Bei den beschädigten Kabeln handelte es sich wohl um die 110-kV-Zuleitungen zum Umspannwerk nach Köpenick. Diese ist normalerweise (n-1)-sicher angeschlossen, so daß der Ausfall eines Systems (jeweils 3 Einleiterkabel bilden ein System, da Drehstrom) unproblematisch ist. Dummerweise wurden zwei oder mehrere Kabel beider Systeme beschädigt, so daß keine Versorgung mehr möglich war.
Das ist ein Fall (n-2)-Fall der normalerweise nicht berücksichtigt werden muß, da äußerst selten und die beiden Systeme üblicherweise nicht in der gleichen Trasse geführt werden. Aufgrund der Brückenquerung wich man scheinbar von diesem Prinzip im Bereich der Brücke ab, wodurch dieser doppelte Schaden auftrat.
Die Kabel sind ca. in 2 m tiefe verlegt, so daß sie üblicherweise nicht durch Fremdeinwirkung geschädigt werden. Außer im vorliegenden Fall, wo die Baufirma anscheinend tiefer als 2 m bohren mußte. Die Fa. war in der Pflicht vor Baubeginn anhand von Trassenplänen sich über Kabel, Rohre etc. im Untergrund schlau zu machen. Inwieweit hier noch eine Mitteilungspflicht der Vattenfall verletzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
Dennoch, sowas passiert schon mal. Blöd im vorliegenden Fall war, daß zwei Systeme erwischt wurden.
Zur Reparatur:
Tiefbauarbeiten, teilweise erschwert durch die beengten Platzverhältnisse. Beschädigte Kabel freilegen und Muffen setzen. Ggf. auch zwei mit einem zusätzlichen Kabel dazwischen, falls die Beschädigung so groß ist, daß eine Muffe alleine nicht reicht.
Da es sich bei den Kabeln um Hochspannungskabel handelt, ich vemute 110 kV, evtl sogar 380 kV, ist das Muffen setzen natürlich etwas aufwendiger als nur zwei Kabel mit einer Klemme zu verbinden. Hier muß bei der Montage auf eine entsprechende Hochspannungssteuerung geachtet werden, damit das ganze einem nachher nicht um die Ohren fliegt. Außerdem trägt man diese Muffen nun auch nicht gerade an der Halskette spazieren. Das ganze dauert halt seine Zeit. Anschließend muß die Spannungsfestigkeit geprüft werden. Danach wird zugeschaltet und alles ist wieder gut.
Fehler in Hochspannungskabeln sind übrigens gar nicht so selten. Normalerweise bekommt man davon nichts mit, da die Versorgung meist redundant aufgebaut ist. War auch hier so, ist halt nur etwas blöd abgelaufen.
Wären die Kabel nicht zugänglich gewesen, hätte man ein Provisorium errichten müssen. Z. B. durch ein zusätzlich verlegtes Notkabel oder durch Versorgung von Köpenick über die Mittelspannung aus benachbarten UW, wozu allerdings auch Maßnahmen erforderlich gewesen wären.
Für eine Notstromversorgung mit mobilen Aggregaten dürfte die Last von Köpenick sicherlich etwas zu groß sein. Nebenbei bemerkt sieht man bei diesem Fall wiederum wie abhängig wir mittlerweile von der Stromversorgung sind. Auch die PV-Anlage auf dem Dach, das BHKW im keller und auch die Pellet-Heizung konnten hier nicht weiterhelfen. Ein irrrglaube der im Zusammenhang mit energieautarken Kommunen immer wieder vermittelt wird. Das ganze funktioniert nur wenn der Stecker nach außen (zu denen mit dem bösen Strom) noch drin ist. Zieht man den Stecker, dann ist es in den allermeisten Fällen auch mit der Autarkie vorbei.
Jetzt könnten wir noch über die Notwendigkeit der der Nord-Süd-Stromtrassen unterhalten und den Sinn und Nutzen von dezentraler Erzeugung. Das verkneife ich mir.
Gruß Thomas