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Reincarnator
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WASTL 6.0 Cevennen 2020
Motorradreise vom 19. bis zum 27. Juni 2020
Es war zugegebenermaßen auf Kante genäht.
Die Frankreich Tour war schon letztes Jahr im Dezember für den 19.6. gebucht, bis vorerst zum 15.6. galt ein Corona-bedingtes Einreiseverbot für Touristen nach Frankreich.
Nägel kauend habe ich an dem Termin festgehalten, nicht storniert und wurde belohnt.
Am 15.6. fiel das Einreiseverbot, ich hatte alles richtig gemacht. Zwar hatten mir zwei Freunde aus Angst vor Corona-Quarantäne abgesagt, aber auch zu dritt war das eine tolle Sache.
Wer, der die Côte d'Azur auch nur ein bißchen kennt (ich war das erste Mal vor 43 Jahren dort), hätte sich vorstellen können, mit dem Motorrad an leeren Parkplätzen vorbei direkt auf den Strand von Palavas-les-flots zu fahren und von der dortigen Tauchbasis freudig begrüßt, statt mit Knüppeln verjagt zu werden?
Dieses Bild oben hätte es schon vor 40 Jahren nicht gegeben und dass es reproduzierbar ist, ist auch kaum vorstellbar,
Natürlich sind wir nicht nur zum Baden nach Frankreich gefahren, auch wenn wir dazu täglich Gelegenheit hatten,
sondern zu unserer Lieblingsbeschäftigung: Dort Motorrad zu fahren, wo andere mit Bergstiefeln unterwegs sind: Auf den steinigen, unbefestigten Pfaden der Cevennen.
Der Reihe nach:
Wir, das waren Manfred mit seiner Honda XL600V Transalp, Norbert mit seiner Yamaha XT 660 Ténéré und ich, sind am Samstag, dem 27.6. abends nach 9 Tagen und 3260 km heil nach Hause gekommen.
Offroad-Piste bei Florac. Der angeblich „festgefahrene und anspruchslose Untergrund“ erwies sich als stark ausgewaschenes, mit riesigen Steinbrocken übersätes Bachbett.
Die gewählten offroad-Pisten waren z.T. recht knackig, und eher für Sportenduros als für schwere Reiseenduro wie meine R1200 GS geeignet.
Jeder von uns hatte einen touchdown, jeweils ohne Konsequenzen für Motorrad oder Fahrer, Dellen in Alukoffern und Schrammen an Schutzbügeln gehören dazu, das juckt keinen von uns.
Unsere Enduros werden bestimmungsgemäß eingesetzt.
Von großem Vorteil war die Tatsache, dass mit mit Norbert ein geübter offroad-rider dabei war, der jetzt 41 Jahre alt ist und schon mit 10 Jahren Cross gefahren ist. Der hat uns andere an manch einer Stelle, die doch etwas extrem war, gut angeleitet.
Die Entscheidung, die 6. WASTL trotz der Corona – Umstände durchzuführen, erwies sich als richtig.
Bis auf einen schwachsinnigen Polizeihinterhalt an einer Stoppstelle im Nirwana ohne Verkehr (Trefferquote 100%) hat kein Schwein etwas von uns wollen.
Aus der Tatsache, dass wir da im Schritttempo drüber gerollt waren, hat Frau flic ein Mordsbohai gemacht. Soll sie ihren Spaß haben, wir haben den „Fehler“ gemacht, das Ticket (90 Euro plus Gebühren) wird bezahlt, Arschlecken 350. War nach wenigen Minuten vergessen.
Auch dass die Tante den Franzosen mit seiner Honda Deauville, der ebenfalls drübergefahren war, ebenso wenig beanstandete, wie seinen arschglatten Vorderreifen, stört mich nicht, das kenn ich von den Flics schon, dass sie deutsche Motorradfahrer mit Vorliebe fi**en.
In den Supermärkten trugen manche Masken, manche nicht. Wir haben strikt auf Abstand geachtet und aus diesem Grund auch nicht am Dorffest am Sonntag teilgenommen, wo man von einem Virus und Abstandsgeboten offensichtlich noch nichts gehört hatte.
Perfekt war in diesem Zusammenhang die Buchung eines Ferienhauses ohne Personal, und die Selbstversorgung, ohne im Dezember 2019 etwas von Corona zu ahnen.
Die meisten Hotels, Bars und Restaurants waren geschlossen. Irgendwo essen zu gehen, war so gut wie unmöglich.
Das Haus ist der Hammer, ein uraltes Gebäude aber komplett modernisiert und auf neuestem Stand der Technik, dazu blitzsauber.
4 tolle Doppelzimmer auf zwei Etagen, ein Wohn-/Essbereich mit Lederpolstergarnitur, eine moderne Küche mit Microwelle, Gasherd, Spülmaschine, Kühl- und Gefrierschrank, vollständige Küchenausstattung mit Besteck, Geschirr, Pfanne und Töpfen, Utensilien usw. Ein großer Tisch mit 8 Stühlen im Erdgeschoß, ein großer runder Weber-Grill nebst Grillkohle im Schuppen usw. Im großen Wohn-/Essbereich steht ein Holzkaminofen.
2 Bäder mit ebenerdig begehbarer (Regen-) Dusche, kontaktlos einschaltbarer Spiegelbeleuchtung mit beheiztem Spiegel gegen das Beschlagen, ein zusätzliches WC im EG, hochwertige Innenarchitektur mit tollem Verputz, neuer Treppe, freigelegte Fachwerkkunst, neue Fenster auf alt gemacht, Fußbodenheizung usw.
Der ausreichend große pool mit 1,80m Wassertiefe war angenehm temperiert, pieksauber, hatte einen elektrischen Rollladendeckel und wurde jeden Tag von unsichtbaren Heinzelmännchen geöffnet, geschlossen und gekeschert (bisle Laub, Insekten)
Den Innenhof, wo wir bis spät einen grandiosen Sternenhimmel beobachten konnten, dominiert eine riesige Kastanie, ein Bach fließt durch das Grundstück und außer dem Plätschern des Wassers und dem Quaken zahlloser Frösche hört man nachts keinen Laut. Kein Auto, nichts.
Im kleinen Dorf (20 Häuser) ist eine Epicerie, das entspricht einem kleinen Dorfladen, wo man auf Bestellung morgens frisches Baguette bekommt, Marmelade, Butter, Milch usw.
Bis dahin sind es vom Hofgut, das ich gemietet hatte, etwa 800m.
Die Vermieterin, Francine, kam nur einmal bei unserer Ankunft auf Anfrage vorbei, als wir kamen steckte der Schlüssel, im Kühlschrank standen 6 kalte Bierchen, sie hat uns begrüßt, einen schönen Aufenthalt gewünscht und ward nicht mehr gesehen. Eine schlanke, muskulöse Frau um 40, ungeschminkt attraktiv, braungebrannt und mit Händen, die Zupacken gewohnt sind.
Gemessen an all dem war der Mietpreis für das Anwesen schlicht ein Witz.
Die Umgebung ist herrlich. Einsame und weite Bergrücken der Cevennen, tief eingeschnittene Täler mit smaragdgrünen Karstflüssen, wie dem Tarn, dem Herault oder dem Tarnon. Die Gegend ist die am dünnsten besiedelte in ganz Frankreich.
Bis zur Côte d’Azur sind es auf direktem Weg 75 km, bedingt durch Corona waren sonst hoffnungslos überfüllte Strände fast menschenleer, dass man unbehelligt mit dem Motorrad auf den Sandstrand fahren kann und die Leute an der dortigen Tauchbasis sich über die Abwechslung freuen, wird eine einmalige Sache des Jahres 2020 bleiben.
Touristen haben wir dort keine angetroffen, außer 2 Belgiern auch keine ausländischen Kennzeichen gesehen.
Highlights neben den offroad-Strecken:
Der wunderschöne Sandstrand von Palavas-les-flots, der Yachthafen und die Touri-freie Altstadt von Saintes-Maries-de-la-mèr, die Camargue und die weißen Pferde, der Cirque de Navacelles, die Täler von Tarnon, Herault und Tarn, das Naturbad und die Grand Cascades der Vis nahe Ganges, kleinste Sträßchen mit Tausenden Kurven ohne Verkehr und ein grandioser nächtlicher Sternenhimmel.
Das Wetter war absolut perfekt. Eine kurze Gewitterdusche am ersten Tag auf der Anfahrt im Jura, sonst Sonne pur. Ein steter Wind, den ich auf das thermische Wechselspiel zwischen dem nahen Mittelmeer und dem Zentralmassiv, zu dem die Cevennen gehören, zurückführe, machte die Temperaturen um 27 Grad nachmittags angenehm. Die Sonne an der Côte d’Azur reichte nach einer knappen Stunde ohne Sonnenschutz für einen leichten Sonnenbrand.
Alles in allem eine perfekte WASTL.
Bilder:
Motorradreise vom 19. bis zum 27. Juni 2020
Es war zugegebenermaßen auf Kante genäht.
Die Frankreich Tour war schon letztes Jahr im Dezember für den 19.6. gebucht, bis vorerst zum 15.6. galt ein Corona-bedingtes Einreiseverbot für Touristen nach Frankreich.
Meine BMW R1200GS am Strand von Palavas-les-flots
Nägel kauend habe ich an dem Termin festgehalten, nicht storniert und wurde belohnt.
Am 15.6. fiel das Einreiseverbot, ich hatte alles richtig gemacht. Zwar hatten mir zwei Freunde aus Angst vor Corona-Quarantäne abgesagt, aber auch zu dritt war das eine tolle Sache.
Wer, der die Côte d'Azur auch nur ein bißchen kennt (ich war das erste Mal vor 43 Jahren dort), hätte sich vorstellen können, mit dem Motorrad an leeren Parkplätzen vorbei direkt auf den Strand von Palavas-les-flots zu fahren und von der dortigen Tauchbasis freudig begrüßt, statt mit Knüppeln verjagt zu werden?
Dieses Bild oben hätte es schon vor 40 Jahren nicht gegeben und dass es reproduzierbar ist, ist auch kaum vorstellbar,
Natürlich sind wir nicht nur zum Baden nach Frankreich gefahren, auch wenn wir dazu täglich Gelegenheit hatten,
Swimmingpool in „unserem“ Garten
sondern zu unserer Lieblingsbeschäftigung: Dort Motorrad zu fahren, wo andere mit Bergstiefeln unterwegs sind: Auf den steinigen, unbefestigten Pfaden der Cevennen.
Der Reihe nach:
Wir, das waren Manfred mit seiner Honda XL600V Transalp, Norbert mit seiner Yamaha XT 660 Ténéré und ich, sind am Samstag, dem 27.6. abends nach 9 Tagen und 3260 km heil nach Hause gekommen.
Offroad-Piste bei Florac. Der angeblich „festgefahrene und anspruchslose Untergrund“ erwies sich als stark ausgewaschenes, mit riesigen Steinbrocken übersätes Bachbett.
Die gewählten offroad-Pisten waren z.T. recht knackig, und eher für Sportenduros als für schwere Reiseenduro wie meine R1200 GS geeignet.
Jeder von uns hatte einen touchdown, jeweils ohne Konsequenzen für Motorrad oder Fahrer, Dellen in Alukoffern und Schrammen an Schutzbügeln gehören dazu, das juckt keinen von uns.
Unsere Enduros werden bestimmungsgemäß eingesetzt.
Von großem Vorteil war die Tatsache, dass mit mit Norbert ein geübter offroad-rider dabei war, der jetzt 41 Jahre alt ist und schon mit 10 Jahren Cross gefahren ist. Der hat uns andere an manch einer Stelle, die doch etwas extrem war, gut angeleitet.
Die Entscheidung, die 6. WASTL trotz der Corona – Umstände durchzuführen, erwies sich als richtig.
Bis auf einen schwachsinnigen Polizeihinterhalt an einer Stoppstelle im Nirwana ohne Verkehr (Trefferquote 100%) hat kein Schwein etwas von uns wollen.
Aus der Tatsache, dass wir da im Schritttempo drüber gerollt waren, hat Frau flic ein Mordsbohai gemacht. Soll sie ihren Spaß haben, wir haben den „Fehler“ gemacht, das Ticket (90 Euro plus Gebühren) wird bezahlt, Arschlecken 350. War nach wenigen Minuten vergessen.
Auch dass die Tante den Franzosen mit seiner Honda Deauville, der ebenfalls drübergefahren war, ebenso wenig beanstandete, wie seinen arschglatten Vorderreifen, stört mich nicht, das kenn ich von den Flics schon, dass sie deutsche Motorradfahrer mit Vorliebe fi**en.
In den Supermärkten trugen manche Masken, manche nicht. Wir haben strikt auf Abstand geachtet und aus diesem Grund auch nicht am Dorffest am Sonntag teilgenommen, wo man von einem Virus und Abstandsgeboten offensichtlich noch nichts gehört hatte.
Perfekt war in diesem Zusammenhang die Buchung eines Ferienhauses ohne Personal, und die Selbstversorgung, ohne im Dezember 2019 etwas von Corona zu ahnen.
Die meisten Hotels, Bars und Restaurants waren geschlossen. Irgendwo essen zu gehen, war so gut wie unmöglich.
Das Haus ist der Hammer, ein uraltes Gebäude aber komplett modernisiert und auf neuestem Stand der Technik, dazu blitzsauber.
4 tolle Doppelzimmer auf zwei Etagen, ein Wohn-/Essbereich mit Lederpolstergarnitur, eine moderne Küche mit Microwelle, Gasherd, Spülmaschine, Kühl- und Gefrierschrank, vollständige Küchenausstattung mit Besteck, Geschirr, Pfanne und Töpfen, Utensilien usw. Ein großer Tisch mit 8 Stühlen im Erdgeschoß, ein großer runder Weber-Grill nebst Grillkohle im Schuppen usw. Im großen Wohn-/Essbereich steht ein Holzkaminofen.
2 Bäder mit ebenerdig begehbarer (Regen-) Dusche, kontaktlos einschaltbarer Spiegelbeleuchtung mit beheiztem Spiegel gegen das Beschlagen, ein zusätzliches WC im EG, hochwertige Innenarchitektur mit tollem Verputz, neuer Treppe, freigelegte Fachwerkkunst, neue Fenster auf alt gemacht, Fußbodenheizung usw.
Der ausreichend große pool mit 1,80m Wassertiefe war angenehm temperiert, pieksauber, hatte einen elektrischen Rollladendeckel und wurde jeden Tag von unsichtbaren Heinzelmännchen geöffnet, geschlossen und gekeschert (bisle Laub, Insekten)
Den Innenhof, wo wir bis spät einen grandiosen Sternenhimmel beobachten konnten, dominiert eine riesige Kastanie, ein Bach fließt durch das Grundstück und außer dem Plätschern des Wassers und dem Quaken zahlloser Frösche hört man nachts keinen Laut. Kein Auto, nichts.
Im kleinen Dorf (20 Häuser) ist eine Epicerie, das entspricht einem kleinen Dorfladen, wo man auf Bestellung morgens frisches Baguette bekommt, Marmelade, Butter, Milch usw.
Bis dahin sind es vom Hofgut, das ich gemietet hatte, etwa 800m.
Die Vermieterin, Francine, kam nur einmal bei unserer Ankunft auf Anfrage vorbei, als wir kamen steckte der Schlüssel, im Kühlschrank standen 6 kalte Bierchen, sie hat uns begrüßt, einen schönen Aufenthalt gewünscht und ward nicht mehr gesehen. Eine schlanke, muskulöse Frau um 40, ungeschminkt attraktiv, braungebrannt und mit Händen, die Zupacken gewohnt sind.
Gemessen an all dem war der Mietpreis für das Anwesen schlicht ein Witz.
Die Umgebung ist herrlich. Einsame und weite Bergrücken der Cevennen, tief eingeschnittene Täler mit smaragdgrünen Karstflüssen, wie dem Tarn, dem Herault oder dem Tarnon. Die Gegend ist die am dünnsten besiedelte in ganz Frankreich.
Bis zur Côte d’Azur sind es auf direktem Weg 75 km, bedingt durch Corona waren sonst hoffnungslos überfüllte Strände fast menschenleer, dass man unbehelligt mit dem Motorrad auf den Sandstrand fahren kann und die Leute an der dortigen Tauchbasis sich über die Abwechslung freuen, wird eine einmalige Sache des Jahres 2020 bleiben.
Touristen haben wir dort keine angetroffen, außer 2 Belgiern auch keine ausländischen Kennzeichen gesehen.
Highlights neben den offroad-Strecken:
Der wunderschöne Sandstrand von Palavas-les-flots, der Yachthafen und die Touri-freie Altstadt von Saintes-Maries-de-la-mèr, die Camargue und die weißen Pferde, der Cirque de Navacelles, die Täler von Tarnon, Herault und Tarn, das Naturbad und die Grand Cascades der Vis nahe Ganges, kleinste Sträßchen mit Tausenden Kurven ohne Verkehr und ein grandioser nächtlicher Sternenhimmel.
Das Wetter war absolut perfekt. Eine kurze Gewitterdusche am ersten Tag auf der Anfahrt im Jura, sonst Sonne pur. Ein steter Wind, den ich auf das thermische Wechselspiel zwischen dem nahen Mittelmeer und dem Zentralmassiv, zu dem die Cevennen gehören, zurückführe, machte die Temperaturen um 27 Grad nachmittags angenehm. Die Sonne an der Côte d’Azur reichte nach einer knappen Stunde ohne Sonnenschutz für einen leichten Sonnenbrand.
Alles in allem eine perfekte WASTL.
Bilder:
Combe Laval, Vercors
Steinbrücke über den Tarnon
Innenstadt von Meyreuis
Motorräder im Garten
Erste Schnupperstrecke
An der Côte d‘Azur
Norbert ist mutig. Das Wasser hat höchstens 17 Grad
Am Strand
In der Camargue
Automuseum bei Saintes Maries de la mèr
Steinbrücke über den Tarnon
Innenstadt von Meyreuis
Motorräder im Garten
Erste Schnupperstrecke
An der Côte d‘Azur
Norbert ist mutig. Das Wasser hat höchstens 17 Grad
Am Strand
In der Camargue
Automuseum bei Saintes Maries de la mèr
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