
Herbert_s41
Themenstarter
hier Teil 3, leider mußte ich ein zusätzliches Thema eröffnen, die Zeichenbegrenzung hat zugeschlagen. 
Auf halber Höhe, der sehr steilen Wegstrecke kommen wir an der Auberge Le Maillet vorbei. Ein großer weißer Hund springt draußen herum und hinter dem Haus wehen tibetanische Gebetsfahnen. Der Wirt erzählt mir, dass viele Motorradfahrer zu seinen Gästen gehören. So früh wie wir hier sind, ist es im Kessel der Berge richtig lauschig und einsam, wir sind fast die ersten Besucher an diesem Morgen.
Der Ort Gavarnie ist zu hundert Prozent auf Tourismus eingestellt. Eine Straße führt auf 2.200 Meter zum Col de Tentes, wo eine steinerne Absperrung die Weiterfahrt an die Grenze (Port de Gavarnie) unterbricht. Die bekannte Breche de Roland ist zu sehen, eine 40 meter breite und 100 Meter tiefe Scharte im Pyrenäenhauptkamm auf 2.807 Metern Höhe, die der Legende nach durch einen Schwertstreich des Ritters Roland mit seinem „Durendart“ entstanden sein soll.
Wir fahren nach einer ganzen Weile aus der Sackgasse hinaus nach Luz-St-Saveur, vorbei an der beeindruckenden Pont Napoléon, und biegen später nach Pyre Arge-les-Gazost ab.
Die Vorfreude auf den Col d´Aubisque kann man mit einer simplen Variation der Anreise sogar noch etwas steigern. Man nehme nicht die Route des Pyrenees (D918) sondern fahre am Südhang, oberhalb entlang. Das ist dann die Route d´Arras, die ab Arge-les-Gazost über das schöne Saint-Savin und Sireix nach Estaing führt. Über den kleinen Col de Bordéres wird die Talseite gewechselt, um bei Arrens-Marsous wieder auf die Hauptroute zu treffen.
Der Col du Soulor (1.474m) an der Route des Cols ist ein verheißungsvoller Vorbote auf den Aubisque-Pass, absolute Abgeschiedenheit. Schafherden schlafen auf der Straße, irgendwo laufen Schweine herum, und am Gipfel ruht ein alter Mann mit Baskenmütze neben seinem Hund. Hier stehen schon die Warntafeln für den Col d´Aubisque, der zu den Legenden der Tour de France gehört.
Die Ausblicke auf dem Col d´Aubisque sind überwältigend und absolut lohnenswert. Nun zur Ostrampe des Vallee vergeht mit ihren 17 Kilometern leider viel zu schnell, doch die nächste Passfahrt steht gleich wieder an. Wer nicht über den waldigen Col de Marie-Blanque will, hat den Anstieg zum Col du Pourtalet vor sich, dessen Auffahrt durch eine enge Schlucht führt. Auf der Passhöhe kann man leicht ein Déja-vu bekommen, denn auch hier gibt es einen Pic du Midi, doch diesmal ist es der von Ossau, ohne Observatorium oben drauf, dafür aber zwölf Meter höher, als der andere am Tourmalet.
Szenenwechsel, wir fahren nach Spanien. Hier treffen wir auf die sonnenverwöhnte Seite der Pyrenäen, nackter Fels, erodierende Tafelberge und Stauseen spanischer Prägung. Auch auf dieser Seite des Kammes sind die typisch pyrenäischen Felsenkessel zu erkennen. Die Abfahrt nach Sallent de Gállego erfolgt natürlich auf frischem Asphalt, aus dem Stausee Búbal ragen noch die Reste alter Straßen und Brücken hervor. Wir biegen für einen Abstecher zu den Balneario de Panticosa ab und durchqueren dabei die Garganta del Escalar, eine enge, tiefe Schlucht, die geologische Einblicke in die Gesteinssicht Kalk, Schiefer und Granit bieten. In Haarnadelkurven erklimmt die Straße den Westhang und erreicht einen Bergkessel. Dann passiert man eine Thermalbad-Baustelle und gelangt an einen glasklaren Bergsee, der schon zum Thermalbad Panticosa gehört. In Biescas muss ich erst mal den Ölstand korrigieren, dass erste Mal, werden auf dieser Tour 200ml in den Boxer gekippt.
Wir wollen nun aber unbedingt den Ordesa-Park sehen, das Pendant zum französischen Pyrenäen-Park. Kurs Ost bringt uns Richtung Torla, und zwar über die 23 Kilometer lange Kurvenstrecke über den Port Cotefalbo (1.423m), der oben einen kleinen Scheiteltunnel hat. Torla und Boto nähert man sich von oben, und dadurch erhält man einen Prachtblick auf die schneebedeckten Berge des Monte Perdido.
Hier an der Zufahrt zum Ordesa-Park, ist heute die Schranke für uns geschlossen, nur Busse dürfen passieren.
Die richtigen Motorradreviere liegen in einer anderen Richtung. Sehr zu empfehlen ist die Strecke über Sarvise und Fanlo zum Canyon de Anisclo. Als ich unten in Sarvise am Reiterhof abbiege, ahne ich noch nicht, was uns erwartet.
Zunächst ist Kurvenschwung angesagt. Hinter Fanlo legt die HU-631 noch einmal zu. Manchmal fehlt der Belag, dann ist er wieder da und die Aussicht lässt erahnen, was im Canyon zu sehen sein wird. Auf einer Strasse mit fester Einbahnregelung kommt man hinunter zum Canyon-Eingang. Die beste Sicht in den Canyon de Anisclo hat, wer ein Stück weiter zum Aussichtspunkt fährt.
Im Canyon stoßen zwei geschichtete, schräg abgeflachte Bergketten zusammen, sodass es hier wie im Monument Valley aussieht. Ganz hinten schmiegen sich grüne Wiesenhänge an den kitschig-blauen Horizont. Dort muss Frankreich liegen und die Grenze zum Cirque de Troumouse sein. Dorthin, in den französischen National-Park, führt auch ein Wanderweg der durch den kompletten Canyon leitet, wir haben jedoch keine Wanderschuhe dabei
.
Schwer beeindruckt von der Landschaft begreife ich nun auch, warum es hier eine Einbahnregelung gibt. Der Fahrweg führt durch den Canyon, der manchmal da, wo der Himmel sein müsste, die Felswände zusammenschlagen lässt. Höhlenartige Grotten mit Stalaktiten säumen die Straße –also doch ganz gut das es keinen Gegenverkehr gibt! Das Abendteuer durch den Ordesa und Monte-Perdido-Nationalpark hält über zehn Kilometer an. Nach unserer Ehrenrunde biegen wir, etwas abgekämpft vom zweimaligen Kurvenensemble, auf die A138 ein. Die ist zwar breit und ausgebaut, führt aber dennoch in harmonischen Kurven flussaufwärts und später am Valle de Pineta vorbei. Durch den Tunnel de Bielsa gelangt man wieder nach in die französische Hemisphäre der Pyrenäen und in ein Hochtal, das erst nach ein paar Kilometern über einige Serpentinen abfällt.
Unser Weg musste selbstverständlich auch nach Canfranc-Estacion „Züge nach nirgendwo“ führen. Dorthin sind die berühmte Canfranc-Estación und der Port de Somport ausgeschildert, einer der wichtigen Pyrenäenübergänge, was durch den aufkommenden LKW-Verkehr deutlich wird. In den 1920er Jahren saß die durch den Eisenbahnboom an euphorische Mobilitätsträume glaubende Gesellschaft einem großen Irrtum auf. Man baute die Canfranc-Estación, einen gigantischen Bahnhof, der hier im Tal wie ein Ding aus einer anderen Welt wirkt. Von der Fassadenlänge kann das Gebäude es mit den großen Bahnhofsbauten Mitteleuropas aufnehmen! Dazu bohrte man den Somport-Basistunnel, der tatsächlich fertig gestellt wurde. Das Bahnhofsgebäude hingegen nicht. Man hatte sich verschätzt in der Dimension und Auslegung des gigantischen Projekts, nicht ahnend, dass sich die Mobilität später mehr automobil entwickeln würde. Als wir an der gigantomanischen Anlage vorbeikommen, stehen bereits einige Touristen-Busse auf der Hauptstrasse und laufen wie auf einer Armeisenstrasse zum Bahnhof hinüber. Immer wieder tauchen Meldungen auf, dass ein Investor gefunden wurde, der den Bahnhof in ein Luxushotel umbauen will. Nach dem die SNCF die Strecke wieder in Betrieb nehmen möchte, doch der Blick auf das Bahnhofsgelände lehrt einen, das Gras wachsen zu hören. Wir streifen noch etwas über die von Moos überzogenen Gleise und den Rangierbahnhof, auf dem sich kleine und große Industriebetriebe angesiedelt haben. Viele Züge und Waggons haben hier das Abstellgleis zur letzten Ruhe gefunden. Graffitibesprüht wachsen sie allmählich in das marode Gleisbett ein.
Größe und Gleiszahl entsprechen dem einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, das edel ausgestattete Hauptgebäude liegt parallel zwischen den breiten (spanischen) und schmalen (französischen) Gleisen. Reisende sollten direkt am Bahnhofsgebäude aussteigen, die Grenzformalitäten erledigen und auf der anderen Seite sofort wieder in den nächsten Zug einsteigen können. Dieser Massenbetrieb jedoch wurde niemals Realität. (Quelle: wikipedia)
Der alte Eisenbahntunnel soll bei der Konstruktion des Somport-Straßentunnels genutzt worden sein und beherbergt heute noch ein unterirdisches Labor. wikipedia
Laboratorio subterráneo de Canfranc
Auf dem Weg zum Port de Somport windet sich die Motorradstrecke hinauf durchs Valle de Aspe, vorbei an einer kühn angelegten Festung im Fels mit Holzbrücke, der Festung von Portalet. Alte teils ungenutzte Mini-Bahnhöfe der Gründerzeit fliegen vorbei, und einmal mehr finden wir in Aspe-Tal an der Bahnstrecke unsere nächsten Fotomotive.
Wir sind noch mittendrin in der Idylle des Parc National des Pyrenées, doch plötzlich verschlingt der Somport-Straßentunnel jeden einzelnen LKW und pumpt ihn 8,6 km später wieder auf die N-330 zurück. Wir fahren weiter nach Jaca, hier ist schnell unsere nächste Nachtruhestelle gefunden. Das beste und Preisgünstigste Hotel der gesamten Pyrenäentour, ich kann es jedem empfehlen. Hotel Reina Felicia **** 44.- Euro je Nacht/Person im DZ.
Am nächsten Tag interessieren wir uns für eine Runde nach Navarra, durch das französische Grenzgebiet, in dem es baskische Einflüsse geben soll. Der Port Larrau und der Col de la Pierre St. Martin machen wegen ihrer Scheitelhöhe schon auf der Landkarte einen guten Eindruck. Um Arette-la-Pierre-Saint-Martin irren wir etwas planlos umher, finden dann aber den Einstieg in die irlandgrüne Oase des baskisch sprechenden Hinterlands. Wie es dort aussieht? Nun, der Kern des Baskenlands liegt im atlantischen Spanien. Hier in den Bergen spürt man navarresische Einflüsse und trifft auf archaische Bauernhäuser mit dicken Wänden und hellroten Ecksteinen, die teils auf Fels errichtet sind. Manche von ihnen tragen ein „Lauburu“ über dem Eingang, eine Art kreuzförmigen Glücksbringer oder Talisman. Das Wort bedeutet so viel wie >vier Köpfe oder vier Gipfel< und soll Leben, Tod bzw. das Universum versinnbildlichen, oder auch den Widerstand.
Uns steht der Sinn nach höheren Bergen, und so drehen wir zum Port de Larrau (1.573m) ab, neben dem der 2.017 Meter hohe Pic d´Orhy aufragt. Die Wolken versprechen nichts Gutes in dem sprichwörtlich feuchteren teil der atlantischen Pyrenäen, doch wenige Kilometer vor dem Port, am Col d´Erroymendi, stoßen die Pan und BMW durch dichten Nebel und stehen über den Wolken und damit über den Dingen! Am Port Larrau wabern noch gelegentlich Wolkenschwaden über den Kam, einige Basken haben sich aber schon offensiv zum Picknick gerüstet, und ein vorbeikommender französischer Rentner winkt uns freudig zu.
Die navarresischen Asphaltkocher haben zum Gruß ihr Wappen auf die Straße gemalt, und wir fühlen uns herzlich willkommen in Navarra. Ein paar kehren tiefer, inmitten des baumlosen Panoramas, steht eine größere Rollergruppe am Wegesrand, die gerade vom mitgereisten Servicefahrzeug verpflegt wird. Ganz anders ergeht es den deutschen Bikern auf KTM und BMW, die ein Stück weiter unten auf einem Parkplatz rasten. Einer von ihnen hämmert an den Koffern seiner KTM herum, er war vorgefahren und wurde vom Rollsplitt aus der kurve getragen. Etwas Schlimmeres ist nicht passiert, und ein bisserl wild gefahren sei er auch, die Kurven sind halt einfach sehr verlockend. Grob gesehen Richtung Süden geht es nun weiter, am Portillo de Lazar kann man sich bei bestem Fernblick entscheiden, ob man ein Stück offroad fahren möchte oder besser die direkte Verbindung ins Roncal-Tal nimmt. Nach links geht es hinauf zum einsamen und ziemlich hoch gelegenen Col de la Pierre St. Martin. Oben kreisen die Gänsegeier, und nahe der Passhöhe durchquert man eine Erosionslandschaft, die an den Col d´Izoard in den Alpen erinnert. Weiter unten im Tal rollen wir über Kopfsteinpflaster nach Roncal hinein und kaufen in einem wappengeschmückten Laden den leicht pikanten, gereiften Roncal-Käse.
Nicht weit von Lumbier, das von Jaca und Pamplona aus gut zu erreichen ist, bereitet sich der Vorzeige Canyon Navarras aus; La Foz de Arbayún. Von einer Aussichtplattform lässt sich weit in seine verschlungenen Windungen hineinschauen, die Steilwände bieten gute Nistplätze für die allgegenwärtigen Geier dieser Gegend.
Zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen Frankreich und Spanien wartet ein absolutes Motorradfahrer Eldorado auf Eroberung, die Pyrenäen. Diese traumhaften und abwechslungsreichen Strecken, durch das Kurvenparadies, haben wir in 13 Tagen und einer Strecke von 6.500km erleben dürfen. Diese schöne Zeit liegt nun hinter uns, wir haben viel Sehenswertes entlang der steilen Pässe und enge Täler erlebt, was uns bleibt, sind die Erinnerungen und unser Fotoalbum.
Herbert

Auf halber Höhe, der sehr steilen Wegstrecke kommen wir an der Auberge Le Maillet vorbei. Ein großer weißer Hund springt draußen herum und hinter dem Haus wehen tibetanische Gebetsfahnen. Der Wirt erzählt mir, dass viele Motorradfahrer zu seinen Gästen gehören. So früh wie wir hier sind, ist es im Kessel der Berge richtig lauschig und einsam, wir sind fast die ersten Besucher an diesem Morgen.
Der Ort Gavarnie ist zu hundert Prozent auf Tourismus eingestellt. Eine Straße führt auf 2.200 Meter zum Col de Tentes, wo eine steinerne Absperrung die Weiterfahrt an die Grenze (Port de Gavarnie) unterbricht. Die bekannte Breche de Roland ist zu sehen, eine 40 meter breite und 100 Meter tiefe Scharte im Pyrenäenhauptkamm auf 2.807 Metern Höhe, die der Legende nach durch einen Schwertstreich des Ritters Roland mit seinem „Durendart“ entstanden sein soll.
Wir fahren nach einer ganzen Weile aus der Sackgasse hinaus nach Luz-St-Saveur, vorbei an der beeindruckenden Pont Napoléon, und biegen später nach Pyre Arge-les-Gazost ab.
Die Vorfreude auf den Col d´Aubisque kann man mit einer simplen Variation der Anreise sogar noch etwas steigern. Man nehme nicht die Route des Pyrenees (D918) sondern fahre am Südhang, oberhalb entlang. Das ist dann die Route d´Arras, die ab Arge-les-Gazost über das schöne Saint-Savin und Sireix nach Estaing führt. Über den kleinen Col de Bordéres wird die Talseite gewechselt, um bei Arrens-Marsous wieder auf die Hauptroute zu treffen.
Der Col du Soulor (1.474m) an der Route des Cols ist ein verheißungsvoller Vorbote auf den Aubisque-Pass, absolute Abgeschiedenheit. Schafherden schlafen auf der Straße, irgendwo laufen Schweine herum, und am Gipfel ruht ein alter Mann mit Baskenmütze neben seinem Hund. Hier stehen schon die Warntafeln für den Col d´Aubisque, der zu den Legenden der Tour de France gehört.
Die Ausblicke auf dem Col d´Aubisque sind überwältigend und absolut lohnenswert. Nun zur Ostrampe des Vallee vergeht mit ihren 17 Kilometern leider viel zu schnell, doch die nächste Passfahrt steht gleich wieder an. Wer nicht über den waldigen Col de Marie-Blanque will, hat den Anstieg zum Col du Pourtalet vor sich, dessen Auffahrt durch eine enge Schlucht führt. Auf der Passhöhe kann man leicht ein Déja-vu bekommen, denn auch hier gibt es einen Pic du Midi, doch diesmal ist es der von Ossau, ohne Observatorium oben drauf, dafür aber zwölf Meter höher, als der andere am Tourmalet.
Szenenwechsel, wir fahren nach Spanien. Hier treffen wir auf die sonnenverwöhnte Seite der Pyrenäen, nackter Fels, erodierende Tafelberge und Stauseen spanischer Prägung. Auch auf dieser Seite des Kammes sind die typisch pyrenäischen Felsenkessel zu erkennen. Die Abfahrt nach Sallent de Gállego erfolgt natürlich auf frischem Asphalt, aus dem Stausee Búbal ragen noch die Reste alter Straßen und Brücken hervor. Wir biegen für einen Abstecher zu den Balneario de Panticosa ab und durchqueren dabei die Garganta del Escalar, eine enge, tiefe Schlucht, die geologische Einblicke in die Gesteinssicht Kalk, Schiefer und Granit bieten. In Haarnadelkurven erklimmt die Straße den Westhang und erreicht einen Bergkessel. Dann passiert man eine Thermalbad-Baustelle und gelangt an einen glasklaren Bergsee, der schon zum Thermalbad Panticosa gehört. In Biescas muss ich erst mal den Ölstand korrigieren, dass erste Mal, werden auf dieser Tour 200ml in den Boxer gekippt.
Wir wollen nun aber unbedingt den Ordesa-Park sehen, das Pendant zum französischen Pyrenäen-Park. Kurs Ost bringt uns Richtung Torla, und zwar über die 23 Kilometer lange Kurvenstrecke über den Port Cotefalbo (1.423m), der oben einen kleinen Scheiteltunnel hat. Torla und Boto nähert man sich von oben, und dadurch erhält man einen Prachtblick auf die schneebedeckten Berge des Monte Perdido.
Hier an der Zufahrt zum Ordesa-Park, ist heute die Schranke für uns geschlossen, nur Busse dürfen passieren.
Die richtigen Motorradreviere liegen in einer anderen Richtung. Sehr zu empfehlen ist die Strecke über Sarvise und Fanlo zum Canyon de Anisclo. Als ich unten in Sarvise am Reiterhof abbiege, ahne ich noch nicht, was uns erwartet.
Zunächst ist Kurvenschwung angesagt. Hinter Fanlo legt die HU-631 noch einmal zu. Manchmal fehlt der Belag, dann ist er wieder da und die Aussicht lässt erahnen, was im Canyon zu sehen sein wird. Auf einer Strasse mit fester Einbahnregelung kommt man hinunter zum Canyon-Eingang. Die beste Sicht in den Canyon de Anisclo hat, wer ein Stück weiter zum Aussichtspunkt fährt.
Im Canyon stoßen zwei geschichtete, schräg abgeflachte Bergketten zusammen, sodass es hier wie im Monument Valley aussieht. Ganz hinten schmiegen sich grüne Wiesenhänge an den kitschig-blauen Horizont. Dort muss Frankreich liegen und die Grenze zum Cirque de Troumouse sein. Dorthin, in den französischen National-Park, führt auch ein Wanderweg der durch den kompletten Canyon leitet, wir haben jedoch keine Wanderschuhe dabei

Schwer beeindruckt von der Landschaft begreife ich nun auch, warum es hier eine Einbahnregelung gibt. Der Fahrweg führt durch den Canyon, der manchmal da, wo der Himmel sein müsste, die Felswände zusammenschlagen lässt. Höhlenartige Grotten mit Stalaktiten säumen die Straße –also doch ganz gut das es keinen Gegenverkehr gibt! Das Abendteuer durch den Ordesa und Monte-Perdido-Nationalpark hält über zehn Kilometer an. Nach unserer Ehrenrunde biegen wir, etwas abgekämpft vom zweimaligen Kurvenensemble, auf die A138 ein. Die ist zwar breit und ausgebaut, führt aber dennoch in harmonischen Kurven flussaufwärts und später am Valle de Pineta vorbei. Durch den Tunnel de Bielsa gelangt man wieder nach in die französische Hemisphäre der Pyrenäen und in ein Hochtal, das erst nach ein paar Kilometern über einige Serpentinen abfällt.
Unser Weg musste selbstverständlich auch nach Canfranc-Estacion „Züge nach nirgendwo“ führen. Dorthin sind die berühmte Canfranc-Estación und der Port de Somport ausgeschildert, einer der wichtigen Pyrenäenübergänge, was durch den aufkommenden LKW-Verkehr deutlich wird. In den 1920er Jahren saß die durch den Eisenbahnboom an euphorische Mobilitätsträume glaubende Gesellschaft einem großen Irrtum auf. Man baute die Canfranc-Estación, einen gigantischen Bahnhof, der hier im Tal wie ein Ding aus einer anderen Welt wirkt. Von der Fassadenlänge kann das Gebäude es mit den großen Bahnhofsbauten Mitteleuropas aufnehmen! Dazu bohrte man den Somport-Basistunnel, der tatsächlich fertig gestellt wurde. Das Bahnhofsgebäude hingegen nicht. Man hatte sich verschätzt in der Dimension und Auslegung des gigantischen Projekts, nicht ahnend, dass sich die Mobilität später mehr automobil entwickeln würde. Als wir an der gigantomanischen Anlage vorbeikommen, stehen bereits einige Touristen-Busse auf der Hauptstrasse und laufen wie auf einer Armeisenstrasse zum Bahnhof hinüber. Immer wieder tauchen Meldungen auf, dass ein Investor gefunden wurde, der den Bahnhof in ein Luxushotel umbauen will. Nach dem die SNCF die Strecke wieder in Betrieb nehmen möchte, doch der Blick auf das Bahnhofsgelände lehrt einen, das Gras wachsen zu hören. Wir streifen noch etwas über die von Moos überzogenen Gleise und den Rangierbahnhof, auf dem sich kleine und große Industriebetriebe angesiedelt haben. Viele Züge und Waggons haben hier das Abstellgleis zur letzten Ruhe gefunden. Graffitibesprüht wachsen sie allmählich in das marode Gleisbett ein.
Größe und Gleiszahl entsprechen dem einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, das edel ausgestattete Hauptgebäude liegt parallel zwischen den breiten (spanischen) und schmalen (französischen) Gleisen. Reisende sollten direkt am Bahnhofsgebäude aussteigen, die Grenzformalitäten erledigen und auf der anderen Seite sofort wieder in den nächsten Zug einsteigen können. Dieser Massenbetrieb jedoch wurde niemals Realität. (Quelle: wikipedia)
Der alte Eisenbahntunnel soll bei der Konstruktion des Somport-Straßentunnels genutzt worden sein und beherbergt heute noch ein unterirdisches Labor. wikipedia
Laboratorio subterráneo de Canfranc
Auf dem Weg zum Port de Somport windet sich die Motorradstrecke hinauf durchs Valle de Aspe, vorbei an einer kühn angelegten Festung im Fels mit Holzbrücke, der Festung von Portalet. Alte teils ungenutzte Mini-Bahnhöfe der Gründerzeit fliegen vorbei, und einmal mehr finden wir in Aspe-Tal an der Bahnstrecke unsere nächsten Fotomotive.
Wir sind noch mittendrin in der Idylle des Parc National des Pyrenées, doch plötzlich verschlingt der Somport-Straßentunnel jeden einzelnen LKW und pumpt ihn 8,6 km später wieder auf die N-330 zurück. Wir fahren weiter nach Jaca, hier ist schnell unsere nächste Nachtruhestelle gefunden. Das beste und Preisgünstigste Hotel der gesamten Pyrenäentour, ich kann es jedem empfehlen. Hotel Reina Felicia **** 44.- Euro je Nacht/Person im DZ.
Am nächsten Tag interessieren wir uns für eine Runde nach Navarra, durch das französische Grenzgebiet, in dem es baskische Einflüsse geben soll. Der Port Larrau und der Col de la Pierre St. Martin machen wegen ihrer Scheitelhöhe schon auf der Landkarte einen guten Eindruck. Um Arette-la-Pierre-Saint-Martin irren wir etwas planlos umher, finden dann aber den Einstieg in die irlandgrüne Oase des baskisch sprechenden Hinterlands. Wie es dort aussieht? Nun, der Kern des Baskenlands liegt im atlantischen Spanien. Hier in den Bergen spürt man navarresische Einflüsse und trifft auf archaische Bauernhäuser mit dicken Wänden und hellroten Ecksteinen, die teils auf Fels errichtet sind. Manche von ihnen tragen ein „Lauburu“ über dem Eingang, eine Art kreuzförmigen Glücksbringer oder Talisman. Das Wort bedeutet so viel wie >vier Köpfe oder vier Gipfel< und soll Leben, Tod bzw. das Universum versinnbildlichen, oder auch den Widerstand.
Uns steht der Sinn nach höheren Bergen, und so drehen wir zum Port de Larrau (1.573m) ab, neben dem der 2.017 Meter hohe Pic d´Orhy aufragt. Die Wolken versprechen nichts Gutes in dem sprichwörtlich feuchteren teil der atlantischen Pyrenäen, doch wenige Kilometer vor dem Port, am Col d´Erroymendi, stoßen die Pan und BMW durch dichten Nebel und stehen über den Wolken und damit über den Dingen! Am Port Larrau wabern noch gelegentlich Wolkenschwaden über den Kam, einige Basken haben sich aber schon offensiv zum Picknick gerüstet, und ein vorbeikommender französischer Rentner winkt uns freudig zu.
Die navarresischen Asphaltkocher haben zum Gruß ihr Wappen auf die Straße gemalt, und wir fühlen uns herzlich willkommen in Navarra. Ein paar kehren tiefer, inmitten des baumlosen Panoramas, steht eine größere Rollergruppe am Wegesrand, die gerade vom mitgereisten Servicefahrzeug verpflegt wird. Ganz anders ergeht es den deutschen Bikern auf KTM und BMW, die ein Stück weiter unten auf einem Parkplatz rasten. Einer von ihnen hämmert an den Koffern seiner KTM herum, er war vorgefahren und wurde vom Rollsplitt aus der kurve getragen. Etwas Schlimmeres ist nicht passiert, und ein bisserl wild gefahren sei er auch, die Kurven sind halt einfach sehr verlockend. Grob gesehen Richtung Süden geht es nun weiter, am Portillo de Lazar kann man sich bei bestem Fernblick entscheiden, ob man ein Stück offroad fahren möchte oder besser die direkte Verbindung ins Roncal-Tal nimmt. Nach links geht es hinauf zum einsamen und ziemlich hoch gelegenen Col de la Pierre St. Martin. Oben kreisen die Gänsegeier, und nahe der Passhöhe durchquert man eine Erosionslandschaft, die an den Col d´Izoard in den Alpen erinnert. Weiter unten im Tal rollen wir über Kopfsteinpflaster nach Roncal hinein und kaufen in einem wappengeschmückten Laden den leicht pikanten, gereiften Roncal-Käse.
Nicht weit von Lumbier, das von Jaca und Pamplona aus gut zu erreichen ist, bereitet sich der Vorzeige Canyon Navarras aus; La Foz de Arbayún. Von einer Aussichtplattform lässt sich weit in seine verschlungenen Windungen hineinschauen, die Steilwände bieten gute Nistplätze für die allgegenwärtigen Geier dieser Gegend.
Zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen Frankreich und Spanien wartet ein absolutes Motorradfahrer Eldorado auf Eroberung, die Pyrenäen. Diese traumhaften und abwechslungsreichen Strecken, durch das Kurvenparadies, haben wir in 13 Tagen und einer Strecke von 6.500km erleben dürfen. Diese schöne Zeit liegt nun hinter uns, wir haben viel Sehenswertes entlang der steilen Pässe und enge Täler erlebt, was uns bleibt, sind die Erinnerungen und unser Fotoalbum.
Herbert