Anmerkungen aus dem „Paradies“:
Hier fährt jeder, wie er meint. Temposchilder werden maximal als Empfehlungen betrachtet. Die Strafen für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass mal geblitzt wird (nur mobil, feste sind alle außer Funktion oder rückgebaut und man das Fernlichtgeblitze des Gegenverkehrs ignoriert hat bzw. gerade kein Gegenverkehr war) sind sehr moderat. Fahrverbote erst ab gemessenen 51 drüber innerorts. 94 bei 50 kosten ~ 260€, wenn man innerhalb 14 Tagen bezahlt, die Hälfte.
Wie ist das so im „Paradies“?
Innerorts: Funktioniert erstaunlich gut. Der Verkehr fließt mit ~ 70, wenn frei ist und die Straße breit ist. Unabhängig davon, ob da „50“ oder „30“ auf den Schildern steht. Man muss allerdings damit rechnen, von anderen zügig überholt zu werden, denen das zu langsam ist. Das schließt LKW aller Größen ein.
Die Leute fahren hier viel konzentrierter. Was ich daraus schließe, dass ich auf den vielen tausend Kilometern, die ich hier in Klausenburg schon kreuz und quer durch die Stadt gefahren bin, erst einen einzigen Auffahrunfall gesehen habe. Ich vergleiche das immer mit Rafting. Man gleitet schnell dahin, rechnet aber stets mit dem Aufploppen plötzlicher Gefahrenstellen.
Die reichlich vorhandenen Zebrastreifen sind „heilig“ und werden unter (fast) allen Umständen beachtet. Trotzdem gehen die Leute nicht „blind“ drüber.
Fahrschulfahrzeuge sind die Inseln im Verkehr, der um sie herumfließt. Fährt halt sonst keiner 50 und schon gar nicht 30.
Ausserorts:
- Autobahn: gibt nicht so viele Kilometer, sind eigentlich immer frei, die allermeisten halten sich an die 130, aber die rumänischen BMW-Fahrer in der Regel nicht. Warum es nahezu immer BNW-Fahrer sind, da müsste man mal eine Studie drüber machen.
- „Bundesstraße“: Hier sterben sie zu tausenden. Dieses Gefühl, das man fahren kann, wie man will, führt auf den hoch frequentierten Überlandstrecken zu zahllosen Unfällen und zu den meisten Verkehrstoten Europas, ursächlich in der Kombination hohe Geschwindigkeit und gefährliche Überholmanöver. Auf der berüchtigten E85 sterben jeden einzelnen Tag Menschen, obwohl sie breit und weitgehend Gerade ist.
Viele Menschen können mit der „Freiheit“, die einem der hiesige Status Quo lässt, leider nicht umgehen und treiben die Risiken auf die Spitze. Hier stirbt man auch völlig unschuldig, weil der LKW-Fahrer der Ansicht war, den anderen LKW auf einer zweispurigen Strecke zu überholen zu müssen und man das Pech hat, dann entgegen zu kommen.
- Landstraße: Einige waren ja auch schon mit dem Motorrad hier unterwegs. Je weniger Verkehr, desto besser. Rumänen neigen zum Kurvenschneiden, das sollte man bei der eigenen Linienwahl beachten. Manchmal begegnen einem haarsträubende Überholmanöver. Tiere aller Art stehen gerne auf der Fahrbahn rum. Aber da die Landstraßen schon aufgrund ihrer Bauart und des Verlaufs das Tempo in der Regel „natürlich“ begrenzen, geht es eigentlich.
Fazit: Der Preis der Freiheit sind die meisten Verkehrstoten Europas, weil viele Menschen mit dieser Freiheit nicht umgehen können. Die rumänischen Behörden entwickeln gerade Pläne für einen deutlich erhöhten Kontrolldruck. Der Freiheit mit den vielen Toten soll ein Ende gesetzt werden. Mal gucken, wie und ob sie sich da durchsetzen können.
Noch eine Anmerkung: In Rumänien gilt 0,0 Promille und das wird deutlich effektiver kontrolliert als das Tempo, die Strafen sind auch erheblich höher. Vermutlich mit ein Grund, warum es innerorts so wenig Auffahrunfälle gibt.
Kaum jemand traut sich, auch nur „leicht angesäuselt“ Auto zu fahren.