Meine Frau hat den WorldWide, ich den World2. Der World2 hat schon ein paar wirklich nette Neuerungen. Ob sich der höhere Preis für den World2 lohnt, halte ich jedoch für fraglich, denn so entscheidend sind die Verbesserungen nicht.
Statt der Tasche am unteren Rücken hat der World2 einen Rucksack, der an der Jacke befestigt werden kann. Je nach Sitzbank passt das einfach besser. Ausserdem passt in den Rucksack der komplette Aussenanzug rein, in die Tasche am WorldWide jedoch nur die Überjacke. Der Rucksack hat sich bei mir als überraschend viel benutztes Zubehör erwiesen. Selbst, wenn ich die äussere Schicht gar nicht mitnehme, habe ich häufig den Rucksack dabei, weil der nötigste Kleinkram gut reinpasst und der Rucksack durch die Befestigung an der Jacke wirklich sehr bequem sitzt. Wird eben einfach mit der Jacke an- und ausgezogen, hat keine Träger, die drücken oder im Weg sind und das Gewicht des Rucksacks verteilt sich auf den ganzen Rücken.
Der lange Beinausschnitt am World2 ist auch ganz angenehm, wenn man die Überhose an- oder ausziehen möchte.
Der World2 hat meiner Meinung nach immer noch genügend Verbesserungspotenzial - irgendwas muss sich Touratech ja für den World3 aufsparen
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- Den Reisverschlüssen am Armausschnitt der Sommerjacke fehlt eine Klettlasche oder ähnliches. Der Reisverschluss lässt sich aufziehen. Ich halte das für einen Sicherheitsnachteil und verstehe nicht, warum Touratech hier von der üblichen Praxis bei Motorradbekleidung abweichen muss.
- Die Reisverschlüsse für die Tasche der Sommerhose ist nicht parallel zum Reisverschluss auf der Aussenhose. Folge sind schön zerkratzte Hände wegen des scharfkantigen Reisverschluss bei jedem Griff in die Hosentasche. Das ärgert mich wirklich und ist einfach ein Designfehler. Die Aussenhose hat auch keine Taschen, um das auszugleichen. Der Witz ist, dass Touratech genau diese Positionierung der Taschen an der Sommerhose damit bewirbt, dass man im Sitzen gut in die Taschen greifen könnte. Nun, ich greife im Sitzen auf dem Motorrad vermutlich niemals in die Tasche, sondern im Stehen an der Mautstation, im Stehen am Schloss der Garage oder im Stehen an der Kasse in der Tankstelle. Vielleicht sitzen echte Abenteurer mehr als ich.
- Die Sommerjacke liegt im Bereich des Reisverschlusses auf der Aussenhose auf. Sammelt sich nun im Schoß Wasser während einer Regenfahrt, zieht die Sommerjacke um den Reisverschluss das Wasser hoch. Folge: Feuchter Bauch, wenn die Regenfahrt länger als eine halbe Stunde geht.
- Die Sonnenbrillentasche am Ärmel ist so winzig, dass man sie sich auch hätte sparen können. Ich habe noch keine Brille gefunden, die da zerstörungsfrei reinpasst.
- Der Reisverschluss am Ärmel der Aussenjacke ist hinterlegt, nur leider so kurz, dass man nichts damit anfangen kann. Den Reisverschluss der Sommerjacke kann ich darunter jedenfalls nicht mehr bedienen und habe daher nur die Wahl, ob ich mich vom offenen Reisverschluss der Sommerjacke am Arm kratzen lassen will oder ob ich mich beim An- und Ausziehen durch den geschlossenen Reisverschluss kämpfen möchte.
- Die Klarsichthülle auf dem Ärmel ist nahezu nutzlos, weil zu weit aussen positioniert, dabei aber steif und störend.
- Für die Offroadfahrer fände ich Ösen zur Montage eines Neckbrace heutzutage angebracht.
Insgesamt würde ich mir schwer überlegen, ob ich nochmal einen Companero kaufen würde. Die Variabilität hat sich für mich in der Praxis nicht so ergeben, wie es die Werbung suggeriert. Bei einem Schauer im Frühling einfach die Aussenschicht drüber ziehen funktioniert zwar, jedoch hockt man wegen der mangelnden Belüftungsmöglichkeiten mit der Aussenschicht dann in der eigenen Suppe, wenn die Temperatur auch nur in die grobe Nähe der 20°C-Marke kommt. Der Sommeranzug ist bei diesen Temperaturen jedoch sehr dünn. Ich muss mich immer erst einer Schicht Untermaterial entledigen, wenn ich mit der Aussenschicht fahren möchte, sonst wirds mir zu schwitzig.
Ausserdem ist der Companero durch die Konstruktion einfach deutlich schwerer als "konventionell" aufgebaute Anzüge, was ich auch als störend empfinde.
In der Realität liegt die Aussenschicht bei mir quasi ungetragen rum und ich habe im Rucksack einen dünnen Regenoverall dabei, weil die Aussenschicht für mich und mein persönliches Temperaturempfinden nur unter 12°C Aussentemperatur tragbar ist.
In vielen Details finde ich den Companero nicht sonderlich gut auf den Fahrbetrieb abgestimmt, sondern eher mit aller Kraft dahingehend gestaltet, die Eierlegendewollmilchsau der Anzüge zu kreieren, was zu schlechten Kompromissen in einigen Bereichen führt.
Rückblickend hätte ich lieber einen ordentlichen Anzug für tendenziell geringere Temperaturen und zusätzlich Protektorenhemd, -hose und Knieschützer mit abriebfester Aussenbekleidung aus dem Endurosport für die wirklich warmen Tage gekauft. Das wäre in meinem üblichen Betrieb variabler und vorallem weniger kompromissbehaftet, wie der Companero. Und verglichen mit dem regulären Preis des World2 wohl auch nicht teurer.