Ölverbrauch R 1200 GS TÜ , Bj 2010
Liebe Biker Freunde,
Vielen Dank für eure Beiträge und Ratschläge. Insbesondere Holger möchte ich für seinen sachlichen und ausführlichen Beitrag danken.
Ich bin gestern bei der BMW-Ndl.-Frankfurt gewesen und habe mich dort mit den Werkstattmeistern ausgetauscht. Ich bin dort ehrlich, offen, kompetent und ausführlich beraten worden und möchte meine Erkenntnisse mit euch teilen.
Fazit für das Modell R 1200GS TÜ, BJ 2010
1) Ölverbrauch
Bei straffer Fahrweise (Gänge beim Beschleunigen bis ca. 7500U/min ausfahren, abbremsen zunächst nur über das Herunterschalten aller Gänge und Ausnutzung der Motorkompression zur Verzögerung) ist ein Ölverbrauch von bis zu 0,5 l /1000km als absolut normal zu betrachten.
Bei eingefahrenem Motor und verhaltener Fahrweise (Gänge bei ca. 3500 U/min wechseln, moderates Herunterschalten, sanfte aber zügige Beschleunigungsvorgänge) ist laut den Werkstattmeistern ein Ölverbrauch von 0,25-0,30 l /1000 km zu erreichen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen mir einem Ölverbrauch = Nicht Messbar auf 1000km, wobei darauf zu achten ist das Gemisch aus dem Verbrennungsraum nicht an den Kolbenringen vorbei gedrückt wird und das Öl verdünnt/auffüllt.
Nach Angabe der BMW-Ingenieure in München sind selbst Ölverbräuche von 1,0l / 1000 km bei sehr sportlicher Fahrweise (Testgelände, Prüfstand, Nordschleife, sportliche Kurvenjagd in Gebirgen, Drehzahl fast immer am Limit) als unbedenklich zu betrachten.
Übrigens zeigen die Erfahrungen der BMW-Ndl-Frankfurt, das der definitive Ölverbrauch aufgrund der Verschleißfestigkeit der Bauteile, (Kolben, Kolbenringe, Ventilsitze, Zylinderlaufbuchsen) sich teilweise erst bei ca.20000 km Fahrleistung einstellt; in der Regel wird der Verbrauch geringer.
Man warnt jedoch ausdrücklich davor, minderwertige Öle zu verwenden um den Verschleiß (Anpassung der Kolbenringe auf die gehornte und vergütete Oberfläche der Zylinderlaufbuchsen) der Kolbenringe auf die Zylinderlaufbuchsen zu forcieren um in Folge einen geringeren Ölverbrauch zu erhalten. Durch den erhöhten „Verschleiß“ durch minderwertiges mineralisches ÖL ist die Wärmeableitung in den Kontaktbereichen nicht optimal und kann zu einer Beschädigung der Kolbenringe und der vergüteten Oberfläche der Zylinderlaufbuchsen durch thermische Beanspruchung führen. In Folge ist die Gesamtlaufleistung des Motors beeinträchtigt.
2) Ölsorte
Es wurde seitens der BMW- Meister ausdrücklich darauf hingewiesen, das ausschließlich das von BMW spezifizierte teilsynthetische Öl
SAE 10W-40, API SG / JASO MA (z.B. Castrol GPS ) verwendet werden soll.
Gründe sind wie oben erwähnt Verschleiß, Wärmeableitung, Kriechverhalten.
Bei Verwendung von hochwertigem Vollsynthetischem Öl kann die Trockenkupplung Schaden nehmen. Durch das hochviskose Öl und der damit verbundenen Kriechfähigkeit können Ölphasen durch die Getriebesimmeringe (Wellendurchführung vom Getriebe zur Kupplung) in das Kupplungsgehäuse auf die Trockenkupplung gelangen und dieselbe verschmieren; in Folge beginnt die Kupplung zu „Rubbeln“.
3) Ölstands und Öldruckkontrolle
Bei der R 1200GS TÜ Bj 2010 mit Bordcomputer gibt es mehrere Möglichkeiten Informationen über Öldruck bzw. Ölstand zu bekommen.
Im Bordcomputer leuchtet eine gelbe Ölkanne zusammen mit der gelben Warnanzeige (gelbes Dreieck) wenn Öldruck/Ölstand einen kritischen Grenzwert unterschreiten. In diesem fall sollte man umgehend den Ölstand am Schauglas kontrollieren. Dazu ist das Motorrad im betriebswarmen Zustand auf den Hauptständer zu stellen, wobei auf horizontale Ausrichtung in Längs und insbesondere Querachse zu achten ist. Querachse bedeutet, dass die beiden Füße des Hauptständers auf gleicher Höhe in der Waage sind, da ansonsten der Ölstand zu hoch bzw. zu niedrig im Schauglas erscheint, d.h. zu viel nach rechts oder links schwappt. Das Schauglas besitzt einen aufgedruckten roten Ring, welcher den oberen Maximalfüllstand als auch den unteren Minimalfüllstand darstellt. Zwischen Max und Min liegen 0,5 l Öldifferenz im betriebswarmen Zustand.
Ist der Ölstand im Schauglas ok, so kann der unzureichende Öldruck bedingt durch eine fehlerhaft arbeitende Ölpumpe , durch eine verstopfte Ölkühlerleitung oder eventuell durch einen zugesetzten Ölfilter verursacht sein. In diesen Fällen sollte umgehend die Werkstatt aufgesucht werden.
Leuchtet im Bordcomputer die Ölkanne mit einem Roten Warndreieck, so ist der ein abrupter Öldruck/Ölstandsabfall durch Riss der Ölkühlerleitung, Leck des Ölkühlers durch Steinschlag, Riss im Motorblock bzw. Abriss des Ölfilters bei rabiater Offroad _ Fahrt zu verzeichnen. In Folge sollte die Fahrt und der Motor sofort gestoppt werden.
Über den Bordcomputer lässt sich zusätzlich über Betätigung der INFO-Taste am linken Griff der Ölstand/Öldruck im betriebswarmen Zustand überprüfen. Dazu muss das Motorrad durch den sitzenden Fahrer gerade gehalten werden und möglichst auf einer ebenen Fläche (keine Steigung, Gefälle) stehen und der Motor im Leerlauf (Gangstellung „N“) mindestens ca. 10 Sec laufen. Ist Öldruck und Ölstand ok erscheint im Display des Bordcomputer die Meldung „OIL ok“. Ist der Öldruck/Ölstand nicht ok erscheint „Fill OIL“ und es ist wie oben beschrieben die Überprüfung per Schauglas vorzunehmen und gegebenenfalls ÖL im betriebswarmen Zustand nachzufüllen bzw. die Werkstatt bei ausreichendem Ölstand aufzusuchen. Da der Bordcomputer lediglich ok oder nicht ok anzeigt, ist keine Verbrauchstendenz bzw. der reale Ölfüllstand über den Bordcomputer abzufragen. Dazu ist der regelmäßige Blick auf das Schauglas unerlässlich.
Also, allzeit gute Fahrt mit ausreichender Motorschmierung…und immer einen viertel Liter Reserve-Öl unter der Sitzbank bzw. bei jedem zweiten Tankstopp einen Blick auf’s Schauglas..
Es grüßt euch SPARK