Habe mal zwei Beiträge aus ehemaligen Foren kopiert, eventuell helfen sie ja weiter.
Zu den Begriffen:
Man unterscheidet bei Federelementen generell zwischen der eigentlichen "Federung" - sprich die eingebaute Stahlfeder mit ihrer Federhärte und Federkennlinie - und der "Dämpfung" - also dem Dämpferelement und seinen Einstellmöglichkeiten.
Die Federung bzw. die Federkennlinie kann man NICHT einstellen! Jede verbaute Feder hat eine feste Federhärte und -kennlinie, und diese kann nur durch den Austausch der Feder "geändert" werden. Bei unserer Q ist hinten eine progressive Feder verbaut und vorne eine mit linearer Federkennlinie.
Linear bedeutet, dass für jeden Zentimeter Federweg annähernd die gleiche Kraft benötigt wird. Bei progressiv gewickelten Federn erhöht sich der nötige Kraftaufwand mit zunehmendem Federweg. Dabei weisen allerdings auch linear gewickelte Federn meistens zum Ende hin eine leichte Progression auf, um ein Durchschlagen des Federbeins weitgehend zu verhindern.
Die Federvorspannung bzw. Federbasis (vorne Einstellbar mit dem Hakenschlüssel, hinten über das Handrad) dient nur dazu, den Negativfederweg an seine persönlichen Bedürfnisse bzw. an die aktuelle Beladung anzupassen. Ein "härter stellen" des Fahrwerkes ist damit nur äußerst begrenzt möglich und zieht - zumindest in der Theorie - Nachteile bei der Dämpfung bzw. beim Negativfederweg nach sich!!
Der Dämpfer bietet - je nach Modell - Einstellmöglichkeiten für die Zug- und Druckstufe. High-end-Dämpfer unterscheiden hier sogar noch low- und high-speed Dämpfung....
Die Zugstufe bestimmt die "Ausfedergeschwindigkeit" des Federbeins. Soll heißen mit wie viel Energie das Federbein wieder ausfedern kann. Wenn man die Zugstufe komplett schließen könnte, dann würde das Federbein nach einer Bodenwelle o.ä. "eingefedert" bleiben. Bei komplett offener Zugstufe (sprich: ohne Zugstufendämpfung) würde einen die Ausfederenergie der eigentlichen Stahlfeder aus dem Sattel werfen, da die Feder ja die gleiche Energie wieder abgibt, mit der sie "gestaucht" wurde. Und diese "Energie" ist abhängig von der Federhärte bzw. -rate.
Die Druckstufe ist für die Dämpfung bzw. Verlangsamung der Einfedergeschwindigkeit zuständig (unterstützt also die Feder!). Wenn man die Druckstufe komplett schließen könnte, dann würde das Federbein gar nicht mehr federn (wird bei MTB-Dämpfern genutzt, um auf Asphaltstrecken die Federung komplett zu blockieren!). Wenn aber die Federkennlinie der Stahlfeder stimmt und man den "vollen" Federkomfort nutzen will, dann läßt man die Druckstufe komplett geöffnet. Daher ist eine Einstellmöglichkeit in diesem Bereich bei Motorrädern auch meistens unnötig (ausser halt im Rennbetrieb, um das Motorrad möglichst ideal an die jeweiligen Straßen- oder Geländebedingungen anzupassen). Unser Muh hat hinten eine progressive Druckstufendämpfung, d.h. am Anfang hat man wenig Dämpfung und die Feder erledigt "feinfühlig" die ganze Federarbeit. Mit steigendem Federweg kommt dann die Druckstufendämpfung immer stärker hinzu und soll so das Durchschlagen des Federbeins (auch bzw. insbesondere im Geländeeinsatz) verhindern.
So viel zu den Begriffen. Jetzt widmen wir uns dem Thema: Wie stell ich es ein.... (übrigens gilt hier: Folgende Einstell-"Anleitung" ist für den normalen, alltäglichen Gebrauch zu verstehen. Je nach Geschmack und Fahrweise können andere Einstellungen "eher" gefallen oder passen...). Aber es gibt hier leider keine "Universal-Einstellung". Jeder Jeck ist halt anders... Und da unsere Federung für Personen von ca. 60 kg bis zum Betrieb mit 2 Personen und Gepäck (also die maximal Zuladung) funktionieren soll, muss man hier "Abstriche" machen... Nicht umsonst kosten individuell angepasste Federbeine z.B. von Wilbers ca. 600 - 700 Euronen....).
Einstellung des Fahrwerks:
1. Federvorspannung anpassen
Für den Straßeneinsatz geht man beim Motorrad von ca. 30% Negativfederweg aus.
D.h. wenn man (wie bei unserer Q) 190mm Federweg (vorne) bzw. 200mm Federweg (hinten) hat, dann sollten davon ca. 133 bzw. 140 mm übrig bleiben, wenn man ruhig und mit dem vollen Gewicht auf dem Motorrad sitzt (also jemanden bitten, dass Moped "in der Waage zu halten". Die Füße müssen auf die Rasten!! Und natürlich mit Helm und allen Klamotten...). Wenn man ins Gelände geht, kann dieser Negativfederweg auf ca. 40% erhöht werden, damit die tieferen "Schlaglöcher" etc. von der Federung auch ausgeglichen werden können.
Fraglich nur noch, wie man dies messen kann. Das macht man am besten wie folgt:
- Markierung am Heck suchen (ggf. eine kleine anbringen), am besten genau senkrecht über der Hinterachse
- Moped ganz ausfedern lassen (auf dem Hauptständer oder über den Seitenständer gekippt)
- Abstand zwischen Zentrum Achse und der Markierung messen
- Vom Ständer runter, hier braucht ihr jetzt die helfende(n) Person(en)
- Draufsetzen bzw. wie geplant belasten (also ggf. auch mit Sozia und Urlaubsgepäck!)
- Abstand erneut messen (lassen.... )
- Der gemessene Abstand sollte nun um etwa ein Drittel des Federweges geringer sein (vorne ca. 57 mm, hinten ca. 60 mm)
- Wenn nötig über die Veränderung der Federbasis anpassen bis das der Abstand stimmt
Da das ziemlich umständlich ist, kann man sich die Sache nach dem ersten Messen und Einstellen vereinfachen: Man misst bei richtiger Einstellung der Federbasis und der entsprechenden Belastung die Höhe der Markierung über dem Boden. Und diesen Abstand sollte man dann, egal mit welcher Beladung, über Veränderung der Federbasis immer zu erreichen versuchen.
Somit kann man die Federvorspannung schon mal relativ leicht einstellen.
Anmerkung: BMW empfiehlt übrigens auf seiner Homepage einen Negativfederweg von 68mm vorne (also ca. 35,5 %, was so ziemlich in der Mitte der theoretischen Werte von Straße und Gelände liegt)...
2. Zugstufe am hinteren Dämpfer anpassen
Ein Beispiel aus dem MTB-Bereich zur Einstellung der Zugstufe: Mit dem Rad (in diesem Fall natürlich Moped!) bei gemäßigter Geschwindigkeit (ca. 5 km/h) von einer Bordsteinkante runter "rollen" (WICHTIG: wirklich mit gezogener Kupplung rollen, um Antriebseinflüsse zu eliminieren!). Dabei sollte dann nur einmal ein- und wieder ausgefedert werden bevor die "Ruhestellung" wieder erreicht wird. Also für das Popo-Meter: einmal runter, wieder rauf und dann "etwas runter" in die normale Ausgangsstellung.
Kommt das Heck nur langsam wieder hoch und federt nicht richtig "aus", dann ist die Zugstufe zu geschlossen (bei uns "H"). Drückt es euch nach dem Einfedern fast aus dem Sattel und das Heck schwingt dadurch etwas nach, dann ist die Zugstufe zu offen ("S").
Anmerkung: Für Einpersonenbetrieb empfiehlt BMW im Handbuch 1,5 Umdrehung von maximal "H" in Richtung "S". Dies entspricht auch der o.a. Theorie. "Soft" heißt hier nämlich nicht "weiches Federbein" sondern "wenig Zugstufendämpfung"! Und da eine Person leichter ist als zwei, muss die Energie der Feder stärker vom Dämpfer "absorbiert" werden, als bei zwei Personen... Bei Zweipersonenbetrieb oder mit Beladung ist auch die Zugstufe entsprechend anzupassen!
Noch eine kleine Anmerkung zur Dämpfung hinten:
Wer denkt, dass er sein Fahrwerk hinten durch weniger Federvorspannung "komfortabler" bzw. weicher bekommt, der irrt! Dadurch das man dann mit mehr Negativfederweg unterwegs ist, ist man auch deutlich näher am progressiven Bereich von Dämpfung und Federung dran. D.h. man "verschenkt" die sensiblen Zentimeter der Federung und gerät schon in die Progression (höhere Druckstufendämpfung) des Dämpfers bzw. in die stärkere Progression der Feder... Das Fahrwerk kann so zwar Schlaglöcher o.ä. besser "ausbügeln", aber kleine Kanten und Schläge werden nur schlechter abgefedert und dringen so eher bis in Euren Rücken vor.
Ich hoffe etwas Licht in die Sache gebracht zu haben. Viel Spass beim Messen, Einstellen und Testfahren
Nicht meine Texte, trotzdem gut!
Gruss vom Beduine
Mit dem Auto bewege ich meinen Körper, mit dem Motorrad meine Seele!Geklaut, weil gut!