Süddeutsche Zeitung vom 21.09.2009 schrieb:
Nichtwähler waren mal Leute, die sich nicht für Politik interessierten. Sie galten als Dummköpfe, denn seit 1945 hieß es: Wer nicht wählt, wählt Nazis. Heute werben aufgeklärte Autoren, Professoren und Ex-Politiker dafür, der Bundestagswahl fernzubleiben. Sie wollen ein Signal setzen. Die Frage ist, ob es ankommt.
So beginnt ein, leider nicht online verfügbarer, aber sehr lesenswerter Artikel in der SZ zum Thema Nichtwähler.
Die Idee ist, durch bewusst zum Ausdruck gebrachtes Nichtwählen den zur Wahl stehenden Parteien klar zu machen, dass die Legitimation zur Volksvertretung bei einer niedrigen Wahlbeteiligung auf tönernen Füßen steht. Nicht um sonst erwecken die etablierten Parteien schon im Wahlkampf den Eindruck, ohne einen Koalitionspartner gar nicht mehrheitsfähig regieren zu können und werben sich lange vorher gegenseitig potentielle Partner ab.
Die Krux ist, dass die Parteien solche Signale nicht sehen und schon gar nicht verstehen wollen und eine allgemein niedrige Wahlbeteiligung wohl nur die extremeren Parteien begünstigen würde.
Mit diesen Gedanken beschäftigt habe ich auf der SZ-Internet-Seite einen
Wahlomat entdeckt, der mittels Beantwortung von 38 Thesen die Partei mit den größten Ähnlichkeiten zu meiner Einstellung herausfiltert - theoretisch jedenfalls...
Das Interessante an der Auswertung ist eigentlich nicht, welche Partei mir der Wahlomat nun zu wählen empfiehlt, sondern der geringe Unterschied im Vergleich der "großen" Parteien. Alle deren Aussagen zu den 38 Thesen entsprechen - mit sehr geringen Abweichungen - in ihrer Summe irgendwie auch meiner Einstellung. Es wäre also grad egal, wo ich meion Kreuzchen mache, noch dazu, da nicht eine, sondern mindestens zwei parteien die nächsten Jahre über unser politisches Schicksal bestimmen werden...
Nach 26 Jahren vehementem "ich geh auf jeden Fall wählen" bin ich das erste Mal so weit, mit der Idee des bewussten Nichtwählens zu sympatisieren - würde das Signal auch ankommen?