Nachdem ich das TOMTOM Rider 550 nun 10 Tage lang täglich über ein paar Tsd km durch D/A und Italien genutzt habe, habe ich hier mal meine Erfahrungen damit zusammengestellt:
Das Display ist ausreichend kontrastreich und gut lesbar bei entsprechender Einstellung. Die 3-D Ansicht allerdings verdient diesen Namen nicht wirklich.
Nicht mit allen Handschuhen oder erst auf Nachdruck funktioniert der Touchscreen, auf Finger reagiert er nach wie vor überempfindlich. Ändert man die Voreinstellung reagiert er auf Handschuhe praktisch gar nicht mehr.
Die Ein - Aus Taste ist viel zu schwergängig, die Reaktion darauf stark verzögert.
Das ganze Navi hat die Anmutung eines Ziegelsteins, eine stabile Halterung ist notwendig.
Die Auflösung und damit auch die Detaildarstellung des Monitors ist mangelhaft. Wer jemals mit einem Smartphone navigiert hat fühlt sich 10 Jahre zurückversetzt.
Die Voreinstellungen für die Routenplanung kennen schnellste, kürzeste, umweltfreundlichste und kurvenreiche Route. Autobahnen, unbefestigte Straßen und Mautstraßen können deaktiviert werden.
Zwischen der kürzesten und der „umweltfreundlichsten“ – was man darunter auch immer verstehen soll – konnte ich keinen Unterschied feststellen. Hier führt das Navi wie auch bei der kurvenreichen Strecke immer durch kleine und kleinste Straßen und durch jeden Winkel der Innenstädte, was definitiv nicht sinnvoll und auch nicht umweltfreundlich ist. Wer damit fährt sollte viel Zeit und Geduld mitbringen. Das Navi führte uns täglich (!) in gesperrte Straßen, über unbefahrbare Treppen, Fußgängerbrücken, völlig verfallene und zugewachsene, nur noch mit Enduros befahrbare Straßen (die außerdem mit Pollern gesperrt waren und nicht erst seit einem Jahr) und in Schotterwege, die teilweise maximal mit einer leichten Enduro befahrbar gewesen wären, auch wenn 500 m weiter die befestigte Abzweigung kam und obwohl unbefestigte Straßen in den Einstellungen deaktiviert waren.
Um einigermaßen zügig von A nach B zu kommen taugt nur die schnellste Route, Abweichungen oder Alternativen müssen manuell eingegeben werden, was angesichts des oft umständlichen Menüs dann mühsam sein kann.
Will man sich nur zu einer Stadt führen lassen und gibt diese über die Suche ein kann man nicht dorthin navigieren, man muss zwingend ein komplette Adresse eingeben. Dabei ist die Adressfindung kein Highlight, manche Orte wurden ganz einfach nicht gefunden, genauso wenig fand das TomTom direkt an einer Straße gelegene Koordinaten eines Hotels.
Routenplanung am Navi ist eigentlich nur ein Ärgernis. Dazu ist die Auflösung zu schlecht. Um den nächsten Ort auf der Karte zu sehen muss man erst hineinzoomen, dann wieder zurück, es fehlt jede Übersicht, weil beim herauszoomen keine Ortsnamen mehr angezeigt werden. Selbst wenn man eine Papierkarte daneben liegen hat ist das eine mühsame Angelegenheit. Wer das Gerät über mehrere Tage hinweg nutzen will und nicht jeden Tag vorgeplant hat oder dies nicht kann ist eigentlich auf ein Tablet oder Laptop angewiesen.
Das Wi-Fi Modul, als Innovation angepriesen ist kein Fortschritt. Häufig wird das Wlan nicht erkannt und das Navi muss erst neu gestartet werden. Oder das Navi zeigt an, ein Fehler sei beim Versuch eines der zahllosen fast täglichen Updates aufzuspielen aufgetreten. Mehr Info gibt es dann nicht.
Auf der SD Karte können entweder Tracks oder Karten gespeichert werden, nicht beides. Auch das spricht nicht gerade für moderne Technik.
Leider ist auch die Halterung ein Dauerärgernis, entweder verklemmt sich das Navi schon beim Einsetzen oder verkantet beim Herausnehmen. Die Drehfunktion ist sinnvoll, nur muss die Ansicht (hoch oder quer) dazu im Navi gesperrt werden. Ist sie auf Automatischen Wechsel gestellt dreht sich die Darstellung im 10 – Sekundentakt von links nach rechts um dann 10 Sekunden auf dem Kopf zu stehen oder ganz zu verschwinden. Jedenfalls steht sie nie auch nur eine Minute lange korrekt.
Positives bleibt wenig. Als Spaßgerät funktioniert die kurvenreiche Strecke gut und führt über oft unbekannte kleine und kleinste Straßen, allerdings mit den o.g. Einschränkungen. Die Funktion „Spannende Tour planen“ ist nichts als ein Gag, sie stellt eine willkürliche Rundstrecke zusammen, das was dabei zustande kommt kann vielleicht für manchen dann spannend werden. Die Funktion „Suche“ ist mangelhaft weil vieles erst gar nicht gefunden wird. Tankstellen werden ziemlich zuverlässig vorangekündigt, aber immer nur die nächsten, etwas weiter vorauszusehen wäre hilfreich. Ebenso funktioniert der Blitzerwarner gut, sofern er aktuell ist. Es wurde wiederholt auch vor schon wieder abgebauten Anlagen gewarnt. Toll ist die Warnung bei den Sektorenmessungen, bei denen auch die darin gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit angezeigt wird (ist natürlich in D alles nicht erlaubt). Die Fahrtstatistik verdient diesen Namen dagegen nicht, die wenigen Daten die man abrufen kann sind die Funktion nicht wert. Über die Rechengeschwindigkeit gibt es nichts zu klagen, auch Korrekturen bei Fahrtabweichung von der Route gingen schnell, hängen blieb das Navi nie, in dichten Wäldern verlor es schon mal das Signal für kurze Zeit.
Bleibt noch zu bemängeln dass bei einem Preis von 399€ noch nicht einmal ein Handbuch dabei ist. Das soll man sich mit seinen 189 Seiten wohl selbst ausdrucken.
Summa summarum betrachte ich das TomTom Rider als ein doch eher überteuertes Spaßgerät mit vielen Mängeln für eine ernsthafte Nutzung. Das Kartenmaterial scheint zumindest in manchen Ländern der EU stark veraltet. Die Software ist es ohnehin und auch technisch könnte man mehr erwarten in Bezug auf die mangelhafte Auflösung.
Werner