So, weiter geht's, oder zurück zum Bild mit der blauen LCA
Mit einigen vielen (= pfälzisch für mehr als drei) Motorrädern gings dann los, erst Mal auf den Autobahnring, damit man von München weg kommt, dann über bekannte Motorradstrecken wie diese hier nach Österreich.
Also ich würds auch nicht am Streckenverlauf oder am Höhenprofil erkennen, aber das ist Sudelfeld, Tatzelwurm.
Zuvor, auf der Autobahn, hatte Michelin erlaubt, die zugelassene Höchstgeschwindigkeit des Reifens "R = 170 km/h" auszunutzen.
Das hat funktioniert, also der AWild lief vernünftig geradeaus, hat sich trotz den Adventurekoffern nicht aufgeschaukelt oder das Pendeln angefangen und war auch zu Spurwechseln zu bewegen.
Auf der ÖAMTC Teststrecke angekommen, haben wir dann erst Mal "Quartier gemacht", bevor man uns was zu essen gab, mussten wir uns etwas Theorie, Entwicklungsziele und -geschichte vom und zum Anakee Wild anhören.
Zum Beispiel die Erklärung zur Radialtechnologie beim Anakee Wild oder warum die Stollen wie so kleine Fensterchen an den Seiten haben. Auf dem dritten Bild im ersten Beitrag oben, sieht man das, was ich meine. Die Seitenwand der Stollen ist strukturiert, teilweise etwas stärker, so dass man fast meinen könnte, es wäre der Anfang von nem Fachwerkhaus. Auf jeden Fall soll das die Selbstreinigung der Stollen verstärken. Sowie der Reifen walkt, wird die Seitenwand der Stollen bewegt und "arbeitet" Steine Schlamm, Gras aus den Zwischenräumen effektiver raus, als ohne.
Am nächsten Tag gings dann zum Testcenter des ÖAMTC, wir wurden in drei Gruppen eingeteilt, die schreibende Zunft der Zeitschriften waren zwei Gruppen und in der dritten Gruppe die Internetfuzzis wie ich oder Michael Bense. Bonsai war da auch und Schotterali aus der Nachbarkneipe.
Wir fuhren zuerst einen Streckenabschnitt, der eigentlich für SUV gedacht war. Das hatte den Charme, dass auch ich den bewältigen konnte, die Cracks hätten den einfach schneller befahren können, dann wäre es auch entsprechend anspruchsvoller geworden. Schließlich gabs da jede Menge tiefer und loser Schotter in Steigungs- und Gefällstrecken, enge Bergaufkehren und Steilauffahrten.
Es hat sich dann auch ziemlich schnell herausgestellt, dass das einfacher aussah, als es tatsächlich war. Nicht umsonst hatten wir an den Motorrädern Enduro-Modus ein- und ABS und ASC ausgeschaltet. Das war dann schon lustig mit blockierenden Rädern von oben auf ne Kehre zuzurutschen, um im richtigen Moment "aufzumachen", so dass der Reifen Seitenführung aufbauen konnte und einem um die Kurve rumbrachte.
Dass da war so ne Aktion, etwas zu selbstsicher auf ne "weiche", geschotterte Bergab-Kurve draufgehalten und dann nur noch Bremsen und Hintern raus
Im zweiten Abschnitt, der nannte sich dann Offroad-Parcours, gabs die Möglichkeit zu Wasserspielen, da habe die anderen Autoren (und ich auch in anderen Threads) schon ausreichend spektakuläre Wasserdurchfahrten eingestellt. Beeindruckend fand ich aber die Seitenführung am schrägen Hang, da hätte ich mich beim quer zur Neigung Fahren nicht gewundert, wenn der Reifen abgerutscht wäre, isser aber nicht.
Wir hatten aus pragmatischen Gründen die Motorräder an den Stationen belassen, so musste für die dritte und letzte Station nicht wieder der Luftdruck erhöht werden, der bei dem Offroadteil um ein halbes bar hinten und vorne reduziert worden war. Die Moppeds für den Rundkurs waren auch nicht so dolle eingeschmutzt.
Absolut beeindruckt war ich vom Handlingteil! Waren die Reifen, als sie neu waren, fast nicht zu bewegen was anderes außer gerade aus zu machen, gingen die so eng und stabil um die Hütchen und die aufgemalten Schleifen, dass man gar nicht auf die Idee kam, einen Stollenreifen zu haben.
Seit dem letzten Test mit mopedreifen, komme ich auch mal auf die Idee, auf gerader Strecke schnelles Wedeln zu praktizieren. Man kommt bei der R1200 GS auch mit dem Anakee Wild mit den Fußspitzen auf den Boden.
Wie in dem Beitrag zuvor schon beschrieben, geht auch ne ganz ordentliche Schräglage mit dem AWild.
Hier mal noch zwei Bilder, das erste von einem richtig malträtierten Hinterrad, welches (mal rechnen: 3 Gruppen mit 6/7 Fahren und 4-5 Runden ... - nee) ganz ziemlich viele Runden mit abgeschalteten Elktroheinzelmännchen, also schön bergauf durchdrehenden und bergab blockierenden Rädern hinter sich hat. Sieht aus, als hätten die Eichhörnchen dran gefressen, aber es fehlt kein einziger Stollen. Respekt meine Herren!
Dann noch ein Hinterrad eines Motorrads, welche die ganze Sippschaft auf dem Teerkringel ertragen musste
und das Vorderrad dazu
Beide waren auf ner 125 PS starken R1200 GS LC montiert.
Das Hinterrad der luftgekühlten R1200GS (etwas Offroad und Fahrt vom Testgelände zurück nach München) in 150er Größe
Mein Fazit, welches ich schon zu Anfang abgegeben habe:
Michelin hat einen Stollenreifen gebaut, der auf den schweren Reiseenduros mit 100 oder noch mehr PS funktioniert.
Würde ich mir den kaufen? Klar, wenn ich noch ne GS hätte ...
Eine Einschätzung, wie er sich in einzelnen Kriterien gegenüber Mitbewerber einstufen lässt, traue ich mir nicht zu, obwohl ich noch vor weniger als 12 Monaten noch mit ner TKC80 bereiften LCA rumgedüst bin.
So konkret aus der alten und der frischen Erinnerung was sinnvolles rauszukramen, wäre vielleicht nicht subjektiv und nicht objektiv genug.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass bestimmt jemand die Idee eines direkten Vergleichs aufgreift, der bisherige Platzhirsch hat ja eigentlich nichts zu verlieren, war er doch ca. 30 Jahre unangefochten in seinem Segment. Er konnte im Trockenen und im Nassen mehr, als die Stimmungslage in den Foren hergab. Ich habe das selbst auf der Fahrtechnikanlage Wüschheim gesehen. Eine F650GS mit ABS der allerersten Generation und den Auslegern war mit einem völlig abgenudelten TKC80 auf der bewässerten Kreisbahn unterwegs um die Wirkung des ABS in Schräglage zu demonstrieren. Das Ding hat sich bei ner Vollbremsung in maximaler Schräglage kurz vor Aufsetzen der Ausleger in den Regelbereich aufgestellt, aber da ist nix gerutscht.
Davon abgesehen, hätt ich fast vergessen, auf den Landstraßen und auf der Teerbahn hab ich ein paar mal in Schräglage gebremst um das Aufstellmoment zu provozieren. War ok und nix zu maulen, besser jedenfalls als beim Dunlop Roadsmart3, den ich vor ner Woche mal fahren durfte.