sampleman
Themenstarter
Hallo Leute,
ich habe mich gerade durch den Thread mit den Abgasmanipulationen gefräst und muss mal meiner Verwunderung Ausdruck verleihen.
So wie es im Moment aussieht, hat VW massenweise eine Software verbaut, die dafür sorgt, dass ihr Zweiliter Diesel mit 150 PS und 340 Nm Drehmoment die schärfsten Abgaskontrollen schafft - und jetzt wünscht man VW dafür allenthalben die Pest an den Hals. Eine Milliardenstrafe erscheint noch viel zu gering, am besten sollte der ganze Laden pleite gehen und das Management in den Knast. In dem Thread antwortet einer auf die Frage, warum VW eine härtere Strafe verdient habe als GM (bei denen durch Produktfehler nachweislich Menschen gestorben sind): Weil sie vorsätzlich betrogen haben.
Groß ist auch die Empörung darüber, dass die Autoindustrie reihenweise Autos baut, deren Realverbrauch über dem Normverbrauch liegt.
Also, bei einem Klassentreffen von WaldorfschülerInnen oder beim evangelischen Singkreis der Landfrauen aus Kyritz an der Knatter könnte ich mich darüber ja noch amüsieren, aber in einem Motorradforum?
Mal ein paar Beispiele, was hier völlig gängig ist, zum Beispiel bei meiner R1100GS: Das Ding hat serienmäßig 78 PS in den Papieren, damit die Versicherungsklasse passt. Offen hat sie 80 PS, der Unterschied ist nur ein Luftfilter, und den 78er LuFi gibt es gar nicht als Ersatzteil, weil den ohnehin keiner reinbaut. Begehrt auch der Auspuff von Kranich. Sieht aus wie Serie, tönt aber kerniger (=lauter). Hat zwar streng genommen keine BE mehr, aber das kümmert niemanden. Oder das beliebte Widerstandstuning, damit die Kiste nicht so mager läuft und besser zieht. Bringt die Abgaswerte durcheinander aber so what? Dynojet-Module, Klappenauspuffanlagen von Kesstech, Sportkrümmer ohne Kat, etc. p.p. - die ganze Motorradwelt ist durchzogen von Leuten, die die Serienmäßigkeit und Legalität ihrer Maschine opfern für ein paar Zusatz-PS oder einen "geileren" Klang. Die Blinker möglichst eng beieinander, das Nummernschild möglichst waagerecht, die Rückspiegel so winzig wie möglich. Und wenn das Krad eine Kette hat, dann hilft ein kleineres Ritzel dem Durchzug auf die Sprünge. Warum ist das Ding eigentlich ab Werk so lang übersetzt? Abgasnormen, ach so, na dann ist es ja egal.
Würde die Polizei Leute, die mit solchen Tricks gegen bestehende Gesetze verstoßen, dafür in den Knast schicken, dann würden wir uns zu Recht über Polizeiwillkür aufregen. Aber bei Martin Winterkorn fänden wir es gut. Warum nicht Knast für Erik Buell? Der hat auch eine Testlauferkennung in seiner 1125 CR verbaut, spielt aber im Gegensatz zu Winterkorn in einer Rockband.
Nächste Sache, die Aufregung um den Normverbrauch, der so viel niedriger liegt als der Praxisverbrauch. Mein Citroen braucht laut Datenblatt bei konstant 90 km/h 5,4 Liter auf 100. Bei mir braucht er 2 Liter mehr. Ist natürlich blöd beim Tanken, aber wenn ich die Kiste wirklich mit auf 4 bar aufgeblasenen Reifen konstant bei Tempo 90 fharen würde, käme er vermutlich mit den 5,4 Litern hin, aber will man das? Der Normverbrauch ist natürlich wichtig für die Ermittlung des CO2-Ausstoßes. Mein Pluri kommt laut Papierdaten im Mischbetrieb auf 160 g/km, knapp doppelt so viel wie ab 2020 erlaubt. Dafür habe ich in der Kiste Kopffreiheit satt, einen Motor mit über 100 PS und eine nette Ausstattung. Klar, ich könnte mir auch eine kleine Keksdose mit halb so viel PS und Null-Ausstattung kaufen, der würde weniger als 100 g/km raushauen. Nur: Möchte ich so was fahren? Gibt es tatsächlich jemanden, der sich einen 5er BMW mit einem aufgeladenen Dreizylindermotor kaufen möchte, nur weil der irgendeine Abgasnorm erreicht?
Woher kommt eigentlich diese Todessehnsucht, wenn es um die Beschau deutscher Unternehmen geht? Wem von uns ginge es besser, wenn das ganze Debakel VW so hart treffen würde, dass sie zusperren müssen?
Kann mir das mal einer erklären?
ich habe mich gerade durch den Thread mit den Abgasmanipulationen gefräst und muss mal meiner Verwunderung Ausdruck verleihen.
So wie es im Moment aussieht, hat VW massenweise eine Software verbaut, die dafür sorgt, dass ihr Zweiliter Diesel mit 150 PS und 340 Nm Drehmoment die schärfsten Abgaskontrollen schafft - und jetzt wünscht man VW dafür allenthalben die Pest an den Hals. Eine Milliardenstrafe erscheint noch viel zu gering, am besten sollte der ganze Laden pleite gehen und das Management in den Knast. In dem Thread antwortet einer auf die Frage, warum VW eine härtere Strafe verdient habe als GM (bei denen durch Produktfehler nachweislich Menschen gestorben sind): Weil sie vorsätzlich betrogen haben.
Groß ist auch die Empörung darüber, dass die Autoindustrie reihenweise Autos baut, deren Realverbrauch über dem Normverbrauch liegt.
Also, bei einem Klassentreffen von WaldorfschülerInnen oder beim evangelischen Singkreis der Landfrauen aus Kyritz an der Knatter könnte ich mich darüber ja noch amüsieren, aber in einem Motorradforum?
Mal ein paar Beispiele, was hier völlig gängig ist, zum Beispiel bei meiner R1100GS: Das Ding hat serienmäßig 78 PS in den Papieren, damit die Versicherungsklasse passt. Offen hat sie 80 PS, der Unterschied ist nur ein Luftfilter, und den 78er LuFi gibt es gar nicht als Ersatzteil, weil den ohnehin keiner reinbaut. Begehrt auch der Auspuff von Kranich. Sieht aus wie Serie, tönt aber kerniger (=lauter). Hat zwar streng genommen keine BE mehr, aber das kümmert niemanden. Oder das beliebte Widerstandstuning, damit die Kiste nicht so mager läuft und besser zieht. Bringt die Abgaswerte durcheinander aber so what? Dynojet-Module, Klappenauspuffanlagen von Kesstech, Sportkrümmer ohne Kat, etc. p.p. - die ganze Motorradwelt ist durchzogen von Leuten, die die Serienmäßigkeit und Legalität ihrer Maschine opfern für ein paar Zusatz-PS oder einen "geileren" Klang. Die Blinker möglichst eng beieinander, das Nummernschild möglichst waagerecht, die Rückspiegel so winzig wie möglich. Und wenn das Krad eine Kette hat, dann hilft ein kleineres Ritzel dem Durchzug auf die Sprünge. Warum ist das Ding eigentlich ab Werk so lang übersetzt? Abgasnormen, ach so, na dann ist es ja egal.
Würde die Polizei Leute, die mit solchen Tricks gegen bestehende Gesetze verstoßen, dafür in den Knast schicken, dann würden wir uns zu Recht über Polizeiwillkür aufregen. Aber bei Martin Winterkorn fänden wir es gut. Warum nicht Knast für Erik Buell? Der hat auch eine Testlauferkennung in seiner 1125 CR verbaut, spielt aber im Gegensatz zu Winterkorn in einer Rockband.
Nächste Sache, die Aufregung um den Normverbrauch, der so viel niedriger liegt als der Praxisverbrauch. Mein Citroen braucht laut Datenblatt bei konstant 90 km/h 5,4 Liter auf 100. Bei mir braucht er 2 Liter mehr. Ist natürlich blöd beim Tanken, aber wenn ich die Kiste wirklich mit auf 4 bar aufgeblasenen Reifen konstant bei Tempo 90 fharen würde, käme er vermutlich mit den 5,4 Litern hin, aber will man das? Der Normverbrauch ist natürlich wichtig für die Ermittlung des CO2-Ausstoßes. Mein Pluri kommt laut Papierdaten im Mischbetrieb auf 160 g/km, knapp doppelt so viel wie ab 2020 erlaubt. Dafür habe ich in der Kiste Kopffreiheit satt, einen Motor mit über 100 PS und eine nette Ausstattung. Klar, ich könnte mir auch eine kleine Keksdose mit halb so viel PS und Null-Ausstattung kaufen, der würde weniger als 100 g/km raushauen. Nur: Möchte ich so was fahren? Gibt es tatsächlich jemanden, der sich einen 5er BMW mit einem aufgeladenen Dreizylindermotor kaufen möchte, nur weil der irgendeine Abgasnorm erreicht?
Woher kommt eigentlich diese Todessehnsucht, wenn es um die Beschau deutscher Unternehmen geht? Wem von uns ginge es besser, wenn das ganze Debakel VW so hart treffen würde, dass sie zusperren müssen?
Kann mir das mal einer erklären?