Servus zusammen,
meine Frau ist seit kurzem stolze Besitzerin einer R1250GS HP, liefergelegt. Wir waren nun damit in den Dolomiten Pässe fahren, sie muss sich zwar noch weiter mit ihr anfreunden, aber sonst kommt sie super damit zurecht.
Sie hat dann 1 Tag Pause gemacht und ich habe mir die BMW geschnappt um sie mal in den Pässen zu fahren. Ich selber fahre eine KTM1190ADV.
Erstmal Sitzbank hoch und was sonst noch geht damit ich einigermassen gut sitzen kann. War kein Problem, Sitzposition war iO. Keylessgo Knopf gedrückt, auf das Hochfahren warten und los gehts. Die GS fühlt sich "fett" an, aber eher im positiven Sinn. Breiter Lenker, sehr satte Strassenlage, dumpfes wummern des Motors.
Der Motor ist schon gewaltig! Hat sehr linearen Schub in allen Gängen, kann man sehr untertourig und schaltfaul fahren.
Spitzkehren nimmt sie ohne Probleme, der Schub beim rausbeschleunigen ist schon toll. Allerdings setzt sie mir immer wieder sehr früh auf (Fussrasten, Sturzbügel), ist aber sicher der Tieferlegung geschuldet.
Zu schnell in die Spitzkehre gefahren, das Hinterrad geht ein klein wenig weg, aber das alles fühlt sich so sicher und stabil an, wird weggeregelt und weiter gehts.
Für all das mein größter Respekt an die Ingenieure bei BMW!!! Das ist sicher wirklich die beste BMW die je gebaut wurde, da ist schon sehrt vieles sehr perfekt!
ABER: ich finde sie unendlich langweilig! Das Fahrwerk bügelt alles weg wie eine Kamelsänfte. Da spürt man nix mehr oder kaum etwas von der Strasse. Dem Telelever geschuldet ist auch die kaum vorhanden Rückmeldung des Vorderrades. Alles Gewöhnung, sicher, aber mir hat es nicht gefallen. Sie lenkt sich gut ein, ist wendig (vor allem für das Gewicht beeindruckend), aber präziser und sensibler finde ich meine KTM.
Jenseits der Pässe macht sie alles im 5 Gang, problemlos. Fühlt sich dann an wie das vibrieren eines Schiffsdiesels, den Motor selber hört man kaum. Bei 50 kmh einfach Gasgeben, kein Geruckel, sie beschleunigt, ja, gleichmässig wie ein Gummiband. Kein Kick ins Kreuz, keine Überraschung. Überhaupt spürt man den Motor gar nicht mehr... keine Gegenreaktion des Kardan, nichts (fand ich an meiner 1100GS immer klasse). Da wo der rote Drehzahlbereich anfängt wird meine Kati erst richtig böse und geht dann aber ganz anders zur Sache.
Und das mag ich an meiner Kati... ich kann mit ihr "Cruisen", aber zu niedertourig quittiert sie mit ruckeln, knurren und fauchen, mag sie nicht so sehr.
Aber beim Beschleunigen liebe ich es wenn man sie mal höher dreht und der Kick ab 7.000U/min kommt, dann schiebt sie so gewaltig bis 10.000, da drückt es einem die Freudentränen waagerecht nach hinten. Sie schreit mir dann ins Ohr, "los, gibs mir, du willst es doch auch!!!" Man muss da schon sehr gut wissen was man macht, trotz aller elektronischen Helferlein. Auch stehend fahren und Schotter fühlt sich "ehrlich" und "direkt" an, die BMW ist mir da zu "fett"... sie macht das auch alles super, aber das Gefühl ist ein ganz anderes.
Hatte wirklich überlegt ob ich auch auf die 1250GS umsteige. meine Kati ist jetzt bei fast 70.000km. Aber der Tag war sehr interessant, ich weiss nun dass das nicht meins ist.
Ich hätte die Befürchtung dass sie mir die Begeisterung fürs Moppedfahren nimmt... sie ist für mich wie eine perfekt schöne Frau, alles perfekt gestaltet, 5-fach gefiltert fotografiert... aber ohne Sex-Appeal. Wenn ihr versteht was ich meine.
Nun, ich werde weitersuchen, eventuell wird es ja eine Honda Africa Twin oder die Husky Norden 901 Exp... die KTM Modelle gefallen mir aktuell gar nicht mehr.
Ich hoffe ich bin den GS Fahrern jetzt nicht auf die Füsse getreten :-) Jeder ist anders, und jeder soll das fahren was ihm taugt! Wollte aber trotzdem mal meine Erfahrung teilen.
Gruss
balu069