Ich muss meine deutliche Empfehlung für P&O doch etwas relativieren. Alle meine 5 bisherigen Überfahrten mit P&O waren Solo-Reisen, die ich problemlos über deren online System buchen konnte. Als Solo-Reisender konnte man sich bei denen bislang in eine Shared-Cabin einbuchen, und musste nicht eine teure 2-Personen Kabine nehmen. Diese Möglichkeit ist entfallen. Mutmaßlich dank Covid-19.
Darum soll es aber gar nicht gehen. P&O ist nämlich im Fährgeschäft zu den Britischen Inseln die einzige Gesellschaft, die online keine Buchung für "2 Motorräder, 2 Fahrer + 1 Kabine" ermöglicht. Dazu muss man den Customer Service anrufen, und wenn man schließlich damit fertig ist, so ist man wirklich urlaubsreif.
Im Telegrammstil:
Gestern den (angeblich) deutschen P&O Kundendienst angerufen. Ein computerbasiertes Sprachprogramm erfragt vorher, was man will - und nennt ein Beispiel: "Ich möchte eine Reise auf die Britischen Inseln buchen". Bon. Genau das wollte ich, also reingesprochen und weiter geht's. Jetzt soll man die Route benennen, und als Beispiel werden alle verfügbaren aufgezählt. Bei meiner (Rotterdam -> Hull) wurde "Hull" so ausgesprochen, wie ein Hauptschulabgänger ohne jegliche englische Sprachkenntnisse es sprechen würde. Ich spreche fließend englisch, und habe "Hull" auch so ausgesprochen - und wurde nicht verstanden. Erst als ich "Hull" auf deutsch sagte, kam ich eine Ebene weiter. Skurril. Jetzt hing ich in der Warteschleife, die nach etwa 5 Minuten unterbrochen wurde. "All unsere deutschsprachigen Mitarbeiter sind im Gespräch. Drücken sie '1', wenn sie statt dessen mit einem englischsprachigen Mitarbeiter sprechen wollen". Ich drückte NICHT die 1, denn ich wusste, dass man mich dann mit Britischen Pfund statt Euro bedienen würde. Nach weiteren 5 Minuten in der Warteschleife hatte ich eine britische Dame am Röhr. Nö, deutsch könne sie nicht, und soviel sie wüsste, gäbe es gar keine deutschsprachigen Mitarbeiter. Bon. Dann reden wir halt englisch. Ich erwähnte jedoch deutlich, dass ich gerne Euro-Preise hätte - und nannte mein Begehr:
2x Motorrad
2x Fahrer
2x Erwachsenenfrühstück
1x billigste Kabine
(Hin- und Rückfahrt identisch, Daten vorgegeben, von denen ich wusste, dass Kapazitäten frei wären).
Das, was ich online in ca. 5 Minuten abwickeln würde, dauerte im Folgenden 30 Minuten. Ihr Computer war langsam, ab und an stürzte ein Programm ab. Dann musste sie wen anderes was fragen. Andauernd ging etwas schief. Doch plötzlich die Erlösung. Sie hatte einen Preis: 516 GBP. ich räusperte mich, und erinnerte sie an meinen Wunsch nach Euro Preisen. Große Panik, jetzt ging alles, aber wirklich alles, von neuem los. Zwischenzeitig hatte jemand anderes die letzte 2er Kabine weggebucht, so dass sie mit einem irrational hohem Euro Preis (für eine Commodore Kabine) ankam. Nicht mit mir. Schließlich fand sie doch noch eine Kabine, und ich gab die Order zum Buchen. Am Ende der Buchung steht der für mich unangenehmste Teil - die Zahlung. Davor bewahrte mich aber die P&O Software, die nämlich plötzlich streikte. Es muss eine spezielle Telefonsession gestartet werden, bei der man seine Kreditkartendaten ins Telefon eintippt, anstatt sie zu sagen. Nach 5 ergebnislosen Versuchen, diese Software auf mich anzusetzen, gab die Mitarbeiterin auf. Sie sagte mir, dass sie mir eine Reisebestätigung schicken würde, die ich binnen 24 Stunden bezahlen sollte. Ansonsten würde sie verfallen. Zur Zahlung sollte ich binnen 1h einen Zahlungslink zugesandt bekommen. Ich solle mich nicht wundern, wenn in der Reisebestätigung ein niedrigerer Preis und nur "1 Motorrad" stehen würde. Sie hätte das zweite Motorrad intern dazu gebucht, und der Zahlungslink würde dies berücksichtigen. Anders ginge es nicht. Klang insgesamt mehr als suspekt, aber was sollte ich machen. Zumal ich mittlerweile wegen dieser geballten Inkompetenz und den 60 Telefonminuten schon recht kirre war. Die Reisebestätigung traf noch während meines Telefonats ein. Alles schien gut.
Jetzt wartete ich auf den Zahlungslink - der jedoch nicht kam. Wissend, dass nach 24h alles wieder verfällt, konnte ich nicht schlafen. Um 2:30 stand ich auf, und habe denen eine detaillierte, aber nicht sehr freundliche i-Mehl geschickt ("What a nightmare. The worst booking experience of my life, which has lasted quite a long time."). Ein Autoresponder teilte mir darauf mit, dass ich mit einer Antwort binnen 48h rechnen könne. Da kommt Freude auf.
Eine Stunde vor Ablauf der Ticketverfallsfrist kam plötzlich ein Zahlungslink per Mail. Allerdings nicht mit dem vereinbarten Endpreis, sondern nur dem für 1 Motorrad mit 2 Personen. Ich zahlte umgehend, und direkt danach kam die Antwort auf meine Mail aus der Nacht. Diesmal gab es zwei Buchungsreferenzen, eine, wie soeben bezahlt, und eine zweite für das 2. Motorrad. Da mir dafür aber die Reisebestätigung und die Zahlungsaufforderung fehlte, schrieb ich eine weitere i-Mehl. Jetzt wird bis Montag nichts passieren, denn man frönt bei P&O sehr angenehmer Arbeitszeiten. Immerhin: Es bleibt spannend.
Wenn ihr also - wie ich diesmal - mit mehr als einem Motorrad bei P&O buchen wollt, dann macht euch auf was gefasst. Mit etwas Glück wird Canabis vorher legalisiert. Oder P&O geht pleite, was nach diesem Erlebnis immerhin verdient wäre. Die Tatsache, zu 1/3 des Preises von DFDS zu buchen, kompensiert das Ungemach nur ansatzweise.
Glückauf,
Demo