Ich habe den Eindruck das "Technologieoffenheit" von den meisten als Rückschritt und Verzicht gesehen wird.
Der Begriff wurde ja populär, weil damit die eine Partei in der scheidenden Regierungskoalition die umweltpolitischem Vorhaben der anderem Partei abschoss - und nicht wenige vermuteten dahinter Partikularinteressen.
Ich finde, man muss sich von Fall zu Fall überlegen, was Technologieoffenheit bringt. Nimm zum Beispiel die EU-Verordnung, die alle Hersteller von elektrischen Kleingeräten zwingt, diese mit einem USB-C-Ladestecker auszustatten. Das ist genau das Gegenteil von Technologieoffenheit. Der Nachteil dabei ist, dass ein Hersteller, der ein anderes, besseres Ladekabel hat, dies nicht verwenden kann, weil er auf USB-C setzen muss (okay, mein Notebook kann man mit USB-C laden, zusätzlich ist noch ein Ladegerät mit Rundstecker dabei). Ich finde aber, dass bei diesem Beispiel der Vorteil überwiegt: Man braucht nicht mehr für jedes Pipi-Gadget ein eigenes, proprietäres Ladegerät. Was ich in meinem Leben schon Steckdosenlader ausgemustert und in den Müll geschmissen habe, geht auf keine Kuhhaut.
Immer wieder taucht die Idee auf, man solle Batteriepacks für E-Fahrzeuge normen. Auch das wäre ein Schlag gegen die Technologieoffenheit. Und ich weiß nicht, ob diese Technik schon so weit ausentwickelt ist, dass man sich heute schon auf einen Standard festlegen soll. Ich glaube nicht. Andererseits würde ein solcher Schritt natürlich viele Dinge erst möglich machen, zum Beispiel herstellerunabhängige Akku-Wechselstationen und eine 3rd-Party-Industrie, die sich auf die Akkus konzentrieren kann.
Als die FDP mit ihren E-Fuels um die Ecke kam, um das EU-Verbrennerverbot zu kippen, war der Begriff "Technologieoffenheit" nur ein Deckmäntelchen für gelungene Porsche-Lobbyarbeit. Sollten ab 2035 in Deutschland tatsächlich keine neuen Verbrenner zugelassen werden dürfen, wird immer noch eine zweistellige Millionenstückzahl davon auf der Straße sein. Und für diese riesige Flotte brauchen wir jeden Liter E-Fuels, den wir realistisch produzieren können. Da müssen dann nicht noch Verbrenner hinzukommen und die E-Fuel-Nachfrage erhöhen, denn genug für alle haben wir davon ohnehin nicht.