
on2wheels
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- 14.11.2012
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- Sachsenheim
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- Guzzi V85TT, Duke 690 R, RD350YPVS, RE Classic 500, Hercules Ultra50, Honda MB 80, Honda SH150i
Sodele,
aufgrund der Altersstruktur von Motorradfahrern allgemein und GS - Fahrern im Besonderen, dachte ich mir als selbsternannter "Nostalgiebeauftragter" des Forums
,
daß es von den rund 8,5 Mio Wehrpflichtigen in der Geschichte der BRD (Wiki, ich dachte das seien viel mehr) auch einige davon hier ins GS Forum verschlagen hat.
Männer, die wie ich auch meist eher ungewollt eine Reise mit "Y-Tours" gebucht hatten.
Manche als Zettler zum Beispiel natürlich noch weitaus länger.
So flatterte bei mir im Jahre 1984 recht unvermittelt nach Beendigung einer eher durchwachsenen Schulkarriere (2 Jahre vor dem Abi hingeschmissen
) die Aufforderung zur Musterung
und kurz danach der Einberufungsbescheid ins Haus, der die nächsten 15 Monate meines Lebens maßgeblich bestimmen sollte.
Also direkt nach der Schule raus aus der Nestwärme des Elternhauses ins wirkliche Leben. Die damals lange (und volle
) Haarpracht wurde zähneknirschend auf die
gerade noch maximal zulässige Länge gekürzt, und plötzlich wurde man beim Morgenappell morgens in aller Herrgottsfrühe und bei Eiseskälte von lauten Herren mit noch nicht erlernten Abzeichen auf der Schulter angebrüllt.
Es folgte nach der Grundausbildung ein Jahr bei der 1. Kompanie des PzBtl 284 in Dornstadt bei Ulm.
In der Erinnerung verklärt sich vieles, und wir hatten schon recht viel zu erdulden, teilweise m.E. auch grenzwertig.
Ich erinnere mich gut an:
- den GvD zu Sylvester ´84 auf ´85 den ich zu absolvieren hatte, während fast alle anderen heim durften.
- arschkalte Nächte
, in denen man nachts 2 x 2 Stunden mit 4 Stunden Schlaf dazwischen das Munitionslager Radelstetten bewachen musste.
- Ordonnanzdienste in Offiziersheimen an Wochenenden, um die höheren Dienstgrade bei irgendwelchen Feiern zu bewirten.
- KvD Dienste, morgens um 4.30 Uhr Putzfrauen in Ulm in der Gegend rumkarren.
- endlose Stunden der "Fahrzeugpflege" (ich fuhr einen Iltis), die auch nach langen Ausfahrten / Übungen Priorität hatte, egal wie müde man war oder wie sehr man fror.
- in der Kantine als Abendessen ausgegebene aufgewärmte, dem Ende der jahrelangen Haltbarkeit nahegekommenen "EPA"´s, Typ Hackfleischrisotto
.
- und vor allem an mehr wie bedenkliche hygienische Verhältnisse auf Truppenübungsplätzen wie Bergen - Hohne, Grafenwöhr oder auch das "alte Lager Münsingen"
Und das alles bei, ich weiß es nicht mehr genau, ca. 200.- DM (für die Jüngeren 100.- €) Wehrsold als Gefreiter.
Im Monat, nicht am Tag
Aber es gab natürlich auch andere Seiten, die man sonst natürlich nirgendwo erlebt:
- großes Nachtgefechtsschießen, da war echt was geboten
- MG Nachtschießen von der Lafette mit Leuchtspurmunition über ein Tal hinweg, auf Zeilentfenung 1.500 Meter. Auch wenn man Waffen nicht mag, es ist schlicht beeindruckend.
- die weichen Knie und schwitzigen Hände, wenn man den Sicherungsstift aus einer echten Handgranate zieht, um sie in einem Bogen möglichst weiter wie 3 Meter zu werfen
- Verlegung der ganzen Panzerkompanie mit zahllosen Leo´s im nebligen Morgengrauen. Wenn man da als Verkehrsposten eingeteilt ist, ein echtes Endzeitszenario.
- Begegnungen mit amerikanischen und französischen Soldaten (damals noch ohne *innen
). Die Amis waren immer locker, die Franzosen waren echt gedrillt.
- Diverse kleinere Ausfahrten, mit Hercules Moppeds und Iltissen sinnlos, aber legal im Gelände aller Art rumheizen. Allerdings ohne jeglichen Sinn für die Umwelt, damals.
- Die ein oder andere durchaus menschliche Regung / Tat von Vorgesetzten. Meistens da, wo man es gerade nicht erwartete.
- Nicht zuletzt eine durchaus vorhandene Kameradschaft.
Ich möchte das nicht irgendwie glorifizieren, aber die nicht immer einfache Zeit hat uns Wehrpflichtige durchaus zusammengeschweißt.
Bis heute halten wir, ein kleiner Kern von 5 - 10 Leuten, Kontakt in privat organisierten Treffen so alle 2 - 3 Jahre.
Abgesehen von 2, 3 Klassenkameraden von der Schule die längsten Bekanntschaften, die ich noch pflege.
Möchte ich die Zeit missen?
Eindeutig nein, im Nachhinein gesehen.
Und ja, wenn ich den ein oder anderen in dem Alter um 18 rum heute beobachte, denke ich die Einführung der Wehrpflicht
(oder besser eines verpflichteten sozialen Jahres) wäre die schlechteste Idee nicht....
Bilder habe ich nur wenige (bin der 2te v.l.)


So, jetzt ihr.
Ciao
Alex
aufgrund der Altersstruktur von Motorradfahrern allgemein und GS - Fahrern im Besonderen, dachte ich mir als selbsternannter "Nostalgiebeauftragter" des Forums

daß es von den rund 8,5 Mio Wehrpflichtigen in der Geschichte der BRD (Wiki, ich dachte das seien viel mehr) auch einige davon hier ins GS Forum verschlagen hat.
Männer, die wie ich auch meist eher ungewollt eine Reise mit "Y-Tours" gebucht hatten.
Manche als Zettler zum Beispiel natürlich noch weitaus länger.
So flatterte bei mir im Jahre 1984 recht unvermittelt nach Beendigung einer eher durchwachsenen Schulkarriere (2 Jahre vor dem Abi hingeschmissen

und kurz danach der Einberufungsbescheid ins Haus, der die nächsten 15 Monate meines Lebens maßgeblich bestimmen sollte.
Also direkt nach der Schule raus aus der Nestwärme des Elternhauses ins wirkliche Leben. Die damals lange (und volle

gerade noch maximal zulässige Länge gekürzt, und plötzlich wurde man beim Morgenappell morgens in aller Herrgottsfrühe und bei Eiseskälte von lauten Herren mit noch nicht erlernten Abzeichen auf der Schulter angebrüllt.
Es folgte nach der Grundausbildung ein Jahr bei der 1. Kompanie des PzBtl 284 in Dornstadt bei Ulm.
In der Erinnerung verklärt sich vieles, und wir hatten schon recht viel zu erdulden, teilweise m.E. auch grenzwertig.
Ich erinnere mich gut an:
- den GvD zu Sylvester ´84 auf ´85 den ich zu absolvieren hatte, während fast alle anderen heim durften.
- arschkalte Nächte

- Ordonnanzdienste in Offiziersheimen an Wochenenden, um die höheren Dienstgrade bei irgendwelchen Feiern zu bewirten.
- KvD Dienste, morgens um 4.30 Uhr Putzfrauen in Ulm in der Gegend rumkarren.
- endlose Stunden der "Fahrzeugpflege" (ich fuhr einen Iltis), die auch nach langen Ausfahrten / Übungen Priorität hatte, egal wie müde man war oder wie sehr man fror.
- in der Kantine als Abendessen ausgegebene aufgewärmte, dem Ende der jahrelangen Haltbarkeit nahegekommenen "EPA"´s, Typ Hackfleischrisotto

- und vor allem an mehr wie bedenkliche hygienische Verhältnisse auf Truppenübungsplätzen wie Bergen - Hohne, Grafenwöhr oder auch das "alte Lager Münsingen"
Und das alles bei, ich weiß es nicht mehr genau, ca. 200.- DM (für die Jüngeren 100.- €) Wehrsold als Gefreiter.
Im Monat, nicht am Tag

Aber es gab natürlich auch andere Seiten, die man sonst natürlich nirgendwo erlebt:
- großes Nachtgefechtsschießen, da war echt was geboten
- MG Nachtschießen von der Lafette mit Leuchtspurmunition über ein Tal hinweg, auf Zeilentfenung 1.500 Meter. Auch wenn man Waffen nicht mag, es ist schlicht beeindruckend.
- die weichen Knie und schwitzigen Hände, wenn man den Sicherungsstift aus einer echten Handgranate zieht, um sie in einem Bogen möglichst weiter wie 3 Meter zu werfen

- Verlegung der ganzen Panzerkompanie mit zahllosen Leo´s im nebligen Morgengrauen. Wenn man da als Verkehrsposten eingeteilt ist, ein echtes Endzeitszenario.
- Begegnungen mit amerikanischen und französischen Soldaten (damals noch ohne *innen

- Diverse kleinere Ausfahrten, mit Hercules Moppeds und Iltissen sinnlos, aber legal im Gelände aller Art rumheizen. Allerdings ohne jeglichen Sinn für die Umwelt, damals.
- Die ein oder andere durchaus menschliche Regung / Tat von Vorgesetzten. Meistens da, wo man es gerade nicht erwartete.
- Nicht zuletzt eine durchaus vorhandene Kameradschaft.
Ich möchte das nicht irgendwie glorifizieren, aber die nicht immer einfache Zeit hat uns Wehrpflichtige durchaus zusammengeschweißt.
Bis heute halten wir, ein kleiner Kern von 5 - 10 Leuten, Kontakt in privat organisierten Treffen so alle 2 - 3 Jahre.
Abgesehen von 2, 3 Klassenkameraden von der Schule die längsten Bekanntschaften, die ich noch pflege.
Möchte ich die Zeit missen?
Eindeutig nein, im Nachhinein gesehen.
Und ja, wenn ich den ein oder anderen in dem Alter um 18 rum heute beobachte, denke ich die Einführung der Wehrpflicht
(oder besser eines verpflichteten sozialen Jahres) wäre die schlechteste Idee nicht....
Bilder habe ich nur wenige (bin der 2te v.l.)


So, jetzt ihr.
Ciao
Alex