Es geht weiter,
irgendwann mussten wir uns lösen von diesem schönen Ort und wir stiegen doch recht schweigsam auf die Motorräder, irgendwie ahnten wir das es schöner nicht werden konnte.
Und wie recht ich damit hatte zeigte sich schnell.
Obwohl wir wirklich selber Schuld daran waren.
Irgendwann kamen wir an einer Kreuzung und wir mussten uns entscheiden, auf der Seite vom ACT wurde von einem Weg ins Unbekannte gesprochen, mit losen Felsen Hand in Hand mit auf und Abstiegen gehen.
Ok, auch wenn es total unvernünftig war und vielleicht auch riskant, irgendwie konnten wir nicht anders und probierten na klar den schwereren Weg.
Warum auch nicht, umdrehen konnten wir doch immer noch.
Also nichts wie los.
Und es ging direkt richtig steil rauf und mit den losen Felsen war nicht gelogen.
Zum ersten Mal diese Woche kam ich in schwitzen.
Ich muss gestehen jetzt konnte ich nicht mehr auf Alex achten sondern kämpfte mich quasi im Alleingang über die Felsen und den Schotter.
Dass es heute Nacht geregnet hatte machte die Sache nicht einfacher.
Die Steine und den Schotter als nass und rutschig zu bezeichnen wäre noch untertrieben gewesen.
Mit Mühe und Not schaffte ich den ersten Abschnitt.
Wer das mit einer vollgeladenen GS schafft, Respekt wirklich Respekt.
Ich wartete auf einer etwas geraden Steinplatte und wäre fast gestützt da meine Stiefel auf der Platte keinen Halt finden konnten so nass und so rutschig war der Mist hier.
Und so langsam stieg in mir eine Vorahnung hoch, es wäre besser gewesen den leichteren Weg zu nehmen.
Ich konnte Alex wieder hinter mir sehen und stellte mich auf die Fußrasten und legte den zweiten Gang ein und gab Gas.
Was anderes war hier nicht machbar.
Vollgas und irgendwie die Richtung halten und irgendwie da hoch kommen.
Meine kleine Bergziege knallte über die Steine das es mir in der Seele weh tat.
Das hatte sie auf Ihrem alten Tage nicht verdient.
Obwohl die 650 hin und her schlug und sich auch des Öfteren verruchte ein zu graben schaffte ich auch diese Steigung.
Ich war ganz schön angeschlagen, das hier kostete verdammt viel Kraft.
Machte das noch Spaß!?
Froh zu sein das man nicht gestürzt war und sich die Knochen eingehauen hatte.
Alte Dämonen vom ACT Italien und dem Unfall wurden wach.
Ich stellte die Kleien ab, wieder hat sie mich hier rauf getragen ohne zu murren und ohne mich ab zu werfen.
270mm Federweg und Rallye Cross Reifen von Pirelli waren hier im Gelände ein Wort und wohl auch meine Rettung, ich nicht das ich hier sonst hoch gekommen wäre.
Aber was fehlte war das Motorgeräusch der Aprilia, verdammt wo blieb Alex!?
Ich hing den Helm an den Lenker und rannte so schnell ich konnte über den Schotter und die Steine in die Richtung wo Alex jetzt eigentlich kommen musste.
Mein Motorrad um zu drehen und hier runter fahren machte keinen Sinn, ich hoffte ich war zu Fus schneller.
Und da saß Alex vor seiner Aprilia.
Alex war gestützt und der Teufelskerl hat das Ding alleine auf gehoben.
Aber sein Blick machte mir Sorgen.
Er selber war ganz geblieben aber seine Aprilia hatte etwas Gravierendes ab bekommen.
Das linke Tauchrohr war vermutlich durch die Schläge hier auf der Piste und Schmutz plötzlich undicht geworden.
Jetzt lief das Gabelöl über die Bremse, Felge und den Reifen.
Ok das war nun wirklich Gravierend.
Das konnten wir nun wirklich nicht reparieren vor Ort.
Jetzt war guter Rat teuer, aber wir beiden hatten eine wirklich gute Gruppendynamik.
Wir besprachen in Ruhe was das Beste sei.
Hier weiter hoch machte keinen Sinn.
Alex mit dem kaputten Tauchrohr und seinen eher Straßen orientierten Reifen hatte kaum noch eine Chance hier hoch zu kommen ohne noch mehr zu stürzen bzw. das noch mehr kaputt gehen würde.
Meine Chancen standen eigentlich ganz gut den Weg fort zu setzten dank wenig Gewicht, guter Stollenreifen und gutem Federweg.
Aber alleine da weiter hoch wäre nicht ungefährlich und Spaß machte es mir auch gerade nicht und ganz alleine machte das noch viel weniger Spaß.
Also beschlossen wir gemeinsam um zu drehen und den leichteren Weg zu nehmen.
In meinem Navi stand Day 4 Easy ACT HR.
Naja das sollten wir beide doch irgendwie hin bekommen.
Ich half Alex die Aprilia um zu drehen und somit konnte er schon mal vorsichtig zurück fahren.
Netterweise wollte mir Alex helfen selber die Steigung runter zu kommen.
Alex wartete an dem Punkt wo er gestürzt war und ich lief wieder die Steigung rauf um meine Kleine zu holen.
Es war na klar anstrengend die Steigung hoch zu latschen in voller Cross Monteur.
Es fühlte sich an als ob ich nie in meinem Leben vorher Sport gemacht hatte.
Wir wäre das erst wenn ich mich gar nicht vor bereitet hätte.
Oben angekommen drehte ich die Kleine um, trotz der nur 190Kg Plus / Minus war es auf losem nassen Schotter und auf der nassen Steinplatte kein Vergnügen.
Alleine das aufsteigen war schon schwierig genug um nicht auf die Schnauze zu fallen.
Irgend wann saß ich dann ober auf der Kleinen, ich sag nur Sitzhöhe 930mm und hinten noch das Gepäck, da hieß es mit einem Bein Halt finden auf dem nassen Boden und mit dem anderen hoch das Bein und zwischen Gepäckrolle und Tank hindurch bugsieren.
Auch hier wieder 2 Gang, Lenker locker lassen und irgendwie die Richtung bestimmen.
Es mag sich doof anhören, aber ich fuhr auf nassen Steinplatten und losen nassen Schotter lieber rauf als runter.
Der zweite Gang half zwar das es nicht zu schnell ging, sorgte aber immer wieder für Momente das das Hinterrad blockieren wollte, Bremse hinten treten, allerdings nur mit Vorsicht, die Kleine suchte sich seinen Weg und trotzdem war es ein Ritt auf der Kanonenkugel die ich nicht gebraucht hätte.
Es lief trotz der ganzen Schwierigkeit eigentlich ganz gut, bis ich zu der Stelle kam wo Alex gestürzt war.
Jetzt muss man sich das mal vorstellen, schmaler Weg, die BMW sucht sich seinen Weg quasi selber, zu viel herum drehen am Lenkrad verursacht meistens einen Sturz.
Also schmaler Weg, die Aprilia auf der einen Seite Alex rief mir irgendwelche Anweisungen zu und gerade als ich aufschaute mit einem verdutzten Gesicht was Alex mir sagen wollte, flog ich samt Challenge über den Schotter.
Schön sauber mit dem Helm voraus über harte Steine die nicht nachgeben, der menschliche Körper gibt sehr wohl nach.
Und als so auf dem kalten Schotter lag, gingen bei mir alle Warnlampen an.
Was macht mein Arm, was macht meine Wirbelsäule!?
Ich rechnete mir schon aus wie lange ich den wohl wieder in Rehe gehen müsste, was meine Frau sagen würde und das schlimmste war ich würde vielleicht nie mehr mit meinem Sohn Motorrad fahren können.
Und das alles muss in Sekundenschnelle passiert sein, mir kam das vor wie tausend Minuten.
Aber es war wohl nur der große Schreck und die Erinnerung an das Erlebte, ich hatte mir nichts getan, ein bisschen brummen im Schädel, aber sonst keine Schmerzen.
Ich wollte Alex jetzt nicht mit meinen Sorgen belästigen und somit hoben wir die Kleine schnellst Möglich auf und ich bat ihn mich einfach machen zu lassen.
Bzw. mich auf meine Weise da runter fahren zu lassen.
Das war na klar überhaupt nicht böse gemeint, aber irgendwie passte das für mich überhaupt nicht auf Anweisungen zu hören, auf der Challenge zu bleiben ohne zu stürzen, die Aprilia nicht ab zu nieten.
Über Spaß konnte man schon gar nicht mehr reden.
Aber ein kleines Hindernis war noch zu bewältigen, ich hatte mir den Kupplungshebel abgebrochen.
Gott sei Dank hatte ich einen Ersatzhebel dabei.
Obwohl der ACT Kroatien als nicht besonders schwer galt, hatte ich den Hebel eingepackt.
Zu Hause hatte ich noch überlegt ob ich den aus Gewichtsgründen und der leichten Strecke überhaupt mit nehme.
Der Hebel war zwar jetzt nicht gerade schnell montiert, Werkzeug raus, aus Gewichtsgründen ganz unten in der Packtasche.
Aber alles zu machen.
Hier wäre sonst die Reise zu Ende gewesen.
Der Schalthebel musste noch gerichtet werden, gut das ich den originalen Aluhebel gegen einen Stahlhebel ersetzt habe, den konnte man nämlich noch verbeigen, Alu reist grundsätzlich ab.
Also wieder auf die Kleine drauf und wieder zweiter Gang und ab ging die wilde fahrt, nach ein paar hundert Meter gabelte sich der Weg, ich schaute runter aufs Navi und schon lag ich wieder auf der Nase.
Jetzt machte die Sache gar keinen Spaß mehr.
Ich war froh das ich meine Cross Klamoten anhatte und genau so froh war ich das Alex um die Ecke kam und er mir beim aufheben der Challenge half.
Den Rest meisterten wir beide ohne stürze und waren froh wieder auf Asphalt zu stehen.
Jetzt werden viele denken was sind das denn für Loser.
Ich glaube bei trockenem Wetter wäre das irgendwie machbar gewesen, aber bei nassem Wetter waren die Steine schon eine echte Herausforderung.
Wir waren auf jeden Fall froh das wir unten angekommen waren.
Was uns noch Sorgen bereitete war das undichte Tauchrohr von Alex seiner Aprilia.
Alles packte sein Werkzeug aus und hatte sogar einen Simmerring Reiniger dabei, das kleine rote Ding auf dem Foto.
In der Hoffnung das sich nur Schmutz zwischen Tauchrohr und Simmering gesetzt hatte.
Leider war das nicht der Fall.
Öl auf der Bremse und auf dem Reifen waren jetzt nicht gerade gesundheitsfördernd beim Motorrad fahren.
Aber was sollten wir tun, den ADAC an rufen und was dann.
Bis der hier war es Mitternacht und was sollte der bis aufs aufladen den machen.
Ich glaube nicht das eine Werkstatt gibt in den nächsten 300 Kilometern die Teile da hat ganz zu schweigen das über Garantie abwickeln konnte.
Also blieb uns nichts anderes übrig als alles ab zu putzen und dann vorsichtig weiter zu fahren.
Alex blieb die ganze Zeit die Ruhe selbst.
Ich glaube oder besser gesagt wir beide waren ein gutes Team.