Südafrika/Namibia-Experience mit SA Moose / August 2018

Diskutiere Südafrika/Namibia-Experience mit SA Moose / August 2018 im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Bevor die Erinnerungen anfangen zu verblassen, werde ich hier mal tageweise über die Beste aller unserer bisherigen Reisen auf zwei Rädern...
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Bevor die Erinnerungen anfangen zu verblassen, werde ich hier mal tageweise über die Beste aller unserer bisherigen Reisen auf zwei Rädern berichten:

Tourdaten
Abfahrt:04.08.2018, 12:45Uhr
Rückkehr:02.09.2018, 13:45Uhr
Strecke:7.945km
Defekte:Tankanzeige F800GSA, H7 Abblendlicht F700 (10.08) Bremslichtschalter F800GSA(15.08) H7 Abblendlicht F800GSA (31.08.)
Pannen:keine
Strafzettel:bisher kein Posteingang
Kontrollen:keine ausserhalb der Grenzkontrollen
Unfälle:2
Sonstige Schäden:Kinnbügel Schuberth J1 (verloren), Hülle Tablet durchgescheuert, Belüftungsabdeckung J1 (Unfall)


Fazit:
Wir sprachen im Vorfeld von einem Abenteuer-Urlaub und wir hatten Einen! Und was für Einen!

Vielen Dank an Rainer und sein unermüdliches "Back-Office" Carmen. Sie haben uns einen unvergesslichen und unvergleichlichen Urlaub bereitet, ein Höhepunkt jagte den Nächsten. Das trifft auf die Strecken ebenso zu, wie auf Unterkünfte, Essen, Landschaften, Leute.
Beeindruckt haben uns die Weite der Landschaften, die Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Gastfreundlichkeit der Leute und die absolute Inkompetenz der Leute, die Zigaretten verkaufen, die aber wohl nur Ergebnis der zuvor erwähnten Hilfsbereitschaft ist.
Uns fiel besonders auf, dass jeder zweite Verkehrsteilnehmer uns per Hupe, Lichthupe oder Winken gegrüßt hat, sowohl in NA als auch in ZA, selbst wenn wir nur irgendwo am Straßenrand Zigarettenpause gemacht haben. Auch ansonsten sind erstaunlich wenige Idioten im Straßenverkehr unterwegs.
Zudem sind wir nicht ein einziges Mal naß geworden. Das ist wohl einer ominösen "connection" unseres Guides zum Wettergott zu verdanken, denn es hat 2 mal geregnet. Nachts.
C-Treiber hatte die wohl längste Probefahrt der Geschichte, fast 8000km und alle Belagarten bis auf Schnee und Schlamm, auf einer F800GSA.
 
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Tag 1 und 2 / Anreise:

Um 12:45 am Abreisetag sind unsere Fellnasen untergebracht, alles ist gepackt, die Nachbarn instruiert und wir setzen uns mit dem Mietwagen in Richtung Frankfurt auf die Autobahn. Trotz der morgendlichen Hektik sind wir entspannt. A100, A115, A10, A9, A4, A5, A3.

Der Streß beginnt mit der Mietwagenrückgabe. Unorganisiert ist noch ein freundliches Wort für das Chaos. Ob an der Rückgabestation jemand Deutsch spricht, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Um 18:00 angekommen, haben wir um 18:30 endlich unsere Rückgabe-Quittung. Ein Gepäcktrolley ist nicht auffindbar, mit 5 Gepäckstücken und einem Gesamtgewicht von gut 80kg ist das ein nicht unwichtiges Detail. F-Treiber findet in 250m Entfernung eine Ausgabestelle, während C-Treiber das Gepäck bewacht. Gepäcktrolley kostet 1€ und kann nur per Kreditkarte bezahlt werden! Damit steigt der sowieso nicht beliebte Flughafen auf unserer Hass-Skala gleich um eine ganze Potenz.

Wir werden im Terminal 1 von Bereich A nach B geschickt und von B wieder zurück nach A, um dann von Z68 abzufliegen. Der Flughafen steigt um 2 weitere Potenzen in unserer Hass-Skala.

Durstig und das erst Mal durch... C-Treiber "dreht am Rad"

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Der Flieger steht zum Einsteigen bereit...

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Südafrika zeigt dann, mit genügend Personal und Willen, sowie kostenlosen Trolleys geht es schneller. Unter 40min, von der Landung bis wir mitsamt Einreisestempel und vollständigem Gepäck in der Ankunft-Halle stehen und von Intibane Bike Tours in Empfang genommen werden. Eine erste Zigarette ist auch noch drin und schon befinden wir uns auf dem Weg in unsere Unterkunft.

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Tag 3 / Abholung der Leihmotorräder und Abfahrt

TagMontag, 06.08.2018
Entfernung525km
Reisezeit6,5h mit Pausen
Pässekeiner
Wetter10 - 24°, sonnig, teils starker Seitenwind
Das Frühstück macht Lust auf mehr, allerdings müssen wir los, die Motorräder abholen, um 10:00 soll es losgehen. Also, ab in das Auto von Rainer. Leider macht uns das Montagmorgen-Verkehrschaos in Johannesburg ein Strich durch die Rechnung. Überraschung 1, der Vermieter heißt MotoBerlin. :-) Überraschung 2, beide Motorräder verfügen über je zwei Seitenkoffer und ein Topcase. Damit dürfte sich die Mitnahme einer Rolle erledigt haben. Genauso ist es auch. Die Übergabe ist schnell erledigt, allerdings herrscht immer noch Verkehrschaos und zum eigentlichen Startzeitpunkt sind wir noch 20km vom Treffpunkt entfernt und noch nicht ein Gepäckstück befindet sich in unseren Alu-Boxen.

Gepackt und abfahrbereit:

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Um 11:30 kommen wir weg. Erster Tagestripp nach Kimberley, 525km. Da es um 18:00 dunkel wird, einige Orte auf der Strecke liegen und die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausserhalb der Ortschaften 120km/h beträgt, könnte es eng werden mit der Ansage, nach Anbruch der Dunkelheit wird nicht mehr gefahren.

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Wir ziehen am Kabel, obwohl der Linksverkehr stark gewöhnungsbedürftig ist. Die Weite der Landschaft ist beeindruckend. Wir erreichen unsere Unterkunft in der Dämmerung.

Im Fullhouse testen wir dann die Qualität der chinesisch angehauchten Karte und probieren uns durch die lokalen Biersorten. Weder Amstel, noch Black Label, noch Castel können C-Treibers Flens-verwöhnten Gaumen überzeugen. Es bleibt dabei, alles südlich der Elbe hat seiner Meinung nach keine Ahnung, wie gutes Bier hergestellt wird.
Nach dem Rückweg zur Unterkunft, dann die schlechte Nachricht, folgender Dialog an der Rezeption:
" Where can I get a beer?"
" I don´t know!"
" Do you sell some?"
" No, I´m selling rooms and not drinks!"
" No beer, no water, nothing?"
" Yes, Sir!"

Wir lernen schon am ersten Tag: "This is Africa"
 
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Tag 4 / Kimberley -> Upington

TagDienstag, 07.08.2018
Entfernung401km
Reisezeit6h mit Pausen
Pässekeiner
Wetter5 - 20°, sonnig
Um 07:30 ist Frühstück angesagt, dabei wird klar, es handelt sich bei der Unterkunft um ein Bed&Breakfast, das auf die Selbstversorgung setzt, da es ausschließlich mit Geschäftsreisenden besetzt ist. Wir sind die einzigen Touris dort.

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Dann geht es vor der Weiterfahrt nach Upington ersteinmal zum Big Hole.

Wir kommen kurz nach Beginn der Führung an, zahlen pro Nase 110ZAR und können uns der Führung im Museum noch anschließen. Einer von den Sicherheitsleuten auf dem Parkplatz hat versprochen, auf die Motorräder samt Gepäck aufzupassen. Die Führung ist interessant. Im Big Hole lebten zu Hochzeiten auf 17ha 40.000 Menschen mit einer Toilette und schürften Diamanten. Unvorstellbare Verhältnisse. Auch mit welchen primitiven Mitteln riesige Mengen an Gestein abgebaut, zerkleinert und nach Diamanten durchsucht wurden.

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Der Sicherheitsmann ist mit 20ZAR für 45min aufpassen zufrieden. Das dürfte in etwa einem Stundenlohn entsprechen. Es geht um 11:00 vom Big Hole Richtung Upington, dem letzten Halt vor der Grenze nach Namibia. Wir machen Zwischenhalt in einem Dorf, dessen Cafe neben Kaffee auch Biltong verkauft und fragwürdige Schilder zur Schau stellt. Wir decken uns während des Kaffeetrinkens mit Oryx-Biltong ein.

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Unser (noch) entspannter Tourguide :)

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Auf dem Weg nach Upington, sehen wir unseren ersten Gemsbok (dt. Spießbock), eine Unterart der Oryxantilopen. Der Gemsbok tritt sofort den Rückzug an und posiert nicht für die Kamera.

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Aufstellung zum Posieren

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Der Weg ist das Ziel...

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In Upington fahren wir durch ein reines Wohngebiet, wobei man sich, wie häufig in ZA, eher so vorkommt, als würde man durch eine Ausstellung möglicher Gefängnisumzäunungen fahren. Am Ende des Wohngebietes liegt unsere "accommodation". Wie wir noch rausfinden werden, kann das in ZA und NA so ziemlich alles sein, vom Zelt bis zur Suite im 5-Sterne-Hotel. Hier ist es ein B&B (Bed & Breakfast) mit dem lustigen Namen "Be my Guest".

Der Innenraum der Anlage ist für ein, nach aussen wirkendes, Gefängnis gemütlich eingerichtet. Essen gibt es hier nicht, die nächste Mall ist ein Mal quer über die Straße. Wir werden bei der Kette "Ocean Basket" fündig. Abends sitzen wir mit unserem Tourguide bei uns auf der Terrasse und trinken Wein, bis es zu kalt wird. Zum Glück verfügen die Betten über Heizdecken.

Unterkunft mit Jacuzzi auf der Terrasse.

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Tag 5 / Upington (ZA) -> Grünau (NAM)

TagMittwoch, 08.08.2018
Entfernung374km
Reisezeit7,75h mit Pausen und Grenzaufenthalt
Pässekeiner
Wetter0 - 18°, sonnig

Der Tag beginnt mit einer unangenehmen Überraschung. Die Aussentemperatur beträgt 0°. Da auch hier die Türen nicht dicht schließen, hat der Fliesenboden in unserem Zimmer die entsprechende Temperatur. Die Überprüfung am Motorrad ändert nix, es bleibt bei 0°. Bleibt nur die Zubereitung eines Nescafes mittels Wasserkocher, um die Zeit bis zum Frühstück zu überbrücken. Auch der Frühstücksraum ist nicht wirklich warm.

Bepackt und abfahrbereit

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Um 09:30 geht es leicht angefroren bei 5° los, die letzten Kilometer zur Grenze nach Namibia. Dort wird uns ziemlich schnell, ziemlich warm werden, was nicht unbedingt mit steigenden Aussentemperaturen zu tun hat, sondern eher mit Hormonen.
Es geht entlang von Strommasten, die anscheinend hauptsächlich dem Bau von Nestern der "Social Weaver" dienen.

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An der Grenze zu Namibia angekommen finden wir einen "Wetter-Stein"

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Als Europäer des Schengen-Raumes hat man längst verdrängt, welches Ärgernis der verwaltungstechnische Schwachsinn eines Grenzübertritts auf dem Landweg darstelt. Nun, an der Grenze zwischen Südafrika und Namibia wird man wieder daran erinnert. Allerdings in Dimensionen, die selbst die Einreise in die Ostblockländer zu Zeiten des Kalten Krieges als Kinderspiel erscheinen läßt.

In ZA muss man 4 Stationen mit einem Laufzettel durchlaufen, auf jeder Station stempelt jemand den Zettel ab. Man muss alle möglichen Angaben handschriftlich in Listen eintragen, etwa Passnummer, Kennzeichen des Fahrzeuges und anderen Unsinn, nur um danach abschließend von Grenzbeamten am Schlagbaum befragt zu werden, ob man auf dem Motorrad nicht zufällig Elefanten schmuggelt. Ungarn lässt grüßen.

Man erreicht dann nach ein paar hundert Metern irgendwann die namibianische Grenze, an der sich der Unsinn potenziert. Nach zwei Stunden sinnlosem Rumgestehe und endlosen Diskussionen steht fest, unser Guide darf nicht einreisen. Irgendjemand hat einen Marker im System gesetzt, das er eine Workpermit braucht. Die zweite unangenehme Nachricht an diesem Tage. Die Workpermit kann nur die Botschaft in Johannesburg ausstellen, die ist leider über 1000km entfernt.

Wir dürfen einreisen, allerdings erst, nachdem unser Pass gescannt wurde, je ein Foto von uns gemacht wurde und die Abdrücke sämtlicher Finger gescannt wurden. Ab zur nächsten Station, 190NAD oder 190ZAR pro Motorrad für den namibischen Straßenbau bezahlen, wobei sich die Frage stellt, inwiefern Motorräder Straßen abnutzen oder ob für Reiseenduros überhaupt Straßen gebaut werden müssen.

Für uns ist dann eine kurze Besprechung angesagt. Schon am Sonntag haben wir von Rainer einen Ordner mit dem Ablauf, den Strecken und Unterkünften und weiteren Informationen erhalten. Wir gehen den schnell durch, wir müssen alleine weiterfahren, unser Tourguide will uns am Samstag in Windhoek treffen, was wir zu diesem Zeitpunkt für utopisch halten.

Von allen Guides verlassen...

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Grünau ist nur 140km entfernt, das werden wir hinkriegen. Wir biegen in Grünau Richtung Norden ab und wollen zur Guestfarm "kurz hinter Grünau". Nach 13km gibt es noch immer keinen Hinweis auf unsere Unterkunft, obwohl die ausgeschildert sein müßte. Also drehen, in der Hoffnung in Grünau jemanden zu finden, der die Lokation kennt. Grünau ist eine Mogelpackung, dort ist es weder grün, noch gibt es Auen. Eine Ansammlung von Häusern entlang von Sandpisten. Im einzigen Gasthaus vor Ort kennt man unser Ziel, es sind "nur" 40km Richtung Keetmanshoop. Wir lernen an diesem Tag etwas über Entfernungen in diesen Ländern ;)

Bei dem Weg aus Grünau heraus gerate ich im tiefen Sand der "Hauptstraße" ins Schlingern und falle, praktisch schon stehend, um. Meinen Kommetar kann ich hier nicht wiedergeben, die Unflätigkeiten lassen selbst C-Treiber erröten. Mopped aufgerichtet und weiter geht es.

Nach knapp 36km tauchen die ersten Hinweisschilder auf und nach 5 weiteren km stehen wir auf dem Innenhof der Farm, bestückt mit Kühen, Pferden, Hunden und Katzen.

Dämmerungs- und Abendstimmung auf Guestfarm

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Man könnte an diesem Tag von einer Katastrope sprechen, wir sehen es als eine Herausforderung. Auch Dank der hervorragenden Unterlagen von Rainer.
 
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Tag 6 / Grünau -> Keetmanshoop

TagDonnerstag, 09.08.2018
Entfernung294km (mit Versuch, den Fishriver-Canyon zu finden)
Reisezeit5,5h mit Pausen
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Wetter0 - 21°, sonnig

Morgens sind wieder 0°. Es folgt eine kurze Besprechung wie wir weiterfahren. Laut Planung zum Fishriver geht es nur über Schotter, aber von dort weitere fast 200km Schotter nach Keetmanshoop. Werkzeug, Reifenflickzeug, Kompressor und Erste-Hilfe-Kit sind mit dem Guide nach Upington zurückgefahren. Ein Plattfuß oder Unfall würde im Zweifel dazu führen, wir sitzen im Nirgendwo fest.
Da wir davon ausgehen, dass der Weg zur Touri-Attraktion stärker befahren ist, als die Piste von dort weiter nach Keetmanshoop, beschließen wir folgenden Plan: Grünau - tanken - Fishriver-Canyon - Grünau - über Teer nach Keetmanshoop.

Sonnenaufgang auf Guestfarm

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Um 10:30 ist Abflug. Es geht nach Grünau, tanken und dann auf die C12 Richtung Fishriver-Canyon, der hier noch ausgeschildert ist. Nach dem gestrigen Umfaller habe ich ein Problem mit den sandgefüllten Senken auf der Straße. Die Hinweisschilder sind eindeutig, nach Regenfällen können sich die Senken in temporäre Flussbetten verwandeln. Entsprechend ist der Untergrund. Nach einigen Durchfahrten werde ich sicherer und es geht mit 80km/h voran, der erlaubten Höchstgeschwindigkeit.

Irgendwo im Nirgendwo...

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Wir fahren, rechts taucht ein Gebilde auf, das der Fishriver Canyon sein könnte, kurz darauf ein Dorf links, nur kein Hinweis, wo es zum Canyon geht. Als die Landschaft wieder flach wird und wir bereits ca. 55km hinter uns hatten, drehen wir. Zurück zum Dorf. Eine D-Straße am Dorf führt in die richtige Richtung, ist aber ebenfalls nicht beschildert. Nun, in Namibia gilt folgende Regel, je höher der Buchstabe am Anfang des Straßen-Namen, desto herausfordernder der Untergrund.

Über die Schlaglochpiste mit losem Sand kommen wir zu einem steil zu überfahrenden Bahnübergang, an dem ich beschließe, die Strecke nicht weiter zu fahren, Angst und Streß sind zu groß. Wir beschließen den Fishriver bei unserer nächsten Reise nach Namibia einzuplanen und fahren zügig zurück nach Grünau und ohne Tanken weiter nach Keetmanshoop.

In Keetmanshoop tanken wir, bevor wir zu unserer Unterkunft weiterfahren. Während ich zahle, wird C-Treiber von einem Mann angesprochen, der behauptet auch Touren zu organisieren. Von Südafrika aus. C-Treiber findet das wenig interessant, sieht der Typ doch eher nach einem HD-Fahrer aus, denn nach jemanden, der abseits befestigter Wege fahren kann. Entgegen seiner Gewohnheit lässt sich C-Treiber auf einen Smalltalk ein. Wir werden uns noch wundern, dass wir diesem Typen im Laufe unserer Reise wiederbegegnen.

Nach einigem Herumgefahre in der lustigen Infrastruktur von Keetmanshoop (200m Sandpiste mitten im Ort als Verbindung zwischen zwei asphaltierten Straßen) finden wir unsere Unterkunft. Man hält uns für ein "Honeymoon-couple". Nun ja, es ist dann wohl unser 10. Honeymoon.

Unsere Motorräder haben den Glanz verloren:

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Wir sind noch am Abladen, als uns 3 (!) Bedienstete mit einer Flasche Perlwein überfallen - eine Überraschung unseres Guides zum Hochzeitstag - vielen Dank an Rainer für die gelungene Überraschung. Zwischenzeitlich erreicht uns die Nachricht, das es mit der Workpermit unseres Tourguides gut aussieht und er sich wohl morgen auf den Weg machen kann. Na wir sind gespannt. Upington-Windhoek ist ein 1000km-Ritt.
 
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Tag 7 / Keetmanshoop -> Windhoek

TagFreitag, 10.08.2018
Entfernung518km
Reisezeit8h mit Pausen und Köcherbaumwald
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Wetter2 - 14°, sonnig

Um 10:00 sind wir fertig für die Abfahrt während neue Motorradfahrer gerade anreisen.

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Gestern bei der Ankunft konnten wir riesige Staubfahnen beobachten, die offenkundig von einer Straße ausgingen. Zum Köcherbaumwald, geht es auf genau diese Straße. Fester Untergrund, z.T. betoniert mit losem Zeug oben drauf, Sand, kleine Steine, Kies bis Geröll, mal wenig, mal knöcheltief. Leider steht der leichte Wind ungüstig, die Staubfahnen des Gegenverkehr, der nicht gerade wenig ist, behindern die Sicht, bei Lkw sind wir z.T. minutenlang blind. Also Warnblinker an, links ranfahren, warten, weiter, das zieht die Fahrt natürlich in die Länge.

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Der Köcherbaumwald befindet sich auf einem Privatgelände und kostet 80NAD(5,10€) Eintritt pro Person. Normalerweise findet man die Köcherbäme nur einzeln vor, oft kilometerwei tauseinander, weshalb der Wald unter Naturschutz steht. Wir haben die Blüte der Köcherbäume zeitlich gerade so verpasst.

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Wenn Touristen langweilig ist...

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Nach einem Rundgang durch den Wald ergibt eine Überschlagsrechnung, den Giants Playground müssen wir auslassen, wenn wir noch im Hellen in Windhoek ankommen wollen. Zusammen mit dem Fishriver sind das schon zwei Gründe wieder zu kommen. Zurück auf die C17 nach Keetmanshoop. Jetzt steht der Wind für uns günstig, so geht die Rückfahrt zügiger als der Hinweg.

Nach ca. 150km meldet das Display der F700GS nach einer Zigarettenpause "LAMP". Nach überprüfung stellen wir fest, dass das Abblendlicht nicht mehr geht. Ziemlich zeitgleich stellt C-Treiber fest, dass seine Tankanzeige immernoch bei 100% steht, obwohl wir über 200km seit dem letzten Tanken gefahren sind. Hmm, zwei Defekte an einem Tag an zwei unterschiedlichen Motorrädern?

Nachdem wir getankt haben und wieder auf der Piste sind, fällt mir ein, das sich im Fernlicht der F700GS auch eine H7 befindet. Wir halten in einem Dorf, bestehend aus Tankstelle, dem umvermeidlichen Minitaxi-Treff, Bar, Supermarkt, samt vielleicht 30 Häusern und Kirche. Ich tausche die beiden Lampen während C-Treiber assistiert, im Sinne von Skalpell, Tupfer, hier abklemmen. Schnell stehen einige Neugierige herum, die uns aus gebührendem Abstand beobachten. Der Austausch gelingt und nach einer Zigarette geht es weiter.

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Kurz vor Windhook geht es in die Berge und Kurven, es wird zudem merklich grüner. Wie fahren auf einen Stau auf. Am Anfang des Staus steht ein Hampelmann in Uniform an einem Schlagbaum und diskutiert etwas mit jedem Fahrer der wartenden Fahrzeuge. Als wir an der Reihe sind, werden wir gefragt, ob mit der Straße hinter uns alles in Ordnung wäre. Eine selten dämliche Idee, die Polizei Umfragen auf der Landstraße durchführen zu lassen und damit einen Stau zu verursachen. Anhand von Häuschen und Schlagbaum offenkundig eine dauerhafte Einrichtung. This is Africa!

Wir erreichen unsere Unterkunft bei Einbruch der Dämmerung, welche sich als Überraschung schlechthin entpuppt. Intibane Bike Tours ist hier anscheinend bekannt und wir bekommen Parkplätze im Hof. Die Zimmer sind beheizbar, die Betten sind auch für C-Treiber lang genug (das war bisher nicht der Fall) und es gibt Pils.

Kaum ist Verbindung zum WIFI da, bekommen wir die Nachricht, das unser Guide unterwegs ist und Mittags die Grenze passiert hat. Wir rechnen - selbst bei zügiger Fahrweise - sind die verbleibenden 850km nach Windhoek kaum zu schaffen. Antworten bringt nichts, selbst wenn er Empfang hat, er sitzt auf dem Motorrad.

Wir essen im Restaurant der Unterkunft und genießen das selbstgebraute Pils.
Wir bleiben bis ca. 23:00 im Restaurant/Bar und warten auf unseren Guide. Wir fragen uns, wo er wohl übernachtet. Wir werden uns also hoffentlich in Swakopmund treffen.
 
F-Treiber

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... to be continued...
in Kürze geht der Bericht weiter :o
 
kraichgauq

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... to be continued...
in Kürze geht der Bericht weiter :o
Vielen, vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Sa steht schon lange auf meiner too do Liste und SAMosse auch.
Er scheint wirklich einen guten Job zu machen.

Kraichgauer

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Hallo F- und C-Treiber,

der Anfang ist schon mal sehr vielversprechend und appetitanregend.
ich bin mit Bekannten dieses Jahr auch von Capetown über Springbok - Keetmannshoop -Lüderitz - Capetown unterwegs gewesen,
Interessante und schöne Gegend - wenn auch für europäische Verhältnisse Ewwwwiiiggg groß

Danke schon mal für den Appetizer und ich freue mich schon auf die Fortsetzung
 
Bremsstein

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Spannend ! Bitte weiterschreiben ! Danke !! Bremsstein
 
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....

Danke schon mal für den Appetizer und ich freue mich schon auf die Fortsetzung
Dem kann ich mich nur anschließen,
und das sind ja mal richtig gute Bilder aus SA, wer hat nur den Himmel immer so schön blau gemalt?:D

Apropos längste Probefahrt, wird der C-Treiber jetzt auch zum F-Treiber?

... und nur weil ich kürzlich auch dort war: Ihr habt völlig recht, am FRA wird es von Jahr zu Jahr schlimmer.:(

Aber jetzt bitte weiter mit den positiven Sachen.


Gruß Thomas
 
gshogi

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Herrlich - Als Namibia-Motorrad-Tourist bin ich mit Leib und Seele dabei
 
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Schöne Fotos, danke. Wenn Frau C-Treiber (F-Treiber) alles geschrieben hätte wäre es noch besser gewesen. Der Herr C-Treiber ist halt schon grausam unsympatisch, aber auf jeden Fall weiterhin gute Fahrt.
 
ChiemgauQtreiber

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Spannend ! Bitte weiterschreiben ! Danke !! Bremsstein
kann ich nur beipflichten

@F- und C-Treiber:
wie geht es euch mit dem Sicherheitsgefühl ?

bei mir war es eigentlich kein unsicheres Gefühl, auch wenn im Vorfeld viele warnend den Finger hoben!
an den "Jamazan" Siedlungen vorbei, mit den dicht auf dicht gebauten "Hütten" und aussenrum eine Ausstellung von allen möglichen Stacheldrahtvarianten - die aber durch den Abstand nicht gleich so gut erkennbar waren :confused:

aber in Capetown einmal falsch aus dem Kreisel und rein ins Township :eekek:
 
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Auch in einem Township kann man ein Moped flugs drehen und wieder raus.

Man muss es natürlich nicht provozieren (absteigen, doof tun, den wehrlosen reichen Touri spielen) , aber es fallen definitiv nicht gleich Horden über einen her, wenn man mal in der Peripherie eines Township unterwegs ist.

Ich war selbst schon zwischen Johburg und Pretoria in einem ausschließlich schwarz bevölkerten Mall Lebensmittel einkaufen (die gucken schon komisch, weil sie es nicht gewohnt sind, das dort Weiße hinkommen :)) und bin dann mit den Einkäufen durch die "Wohnviertel " des Townships geschlendert, genau wie die Einheimischen. :cool: Man wird nicht gleich überfallen.
 
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stimmt, wir sind nicht gleich überfallen worden,
und wir sind auch gleich wieder raus.

was ich sagen wollte:
bis zu dem Kreisel war das "Gefühl" eigentlich wie in Europa - nichts aufregendes ,
aber sobald wir am Zaun von dem Township waren - schlagartig anders

aber ich kann nichts negatives berichten, nichts passiert, und es wurde uns nicht ständig nach Leib und Leben getrachtet
 
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Das gefaehrlichste an den Touren mit mir ist das Mopedfahren. Es werden von mir keine Gaeste in Krisengebiete gefuehrt. Ich lebe hier jetzt knappe 33 Jahre und weiss, wo man nicht hingeht und wenn es durch irgenwelche Umstaende nicht kosher erscheint, wie man sich zu verhalten hat.
Mal sehen, was die beiden dazu sagen, sie haben von mir keine Einschraenkungen bekommen, was und wie sie berichten. Was da kommt, ist so, wie es ist. Ich habe keine Ahnung, was da noch von den beiden kommt. Lassen wir uns ueberraschen!

Suedafrika ist eine stark wachsende Touristendestination. Dazu gehoert ein realistisches Bild der Kriminalitaet und wie man damit umgeht, abseits der Sensationspresse. Wir haben keinen Terrorismus, ich glaub' generell, dass es teilweise in anderen Laendern durchaus nicht besser ist.
Bei Besuchen in meiner Heimatstadt Bremerhaven, wurden wir gebeten, abends nicht mehr im Dunkeln draussen zu sein. In der Hauptfussgaengerzone muss man sich anstrengen, noch Deutsch zu hoeren. Wir ihr das jetzt auswertet, ist Eure Sache.
 
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Vieles wird nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird. :)

Trotzdem ist es für Deutsche halt zunächst mal ein kleiner Kulturschock, in Gated Accomodations untergebracht zu werden, die mit letalen Hochspannungselektrozäunen gesichert sind, gerade auch in Städten (wohl auch nicht ganz ohne Grund :cool:).

Genozide an weissen Farmern scheinen sich auch wieder etwas zu häufen (war in Zeiten der Apartheid aber sicher auch nicht besser)

Trotz der latenten Kriminalitätsgefahr (weißgott wirklich nicht überall, prozentual aufs Landesgebiet bezogen sicher geringer als z.B. in der "sicheren" ? Dom-Rep.) würde ich jedem, der sich nicht gerade physisch schwächlich, aber dafür debil mit Goldschmuck behangen darstellen muss, SA als Reiseland uneingeschränkt empfehlen. :)
 
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