf der Hutsein vor Wellen, die einen aushebeln oder Löchern, in die man biszum Anschlag reinsackt.
Tief unter uns blitzt mit türkisblauemWasser der Koman-Stausee herauf. Der Drin hat sich Hunderte vonMetern tiefe Schluchten in die Berge der Albanischen Alpen gegraben.Nun zieht sich der See als langer Schlauch über 34 Kilometer durchdas schmale Tal des Drin und ist manchmal nur 50 Meter, aber seltenmehr als 400 Meter breit. Wir werden hoffentlich noch mehr davon zusehen bekommen.

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Von Bajram Curri bis Valbona in 23 km Entfernung führt nur eine Naturpiste, das wissen wir. Auf dieser kurzen Etappe ohne Asphalt herrscht der meiste Verkehr der ganzen Tour bis Valbona. Mehrere Autos und Kleinbusse kommen uns entgegen und stauben uns ein. Die Piste hat zwar auch Schlaglöcher, ist aber im Gesamten gut zu fahren. Und sie scheint ein bequemes Bett für eine Kuh darzustellen, die mitten auf dem fünf Meter breiten Weg liegt. Ein Motorrad wie unseres bringt sie überhaupt nicht aus der Ruhe. Warum auch? Es ist ja genug Platz, um an ihr vorbeizufahren.


Wir folgen flußaufwärts der mit tonnenschweren Steinblöcken durchsetzten Valbona, die sich wild und laut durch das Tal schlängelt. Nur wenige Häuser stehen vereinzelt am Wegesrand und die Einwohner fristen ein karges Dasein. In diesen einsamen Gegenden spielte die Blutrache eine große Rolle. Von den ehemals 3000 Einwohner leben heute nur noch 800 Menschen im Tal, das durch diese archaische Regeln zu entvölkern drohte. Aber nun,scheint es, wendet sich das Blatt langsam.


Als markantes Beispiel für den rechtsfreien Raum in Albanien, was Grund und Boden anbetrifft, kann eine Geschichte aus dem Jahre 2010 gelten. Damals erfuhren die Bewohner des Valbona-Tals von einem Hotelvorhaben mit 500 Betten –und das mitten im Tal auf einem 4000-Hektar-Grundstück, das seit Generationen im Besitz einer Familie war. Da nun aber in Albanien in den wenigsten Fällen Eigentumspapiere existieren und wenn, dann liegen sie in unzugänglichen Archiven, hatten die Einwohner ein Problem. Als über Nacht die Bagger auffuhren, entschlossen sich die Bewohner zum kollektiven Aufstand. Jeder einzelne bezeugte die Unrechtmäßigkeit der in Tirana frisch gedruckten (gut, gell?) Eigentumspapiere. Als sie auch noch den Taleingang für weitereanrückenden Baufahrzeuge blockierten, hatte der Spuk ein Ende. Die Baumaßnahmen wurden gestoppt. Bis heute. Wollen wir hoffen, daß es so bleibt, denn der sanfte Tourismus, der derzeit im Aufkeimen ist, passt perfekt zur urspünglichen Alpenlandschaft.

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Gegen Mittag erreichen wir die auf der Karte als rote Hauptverbindung eingezeichnete Straße mit der Nummer SH5 nach Puke. Sie hat die gleiche Klasse wie die von Bajam Curri herunter. Kein Verkehr, viele Kurven, recht guter Straßenbelag (vielleicht gerade wegen dem nicht vorhandenen Verkehr?)
Ab und zu ist der Straßenrand weggebrochen. Dann schütten die Albaner einfach größere Steinhaufen um die Löcher herum und malen die Randsteine weiß an.Einzeln in Reihe gelegte Steine bedeuten immer "Vorsicht". An einer Stelle klafft mitten im Asphalt ein rund ein Meter großes Loch, eigentlich eher ein senkrechter Tunnel mit Verbindung zum Hang. Der gesamte Untergrund ist weggerutscht. Wieder ist das Ganze mit Steinen gesichert. Überall, auf der gesamten Strecke liegt Steinschlag. Mal größere Brocken, aber meist ist es einfach Kiesel und Sand, die man bei der Kurvenfahrt einrechnen muss. Generell und überall. Nicht nur hier.

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Albanische Straßen sind wie Wundertüten – man weiß nie, was man bekommt. Irgendwann biegen wir nach Süden auf die SH30 ab. Wir wissen, dass diese Straße asphaltiert ist, auf unserer Karte ist sie orange eingezeichnet. Abermein Gott! Eine Piste könnte nicht holpriger sein. Abschnittsweise schaukeln wir in Schrittgeschwindigkeit von einem Loch zum nächsten. Das nennt wohl keiner mehr Straße. Es liegen auch keine nennenswerten Ortschaften an diesem Streckenabschnitt, nur ein kleines Kaff durchqueren wir im Querfeldeinmodus, aber hier möchte man nicht begraben liegen. So ein ärmliches Nest!

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Nach Durrës rennen uns wildgestikulierende Kinder in die Fahrbahn, die uns darauf hinweisenwollen, daß die Asphaltierarbeiten da vorne ein Durchkommen unmöglich machen. Danke, wir haben verstanden, sie deuten einen U-Turn an, aber ein Anwohner in Blaumann meint, der Feldweg rechts von uns wäre auch eine Alternative. Hmmm, nett gemeint, aber wi rhätten wohl besser auf die Kinder gehört! Das ist vielleicht eine Scheißpiste! Aber irgendwann hat uns die richtige Straße wieder.
Kurze Pause vor einer Lavazh. Wenn es etwas im Überfluss in Albanien gibt, dann sind es Tankstellen und Lavazh. Letzteres sind Waschanlagen für die heißgeliebten Mercedesse. Eine albanische Waschanlage besteht aus einem meist betonierten Platz, oft überbaut mit einem an zwei Seiten offenen Zelt, aber auch ein verlassener Rohbau kann schon mal als Lavazh herhalten. Am Waschplatz steht dann ein Dampfstrahler, mit dem die Fahrzeuge wie bei uns abgespült werden. Keine Ahnung, was diese Dienstleistung kostet. Vermutlich kein Vermögen, wenn man sieht,dass es grob geschätzt genau so viele Waschplätze wie Autos gibt. Bestimmt gilt in Albanien das Sprichwort: Wer sein Auto liebt, der wäscht. Das Auto hat in der albanischen Gesellschaft einen immens hohen Stellenwert. Ein Albaner hat zwei Lebensziele: nach außen hineine gute Figur abzugeben und ein großes Auto zu kaufen, im günstigsten Fall natürlich einen Mercedes. Wahrscheinlich bedingt eins das andere.

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Dieses Tal (bei Kucovë) ist dem Geruch nach die größte Tankstelle des Landes. Nachdem wir einige Kilometer Land gewonnen haben (wenn auch staubiges), stellen wir unser Motorrad an den Straßenrand und schauen uns in der angrenzenden Wiese ein quietschendes Monster an. Es riecht nach Öl. Die leicht hügelige Landschaft ist mit alten, verrosteten Ölfördergestellen gespickt.Die meisten dieser Anlagen sind stillgelegt, aber nur 20 Meter von der Straße entfernt hebt und senkt sich eins dieser ölverkrusteten Monster im Zeitlupentempo in den Untergrund.

...
Kurze Zeit später hängen wir in einem ausnahmsweise willkommenen Stau fest. In der Stadt Roskovec findet der sonntägliche Markt statt, dafür wird die halbe Stadt gesperrt. Gänse liegen einfach so am Straßenrand, die Füße zusammengebunden. Dahinter stehen ihre Besitzer, die das Geflügel zum Kauf anbieten. Gegenüber werden andere Waren feilgeboten: Schuhe zum Beispiel, schön ordentlich auf dem Boden aufgereiht. Oder Möbel,Sofas, Stühle, Schränke – der Straßenrand wird zur staubigen Verkaufsfläche. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt: auf einem Grill liegen Şiş Kebap – die typischen Grillspieße. Der Möbelverkäufer war fünf Jahre in Stuttgart, seine Tochter und ein Teil seiner Familie ist heute noch dort. Sie sind dort geboren, aber ihn zog es wieder in die alte Heimat. Nur das Essen fehle ihm, erzählt er, die albanische Kost sei ihm persönlich zu fleischlastig.


Am rechten Straßenrand befindet sichein ungesichertes, betoniertes Loch von 1 x 1,5 m und 1 m Tiefe undder Müll darin lässt darauf schließen, dass es schon etwas längerbesteht. Wenn hier einer plötzlich auf den Gedanken käme, spontanrechts zu überholen ... Oder ein Fußgänger einfach mal nicht nachunten schaut ... Typisch Albanien – Sicherung kennt man nicht.Sicher hat man aufgegeben, das Loch mit einem Gitter zu sichern. Weildas Gitter umgehend in einem Altmetallhandel landet.

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...
Benachbart zum Hotel liegt eine einfache Grillkneipe, wo sich Lämmer und Zicklein über dem Grill drehen – das macht uns mehr an als die sterile albanisch-italienische Küche im Hotel. Auch Lammkopf dreht sich über der Grillkohle. Aber wir bestellen Kokorec. Wir kennen es nun schon, hätten aber nicht gedacht, dass so ein Riesenberg Fleisch beziehungsweise Leber kommt. Das ist heute keine Offenbarung. Nach der Hälfte sind wir satt. Hätt' ich doch mal lieber den Lammkopf genommen!
Während wir essen, springen die Delfine durch das Meer, auf der Uferstraße lassen sportliche Fahrer ihren hochpotenten Autos freien Lauf (mal keine Mercedes) und der "Reinschmeißer" unseres Lokals versucht fleißig neue Gäste ins Lokal zu lotsen. Fotogen ist er, der junge Bursche in seiner phantasievollen Hirtentracht und dem albanischen Staatssymbol, einem Doppelkopfadler, vorne und hinten auf der Weste!
Stöhn. Ich kann es nicht lassen, zum Essen bestelle ich ein Glas Rotwein. Der Wein aus Dukat soll gar nicht so schlecht sein – aber dieses Glas Rotwein zum Essen ist das Schrecklichste, was ich in Sachen Wein je trank. Pfuideibel! Er schmeckt Scheiße und sieht Scheiße aus. Trübe Brühe! Sorry für meine Wortwahl, aber die albanischen Weine sind – wir wissen es mittlerweile – nichts für den verwöhnten Gaumen.

...
Eigentlich sollten drei Wochen für Albanien locker reichen, da es eigentlich nicht groß ist. Aber jetzt, nach drei Wochen: wir könnten locker noch mal drei Wochenr anhängen, weil wir so vieles nicht gesehen haben. Und weil wir uns sauwohl fühlen. Aber zurück zum Abheben: Der dritte Geldautomat spuckt endlich Geld aus, nachdem die ersten zwei aus unbekannten Gründen streikten. Als wir dann das Zimmer mit albanischer Währungzahlen, bemerken wir eine maßlose Enttäuschung bei unserem Hotelbesitzern. Sie nehmen das albanische Geld, aber nur sehr widerstrebend. EUROS wären willkommener gewesen.

ENDE DER AUSZÜGE

So, das waren nur einige lose Auszüge. Nicht immer im Zusammenhang, locker ausgewählt. Wer alles lesen will, der muss sich an den Download machen.

Ich bin sicher, es wird Stimmen geben, daß die Bilder fehlen. Da muss ich sagen: Gemach, gemach!
Sie kommen. Bald. Wenn das Ganze im Oktober online geht.

LG
Elke
 

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Sehr schön, da hab ich was zu lesen, Danke! :D
 
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Sehr schön! Genau richtig für einen sonntag morgen :)

Albanien hat uns auch sehr sehr gut gefallen und war sehr Abenteuerlich....auf unserer Balkanrunde!
 
Elgru

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Okay, paar Bilder habe ich noch rausgesucht und auf Bildschirmgröße gebracht, aber auch das ist nur ein Tausendstel, Albanien hat Fotomotive ohne Ende. Die Auswahl fällt verdammt schweeeeer...

IMG_8388kl.jpg


Fähre von Butrint


IMG_8565kl.jpg


Bester Parkplatz ever

IMG_8607kl.jpg


Lecker Forellen in der Vjosa-Schlucht (naja, Schlucht, eher Tal)

IMG_8618kl.jpg


Ein etwas größerer Bunker bei Gjirokastër, die anderen sind meist 1Personen-Bünkerchen.

IMG_9001kl.jpg


Da wird niGS geklaut!


IMG_9444kl.jpg


Jeden Sonntag ist Markt in Roskovec.


IMG_9609kl.jpg


Übermütige Jungspunde und Kuhtreiber

Für den Rest muss ich euch leider auf den Oktober vertrösten. Da soll alles fertig sein.

LG
Elke
 
D

der niederrheiner

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Besten Dank. Hab mir das für die Regenzeit mal runtergeladen.


Soviele Länder, so wenig Urlaub. . .
 
MiraculixSertao

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Hallo !

Danke für die schönen Reiseberichte, Albanien ist ein wunderschönes Gebirgsland und immer eine Reise wert !

Ich war im September im Norden und Osten des Landes unterwegs und begeistert von Landschaft, Leuten und unglaublichen Pisten. Beim nächsten AL Aufenthalt gebt Euch einmal die SH 20 von Gusinje - Hani i Hotit, und die Teth Nationalparkrunde, absolut erlebenswert ( mit Grobstollern und bei Schönwetter ).

LG MirakulixSertao
 
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