"Unnötiger Netzausbau"
Der Begriff ist von mir mißverständlich gebraucht worden. Ich hätte besser von wildem Netzausbau sprechen sollen, der die Folge eines wilden Zubaus von EEG-Einspeisern ist. Wenn ich von Netzausbau rede, meine ich nicht unbedingt das Übertragungsnetz, an das in dem Zusammenhang immer wieder gedacht wird, natürlich auch, insbesondere dann wenn die mal prognostizierten 20 - 30 GW Offshore Windenergieleistung wirklich kommen sollten. Momentan ist es nach den ersten kleineren Parks die gebaut wurden wieder ruhiger geworden. Das liegt überwiegend aber auch am Netzuausbau. Kein Investor investiert, wenn er den Strom nicht los wird. Außerdem hat sich die Denke bezüglich On- und Offshore etwas geändert. Aber letztlich asuch nur wegen der Netzinfrastruktur.
Bei Netzausbau denke vorwigend an die Verteilungsebene bis herab zum Hausanschlußkasten. Dort tut sich mengen- und kostenmäßig in bestimmten Regionen und Kommunen mit hohen EEG-Einspeiseranteilen gewaltiges. Das Problem ist, daß die vorhandenen Versorgungsnetze eine klare Verbraucherlaststrukur haben, d. h. von den zentralen Einspeisestellen haben sich die Netze im Laufe der Jahrzehnte zu dem entwickelt was sie jetzt sind. Und das paßte bislang, mit ausreichend hoher Versorungszuverlässigkeit. Jetzt ändern sich Leistungsflußrichtungen und ändern sich auch die Höhe der zu übertragenden Leistungen. Die EEG sagt:
- die Abnahme hat Vorrang vor allen anderen
- der Zugang zum Netz ist zu ermöglichen
- Falls ein Netzausbau notwendig ist, hat dieser unmittelbar zu erfolgen
Die Kosten für den Ausbau trägt das EVU und über die Netznutzungspauschale damit jeder Kunde im Versorgungsgebiet (das sind auch verdeckte Kosten). Das ist im EEG nicht geregelt. Dafür gibt es im EEG den begriff gesamtwirtschaftliche Lösung, die von den Gerichten auf 10 - 20 % der Investitionskosten definiert werden. Und die Gerichte genehmigen eher als daß sie Anschlüsse ablehnen. Die Folge ist, daß EVUs meist ausbauen bevor sie sich auf einen Rechtsstreit einlassen. Und da kein Mensch genau weiß wo im Laufe der nächsten zwei Jahre Zuwächse zu erwarten sind, kann man Ausbauten i. d. R. auch nicht gezielt planen. Man rennt der Entwicklung immer nur hinterher.
Um jetzt zum Begriff unnötig:
Der Ausbau den man beispielsweise vor einem Jahr vorgenommen hat um Kunden XYZ anzuschließen, ist jetzt hinfällig da Kunde Z im gleichen Areal nun auch anfragt und man zum Ausbau nun den Ausbau plant. Hätte man das vorher gewuß hätte man den ersten Ausbau gleich anders planen können. Das ist irre an der ganzen Geschichte. Und noch wahnsinniger ist was ich selbst schon bei einem meiner Kunden erleben durfte erleben durfte, daß einem Antragsteller die Zusage zu einem bestimmten späteren Termin gemacht wurde, weil vorher erst zwingend Ausbauten durchgeführt werden mußten. Der Antragsteller klagte und es kam zu einem vergleich bei dem die entgangenen Gewinne hälftig auf Antragsteller und EVU aufgeteilt wurden. 90 kEuro für jeden. Der Antragsteller hatte die Anlage übrigens anschließend nicht mehr gebaut. Das ist der eigentliche Skandal und nicht Sinn und Zweck des EEG und treibt selbst bei einem Befürworter wie ich es bin, die Zornesröte hoch.
Zum Abschluß noch ein Zahlenwert was den Ausbau anbelangt:
15 Mio Euro für eine kleine Stadt mit ca. 30000 EW für die nächsten 3 Jahre. Und das nur auf der Mittelspannungsebene. Der Ausbau im Niederspannungsnetz ist da noch gar nicht eingerechnet. Wenn das ganze etwas geordneter laufen würde, könnte man diese Kosten auch auf beispielsweise 10 Jahre strecken.
Ungeachtet dessen gönne ich jedem seine PV-Anlage auf dem Dach oder seine Windmühle im Garten. Es ist ja auch so gewollt. Aber bitte immer berücksichtigen, daß nicht alles was gestzlich geregelt ist auch unbedingt richtig sein muß und vor allen Dingen, daß es auch technisch passen muß. Hier hat der Gestzgeber sich m. E. aus der Verantwortung gestohlen, oder zumindet nicht genug drüber nachgedacht und die Lösung dem Markt und den Gerichten überlassen.
Gruß Thomas