elfer-schwob
Themenstarter
Diesmal wieder wie beim letzten Mal?
Anfahrt mit dem dicken 1150er-Eisenschwein und der edlen 2V-HPN auf eigener Achse, oder doch lieber mit den beiden alten 100 GS und 80 ST und dann im Huckepack?
Benni als junger Familienvater hatte zuhause mal hoch gepokert und vier Tage Ausgang beantragt – und prompt genehmigt bekommen. Und die HPN ist aktuell noch ein Puzzle. Somit war zumindest das geklärt.
Freundin Corona spielte auch mit und hat exclusive für uns rechtzeitig die Grenzen nach Österreich, zur Schweiz und nach Italien geöffnet.
Daher Start am frühen Sonntagmorgen, die beiden 2-Ventiler im Schlepp.
Die beiden Oldtimer und wir selbst sind prima präpariert. Paar Tage vorher noch ein Enduro-Training bei Stehlin im Badener Land absolviert und unsere Offroad-Skills nachgeschärft. Und Benni hat bei dieser Gelegenheit gleich eine Schwachstelle unserer Kühe offengelegt, im wahrsten Sinne des Wortes: Der mutige Hopser über den querliegenden Baumstamm führte zu prompter Inkontinenz wegen eingedrückter Ölwanne…
Wegen solch einer Panne wollten wir im Ernstfall keinesfalls aufgeben müssen, drum kamen an beide Motoren noch gepanzerte Ölwannen aus 10 mm Alu unter den Motor. Ansonsten blieben die Mopeds wie sie waren.
Bei unserer Ankunft am Nachmittag im „Gran Bosco“ – wir hatten dort solch ein Holz-Wohnfaß gebucht – freudige Begrüßung von einem uns bisher unbekannten Enduristen aus Trier, gleich beim Abladen der Mopeds.
„Solch eine BMW R 80 ST hatte ich auch mal! Klasse Gerät!“
„Ja, ist aber inzwischen ein 1000er-Satz vom 7Rock dran…!“ ich ganz stolz.
„Da hast Du aber einiges an Zeugs abgebaut, oder?“
Er bewundert das nicht mehr vorhandene Schwermetall ab der hinteren Sitzbankkante und ein paar sonstige Gimmicks. Bis sein Blick an einem gelben Aufkleber auf dem hinteren Kotflügel, fast unzugänglich hinterm Batteriekasten, hängenbleibt.
„Wie kommst Du zu diesem Aufkleber?!“ „Der war schon dran…“
„Das gibt’s doch nicht, das ist MEIN Moped!“
Und tatsächlich hatte Benni die BMW vor gut einem Jahr per Fern-Deal und Spedition von einem netten Typ aus Trier gekauft und an mich weitergegeben…
Und dann trifft man sich im Susatal! Meine 80ST war natürlich mit ihrem Vorbesitzer auch schon mal hier! Kleine Welt!
Dann aber gleich die schlechten Nachrichten:
Das Fort auf der Spitze des Jafferau ist wegen eines Schneefelds im oberen Drittel des Berges von Salbertrand aus nicht erreichbar. Bämm! Das trifft uns hart, weil der Jafferau für uns, neben dem Mulattiera, das Top-Ziel der Reise war.
Unsere erste gemeinsame Westalpen-Offroadtour vor 6 Jahren führte uns damals auf das Dach des Forts. Diese Erinnerungen an das unfaßbare schöne Gefühl der Fahrt in völliger Einsamkeit dieses Berges rauf bis 2800 m Höhe wollten wir eigentlich dringend mal wieder auffrischen, zumal wir damals wohl mit die letzten waren, die die Galeria Seguret (legal) befahren hatten. Wenige Tage nach unsrer damaligen Passage wurde dieser grandiose Tunnel wegen Einsturzgefahr gesperrt und massiv verrammelt. Und 2020 nach seiner Instandsetzung wieder offiziell geöffnet.
Am nächsten Morgen erst mal kurz Tanken in Rochemolles und auf zum Sommeiller!
Die Straße hoch zum Rifugio Scarfiotti, im unteren Teil noch asphaltiert, dann erster Übergang zu loser Piste.
Kaiserwetter!
Den Rast in der Hütte sparen wir uns. Auf der Alm stehen vereinzelt noch ein paar Zelte von Stella-Alpina-Touristen des letzten Wochenendes, die die C-bedingte Absage ignoriert bzw. überhört hatten.
Wir nehmen direkt den Gipfelsturm in Angriff. Unsere Kühe tuckern unaufhaltsam bergauf, egal, ob feinster Schotter, kindskopfgroße Steine oder Bäche zu bezwingen sind.
Ab dem Rifugio sind wir beide dann tatsächlich völlig alleine in der Bergwelt. Keine anderen Motorradfahrer, Wanderer oder Mountainbiker unterwegs. Einzig ein einsamer Baggerführer bessert den Pfad aus.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sich viele Mopedfahrer hierhin regelmäßig zur Massenveranstaltung des Stella-Alpina verirren und dann aus dieser Idylle eine Rushhour machen, mit Höllenverkehr in beiden Richtungen, bergauf- und abwärts.
Aber jeder wie er will.
Nach unzähligen Kehren, Steilstrecken und mehr oder weniger anspruchsvollem Geläuf ist Fine della Strada wegen eines riesigen Schneefeldes. Schade! Aber jahreszeitlich wohl normal.
Man kann von dort aus den Sattel des Sommeiller zwar erahnen, aber es fehlen uns schon noch 5 oder 6 Kehren bis dorthin. In welcher Höhe wir umkehren müssen, kann ich wegen fehlender Höhenanzeige meines Navis leider nicht mehr eruieren.
Macht nix, toll war´s trotzdem. Ein lecker Vesper aus dem Tankrucksack in Sonne und Schnee bringt uns Kraft für die Abfahrt.
Und weil´s gerade so schön ist, geht’s am Fuße des Sommeiler onroad das Susatal abwärts Richtung Salbertrand, zum Einstieg der Route rauf zum Jafferau. Inzwischen schon später Nachmittag und wir sind wieder, wie bei unserem letzten Run zum Jafferau, völlig alleine! Ein Traum!
Ab dem Abzweig zur Sackgasse zum Fort Pramand wird die Strecke teilweise wirklich fies und extrem rumpelig. Die beiden Boxer müssen da aber durch, einfach am Gas bleiben…
Der Blick vom Dach des Forts ist dafür gigantisch und entschädigt für das üble Gehoppel.
Wieder zurück auf der Hauptstrecke zum Jafferau stellt sich der bekannte Grusel in der Stockfinsternis des knapp 1 km langen Tunnels am Seguret ein. Das letzte Drittel der Strecke in der Galeria steht gut 10 – 15 cm tief unter Wasser. Aber wenigstens ist der Untergrund ordentlich befestigt und somit kein Vergleich zum Parpaillon, wo man meist durch eine widerliche, fast undurchdringlichen Pampe aus Eis, Schlamm und Dreckwasser eiert und nur ständig einem einzigen Gedanken nachhängt: „Bitte nur hier nicht abliegen!“
Viele Höhenmeter weiter oberhalb erreichen wir dann das ominöse Schneefeld, wo wohl das aktuelle Streckenende sein soll.
Also erst mal die Lage sondieren! Das steile Schneefeld überdeckt an dieser Stelle des Hangs die fast waagerecht querende Schotterpiste noch auf einer Breite von ca. 20 -30 Metern. Und rechts geht’s massiv bergab, ohne Randsicherung, logo!
Allerdings gibt’s von Vorgängern schon deutliche Fuß- und Reifenspuren im Schnee und überwiegend schaut auch schon der Grund durch. Die Slick-Sohlen unserer Daytonas an den Füßen finden im Schnee/Eis zwar wenig Grip, aber die Stollen der Heidi´s an den 2Vs werden´s schon richten…
Also mit Bissl Schwung rein ins Schneefeld und dann mit Motorkraftunterstützung - Mann bergseitig/Moped talseitig - das Moped führen! Benni voraus und durch. Und weil er schon mal Übung hat, macht er das mit meiner Kuh nochmal.
Danach hat man schon fast das Hochplateau mit den verfallenen Kasernengebäuden erreicht und erkennt von hier aus die Konturen des beeindruckenden Gipfel-Forts als Schattenrelief der schon tief stehenden Sonne.
Die letzten paar Kehren hoch zum Gipfel fahren sich wie flache, ausgefahrene Natursteintreppen und es rumpelt gehörig im Gebälk der alten Kühe. Dann noch den allerletzten Steilstich und wir stehen oben auf dem Dach des Forts!
Hammer! Traum! Unvergeßlich! Völlige Einsamkeit!
Ff (Fortsetzung folgt)
Anfahrt mit dem dicken 1150er-Eisenschwein und der edlen 2V-HPN auf eigener Achse, oder doch lieber mit den beiden alten 100 GS und 80 ST und dann im Huckepack?
Benni als junger Familienvater hatte zuhause mal hoch gepokert und vier Tage Ausgang beantragt – und prompt genehmigt bekommen. Und die HPN ist aktuell noch ein Puzzle. Somit war zumindest das geklärt.
Freundin Corona spielte auch mit und hat exclusive für uns rechtzeitig die Grenzen nach Österreich, zur Schweiz und nach Italien geöffnet.
Daher Start am frühen Sonntagmorgen, die beiden 2-Ventiler im Schlepp.
Die beiden Oldtimer und wir selbst sind prima präpariert. Paar Tage vorher noch ein Enduro-Training bei Stehlin im Badener Land absolviert und unsere Offroad-Skills nachgeschärft. Und Benni hat bei dieser Gelegenheit gleich eine Schwachstelle unserer Kühe offengelegt, im wahrsten Sinne des Wortes: Der mutige Hopser über den querliegenden Baumstamm führte zu prompter Inkontinenz wegen eingedrückter Ölwanne…
Wegen solch einer Panne wollten wir im Ernstfall keinesfalls aufgeben müssen, drum kamen an beide Motoren noch gepanzerte Ölwannen aus 10 mm Alu unter den Motor. Ansonsten blieben die Mopeds wie sie waren.
Bei unserer Ankunft am Nachmittag im „Gran Bosco“ – wir hatten dort solch ein Holz-Wohnfaß gebucht – freudige Begrüßung von einem uns bisher unbekannten Enduristen aus Trier, gleich beim Abladen der Mopeds.
„Solch eine BMW R 80 ST hatte ich auch mal! Klasse Gerät!“
„Ja, ist aber inzwischen ein 1000er-Satz vom 7Rock dran…!“ ich ganz stolz.
„Da hast Du aber einiges an Zeugs abgebaut, oder?“
Er bewundert das nicht mehr vorhandene Schwermetall ab der hinteren Sitzbankkante und ein paar sonstige Gimmicks. Bis sein Blick an einem gelben Aufkleber auf dem hinteren Kotflügel, fast unzugänglich hinterm Batteriekasten, hängenbleibt.
„Wie kommst Du zu diesem Aufkleber?!“ „Der war schon dran…“
„Das gibt’s doch nicht, das ist MEIN Moped!“
Und tatsächlich hatte Benni die BMW vor gut einem Jahr per Fern-Deal und Spedition von einem netten Typ aus Trier gekauft und an mich weitergegeben…
Und dann trifft man sich im Susatal! Meine 80ST war natürlich mit ihrem Vorbesitzer auch schon mal hier! Kleine Welt!
Dann aber gleich die schlechten Nachrichten:
Das Fort auf der Spitze des Jafferau ist wegen eines Schneefelds im oberen Drittel des Berges von Salbertrand aus nicht erreichbar. Bämm! Das trifft uns hart, weil der Jafferau für uns, neben dem Mulattiera, das Top-Ziel der Reise war.
Unsere erste gemeinsame Westalpen-Offroadtour vor 6 Jahren führte uns damals auf das Dach des Forts. Diese Erinnerungen an das unfaßbare schöne Gefühl der Fahrt in völliger Einsamkeit dieses Berges rauf bis 2800 m Höhe wollten wir eigentlich dringend mal wieder auffrischen, zumal wir damals wohl mit die letzten waren, die die Galeria Seguret (legal) befahren hatten. Wenige Tage nach unsrer damaligen Passage wurde dieser grandiose Tunnel wegen Einsturzgefahr gesperrt und massiv verrammelt. Und 2020 nach seiner Instandsetzung wieder offiziell geöffnet.
Am nächsten Morgen erst mal kurz Tanken in Rochemolles und auf zum Sommeiller!
Die Straße hoch zum Rifugio Scarfiotti, im unteren Teil noch asphaltiert, dann erster Übergang zu loser Piste.
Kaiserwetter!
Den Rast in der Hütte sparen wir uns. Auf der Alm stehen vereinzelt noch ein paar Zelte von Stella-Alpina-Touristen des letzten Wochenendes, die die C-bedingte Absage ignoriert bzw. überhört hatten.
Wir nehmen direkt den Gipfelsturm in Angriff. Unsere Kühe tuckern unaufhaltsam bergauf, egal, ob feinster Schotter, kindskopfgroße Steine oder Bäche zu bezwingen sind.
Ab dem Rifugio sind wir beide dann tatsächlich völlig alleine in der Bergwelt. Keine anderen Motorradfahrer, Wanderer oder Mountainbiker unterwegs. Einzig ein einsamer Baggerführer bessert den Pfad aus.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sich viele Mopedfahrer hierhin regelmäßig zur Massenveranstaltung des Stella-Alpina verirren und dann aus dieser Idylle eine Rushhour machen, mit Höllenverkehr in beiden Richtungen, bergauf- und abwärts.
Aber jeder wie er will.
Nach unzähligen Kehren, Steilstrecken und mehr oder weniger anspruchsvollem Geläuf ist Fine della Strada wegen eines riesigen Schneefeldes. Schade! Aber jahreszeitlich wohl normal.
Man kann von dort aus den Sattel des Sommeiller zwar erahnen, aber es fehlen uns schon noch 5 oder 6 Kehren bis dorthin. In welcher Höhe wir umkehren müssen, kann ich wegen fehlender Höhenanzeige meines Navis leider nicht mehr eruieren.
Macht nix, toll war´s trotzdem. Ein lecker Vesper aus dem Tankrucksack in Sonne und Schnee bringt uns Kraft für die Abfahrt.
Und weil´s gerade so schön ist, geht’s am Fuße des Sommeiler onroad das Susatal abwärts Richtung Salbertrand, zum Einstieg der Route rauf zum Jafferau. Inzwischen schon später Nachmittag und wir sind wieder, wie bei unserem letzten Run zum Jafferau, völlig alleine! Ein Traum!
Ab dem Abzweig zur Sackgasse zum Fort Pramand wird die Strecke teilweise wirklich fies und extrem rumpelig. Die beiden Boxer müssen da aber durch, einfach am Gas bleiben…
Der Blick vom Dach des Forts ist dafür gigantisch und entschädigt für das üble Gehoppel.
Wieder zurück auf der Hauptstrecke zum Jafferau stellt sich der bekannte Grusel in der Stockfinsternis des knapp 1 km langen Tunnels am Seguret ein. Das letzte Drittel der Strecke in der Galeria steht gut 10 – 15 cm tief unter Wasser. Aber wenigstens ist der Untergrund ordentlich befestigt und somit kein Vergleich zum Parpaillon, wo man meist durch eine widerliche, fast undurchdringlichen Pampe aus Eis, Schlamm und Dreckwasser eiert und nur ständig einem einzigen Gedanken nachhängt: „Bitte nur hier nicht abliegen!“
Viele Höhenmeter weiter oberhalb erreichen wir dann das ominöse Schneefeld, wo wohl das aktuelle Streckenende sein soll.
Also erst mal die Lage sondieren! Das steile Schneefeld überdeckt an dieser Stelle des Hangs die fast waagerecht querende Schotterpiste noch auf einer Breite von ca. 20 -30 Metern. Und rechts geht’s massiv bergab, ohne Randsicherung, logo!
Allerdings gibt’s von Vorgängern schon deutliche Fuß- und Reifenspuren im Schnee und überwiegend schaut auch schon der Grund durch. Die Slick-Sohlen unserer Daytonas an den Füßen finden im Schnee/Eis zwar wenig Grip, aber die Stollen der Heidi´s an den 2Vs werden´s schon richten…
Also mit Bissl Schwung rein ins Schneefeld und dann mit Motorkraftunterstützung - Mann bergseitig/Moped talseitig - das Moped führen! Benni voraus und durch. Und weil er schon mal Übung hat, macht er das mit meiner Kuh nochmal.
Danach hat man schon fast das Hochplateau mit den verfallenen Kasernengebäuden erreicht und erkennt von hier aus die Konturen des beeindruckenden Gipfel-Forts als Schattenrelief der schon tief stehenden Sonne.
Die letzten paar Kehren hoch zum Gipfel fahren sich wie flache, ausgefahrene Natursteintreppen und es rumpelt gehörig im Gebälk der alten Kühe. Dann noch den allerletzten Steilstich und wir stehen oben auf dem Dach des Forts!
Hammer! Traum! Unvergeßlich! Völlige Einsamkeit!
Ff (Fortsetzung folgt)
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