HighlandQ
Themenstarter
Hi Leute,
die beste aller Sozias und Ehefrauen freute sich schon die ganze Woche mit mir auf den heutigen Tag. Die beiden Raubtiere (m10 und m9) waren bei ihren Freunden zum Verbleib von 09:00h - 18:00h angemeldet und gebucht. Das Wetter sollte laut Vorhersage sommerliche Temperaturen von bis zu 28°C erreichen. Trocken dazu.
Angedacht war eine Ausfahrt in meine Heimat am Bodensee. Unterwegs das Markgräfler Land, der Hotzenwald (manche sagen auch südlichster Zipfel des Schwarzwalds dazu), Hegau, Linzgau. Über Sigmaringen sollte es durchs Donautal zurück gehen.
Die Jungs haben uns da aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht, wie wir heute früh erfahren mussten. Die geplante Tour musste abgesagt werden, weil die Satansbraten hinterrücks (Einheimische verstehen vielleicht den zutreffenderen Begriff hählinge besser) alle Betreuungsdeals abgesagt haben. Da standen wir nun. Unterm Strich ging es wohl darum, dass die beiden Racker dachten, sie versäumen etwas, wenn Mum und Da alleine unterwegs sind.
Nach dem ersten Ärger entschieden wir uns einfach für eine kurze Runde um die Ecke. Für diese Zeit (etwa drei Stunden) muteten wir den Raubtieren ausnahmsweise einmal zu, dass sie allein zu Hause bleiben dürfen. Die Nachbarin versprach, Ohren und Augen offen zu halten. Handynummer war bekannt. So fuhren wir also schon unter ungünstigen Vorzeichen von hinnen.
Ob des knappen Zeitfensters entschied ich mich für eine Fahrt durch den Schwarzwald. Runter nach Müllheim, links ab, Richtung Schönau. War früher mal ne tolle Strecke. Ich fahre sie die letzten Jahre jedoch nur mehr selten, weil die Straße offensichtlich zur Bannstraße (hab ich mal dem Begriff Bannwald entlehnt) wurde. Heißt, sie wird - wenn überhaupt - nur rudimentär instand gehalten. Kurz hinter Schweighof gehts über Sirnitz schön kurvig nach oben, fast wie ein Schraubengewinde. Was meine GSA da unter die Räder bekam, entspricht fast schon dem, was man auf der Ligurischen Grenzkammstraße vorfindet. In den letzten Jahren wurde wohl nur noch mit Bitumen verfüllt. Schlaglöcher, in die man hineinfallen könnte. Absätze, Aussetzungen, Versätze..... alles was man braucht, um ein Auto oder Motorradl kaputt zu fahren. Ganz offensichtlich wird hier nichts mehr gerichtet. Dafür kann man ja die zulässige Hochstgeschwindigkeit auf sage und schreibe 30 km/h heruntersetzen. Von ehemals 100 !
Nun gut, die GSA steckte das locker weg. Aber man muss halt trotzdem aufpassen. Enge Straßen, haarige Kurven. Gegenverkehr mit PKW und reichlich Zweiräder. Letzteres mit und ohne Motor. Oben auf dem Kreuzweg-Parkplatz erst mal Luft geholt und am Haldenhof vorbei nach Neuenweg. Hier wenigstens Normalzustand. Nach Oberböllen in Richtung Schönau dann erste Reparaturen der Fahrbahndecke gefunden. Aber WIE! Vor uns fuhr eine 1200er Bandit, deren Pilot(in?) auf freier Strecke schwer ins Schlingern kam. Kann eigentlich nur an der Höhendifferenz der neuen Fahrbahndecke gelegen haben. Rechter Fahrbahnstreifen fast neu und höher als der Fahrstreifen der Gegenfahrbahn. Und weit und breit keine Baustelle mehr zu sehen. Die haben doch tatsächlich keine Anpassung an der Nahtstelle Alt/Neu vorgenommen. Der Blitz soll sie beim Schei..en treffen. Nun gut, wir also entsprechend vorsichtig weiter. Schönau wars dann wieder gut. Die Zahl der Biker und Cabriofahrer nahm jedoch rapide zu. Klar, selbst Schuld. Hauptstrecke von Lörrach Richtung Feldberg. Nächste Möglichkeit runter von der Strecke. Rechts ab bei Geschwend und weiter Richtung Bernau. Schön kurvig, aber in der Vergangenheit eine der unfallträchtigsten Strecken im Schwarzwald. So kam mir das dann auch vor. Auf der wirklich schönen und kurvenreichen Strecke drängelten sportlich ambitionierte Cabriofahrer. Von vorne, vorwiegend in Kurven, kamen immer wieder Horden von Bikern im 2.oder 3. Gang und Drehzahlmesser am Anschlag entgegen. Vorzugsweise natürlich auf meiner Spur. Ich musste mehrmals scharf bremsen. Dabei aber dann auch gleich wieder loslassen und Gas geben, weil die Cabriofahrer mein Weib auf die Motorhaube laden wollten. Was für ein Dilemma. Keine Chance anzuhalten, keine Ausweichstellen, rechts durchgehende Leitplanken. Kurve an Kurve, von hinten Dosendrängler, von vorne immer wieder geisteskranke und rücksichtslose Supermoto- und Joghurtbecherfahrer. Wir haben doch Rechtsverkehr bei uns dachte ich immer. Also noch einen Zahn zugelegt, damit ich von den Dosen wegkomme und von dieser Straße runter kann. Und da passierte auch gleich das, was hier schon ausgiebig und kontrovers diskutiert wurde. Ich war schon recht flott unterwegs, die Dosen dahinter wollten nicht nachgeben. Volle Konzentration nach vorne. Immer Blick weit voraus und zwischendurch in die Spiegel. Plötzlich röhrt ein Supermotofahrer in einer Linkskurve an mir vorbei, meine Frau erschrickt noch etwas doller als ich. Krallt sich an mir fest und reißt mich fast runter. Mir das Herz in die Hose und Adrenalin in die andere Richtung. Der Supermotofahrer überholte in der Kurve noch eine Dose. Blindflug total. Man kann nicht sehen, was hinter der Kurve kommt. Der Autofahrer vor mir ist dann auf der nächsten Ausweichstelle runter von der Straße. In Bernau verlor sich dann das Chaos und Ruhe kehrte endlich ein. Schade, dass der Typ weg war. Ich bin friedliebend und gemütlich. Aber wenn ich den noch zeitnah angetroffen hätte, wäre ich das Risiko eingegangen, wegen Körperverletzung angezeigt zu werden.
Zur Klarstellung sollte ich erwähnen, dass aber auch viele Biker unterwegs waren, die "normal" und dennoch zügig gefahren sind. Gegen Kurvenüberholer habe ich nichts. Solange sie dadurch keinen in Gefahr bringen.
Richtung Menzenschwand und Schluchsee wurde es zivilisierter. Straßenbelag prima. Wetter prima. Verkehr erträglich. Es bleiben Horden von Bikern, aber die fuhren zivilisert auf ihrer Seite der Straße. Da störten mich die ohrenbetäubenden Beschleunigungsorgien der Züricher Rennfahrer, die wohl ein illegales Straßenrennen austrugen, eher weniger.
Weil die Zeit dann auch schon langsam knapp wurde, haben wir auf einen Kaffee und Fotopause verzichtet. Weiter Richtung Feldberg. Über den Pass rüber, drüben runter. Überraschend wenig Verkehr. Bis runter nach Fahl hatte ich Zeit in Ruhe die weitere Heimwärtsstrecke auszusuchen. Ich entschied mich für die Strecke Todtnau - Aftersteg - Muggenbrunn, kurz vor dem Schauinsland dann links Richtung Münstertal. War auch alles bestens zu fahren. Ich durfte dann auf dieser Strecke wieder einmal Augenzeuge werden, wie manche Leute doch wirklich beim Motorradfahren pokern. Ohne Rücksicht auf Verluste werden da Autos überholt. Und sei es auch noch so kurz vor einer Kurve. Ist ja wurscht, dass man nicht sieht, wie es nach der Kurve weitergeht. Da kann man ruhig drei Dosen auf einen Schlag überholen. Das Ganze dann auch mit drei Motorrädern. Ich weiß es zum Glück besser, aber ich war schon versucht zu denken, dass man im Lkr. Konstanz immer so fährt. Die drei Spinner waren wirklich potenziell auf der Suche nach der Himmelspforte. Das war ein reines Glücksspiel. Bei der letzten dieser Einlage musste denn auch einer der Dosenfahrer gehörig bremsen, damit die noch einscheren konnten. Es kam nämlich doch noch ein Auto von vorne entgegen. Wie unvorhergesehen.
Einige Kilometer weiter gabs ein unverhofftes Wiedersehen. Die drei Kreuzdeppen (entschuldigt bitte, ich wollte nicht, konnte aber nicht anders) standen zu dritt nebeneinander auf der Abbiegespur und diskutierten, ob es wohl links abgeht oder ob gerade aus weiter gefahren werden muss. Die Linksabbieger die da hinzukamen waren zunächst irritiert. Als sie jedoch spannten, dass die da mitten auf der Straße noch am diskutieren waren, bogen sie eben passgenau etwas vorher ab. Ich kam hinzu und wollte es den vor mir Fahrenden gleich tun und die Abbiegespur etwas schneiden um abbiegen zukönnen. Ich war schon auf der neuen Straße, als die drei Chaoten ohne Rücksicht auf die übrigen Verkehrsteilnehmer ebenfalls losrollten und abbogen.
"Gut, dass es nun nach Hause geht", dachte ich nur noch. Schauinsland wäre natürlich ein schöner Kaffeestop gewesen. Aber ich fuhr stattdessen ins Münstertal hinunter. Auf dieser nahezu singletrack road-artigen Straße musste ich mich dann hinter einem typischen Sonntagsfahrer (am Samstag) herquälen. Genau so wie fünf oder sechs andere Dosenfahrer auch. Straße war leider zu schmal um vorbeipreschen zu können. Gut, dass es abwärts durch dunklen Wald ging. Da war es wenigstens nicht so heiß. Das GSA-Temperaturometer zeigte immerhin grad eben noch 28,5°C an.
Kurz vor Münstertal endlich die Chance zu überholen. Endlich unbeschwert mit konservativ-langsamen 110 km/h cruisen.... bis zum Ortseingangsschild. Aber immerhin. An der schönen Fauststadt Staufen vorbei, weiter über Heitersheim nach Müllheim. Dort gabs dann das leckerste, größte und beste Spaghetti-Eis, das die Welt je gesehen hat. Danach wieder zurück Richtung Nachhause. Unterwegs noch bei ALDI angehalten und Eis für die Raubtiere zu Hause eingekauft.
Die GSA hab ich nun zum ersten Mal über eine Strecke von knapp 160km am Stück fahren können. Ein supertolles Motorradl. Das macht mir den Verkauf der 1150er Q etwas leichter.
Im Stillen verfluche ich mich, dass ich wider besseres Wissen in das Gebiet reingefahren bin, das selbstverständlich bei diesem Wetter total überbevölkert ist. Nicht nur endlos viele Biker, sondern eben so viel Radler und Cabriofahrer.
Was mich dennoch sehr gestört hat, war das rücksichtslos aggressive Verhalten von sehr vielen Motorradfahrern. Sicher bin ich nach den letzten Unfällen die ich hatte deutlich vorsichtiger geworden. Zum Rasen habe ich noch nie eine Neigung verspürt. Schleichen tu ich sicher auch nicht. Allerdings achte ich schon darauf, was sich vor und hinter mir abspielt und nehme das Gas vor Kurven so weit weg, dass ich noch Reserven habe, falls mir einer unbequem entgegenkommt. Womit ich aber als normaler Verkehrsteilnehmer nicht rechnen muss, ist dass mir praktisch jeder Zweite auf MEINER SEITE entgegenkommt. Und das gilt sowohl für Zweirad-, als auch Dosenfahrer. Kurven schneiden ist für mich völlig ok. Wenn man sieht, was nach der Kurve kommt. Andernfalls ist das tabu.
Ich bin überrascht, wie unbefangen sich viele Biker auf ihren Schutzengel verlassen und im Blindflug vor Kurven überholen.
Mein Fazit von heute: Ich bin heilfroh gesund und unverletzt zu Hause angekommen zu sein. Der Heimweg war recht schön zu fahren und hat Spaß gemacht. Aber eben nur auf den letzten 40 Kilometern. Für die nächste größere Ausfahrt (zu zweit) nehme ich mir folgendes vor:
Linke Hand zum Gruße
Ralf
P.S.: Den geteerten Steinbruch, von Schweighof nach Schönau, den man sonst Straße nennen konnte, werde ich bei Gelegenheit mal genauer anschauen und eventuell fotografisch festhalten. Die zuständige Straßenverkehrsbehörde wird demnächst gewaschene Fanpost von mir erhalten.
die beste aller Sozias und Ehefrauen freute sich schon die ganze Woche mit mir auf den heutigen Tag. Die beiden Raubtiere (m10 und m9) waren bei ihren Freunden zum Verbleib von 09:00h - 18:00h angemeldet und gebucht. Das Wetter sollte laut Vorhersage sommerliche Temperaturen von bis zu 28°C erreichen. Trocken dazu.
Angedacht war eine Ausfahrt in meine Heimat am Bodensee. Unterwegs das Markgräfler Land, der Hotzenwald (manche sagen auch südlichster Zipfel des Schwarzwalds dazu), Hegau, Linzgau. Über Sigmaringen sollte es durchs Donautal zurück gehen.
Die Jungs haben uns da aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht, wie wir heute früh erfahren mussten. Die geplante Tour musste abgesagt werden, weil die Satansbraten hinterrücks (Einheimische verstehen vielleicht den zutreffenderen Begriff hählinge besser) alle Betreuungsdeals abgesagt haben. Da standen wir nun. Unterm Strich ging es wohl darum, dass die beiden Racker dachten, sie versäumen etwas, wenn Mum und Da alleine unterwegs sind.
Nach dem ersten Ärger entschieden wir uns einfach für eine kurze Runde um die Ecke. Für diese Zeit (etwa drei Stunden) muteten wir den Raubtieren ausnahmsweise einmal zu, dass sie allein zu Hause bleiben dürfen. Die Nachbarin versprach, Ohren und Augen offen zu halten. Handynummer war bekannt. So fuhren wir also schon unter ungünstigen Vorzeichen von hinnen.
Ob des knappen Zeitfensters entschied ich mich für eine Fahrt durch den Schwarzwald. Runter nach Müllheim, links ab, Richtung Schönau. War früher mal ne tolle Strecke. Ich fahre sie die letzten Jahre jedoch nur mehr selten, weil die Straße offensichtlich zur Bannstraße (hab ich mal dem Begriff Bannwald entlehnt) wurde. Heißt, sie wird - wenn überhaupt - nur rudimentär instand gehalten. Kurz hinter Schweighof gehts über Sirnitz schön kurvig nach oben, fast wie ein Schraubengewinde. Was meine GSA da unter die Räder bekam, entspricht fast schon dem, was man auf der Ligurischen Grenzkammstraße vorfindet. In den letzten Jahren wurde wohl nur noch mit Bitumen verfüllt. Schlaglöcher, in die man hineinfallen könnte. Absätze, Aussetzungen, Versätze..... alles was man braucht, um ein Auto oder Motorradl kaputt zu fahren. Ganz offensichtlich wird hier nichts mehr gerichtet. Dafür kann man ja die zulässige Hochstgeschwindigkeit auf sage und schreibe 30 km/h heruntersetzen. Von ehemals 100 !
Nun gut, die GSA steckte das locker weg. Aber man muss halt trotzdem aufpassen. Enge Straßen, haarige Kurven. Gegenverkehr mit PKW und reichlich Zweiräder. Letzteres mit und ohne Motor. Oben auf dem Kreuzweg-Parkplatz erst mal Luft geholt und am Haldenhof vorbei nach Neuenweg. Hier wenigstens Normalzustand. Nach Oberböllen in Richtung Schönau dann erste Reparaturen der Fahrbahndecke gefunden. Aber WIE! Vor uns fuhr eine 1200er Bandit, deren Pilot(in?) auf freier Strecke schwer ins Schlingern kam. Kann eigentlich nur an der Höhendifferenz der neuen Fahrbahndecke gelegen haben. Rechter Fahrbahnstreifen fast neu und höher als der Fahrstreifen der Gegenfahrbahn. Und weit und breit keine Baustelle mehr zu sehen. Die haben doch tatsächlich keine Anpassung an der Nahtstelle Alt/Neu vorgenommen. Der Blitz soll sie beim Schei..en treffen. Nun gut, wir also entsprechend vorsichtig weiter. Schönau wars dann wieder gut. Die Zahl der Biker und Cabriofahrer nahm jedoch rapide zu. Klar, selbst Schuld. Hauptstrecke von Lörrach Richtung Feldberg. Nächste Möglichkeit runter von der Strecke. Rechts ab bei Geschwend und weiter Richtung Bernau. Schön kurvig, aber in der Vergangenheit eine der unfallträchtigsten Strecken im Schwarzwald. So kam mir das dann auch vor. Auf der wirklich schönen und kurvenreichen Strecke drängelten sportlich ambitionierte Cabriofahrer. Von vorne, vorwiegend in Kurven, kamen immer wieder Horden von Bikern im 2.oder 3. Gang und Drehzahlmesser am Anschlag entgegen. Vorzugsweise natürlich auf meiner Spur. Ich musste mehrmals scharf bremsen. Dabei aber dann auch gleich wieder loslassen und Gas geben, weil die Cabriofahrer mein Weib auf die Motorhaube laden wollten. Was für ein Dilemma. Keine Chance anzuhalten, keine Ausweichstellen, rechts durchgehende Leitplanken. Kurve an Kurve, von hinten Dosendrängler, von vorne immer wieder geisteskranke und rücksichtslose Supermoto- und Joghurtbecherfahrer. Wir haben doch Rechtsverkehr bei uns dachte ich immer. Also noch einen Zahn zugelegt, damit ich von den Dosen wegkomme und von dieser Straße runter kann. Und da passierte auch gleich das, was hier schon ausgiebig und kontrovers diskutiert wurde. Ich war schon recht flott unterwegs, die Dosen dahinter wollten nicht nachgeben. Volle Konzentration nach vorne. Immer Blick weit voraus und zwischendurch in die Spiegel. Plötzlich röhrt ein Supermotofahrer in einer Linkskurve an mir vorbei, meine Frau erschrickt noch etwas doller als ich. Krallt sich an mir fest und reißt mich fast runter. Mir das Herz in die Hose und Adrenalin in die andere Richtung. Der Supermotofahrer überholte in der Kurve noch eine Dose. Blindflug total. Man kann nicht sehen, was hinter der Kurve kommt. Der Autofahrer vor mir ist dann auf der nächsten Ausweichstelle runter von der Straße. In Bernau verlor sich dann das Chaos und Ruhe kehrte endlich ein. Schade, dass der Typ weg war. Ich bin friedliebend und gemütlich. Aber wenn ich den noch zeitnah angetroffen hätte, wäre ich das Risiko eingegangen, wegen Körperverletzung angezeigt zu werden.
Zur Klarstellung sollte ich erwähnen, dass aber auch viele Biker unterwegs waren, die "normal" und dennoch zügig gefahren sind. Gegen Kurvenüberholer habe ich nichts. Solange sie dadurch keinen in Gefahr bringen.
Richtung Menzenschwand und Schluchsee wurde es zivilisierter. Straßenbelag prima. Wetter prima. Verkehr erträglich. Es bleiben Horden von Bikern, aber die fuhren zivilisert auf ihrer Seite der Straße. Da störten mich die ohrenbetäubenden Beschleunigungsorgien der Züricher Rennfahrer, die wohl ein illegales Straßenrennen austrugen, eher weniger.
Weil die Zeit dann auch schon langsam knapp wurde, haben wir auf einen Kaffee und Fotopause verzichtet. Weiter Richtung Feldberg. Über den Pass rüber, drüben runter. Überraschend wenig Verkehr. Bis runter nach Fahl hatte ich Zeit in Ruhe die weitere Heimwärtsstrecke auszusuchen. Ich entschied mich für die Strecke Todtnau - Aftersteg - Muggenbrunn, kurz vor dem Schauinsland dann links Richtung Münstertal. War auch alles bestens zu fahren. Ich durfte dann auf dieser Strecke wieder einmal Augenzeuge werden, wie manche Leute doch wirklich beim Motorradfahren pokern. Ohne Rücksicht auf Verluste werden da Autos überholt. Und sei es auch noch so kurz vor einer Kurve. Ist ja wurscht, dass man nicht sieht, wie es nach der Kurve weitergeht. Da kann man ruhig drei Dosen auf einen Schlag überholen. Das Ganze dann auch mit drei Motorrädern. Ich weiß es zum Glück besser, aber ich war schon versucht zu denken, dass man im Lkr. Konstanz immer so fährt. Die drei Spinner waren wirklich potenziell auf der Suche nach der Himmelspforte. Das war ein reines Glücksspiel. Bei der letzten dieser Einlage musste denn auch einer der Dosenfahrer gehörig bremsen, damit die noch einscheren konnten. Es kam nämlich doch noch ein Auto von vorne entgegen. Wie unvorhergesehen.
Einige Kilometer weiter gabs ein unverhofftes Wiedersehen. Die drei Kreuzdeppen (entschuldigt bitte, ich wollte nicht, konnte aber nicht anders) standen zu dritt nebeneinander auf der Abbiegespur und diskutierten, ob es wohl links abgeht oder ob gerade aus weiter gefahren werden muss. Die Linksabbieger die da hinzukamen waren zunächst irritiert. Als sie jedoch spannten, dass die da mitten auf der Straße noch am diskutieren waren, bogen sie eben passgenau etwas vorher ab. Ich kam hinzu und wollte es den vor mir Fahrenden gleich tun und die Abbiegespur etwas schneiden um abbiegen zukönnen. Ich war schon auf der neuen Straße, als die drei Chaoten ohne Rücksicht auf die übrigen Verkehrsteilnehmer ebenfalls losrollten und abbogen.
"Gut, dass es nun nach Hause geht", dachte ich nur noch. Schauinsland wäre natürlich ein schöner Kaffeestop gewesen. Aber ich fuhr stattdessen ins Münstertal hinunter. Auf dieser nahezu singletrack road-artigen Straße musste ich mich dann hinter einem typischen Sonntagsfahrer (am Samstag) herquälen. Genau so wie fünf oder sechs andere Dosenfahrer auch. Straße war leider zu schmal um vorbeipreschen zu können. Gut, dass es abwärts durch dunklen Wald ging. Da war es wenigstens nicht so heiß. Das GSA-Temperaturometer zeigte immerhin grad eben noch 28,5°C an.
Kurz vor Münstertal endlich die Chance zu überholen. Endlich unbeschwert mit konservativ-langsamen 110 km/h cruisen.... bis zum Ortseingangsschild. Aber immerhin. An der schönen Fauststadt Staufen vorbei, weiter über Heitersheim nach Müllheim. Dort gabs dann das leckerste, größte und beste Spaghetti-Eis, das die Welt je gesehen hat. Danach wieder zurück Richtung Nachhause. Unterwegs noch bei ALDI angehalten und Eis für die Raubtiere zu Hause eingekauft.
Die GSA hab ich nun zum ersten Mal über eine Strecke von knapp 160km am Stück fahren können. Ein supertolles Motorradl. Das macht mir den Verkauf der 1150er Q etwas leichter.
Im Stillen verfluche ich mich, dass ich wider besseres Wissen in das Gebiet reingefahren bin, das selbstverständlich bei diesem Wetter total überbevölkert ist. Nicht nur endlos viele Biker, sondern eben so viel Radler und Cabriofahrer.
Was mich dennoch sehr gestört hat, war das rücksichtslos aggressive Verhalten von sehr vielen Motorradfahrern. Sicher bin ich nach den letzten Unfällen die ich hatte deutlich vorsichtiger geworden. Zum Rasen habe ich noch nie eine Neigung verspürt. Schleichen tu ich sicher auch nicht. Allerdings achte ich schon darauf, was sich vor und hinter mir abspielt und nehme das Gas vor Kurven so weit weg, dass ich noch Reserven habe, falls mir einer unbequem entgegenkommt. Womit ich aber als normaler Verkehrsteilnehmer nicht rechnen muss, ist dass mir praktisch jeder Zweite auf MEINER SEITE entgegenkommt. Und das gilt sowohl für Zweirad-, als auch Dosenfahrer. Kurven schneiden ist für mich völlig ok. Wenn man sieht, was nach der Kurve kommt. Andernfalls ist das tabu.
Ich bin überrascht, wie unbefangen sich viele Biker auf ihren Schutzengel verlassen und im Blindflug vor Kurven überholen.
Mein Fazit von heute: Ich bin heilfroh gesund und unverletzt zu Hause angekommen zu sein. Der Heimweg war recht schön zu fahren und hat Spaß gemacht. Aber eben nur auf den letzten 40 Kilometern. Für die nächste größere Ausfahrt (zu zweit) nehme ich mir folgendes vor:
- Die Arrangements zur Kinderbetreuung treffe ich selbst
- Die Kinder bekommen keinen Zugang zum Telefon, bis der Tag der Abfahrt angebrochen ist.
- Die geschilderten Strecken befahre ich nur noch Montags bis Freitags
- andernfalls führt der Weg straight ins Jura.
Linke Hand zum Gruße
Ralf
P.S.: Den geteerten Steinbruch, von Schweighof nach Schönau, den man sonst Straße nennen konnte, werde ich bei Gelegenheit mal genauer anschauen und eventuell fotografisch festhalten. Die zuständige Straßenverkehrsbehörde wird demnächst gewaschene Fanpost von mir erhalten.