Iran - das Land der Freundlichkeit

Diskutiere Iran - das Land der Freundlichkeit im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Der Iran - so gern in der westlichen Welt geschmäht - bietet bei persönlicher Betrachtung vor Ort ein gänzlich von der Erwartungshaltung...
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kolja

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Der Iran - so gern in der westlichen Welt geschmäht - bietet bei persönlicher Betrachtung vor Ort ein gänzlich von der Erwartungshaltung abweichendes Bild. Für interessierte habe ich mal die Erfahrungen des letzten Trips zusammengefaßt. Und eine GS - soviel vorweg - wird überall östlich Tschechiens als deutsche Ingenieurskunst über den Himmel gelobt und bestaunt... ;)

Reisebericht Iran 2013
 
Christian RA40XT

Christian RA40XT

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Suzuki GS 850, Honda XL600V TransAlp, Honda NX 125
Super Reisebericht!
Die Freundlichkeit in solchen Ländern ist immer ein tolles Erlebnis.
Als Damian und ich dieses Jahr in der Ukraine und Russland waren haben wir auch Kaviar, Melonen und einiges an Erfrischungen einfach geschenkt bekommen.

Toller Bericht!
 
Vatta

Vatta

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Das ist mal ein spitzen Reisebericht!!! Vielen Dank!
 
K

kolja

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So oft habe ich gehört "wie könnt ihr da hinfahren", wenn ich das Thema Tour Richtung Osten aufbrachte. Mord und Totschlag, Zetrio und Trallala... Bei all diesen vollkommen unangebrachten Fehlinformationen muß man regelrecht mal was dagegenhalten.

Ich zumindest bin ziemlich infiziert und mittlerweile total gagga nach Ländern wie Georgien wo andere das Ende der Welt vermuten.
 
mr.blues

mr.blues

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Well done!
(ausgezeichnet: bâschkwh, باشكوه )

In meiner persönlichen Reiseberichthitliste belegst du
unangefochten den 1.Platz! Sowohl in Text als auch im Bild.

Danach kommt ganz lange nix!

Der Kollege, der in Griechenland diesen schicken Gips bekommen hat,
muss doch schier wahnsinnig werden, ob dieser Erlebnisse...

Du erinnerst dich bestimmt nicht mehr - du hast mir mal mit einer Planung
weitergeholfen; weil ich Amazon boykottiere (ich will es nicht erklären müssen...)
kommt das Besagte auf anderem (persönlichen) Weg...

Viele Grüße
Stefan
 
Mad Mex

Mad Mex

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Danke fuers Mitnehmen!
Respektable Fahrleistung fuer eine Gruppe!

...und gibt es im Iran wirklich ueberhaupt keine Cerveza-Dealer?:eekek:

SALAMATI:bier:
 
K

kolja

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@Stefan: Mit 67 ist unser Hermann üblicherweise der vorsichtigste & zurückhaltendste der Gruppe. Das lief wirklich so dermaßen dumm und unglücklich. Wenn Dir bei nicht viel oberhalb Schrittgeschwindigkeit auf einwandfreiem Asphalt beim Links-Abbiegen ohne im Nachhinein ersichtlichen Grund das Vorderrad weggeht und so ein nichtiger Mumpitz die Reise beendet... wir haben später unterwegs in ganz anderen Situationen wegschmeißen müssen.

Aber er ist mittlerweile wieder heile und wollte uns auf den letzten Kilometern der Tour - verfrüht mit Gips - schon entgegengefahren kommen.

Auf das Verpaßte sollte man ihn allerdings vorsichtshalber nicht ansprechen. Er bekommt den Rückblick über meinen Bericht...

Bzgl. Planung: Nach gut vier Wochen Abwesenheit waren tausende Anfrage-eMails aufgelaufen. So gern ich alle beantworten wollen würde - ich schaff's nicht...

@Mad Mex: Offiziell bekommst Du im Iran in Hinsicht Alkohol etc. nichts, nada, niente, nitschewo, nothing. Das Leben bleibt aber auch dort nicht stehen. Und wo was verboten ist, wird umso schlimmer zugebissen.

Wir konnten nicht ganz so tief einsteigen - glücklicherweise... - daß wir irgendwelche privaten Halligalli........parties mitgemacht hätten. Aber es gibt sie - speziell bei der Jugend. Und da bleibt kein Auge trocken - egal, ob Bier, Wein oder harte Drogen (Iran hat ein extremes Drogenproblem durch die Grenze zu Afghanistan).

Wir haben unterwegs Bier & Wein angeboten bekommen. Auf einem hohen, hohen Berge zogen ein, zwei dicke Zigaretten die Bahn und man wollte uns sogar ein Tütchen Gras schenken. Dafür war ich dann allerdings doch zu sehr Schisser und habe insistiert, es nicht an-/mitzunehmen. Bei Durchsuchung wäre alles von zwei Jahre Haft (Touribonus) bis Todesstrafe drin. Wobei im Iran jedoch eine solch hohe Drogenrate existiert, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß die härtesten Strafen so oft ausgeführt werden.

Was definitiv, ständig und immerzu auffällt, ist, daß die Bevölkerung mit vielerlei drakonischer Regel nicht mehr einverstanden ist. Egal, ob es ein Vater war, der nach Möglichkeit seinem Kind zukünftig das Kopftuch ersparen möchte oder primär Unmengen jüngerer Menschen, die zwar die Kleidungsvorschriften einhalten - jedoch öhm... recht flax interpretieren.

Das Bildungsniveau scheint auf relativ breitem Felde sehr hoch zu liegen. Wir wurden mit erstaunlich offenen, gut informierten, reflektierten, teils eloquenten Fragen und Gesprächen konfrontiert. Und es wurde seitens der Iraner - so unbeobachtet - auch kein Blatt vor den Mund genommen.

Es rumort und man kann allerorten stillen Widerstand erkennen. Ich hoffe, daß sich beide Seiten - Volk und Machtapparat - zu beider Gunsten aufeinander zu bewegen. Ich kann es diesen freundlichen Menschen nur wünschen...
 
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mecki4131

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Hallo Kolja, klasse Bericht und spannende Tour!! Wir, 4 Jungs 55 - 60 Jahre jung, sind ebenfalls am überlegen: 2x GS 1100, 1x F 650 GS, 1x African Twin ,wir sind miteinander gut befahren und gerne und oft im Osten unterwegs: Rumänien, Bulgarien, Ukraine ( Waldkarpaten), Georgien ( kurz nach dem verlorenen Krieg - die Leute schienen uns deprimiert bis ablehnend) - nun vielleicht Iran. Reisezeit bei uns August - wie sieht es damit den Temperaturen aus? Sollte man eher im Norden bleiben mit Hochebene und Bergen ? Straßenverhältnisse scheinen okay - die harten Schotterstrecken habt Ihr Euch bewusst ausgesucht? Erst mal danke und schönen Sonntag!
mecki4131
 
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kolja

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bis auf den einen paß in georgien (sixdays) haben wir uns alle straßen bewußt in dieser art ausgesucht (ein bißken spaß muß sein...;). Der August ist eigentlich die in meinen Augen ungünstigste Jahreszeit für den Iran. Der heißeste Monat. In den Wüstenregionen richtig sportlich (die Dasht-e Lut - südliche Wüste - gilt mit bis zu 70°C als die heißeste Wüste der Welt). Bei uns ging es zeitlich nicht anders.

Die nördlichen Gebirgsregionen sind aus Temperatursicht angenehmer als die etwas südlicher liegenden Gebiete. Ich denke, etwas früher oder später im Jahr wäre bei uns klimatechn. angenehmer gewesen. Allerdings weder zu früh noch zu spät, da der Iran doch über weite Strecken sehr hoch liegt.

Auf dem Salambarpaß (3.000+m) war es kühl. Unten in der Ebene hatte man schnell im Schatten 40+.

Nach mittlerweile mehreren Georgienbesuchen bin ich persönlich begeistert vom Land. Habe sehr herzliche Menschen getroffen - aber auch resignierte in stark heruntergekommenen Gebieten.
 
Hermann (aus E)

Hermann (aus E)

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Hi Kolja,
Danke für den wunderbaren Bericht. Einen kleinen Teil der Strecke durften wir dieses Jahr auch fahren...>>Klick<<, wobei für uns allerdings die Strecke Mestia - Uzhguli - Mestia das Highlight für unsere Schottererfahrungen war.
Der Iran steht auf unserer Wunschliste ganz oben, aber da müssen wir noch in Erfahrung bringen, wie die Iraner auf motorradfahrende Frauen reagiert ;-)
Ich selbst, durfte den Iran schon mal beruflich besuchen, das war noch vor Ahmadinedschad Zeiten. Ich hatte da auch den Eindruck, das es dort rumort. Aber die Leute dort waren einfach klasse. Ich bin einmal von unserem Fahrer nach Hause eingeladen worden und durfte dort verbotener Weise deutsches Satelitenfernsehen sehen (Tagesschau) und einmal von verwandten eines verwandten eines Mitarbeiters aus der Kundenfirma... das war super intressant. Wir waren schwimmen, Billiard spielen, Satellitenfernsehen schauen usw...Manche Leute die ich dort getroffen habe, waren so aufgeregt, dass sie, als sie sich in englisch mit mir unterhalten haben, angefangen haben zu hyperventilieren und zu stottern.
Viele Leute die ich getroffen habe, waren auch der Meinung das Kirche und Staat getrennt bleiben sollten. Jedoch habe ich auch einen Menschen getroffen, der Herrn H. aus Braunau toll fand...ich habe die Unterhaltung damit beendet, das ich ihm beschrieben habe welche Art Mensch Herr H. toll fand und er wußte das er das genaue Gegenteil von dem war...das war allerdings die übliche Ausnahme. Ansonsten wurden wir überall freundlich aufgenommen.
Ich bin heute noch von den Leuten angetan und ich denke unser diesjähriger Urlaub hat was Gastfreundschaft angeht, unsere Neugier auf den nahen Osten auf jeden Fall erweckt.

Naja, in diesem Sinne

Gruß Hermann

PS.: Georgien hat uns aber auch nicht zum letzten mal gesehen...
 
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K

kolja

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Schau mal hier - bzgl. Frau, Motorrad & Iran: Ted Simon Insights - Islamic Dress Etiquette

Sollte an sich kein Problem darstellen. Frauen dürfen? wohl offiziell im Iran kein Motorrad (also die kleenen Mopeten dort) fahren. Aber bei Touris habe ich diesbzgl. noch nichts negatives gehört. Und der Iran ist schon von Unmengen an Leuten per Mopete durchfahren wurden (viele auf Durchreise). Man ist wohl schlicht baff, weil man es nicht erwarten würde, eine Frau vom Motorrad absteigen zu sehen. Haare bedeckt halten, zumindest weitgehend Kleidungsordnung einhalten und gut.

Die Iraner, die wir trafen - und das waren hunderte - durfte ich als weltoffene, gebildete, interessierte Menschen kennenlernen. Es wurde aber schnell klar daß im Privaten eine Parallelwelt mit wesentlich weniger Zwängen & Schranken existiert.

Euer Reisebericht ist schon geöffnet für später. Freu mich schon drauf...

---

Auch bzgl. Georgien muß ich für mich feststellen, daß man teils sehr große Fortschritte sieht. Viel entwickelt sich. Das Land blüht wieder auf.

Letztes Jahr fiel u.A. auf, daß Schotterwege, die wir fuhren früher mal asphaltiert gewesen sein müssen. Das die rostigen, teils abgeknickten, abgetragenen Lichtmasten mal Strom hoch in die Berge transportierten. Also schlicht, daß mal eine bessere Infrastruktur vorhanden gewesen sein muß.

Ein Jahr später sieht man teils, daß daran bereits wieder gearbeitet wird. Ihr wart doch in Mestia? Der Ort - zumindest vordergründig - sieht doch eigentlich aus wie ein 1A Alpen-Ressort oder? Vor zwei Jahren waren da noch Bauernhäuser, ein riesiges Loch anstelle des gepflasterten Platzes vorm Hotel Mestia. Dann hat die Regierung Geld in die Hand genommen & massiv subventioniert. Allerdings nur vordergründige Dinge: Fassaden, Straßen, Fußwege. Die Stadt glänzt regelrecht. Bis man durch die Fenster kuckt.

Die Zeit bleibt nicht stehen... gut so.
 
T

TomTom-Biker

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Gastfreundlich sind sie sicherlich, die Iraner. Das gehört mit zu ihrer Weltanschauung. Und es nicht alle erzkonservative Muslims. Viele, insbesondere die gebildeten, davon gibt es einige, sind weltoffen und zeigen dies auch im Privatbereich und außerhalb des Landes. Bei all diesen Eindrücken darf man aber nicht vergessen, daß der Iran von seiner Verfassung her ein Gottesstaat ist und der Revolutionsrat streng auf Einhaltung der islamischen Gesetze achtet.
Für uns kann das schon mal sehr befremdlich wirken und auch unangenehme Folgen haben, wie in Vergangenheit auch schon geschehen. Für Iraner kann das ggf. auch schon mal richtig schlimm werden. Ein Land, in dem Frauen nach wie vor unterdrückt werden und bei dem auch noch Menschen gesteinigt werden weil sie gegen bestimmte islamische Gesetze verstoßen haben. Für mich kein Land dorthin zu reisen. Auch wenn Land und Leute großartig sind, das will ich gar nicht bestreiten.

Ich habe drei Neffen die als Iraner im Iran leben und die auch selbst manches in ihrem Land kritisch sehen. Ich habe aber auch eine Schwester, die vor nun etwa 20 jahren nach Deutschland zurückgekommen ist, weil sie nach 20 jahren eines freien und weltoffenen Lebens im Iran, mit den damals akzuellen Verhältnissen nicht mehr klar gekommen ist. Und ich kenne zahlreiche Exil-Iraner, die derzeit nicht in das Land zurückwollen.

Ich will das Land nicht schlecht reden. Fahrt hin und erlebt es selbst. Auch die Landschaft, sie ist teilweise atemberaubend. Aber seid euch drüber im klaren, daß hier nach wie vor Menschen anderer Meinung unterdrückt und mit Repressalien belegt werden. Es ist in vielen Dingen nach wie vor ein Staat bei dem Menschenrechte schon an einigen Stellen eigenwillig ausgelegt werden. Von anderen ebenfalls nicht tolerierbaren Dingen will ich hier gar nicht reden.

An sowas sollte man aber auch denken, wenn man über motorrad fahrende Frauen und das richtige Anziehen des chadors spricht.

Gruß Thomas
 
K

kolja

Themenstarter
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In Deinen Punkten gebe ich Dir pauschal recht. Das merkt man auch zum gewissen Grade, wenn man im Lande unterwegs ist. Die durch die Obrigkeit kontrollierte Öffentlichkeit ist die eine Seite. Die andere ist die Private. Und viele Iraner gehen in keinster Weise mit der offiziellen Sicht konform - und zeigen dies auch soweit ihnen möglich. Das äußert sich teils sogar recht provokant. Speziell in den größeren Städten.

Was man in meinen Augen aber keineswegs vergessen sollte: Wir in den westlichen Industrienationen bekommen fast ausschließlich ein vorgekautes, gern negatives Bild über bestimmte Regionen dieser Welt vermittelt. Viele der aufgezeigten Dinge entsprechen sicher auch der Realität (leider tatsächlich aber nicht alle).

Was dabei aber immer gern vergessen wird: Diese Berichterstattungen können nie umfassend genug sein, um ein rundes Bild zu vermitteln. Und ein Land mit z.B. 500.000 aus unsrer Sicht ggf. negativ agierenden Menschen wird trotzdem in der Realität dominiert von der Gesamtbevölkerung - z.B. 70.000.000. D.h. aber auch, daß wir mit Blick von außen leider meist nur eben jenen Blick auf die 500K vermittelt bekommen. Nicht aber eben jenen Kontrast, den in einem natürlichen Gleichgewicht eben jene 70Mio dagegen setzen.

Im Falle Iran hat sich das für mich - natürlich subjektiv - in wirklich dramatischer Form dargestellt. So finster bestimmte Repressalien sein mögen die wir primär im unserer westlichen Welt vermittelt bekommen (und die sicher auch meist der Realität entspringen), so nichtsbedeutend sind plötzlich die darauf aufbauenden Vorurteile, wenn man vorort auf die realen Massen, die Menschen stößt.

Mag ein Regierungsapparat sein wie er will - in egal welchem Land der Welt. Die Menschen - die breite Masse - machen letztendlich im Alltag die Musik.

Und diesen Unterschied zwischen einseitiger Information aus externer Sicht und erlebter Realität zwischen eben jenen Menschen kann man fast nur vorort wahrnehmen. Und im Falle unserer gemachten Erfahrungen waren die Erlebnisse schlicht umwerfend.

---

Davon abschweifend - aber parallel: Das DDR-System war auch alles andere als freundlich. Einreisende, westliche Ausländer bekamen das oft sportlich zu spüren. Menschen im Land eher weniger. Aber so finster auch manche System-relevante Individuen agiert haben mögen (und es gab da stockdustere Geschichten), so herzlich waren auf der anderen Seite die normalen Menschen von nebenan. Gleiches Lied in grün...

---

Ich wurde heute gefragt: Würdest Du nochmal hinfahren [Iran]? Ich: Sofort.

Hier als Kontrast mal noch eine andere Schilderung negativer Natur (man beachte auch die letzten Abschnitte)...
 
T

TomTom-Biker

Gast
Daß zum Teil Unterschiede zwischen Staat und privat ist, das weiß ich auf berufenem Munde, deswegen habe ich mich hierzu auch geäußert. Ich weiß aber auch, daß ein Unterschied zwischen ausländischem Deutschen und Ausländer allgemein besteht. Wir Deutschen sind i. d. R. gerne in der Welt gesehen, einfach weil wir als Export-Nation natürlich weltweit Kontakte haben, insbesondere auch zum Iran zu dem wir über Jahre vor dem Handelembargo hervorragende Geschäftsbeziehungen hatten und weil wir eben nicht imperialistisch auftreten, so wie manch andere Nation das tut. Viele Iraner sprechen deutsch, da sie hier im Land irgendwann mal studiert haben und auch einen Teil der westlichen Kultur mit in das Land genommen haben. Meine Schwester ist genau über diese Schiene vor über vierzig Jahren dorthin gelangt.

Es gibt halt Dinge über die man sich im klaren sein sollte. Da meine ich nicht Dich, Du hast es ja selbst gesehen, sondern die, die Deinen zurecht tollen Reisebericht lesen und meinen ihr nächstes Reiseziel gefunden zu haben und glauben bis auf die Entfernung sei das so wie Montenegro, Albanien oder Türkei.
Es ist sicherlich der Staat der nach außen hin in besonderer Weise auftritt (ich sag nur der ehemalige Ahmadinedschad), aber es sind ganau dieselben freundlichen Menschen, zumindet ein Teil davon, die israelische und amerikanische Fahnen verbrennen und "tötet die Ungläubigen rufen". Und es ist der Staat der die Hispolla massiv unterstützt. Das muß man halt auch sehen, wie bei vielen ähnlichen Dingen in anderen Ländern natürlich auch. Und danach muß man entscheiden dorthin zu fahren oder auch nicht. Du tust es, ich halt nicht. Andere müssen halt selbst entscheiden. Deswegen mein Einwand, rein informativ.

Gruß Thomas
 
Michael68

Michael68

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Davon abschweifend - aber parallel: Das DDR-System war auch alles andere als freundlich. Einreisende, westliche Ausländer bekamen das oft sportlich zu spüren. Menschen im Land eher weniger. Aber so finster auch manche System-relevante Individuen agiert haben mögen (und es gab da stockdustere Geschichten), so herzlich waren auf der anderen Seite die normalen Menschen von nebenan. Gleiches Lied in grün...
..
Hallo Kolja,

ein schöner Reisebericht und sicher ein unvergessliches Erlebnis. Aber es hätte auch anders kommen können und Ihr wärt den vielfältigen Repressalien ausgesetzt gewesen.

Dein Absatz zur DDR finde ich eine unerträgliche Verharmlosung:banghead:. Wenn Du glaubst die Schikanen bei den Einreisekontrollen waren das schlimmste an der DDR und die Bürger der DDR waren davon "eher weniger" betroffen. Hier mal zur Auffrischung der Erinnerung einige beispielhafte Punkte die die DDR ausgezeichnet haben.
Errichtung einer Diktatur und Verweigerung der Demokratie für die Bevölkerung;
- Schießbefehl und Ermordung hunderter Menschen;
- Verweigerung der Freizügigkeit;
- Verhinderung der Meinungsfreiheit; Pressefreiheit
- Verwehren des Streik- und Demonstrationsrechtes;
- parteiabhängiges Recht und ideologisiertes politisches Strafrecht;
- ständige Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen; politische Häftlinge
- lebens- und gesundheitsgefährdender menschenunwürdiger Strafvollzug;
- offene und versteckte Zwangsarbeit;
- Verweigerung des Tarifrechtes für die Arbeitnehmer;
- ideologische Indoktrinierung des Bildungswesens;
- Überwachung der Bevölkerung durch ein Geheimdienstsystem;
- gewaltige Umweltschäden durch Verschmutzung von Wasser, Luft und Erde;
- die Begünstigung des internationalen Terrorismus; insbesondere RAF
- Zwangsadoptionen;
- Hinrichtungen „aus erzieherischen Gründen“;
Da ich in der Nähe der Mauer aufgewachsen bin, kamen wir im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs vereinfacht an Visa für die DDR und wir haben regelmäßig Verwandte besucht und ich konnte mir daher auch vor Ort selber ein ganz gutes Bild über die Verhältnisse machen. Das man unabhängig von den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in einem Land nette Kontakte zu den Menschen findet und schöne Erfahrungen sammeln kann ist natürlich unbestritten.

Viele Grüße
Michael
 
mr.blues

mr.blues

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...ogottogottogott...
Jetzt sind wir genau da, wo Kolja unter Garantie nicht hin wollte...

...deshalb ist diese Dikussion auch nicht zielführend. Hier geht es einzig darum festzustellen, dass
Pauschalisierungen nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben...

Ich für meinen Teil weiß schon lange, das jede Medallie immer zwei Seiten hat. Palästinenser sind nicht
automatisch Bombenleger! Neapolitaner sind nicht automatisch klein, unrasiert und laut, Ostfriesen sind nicht
automatisch blöd, Westfalen sind nicht automatisch stur, Alg2 Empfänger sind nicht automatisch alkoholkrank...usw,usw...

Und der Iran ist nicht automatisch ein Land in "der Achse des Bösen". Schon mal gar nicht weil uns das die
Regierung aus dem Land von Peace and Love (hahahahahahaha) sagt; und schon mal so was von gar nicht
wenn uns die Springerpresse das immer und immer wieder vorkaut.

Politik wird schon gaaaanz lange nicht mehr von den (von uns gewählten (hahahahahaha) ) Politikern gemacht;
Medien (die eigentlich beobachten, vermelden, kommentieren sollten - nicht gestalten), Lobbyisten, Wirtschaft,
usw. sind viiiel mächtiger und bestrebt eigene Interessen durchzusetzen...

Und auch wenn uns das nicht gefällt - in jedem Land gibt es eigene Gesetze die es dort dann auch einzuhalten gilt...

In Deutschland ist es auch noch nicht sooo lange her, das andersdenkende (zB. Sozialdemokraten) erschossen oder
bestenfalls eingesperrt wurden! (noch vor dem Bärtigen aus Braunau) Mein Urgroßvater war so einer!

Nicht viel früher wurden Leute bei uns gesteinigt oder verbrannt, weil der Klerus seine Macht festigen wollte...es gibt so unendlich
viele Beispiele.

Gesellschaften haben sich immer (!) aus sich selbst geformt. Auch die unsere. Dazu gehören unterschiedliche Strömungen
im Denken und Tun. Das wird sich auch so in den vielen Ländern der Welt verhalten, von denen die Amis und deren
Stiefellecker glauben dass das nur(und nur) mit deren Hilfe geht.
USA haben in den letzten 50 Jahren 250 Kriege geführt!! Und alle nach dem Motto: "Willst du nicht mein Bruder sein, dann
schlag ich dir die Fresse ein" (oder - gibst du mir nicht freiwillig deine Rohstoffe, Vertriebswege, KnowHow, Patente, usw...
dann nehme ich sie mir einfach)

Aber jetzt bin ich auch am Politisieren - das wollte ich doch gar nicht - gehört nämlich nicht in eine Mopedforum.

Noch eine kleine (Schmunzel)-geschichte zum Schluß.

Indoktrination passiert auch andersrum.
Mein Freund aus dem Libanon war der glückliche Gewinner eines von drei Stipendien für die Aufnahme eines BWL Studiums
im Ausland!
Eines war für England, eines für Frankreich und eines für Deutschland ausgeschrieben.

Weil er der letzte Auserwählte war, "mußte" er das für Deutschland nehmen. Er wollte nicht, weil im Libanon von vielen
geglaubt wird, das es hier immer sehr kalt ist, nur Bier getrunken wird und die Frauen alle ..... sind...
Als er dann in Frankfurt aus dem Flieger stieg, war er im Juli mit einem Pelzmantel bekleidet! Alle anderen Vorurteile
konnte er dann auch sehr schnell vergessen.
Heute 15 Jahre danach (mit Martina verheiratet), ist er sowohl in Deutschland und im Libanon zu hause, und bringt unsere Lebensweise und Kultur in den Orient!

Mit ihm zusammen habe ich übrigens einen anderen Freund in Ramallah besucht...auch wieder eine Lektion für mich gewesen
nichts zu glauben, was man nicht selbst versucht hat zu ergründen.

So - jetzt schlagt drauf - ich bin es gewöhnt (und kann es ertragen)

cu
Stefan
 
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TomTom-Biker

Gast
...ogottogottogott...
Jetzt sind wir genau da, wo Kolja unter Garantie nicht hin wollte...

...deshalb ist diese Dikussion auch nicht zielführend. Stefan
Recht hast Du, aber Dein jetziger Beitrag dazu ist nicht unerheblich.

Aus meiner Sicht war das Thema schon abgehakt. Ich wollte nur drauf hinweisen, daß wir es hier mit allem anderen zu tun haben als einem Rechtsstaat westlicher Prägung. Für all diejenigen die von der Reise begeistert sind und das Tragen des Chadors für Frauen so betrachten, als sei dies so eine Art ortsübliche Tracht. Da geht es u. a. um Grundrechte in unserem Sinne und im übertragenen Sinne auch um Menschenrechte. Um mit den Worten meiner Motorrad fahrenden Freundin, einer möglichen betroffen zu sprechen: "in ein Land in dem Frauen aufgrund ihres Geschlechts und aufgrund religiöser Weltanschauungen unterdrückt bzw in ihrem freien Handeln eingeschränkt werden, fährt sie nicht hin". Und recht hat sie. So einfach ist das. Nichts anderes wollte ich sagen. Männer sehen das vielfach anders, da nicht direkt betroffen.

Das ändert nichts daran, daß jeder der das möchte und der damit klar kommt auch dorthin fahren soll. Ein schönes Land, nette und gastfreundliche Menschen, köstliches orientalisches Essen, Büffeleis mit Rosenwasser und für den Reisenden ein Land in dem er auch von staatlicher Seite nichts zu befürchten hat. Wenn er nicht zur falschen Zeit, am falschen Platz mit den falschen Leuten spricht. Dann kann das schon mal für einfache Vergehen (aus unserer Sicht) sehr abenteuerlich werden, egal wie freundlich man dann auch behandelt wird. Und das ist eben der Unterschied zu Bosnien, Rumänien, Albanien und Türkei.

Gruß Thomas
 
K

kolja

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Iran - das Land der Freundlichkeit

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