So läuft in der Hauptstadt (in diesem Fall für ein 8.000€-Fahrrad), ist kein Einzelfall:
8000 Euro teures E-Bike in Berlin gestohlen: Tracker installiert, Polizei alarmiert – doch die hilft nicht
Ein Tagesspiegel-Leser schließt sein Elektrofahrrad am Einkaufszentrum ab und geht shoppen. Eine Viertelstunde später ist es gestohlen. Es beginnt eine kleine Polizei-Odyssee.
Eine Glosse von
Bernd Matthies
04.05.2025, 18:41 Uhr
Fahrraddiebstähle sind lästig, aber nicht für zuständige Politiker. Denn: Niemand wird normalerweise dabei verletzt, niemand angegriffen. Der Schaden mag zwar im Einzelfall hoch sein, aber die Versicherungen regulieren ihn klaglos, sofern Anzeige (gern auch online) und Kaufbeleg vorhanden sind. So kurbeln die Diebe am Ende sogar die Wirtschaft an, denn nahezu jeder Bestohlene wird ein neues Rad kaufen und ein neues Schloss dazu.
So muss man sich wohl erklären, warum die Verantwortlichen in unserer Stadt Fahrraddiebstähle nonchalant zu den Akten geben und am Ende Aufklärungsquoten um die fünf Prozent erreichen – wir berichteten am vergangenen Mittwoch
über die aktuelle Lage laut Polizei. Gibt halt Dringenderes!
Das Dumme ist nur: Fahrraddiebstähle treffen fast jeden, sie haben schon fast jeden getroffen, auch mehrmals – und jeder einzelne Fall zahlt auf unser ohnehin wackelndes Sicherheitsgefühl ein. Das macht ihre Brisanz aus, und das ignorieren Politik und Polizei.
So hat es unser Leser Ekkehard W. erlebt, der – zufällig am besagten Mittwoch – mit seinem E-Bike zum Einkaufszentrum Lichterfelde Ost fuhr. Er schloss das 8000 Euro teure Rad sorgfältig an und ging shoppen. Als er eine Viertelstunde später zurückkehrte, war es weg.
Unser Leser hatte sein Fahrgerät aber nicht nur mit einem Schloss, sondern auch mit einem GPS-Tracker gesichert. Sofort konnte er feststellen, dass es sich nicht weit entfernt in der Osdorfer Straße befand. Also rief er beim zuständigen Polizeiabschnitt an, wo ein Beamter riet, sofort die 110 zu wählen, denn von dort könnten die Kollegen eine Funkstreife losschicken.
110 gewählt. Tja, hieß es am Telefon, das sei alles gut und schön, die Sache laufe nun so, dass er doch bitteschön zum angezeigten Ort in der Osdorfer Straße fahre, und wenn er sein Fahrrad dort sehe, dann solle er noch einmal anrufen.
Fahren – womit? Das Rad war ja weg. W. erstattete also seufzend eine Online-Anzeige, um wenigstens die Versicherung informieren zu können. Zu seiner Verblüffung meldete sich wenige Minuten später telefonisch ein Polizist und räumte mehr oder weniger unverblümt ein, dass diese Aktion ja doch ziemlich schiefgelaufen sei.
Der Tracker war zu diesem Zeitpunkt sowieso schon tot. Fazit: Schnelles Handeln der dafür vorgesehenen Beamten hätte den Diebstahl möglicherweise verhindern und auch zur Aufklärung weiterer Fälle führen können. Theoretisch. Denn praktisch zeigt sich an diesem Fall, welche Priorität das Massendelikt Fahrraddiebstahl in Wirklichkeit hat, allen Absichtserklärungen zum Trotz.