K
Kroni
Themenstarter
Die HA und die Banditios halten das Thema in den Schlagzeilen – vielleicht mal Zeit, sich über MCs „grundsätzliche“ Gedanken zu machen.
Vorweg: ich persönlich habe nur recht wenige Berührungen zu MCs. In Hildburghausen, wo wir diesen Winter hingezogen sind, gibt es einen, der gehört zum „Gremium“-Imperium, und veranstaltet jedes Jahr zum 1. Mai die Saisoneröfnung der „Biker-Union“ in Hildburghausen – gemeinsam mit der „Biker Union“ und der Stadt. Ich hab mirs noch nie angetan, weil ich solche Massenveranstaltungen eigentlich nicht mag, aber dieses Jahr sind wir mittendrinn statt nur dabei, ob wir wollen, oder nicht …wir werden es ja sehen (und hören).
Die wenigen Begegnungen, die ich mit den MCs und ihren membern hatte, waren durchweg positiv gewesen: gastfreundlich und hilfsbereit, auch dann, wenn sie in größerer Truppe auftreten.
Was ich aus diesen wenigen Begegnungnen und Gesprächen, aus dem, was ich in der Presse und dem Netz über die MCs gelesen habe, ergibt für mich eine interessante Parallele: nämlich zu den „schlagenden Verbindungen“, die es an den Universitäten gibt. Da war ich zu Studentenzeiten mal Mitglied gewesen – bin allerdings nach einigen Semestern wieder ausgetreten. Immerhin kenne ich diese „Szene“ von innen – wenn auch meine Kenntnisse schon über 20 Jahre alt sind.
Das erste gemeinsame: beide „Clubs“ haben mit Vorurteilen zu kämpfen. MCs gelten als „harte Rocker“, die mit Prostitution und Drogenhandel etc. ihr Geld verdienen – schlagende Verbindungen gelten als Horte rechtsradikaler Gesinnung. Beides stimmt gelegentlich, aber in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle ist beides falsch. Ich würde es mal umgekehrt herum sehen: ich halte den Anteil der Zuhälter und Drogenhändler in Motorradclubs ebenso für statistisch vernachlässigbar, wie den Anteil von Rechtsradikalen in schlagenden Verbindungen. Die Fälle, die es gibt, werden aufgebauscht, Vorurteile bedient und verstärkt. Den „öffentliche Meinung“ mag weder die einen, noch die anderen – warum eigentlich ?
Nun: sowohl die Vereine mit der Kute, als auch die mit dem „Couleur“ (was nichts anderes als „colour“ bedeutet) grenzen sich stark von der allgemeinen Gesellschaft ab und halten mit langer Tradition an ihrem eigenen, der Öffentlichkeit kaum bekannten Regeln fest – auch dann, wenn sie mit den staatlichen Regeln kollidieren. Das mag der Staat nicht – und die „staatstreue Öffentlichkeit“ der sogen. Medien erst recht nicht.
Gemeinsam ist beiden auch die Sozialstruktur: Man ist offen für Interessierte, jeder kann irgendwann im Laufe des Jahres mal hingehen - „unverbindlich“. Nicht immer sind aussenstehende Gäste erwünscht, aber stets werden auch spezielle Veranstaltungen, Termine und Clubabende extra für interessierte Aussenstehende veranstaltet, zu denen man sich höflich und respektvoll verhält – und das aber auch andersherum erwartet.
Wer einem MC oder einer schlagendenden Verbindung näher treten will, Mitglied werden will, muß eine Art von „Karriere“ durchlaufen: der „hangaround“ der MCs heißt bei den Verbindungen „Spefuchs“, der „Fux“ oder „Fuchs“ (die Schreibweise varriert je nach Tradtion) der Corps und Burschenschaftler ist nichts anderes als der „Prospect“ des MC. Sogar die Symbolik ist ähnlich: der „Fuchs“ trägt zwar die Symbole seiner Verbindung, aber nur in reduzierter Form – genauso wie der „Prospect“ eines MC, und ist irgendwo deutlich der „Schütze Arsch“, der sich in irgendeiner Form zu bewähren und Engagement für seinen Club zeigen muß. Nach kürzerer oder längerer Zeit, der Absolvierung von Initiationsriten und „Mutproben“ - bei den Verbindungen: die Mensur ! - wird das neue Mitglied zum „Burschen“ bzw. „Member“ befördert, was bei beiden Clubs nach tradierten Ritualen abläuft, und mehr oder weniger exzessiv befeiert wird.
MCs wie Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften etc. werden von einem Dreiköpfigen „Vorstand“ geführt. Der „Präsi“ heißt bei den Verbindungen „Senior“, der „Vice“ heißt „Sub- oder Consenior“, der Dritte im Bunde ist der Kassenwart, dessen Aufgabe die undankbarste ist: die Kasse ist permanent leer, und will wieder gefüllt werden – er trägt das Schicksal eines jeden Finanzministers. Für den „Roadcaptain“ des MC gibt es bei den Verbindungen keine Entsprechung – ebenso wie der „Fuchsmajor“ der Verbindungen bei den MC nicht bekannt zu sein scheint: ein spezieller Verantwortlicher für die „prospects“ und „hangarounds“.
Beide „Vereine“ sind stark vereinnahmend, verlangen viel Zeit und Engagement. Der Club, die Verbindung werden zu einer regelrechten „peer group“, einer Art von Familie. Die Bindungen sind sehr intensiv, unbedingte Loyalität zum Club und weitreichende Solidarität zum „Bruder“ - auch die Verbindungsstudenten nennen sich „Brüder“ ! - werden erwartet und eingefordert: „Your brother maybee right or wrong – he will always bee your brother!“ - diesen berühmten Spruch der MCs würde jeder Corpststudent oder Burschenschaftler bedenkenlos unterschrieben. Auch verlangen beide Vereine von ihren Mitglieder recht happige Beiträge – immerhin will ein „Clubhaus“ oder ein „Verbindungshaus“ unterhalten werden !
Umgekehrt bieten diese Vereine ihren members auch ihrerseits jede Menge von Vorteilen, die sehr handfest werden können: wer keinen job hat, bekommt einen besorgt – man kann sich auf die Hilfe seiner Brüder in allen Lebenslagen verlassen. Wie intensiv diese Hilfe ist, hängt vom einzelnen „member“ und seinem Club ab. Aber ein Mindestmaß ist stets vorhanden, und das ist in der Regel schon weitaus größer, als die Hilfestellungen, die man von seinem Fußballclub oder Karnevalsvereinskollegen erwarten kann. Diese Hilfe kann in beiden Fällen auch über den Rahmen des Gesetzes hinausgehen. Mir sind aus dem Milieu der MCs keine Fälle persönlich bekannt geworden – aber aus dem Verbindungsstudentischen Milieu sehr wohl. Es sind andere Arten von Delikten, um die es dabei geht. Verbindungsstudenten, auch „Alte Herren“ beschäftigen sich nur höchst selten mit Betäubungsmitteln oder Zuhälterei. Aber sie beschäftigen sich mit öffentlichen Ausschreibungen, Stellenbesetzungen, Kreditvergaben, Promotionsverfahren, Verfahren vor Gerichten und Behörden usw – eine diskrete Angelegenheit, über die man nie etwas in der Presse liest, oder nur höchst selten. Beim Unrecht fliesst hier, im Gegensatz zu den „typischen“ Untaten, die man den MC immer gerne nachsagt, kein Blut – die Straftaten finden am Schreibtisch statt, es gibt keine Zeugen, keine Beweise, kein nichts. Und wenn mal etwas hochkocht, dann geht es schnell wieder unter, weil keine Gewalt im Spiel ist und Verbindungsstudenten nach aussen sowas von seriös und staatstragend auftreten, das man ihnen solch gelegentliche „Ausrutscher“ nicht sonderlich übel nimmt.
Ein gutes Beispiel liefert der "Untertan" Heinrich Manns: Als der Corpsstudent Dietrich Heßling unter seinem Wehrdienst übelst leidet, bekommt er von einem "Alten Herrn" seines Corps "Neoteutonia" ein Gefälligkeitsattest, aufgrund dessen er vorzeitig entlassen wird.
In beiden Vereinen gilt auch das „Lebensbundprinzip“: man kann nicht einfach austreten und woanders wieder eintreten, wie es einem gefällt. Einmal aufgenommen, bleibt man lebenslang Mitglied, und wenn man stirbt, steht zumindest eine Abordnung vom Club mit dem Präsi an der Spitze am Grab – häufig wird ein Symbol auf den Sarg gelegt oder geworfen: in den Farben des Clubs oder der Verbindung. „See you in chapter heaven !“ Zu Lebzeiten kann man nur ausgeschlossen werden und ist dann wirklich: draussen.
Verbindungen wie MCs haben ihre Dachverbände, größere Vereinigungen von einzelnen Clubs. Mit anderen Clubs unterhält man freundschaftliche oder weniger freundschaftliche Beziehungen – man rauft sich mitunter. Bei den schlagenden Verbindungen geschieht das durch eine spezielle Form der Mensur, der „pro-patria-suite“, kurz „PP“ genannt: mehrere „members“ fechten auf speziellen „Pauktagen“ gegeneinander, jeweils paarweise. Blut fließt meistens bei diesen „Pps“, die Verletzungen bleiben jedoch bis auf die heutezutage eher unerwünschten und ärztlicherseits bekämpften „Schmisse“ in aller Regel harmlos. Diese in den 50er Jahren durch die Gerichte legalisierte Form des Rumprügelns gibt es bei den MCs allerdings nicht – jedenfalls meines Wissens nach nicht. Wenn dort geprügelt wird, dann richtig – nehme ich an. Dafür ist die Hemmschwelle zum Rumprügeln bei den schlagenden Verbindungen deutlich niedriger. Immerhin müssen die „Burschen“ ja auch ihre „Pflichtmensuren“ schlagen !
Beide Vereinigungen haben ferner „supporters“ - unterstützende Mitglieder, die nicht dem vollen Kodex von Pflichten und Rechten unterliegen, aber mehr oder weniger regelmässige Beiträge in die Clubkasse abführen, und auch mit dabei sind, wenn es was zu feiern oder wichtige Entscheidungen zu treffen gibt.
Diese „supporters“ sind bei den schlagenden Verbindungen die „Alten Herren“ - und diese sind das wirtschaftliche Rückgrat der Verbindungen. Ihre Jahresbeiträge sind sehr hoch – in meiner Zeit betrugen sie 500 – 1000 DM / Jahr, manchmal noch darüber hinaus. Damit wird das Clubhaus und der „Clubbetrieb“ finanziert – die Jahresbeiträge der „Aktiven“ jungen Studenten sind dagegen sehr niedrig, ebenso die Mieten für die „Burschenzimmer“ auf dem Verbindungshaus, wo viele „Aktive“ auch tatsächlich regelmässig während der Vorlesungszeit wohnen.
(Fortsetzung folgt)
Vorweg: ich persönlich habe nur recht wenige Berührungen zu MCs. In Hildburghausen, wo wir diesen Winter hingezogen sind, gibt es einen, der gehört zum „Gremium“-Imperium, und veranstaltet jedes Jahr zum 1. Mai die Saisoneröfnung der „Biker-Union“ in Hildburghausen – gemeinsam mit der „Biker Union“ und der Stadt. Ich hab mirs noch nie angetan, weil ich solche Massenveranstaltungen eigentlich nicht mag, aber dieses Jahr sind wir mittendrinn statt nur dabei, ob wir wollen, oder nicht …wir werden es ja sehen (und hören).
Die wenigen Begegnungen, die ich mit den MCs und ihren membern hatte, waren durchweg positiv gewesen: gastfreundlich und hilfsbereit, auch dann, wenn sie in größerer Truppe auftreten.
Was ich aus diesen wenigen Begegnungnen und Gesprächen, aus dem, was ich in der Presse und dem Netz über die MCs gelesen habe, ergibt für mich eine interessante Parallele: nämlich zu den „schlagenden Verbindungen“, die es an den Universitäten gibt. Da war ich zu Studentenzeiten mal Mitglied gewesen – bin allerdings nach einigen Semestern wieder ausgetreten. Immerhin kenne ich diese „Szene“ von innen – wenn auch meine Kenntnisse schon über 20 Jahre alt sind.
Das erste gemeinsame: beide „Clubs“ haben mit Vorurteilen zu kämpfen. MCs gelten als „harte Rocker“, die mit Prostitution und Drogenhandel etc. ihr Geld verdienen – schlagende Verbindungen gelten als Horte rechtsradikaler Gesinnung. Beides stimmt gelegentlich, aber in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle ist beides falsch. Ich würde es mal umgekehrt herum sehen: ich halte den Anteil der Zuhälter und Drogenhändler in Motorradclubs ebenso für statistisch vernachlässigbar, wie den Anteil von Rechtsradikalen in schlagenden Verbindungen. Die Fälle, die es gibt, werden aufgebauscht, Vorurteile bedient und verstärkt. Den „öffentliche Meinung“ mag weder die einen, noch die anderen – warum eigentlich ?
Nun: sowohl die Vereine mit der Kute, als auch die mit dem „Couleur“ (was nichts anderes als „colour“ bedeutet) grenzen sich stark von der allgemeinen Gesellschaft ab und halten mit langer Tradition an ihrem eigenen, der Öffentlichkeit kaum bekannten Regeln fest – auch dann, wenn sie mit den staatlichen Regeln kollidieren. Das mag der Staat nicht – und die „staatstreue Öffentlichkeit“ der sogen. Medien erst recht nicht.
Gemeinsam ist beiden auch die Sozialstruktur: Man ist offen für Interessierte, jeder kann irgendwann im Laufe des Jahres mal hingehen - „unverbindlich“. Nicht immer sind aussenstehende Gäste erwünscht, aber stets werden auch spezielle Veranstaltungen, Termine und Clubabende extra für interessierte Aussenstehende veranstaltet, zu denen man sich höflich und respektvoll verhält – und das aber auch andersherum erwartet.
Wer einem MC oder einer schlagendenden Verbindung näher treten will, Mitglied werden will, muß eine Art von „Karriere“ durchlaufen: der „hangaround“ der MCs heißt bei den Verbindungen „Spefuchs“, der „Fux“ oder „Fuchs“ (die Schreibweise varriert je nach Tradtion) der Corps und Burschenschaftler ist nichts anderes als der „Prospect“ des MC. Sogar die Symbolik ist ähnlich: der „Fuchs“ trägt zwar die Symbole seiner Verbindung, aber nur in reduzierter Form – genauso wie der „Prospect“ eines MC, und ist irgendwo deutlich der „Schütze Arsch“, der sich in irgendeiner Form zu bewähren und Engagement für seinen Club zeigen muß. Nach kürzerer oder längerer Zeit, der Absolvierung von Initiationsriten und „Mutproben“ - bei den Verbindungen: die Mensur ! - wird das neue Mitglied zum „Burschen“ bzw. „Member“ befördert, was bei beiden Clubs nach tradierten Ritualen abläuft, und mehr oder weniger exzessiv befeiert wird.
MCs wie Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften etc. werden von einem Dreiköpfigen „Vorstand“ geführt. Der „Präsi“ heißt bei den Verbindungen „Senior“, der „Vice“ heißt „Sub- oder Consenior“, der Dritte im Bunde ist der Kassenwart, dessen Aufgabe die undankbarste ist: die Kasse ist permanent leer, und will wieder gefüllt werden – er trägt das Schicksal eines jeden Finanzministers. Für den „Roadcaptain“ des MC gibt es bei den Verbindungen keine Entsprechung – ebenso wie der „Fuchsmajor“ der Verbindungen bei den MC nicht bekannt zu sein scheint: ein spezieller Verantwortlicher für die „prospects“ und „hangarounds“.
Beide „Vereine“ sind stark vereinnahmend, verlangen viel Zeit und Engagement. Der Club, die Verbindung werden zu einer regelrechten „peer group“, einer Art von Familie. Die Bindungen sind sehr intensiv, unbedingte Loyalität zum Club und weitreichende Solidarität zum „Bruder“ - auch die Verbindungsstudenten nennen sich „Brüder“ ! - werden erwartet und eingefordert: „Your brother maybee right or wrong – he will always bee your brother!“ - diesen berühmten Spruch der MCs würde jeder Corpststudent oder Burschenschaftler bedenkenlos unterschrieben. Auch verlangen beide Vereine von ihren Mitglieder recht happige Beiträge – immerhin will ein „Clubhaus“ oder ein „Verbindungshaus“ unterhalten werden !
Umgekehrt bieten diese Vereine ihren members auch ihrerseits jede Menge von Vorteilen, die sehr handfest werden können: wer keinen job hat, bekommt einen besorgt – man kann sich auf die Hilfe seiner Brüder in allen Lebenslagen verlassen. Wie intensiv diese Hilfe ist, hängt vom einzelnen „member“ und seinem Club ab. Aber ein Mindestmaß ist stets vorhanden, und das ist in der Regel schon weitaus größer, als die Hilfestellungen, die man von seinem Fußballclub oder Karnevalsvereinskollegen erwarten kann. Diese Hilfe kann in beiden Fällen auch über den Rahmen des Gesetzes hinausgehen. Mir sind aus dem Milieu der MCs keine Fälle persönlich bekannt geworden – aber aus dem Verbindungsstudentischen Milieu sehr wohl. Es sind andere Arten von Delikten, um die es dabei geht. Verbindungsstudenten, auch „Alte Herren“ beschäftigen sich nur höchst selten mit Betäubungsmitteln oder Zuhälterei. Aber sie beschäftigen sich mit öffentlichen Ausschreibungen, Stellenbesetzungen, Kreditvergaben, Promotionsverfahren, Verfahren vor Gerichten und Behörden usw – eine diskrete Angelegenheit, über die man nie etwas in der Presse liest, oder nur höchst selten. Beim Unrecht fliesst hier, im Gegensatz zu den „typischen“ Untaten, die man den MC immer gerne nachsagt, kein Blut – die Straftaten finden am Schreibtisch statt, es gibt keine Zeugen, keine Beweise, kein nichts. Und wenn mal etwas hochkocht, dann geht es schnell wieder unter, weil keine Gewalt im Spiel ist und Verbindungsstudenten nach aussen sowas von seriös und staatstragend auftreten, das man ihnen solch gelegentliche „Ausrutscher“ nicht sonderlich übel nimmt.
Ein gutes Beispiel liefert der "Untertan" Heinrich Manns: Als der Corpsstudent Dietrich Heßling unter seinem Wehrdienst übelst leidet, bekommt er von einem "Alten Herrn" seines Corps "Neoteutonia" ein Gefälligkeitsattest, aufgrund dessen er vorzeitig entlassen wird.
In beiden Vereinen gilt auch das „Lebensbundprinzip“: man kann nicht einfach austreten und woanders wieder eintreten, wie es einem gefällt. Einmal aufgenommen, bleibt man lebenslang Mitglied, und wenn man stirbt, steht zumindest eine Abordnung vom Club mit dem Präsi an der Spitze am Grab – häufig wird ein Symbol auf den Sarg gelegt oder geworfen: in den Farben des Clubs oder der Verbindung. „See you in chapter heaven !“ Zu Lebzeiten kann man nur ausgeschlossen werden und ist dann wirklich: draussen.
Verbindungen wie MCs haben ihre Dachverbände, größere Vereinigungen von einzelnen Clubs. Mit anderen Clubs unterhält man freundschaftliche oder weniger freundschaftliche Beziehungen – man rauft sich mitunter. Bei den schlagenden Verbindungen geschieht das durch eine spezielle Form der Mensur, der „pro-patria-suite“, kurz „PP“ genannt: mehrere „members“ fechten auf speziellen „Pauktagen“ gegeneinander, jeweils paarweise. Blut fließt meistens bei diesen „Pps“, die Verletzungen bleiben jedoch bis auf die heutezutage eher unerwünschten und ärztlicherseits bekämpften „Schmisse“ in aller Regel harmlos. Diese in den 50er Jahren durch die Gerichte legalisierte Form des Rumprügelns gibt es bei den MCs allerdings nicht – jedenfalls meines Wissens nach nicht. Wenn dort geprügelt wird, dann richtig – nehme ich an. Dafür ist die Hemmschwelle zum Rumprügeln bei den schlagenden Verbindungen deutlich niedriger. Immerhin müssen die „Burschen“ ja auch ihre „Pflichtmensuren“ schlagen !
Beide Vereinigungen haben ferner „supporters“ - unterstützende Mitglieder, die nicht dem vollen Kodex von Pflichten und Rechten unterliegen, aber mehr oder weniger regelmässige Beiträge in die Clubkasse abführen, und auch mit dabei sind, wenn es was zu feiern oder wichtige Entscheidungen zu treffen gibt.
Diese „supporters“ sind bei den schlagenden Verbindungen die „Alten Herren“ - und diese sind das wirtschaftliche Rückgrat der Verbindungen. Ihre Jahresbeiträge sind sehr hoch – in meiner Zeit betrugen sie 500 – 1000 DM / Jahr, manchmal noch darüber hinaus. Damit wird das Clubhaus und der „Clubbetrieb“ finanziert – die Jahresbeiträge der „Aktiven“ jungen Studenten sind dagegen sehr niedrig, ebenso die Mieten für die „Burschenzimmer“ auf dem Verbindungshaus, wo viele „Aktive“ auch tatsächlich regelmässig während der Vorlesungszeit wohnen.
(Fortsetzung folgt)
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