Auszeit nach Hüft-OP

[Rainman67]

Eine Frage an die "alten Hasen" unter Euch mit längerer Erfahrung: nach welcher Zeit konntet Ihr Eure Hüfte wieder voll belasten? Konkret geht es mir um so Sachen wie erhöhtem Schlafen (Bett zuhause wird vorübergehend auf Pflastersteine gestellt) oder erhöhtem sitzen. Für letzteres habe ich mir bei Amazon eine 10 cm Sitzerhöhung bestellt. Für die Toilette habe ich ja eine Toilettensitzerhöhung bekommen. Aber das kann ich ja nun nicht den ganzen Rest meines Lebens so praktizieren...? Im Urlaub habe ich solche Hilfsmittel auch nicht. Vielleicht kann jemand von Euch Betroffenen dazu was sagen?

 

[Vatta]

Hallo Rainman67: Also ich fasse mal kurz ein paar Sachen zusammen, die ich noch im Kopf habe:

Ich durfte ab dem ersten Tag nach der OP die linke Seite wieder voll belasten. In der Reha habe ich schon ca. 2 Wochen nach der OP so Übungen gemacht mit Ausfallschritt. Da war nur die Überwindung im Kopf die eigentliche Hürde.

Den berühmten 90Grad-Winkel, den man anfangs nicht überschreiten sollte, habe ich nach ca. 8 Wochen komplett ignoriert. Ergo: Keine Sitzerhöhungen mehr.

Verdrehende Bewegungen oder seitlich wirkende Kräfte habe ich nach und nach gesteigert. Ganz doof fand ich immer das Anziehen der Socken, aber das war auch eher so eine Kopfsache.

Wenn alles nach Plan verläuft, wirst Du die Hilfsmittel binnen weniger Wochen nicht mehr benötigen.

Alles wird gut!

 

[John_Stiles]

Eine Frage an die "alten Hasen" unter Euch mit längerer Erfahrung: nach welcher Zeit konntet Ihr Eure Hüfte wieder voll belasten? Konkret geht es mir um so Sachen wie erhöhtem Schlafen (Bett zuhause wird vorübergehend auf Pflastersteine gestellt) oder erhöhtem sitzen. Für letzteres habe ich mir bei Amazon eine 10 cm Sitzerhöhung bestellt. Für die Toilette habe ich ja eine Toilettensitzerhöhung bekommen. Aber das kann ich ja nun nicht den ganzen Rest meines Lebens so praktizieren...? Im Urlaub habe ich solche Hilfsmittel auch nicht. Vielleicht kann jemand von Euch Betroffenen dazu was sagen?

Prinzipiell kannst du die Hüfte, nachdem du aufgewacht bist, voll belasten. Während der OP prüft der Chirurg, ob alles sitzt und stabil ist. Und sanft gehen die dabei nicht vor. Der Chirurg, der mich operiert hat, hat mir das sinngemäß auch vor der OP so gesagt. Sprich er meinte, er tackert mich erst wieder zu, wenn alles fest und stabil ist und er es eben unter Narkose geprüft hat.

Wie sehr der einzelne dann die neue Hüfte belastet, ist Kopfsache und eben wie man sich fühlt, ggf. noch Schmerzen hat etc. Aber wie gesagt, stabil und belastbar ist das Ding sofort.

Gleichwohl weiß ich nicht, ob ein Motorradforum die richtige Stelle ist, sowas zu erörtern. Da wäre wohl der behandelnde Orthopäde oder eben der Chirurg, ggf. auch der behandelnde Physio der bessere Ansprechpartner.

 

[Vatta]

Da wäre wohl der behandelnde Orthopäde oder eben der Chirurg, ggf. auch der behandelnde Physio der bessere Ansprechpartner.

Die Kennzeichnung "voll belastbar" steht übrigens auch im Arztbrief, den man für die Folgebehandlung bekommt, oder aber auch evtl. Einschränkungen werden dort ebenfalls vermerkt.

 

[hydrantenfritz]

Gleichwohl weiß ich nicht, ob ein Motorradforum die richtige Stelle ist, sowas zu erörtern. Da wäre wohl der behandelnde Orthopäde oder eben der Chirurg, ggf. auch der behandelnde Physio der bessere Ansprechpartner.

Wenn es um die Belastung geht geb ich Dir recht.

Aber grundsätzlich Erfahrungen auszutauschen über das Thema finde ich auch in einem Motorradforum gut und nimmt einigen die Angst wenn es mal soweit kommt.

 

[Pattebaer]

Wie schon geschrieben wurde, kannst Du die Hüfte theoretisch nach der OP bereits voll belasten. Da jedoch noch ein gewisser Wundschmerz vorhanden ist, wirst Du das erst Schritt für Schritt tun. Dazu ist auch die Reha da. In der Reha haben sie mich in der letzten Woche Kniebeugen mit dem operierten Bein auf einer Slackline machen lassen. Da hat es bei mir im Kopf den berühmten Klick gemacht, dass wenn so etwas geht dann geht auch der Rest.

Trotzdem solltest Du etwa ein viertel bis ein halbes Jahr mit bestimmten Bewegungen vorsichtig sein. Solange solltest Du die Sitzerhöhung verwenden. Der Grund dahinter ist, dass das Hüftgelenk durch einen Gelenksack zusammen gehalten wird und nicht unbedingt durch Sehnen. Dieser wird während der OP aufgeschnitten und das Hüftgelenk wird dann ausgekugelt. Die Bewegung beim Auskugeln beginnt quasi als wenn man ein Bein über das andere schlägt. Genau diese Bewegung soll man vermeiden bis dieser Gelenksack wieder zusammen gewachsen ist (etwa 90° nach oben und etwa 90° nach innen). Das dauert in etwa 1/4 bis 1/2 Jahr. Danach kannst Du wieder alles machen. Solange solltest Du einen Sockenanzieher verwenden, die berühmten 90° nicht überschreiten etc. Das sollten sie Dir aber im Krankenhaus und auch in der Reha mitteilen. Ich habe seit damals auch einen langen Schuhlöffel. Damit kann man Sachen aufheben, Schuhe anziehen oder Socken ausziehen. Der ist heute noch mein Freund. Den Sockenanzieher nutze ich schon seit langem nicht mehr.

Bei mir waren beide OP's immer an Weihnachten am 22. Dezember und im April habe ich mich dann wieder auf's Motorrad geschwungen. Ich habe mich aber auch daran gehalten, dass man es im ersten Jahr nicht unbedingt übertreiben soll, auch zu vermeiden schwere Sachen zu heben. Die Titanteile müssen auch erst fest wachsen. Auch das braucht ein wenig Zeit. Mein Rat für Dich nach der Reha ist, lebe ab dann ganz normal und übertreibe es einfach nicht und alles wird gut.

 

[Rainman67]

@Pattebaer : danke für Deine ausführliche Antwort, die für mich sehr, sehr hilfreich ist!

 

[Rainman67]

Wollte mich mal mit einem kurzen Zwischenbericht melden. Gestern war es genau 5 Wochen her, dass ich beide Hüftgelenke neu bekommen habe. Heute habe ich den letzten Reha-Tag und ich kann nur sagen, dass es mir schon sehr, sehr gut geht.

Ich bin schon am zweiten Tag nach der OP eigenständig auf Krücken ein paar hundert Meter gegangen. Nach einer Woche Krankenhaus konnte ich im Haus schon kurze Strecken ohne Krücken gehen. Seit 2 Wochen stehen die Krücken im Keller und ich laufe alles ohne Krücken. Mittlerweile schaffe ich schon Strecken von bis zu 4 km. Meine Frau hat zwar zur Sicherheit Wanderstöcke dabei, falls es mal nicht mehr ginge, aber bisher klappt das völlig ohne schon recht gut. Ich bin danach zwar ziemlich geschafft, aber ich denke, dass das normal ist.

Mit dem Auto fahre ich schon seit Tag 9 nach der OP. Das war eigentlich (weil SUV und E-Auto) von Anfang an völlig problemlos. Vorgestern habe ich mich mal auf meine Vespa gesetzt und wo ich schon mal drauf saß, bin ich gleich mal eine kurze Runde zum Testen gefahren. ----> kein Problem, keine Schmerzen.

Gerade eben als ich im Carport an meinen Motorrädern vorbeiging, dachte ich mir, dass ich es einfach mal vorsichtig probiere, ob ich mit dem Bein über die Sitzbank komme. Ich war total überrascht, dass das überhaupt kein Problem war. Auch das Sitzen auf dem Motorrad (egal ob auf der Z900RS oder der R1250R) war wie immer.

Im Anschluss habe ich dann noch probiert, ob ich auch auf mein Rad komme, aber das hat leider noch nicht geklappt, weil der Sattel deutlich höher ist, als bei meinen Motorrädern. Aber auch das wird bestimmt bald wieder gehen.

Jetzt reizt es mich natürlich, dass ich bei dem schönen Wetter in den nächsten Tagen mal eine kurze Tour mit dem Motorrad mache... Die Vernunft sagt nein, das Herz sagt ja...

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und guter Dinge, dass ich in zwei oder drei Monaten mehr oder weniger wieder komplett wiederhergestellt bin. Ich kann nur allen, die vor so einer OP stehen Mut machen: wenn man in der Reha gut mitarbeitet und seine Muskeln gut trainiert, dann trägt das sehr stark zu einer schnellen Heilung bei. Ich werde nach der Reha das Training an den Geräten auch in Eigenregie weiter betreiben, weil es mir sehr guttut und zu großen Fortschritten verholfen hat.

 

[Ahnungsloser]

Herzlichen Glückwunsch und weiter so.

 

[hydrantenfritz]

@Rainman67 ...
Das freut mich für Dich, und deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Ja ich machte auch "Sitzproben" nach 6 Wochen in der Garage. Gefahren bin ich aber erst nach
ca. 8/9Wochen ( bei mir hatte die Vernunft gesiegt).

Ich kann nur allen, die vor so einer OP stehen Mut machen

Jawolllll....

 

[Ahnungsloser]

Denke bitte daran, dass es bis zur kompletten Heilung ein Jahr dauert.

 

[hydrantenfritz]

Spaziergänge, Walking oder Radfahren sind nach ärztlicher Rücksprache oft schon nach 6 bis 8 Wochen möglich. Nach etwa 4 bis 6 Monaten können die meisten Menschen wieder mit belastenderen Sportarten beginnen, die mit Drehbewegungen im Hüftgelenk oder Stößen einhergehen, wie zum Beispiel Fußball, Skifahren oder Golf.

 

[dawshill]

Spaziergänge, Walking oder Radfahren sind nach ärztlicher Rücksprache oft schon nach 6 bis 8 Wochen möglich. Nach etwa 4 bis 6 Monaten können die meisten Menschen wieder mit belastenderen Sportarten beginnen, die mit Drehbewegungen im Hüftgelenk oder Stößen einhergehen, wie zum Beispiel Fußball, Skifahren oder Golf.

Meine OP war Anfang April.

Nach Reha ind Physio habe ich mich Mitte Juni auf die GS gewagt und war froh alles auf mich genommen zu haben und endlich wieder "Normalität" zu leben.

Man muss die ersten postoperativen 1, 2 Monate schon vorsichtig sein und die Hinweise der Ärzte und Therapeuten ernst nehmen.

Bei allem ist die größte Hürde im Kopf.
Hinzu kommt die Bewältigung der vorher sich angeeigneten Schonhaltung - nicht immer ganz so einfach.

Aber es lohnt sich!!!

 

[hydrantenfritz]

Absolut richtig.

 

[dawshill]

Wie schon geschrieben wurde, kannst Du die Hüfte theoretisch nach der OP bereits voll belasten. Da jedoch noch ein gewisser Wundschmerz vorhanden ist, wirst Du das erst Schritt für Schritt tun. Dazu ist auch die Reha da. In der Reha haben sie mich in der letzten Woche Kniebeugen mit dem operierten Bein auf einer Slackline machen lassen. Da hat es bei mir im Kopf den berühmten Klick gemacht, dass wenn so etwas geht dann geht auch der Rest.

Trotzdem solltest Du etwa ein viertel bis ein halbes Jahr mit bestimmten Bewegungen vorsichtig sein. Solange solltest Du die Sitzerhöhung verwenden. Der Grund dahinter ist, dass das Hüftgelenk durch einen Gelenksack zusammen gehalten wird und nicht unbedingt durch Sehnen. Dieser wird während der OP aufgeschnitten und das Hüftgelenk wird dann ausgekugelt. Die Bewegung beim Auskugeln beginnt quasi als wenn man ein Bein über das andere schlägt. Genau diese Bewegung soll man vermeiden bis dieser Gelenksack wieder zusammen gewachsen ist (etwa 90° nach oben und etwa 90° nach innen). Das dauert in etwa 1/4 bis 1/2 Jahr. Danach kannst Du wieder alles machen. Solange solltest Du einen Sockenanzieher verwenden, die berühmten 90° nicht überschreiten etc. Das sollten sie Dir aber im Krankenhaus und auch in der Reha mitteilen. Ich habe seit damals auch einen langen Schuhlöffel. Damit kann man Sachen aufheben, Schuhe anziehen oder Socken ausziehen. Der ist heute noch mein Freund. Den Sockenanzieher nutze ich schon seit langem nicht mehr.

Bei mir waren beide OP's immer an Weihnachten am 22. Dezember und im April habe ich mich dann wieder auf's Motorrad geschwungen. Ich habe mich aber auch daran gehalten, dass man es im ersten Jahr nicht unbedingt übertreiben soll, auch zu vermeiden schwere Sachen zu heben. Die Titanteile müssen auch erst fest wachsen. Auch das braucht ein wenig Zeit. Mein Rat für Dich nach der Reha ist, lebe ab dann ganz normal und übertreibe es einfach nicht und alles wird gut.

Nach der Reha fängt die "Normalität" an.

Hauptgrund für eine noch anfangs überaus wichtige Vorsicht ist hauptsächlich das noch eine kleine Weile nicht abgeschlossene "Verwachsen" der Gelenkpfanne im Knochenmaterial.

Die Gelenkpfanne sieht außen aus wie eine grobe Schruppfeile, deren "Berge und Täler" mit dem Knochenmaterial erst richtig und fest verwachsen müssen.

In dieser Phase kann man, wenn man auf die Ratschläge und Hinweise pfeift, sich rasch ein gewaltiges Eigentor schießen.

 

[Rainman67]

Bald sind 4 Monate vergangen, seit ich meine künstlichen Hüftgelenke bekommen habe. Anfang März (das war eineinhalb Monate nach der OP, siehe oben) hatte ich ja geschrieben, dass es mich jucken würde, aufs Motorrad zu steigen. Und es kam, wie es kommen musste. 2 Tage später machte ich dann die erste (nicht allzu lange) Ausfahrt. Das ging ziemlich gut und fast ohne Schmerzen, sodass ich in den folgenden Tagen immer öfter und immer länger fahren konnte. 3 Monate nach der OP bin ich dann sogar eine 550 km Tour gefahren, ohne dass ich danach irgendwelche Schmerzen hatte.

Zeitgleich mit den ersten Versuchen auf dem Motorrad bin ich auch wieder aufs Rad gestiegen. Allerdings habe ich mein bisheriges Fahrrad verkauft und mir einen Tiefeinsteiger gekauft. Ging von Anfang an super und ich fahre sehr viel damit, was dem weiteren Aufbau meiner Muskulatur auch sehr zuträglich ist.

Heute kann ich mehr oder weniger wieder alles machen, was ich vorher (als meine Hüften noch gesund waren) auch machen konnte. Ich kann mich tief bücken, den Toilettensitz und andere Hilfsmittel brauche ich längst nicht mehr und ich kann mein Leben wieder so wie vorher führen, wofür ich wirklich sehr dankbar bin.

In diesem Sinne - Euch allen weiterhin eine tolle, unfallfreie Saison und danke auch für die vielen Tipps und die Unterstützung, die ich hier bekommen habe!

 

[dawshill]

Bald sind 4 Monate vergangen, seit ich meine künstlichen Hüftgelenke bekommen habe. Anfang März (das war eineinhalb Monate nach der OP, siehe oben) hatte ich ja geschrieben, dass es mich jucken würde, aufs Motorrad zu steigen. Und es kam, wie es kommen musste. 2 Tage später machte ich dann die erste (nicht allzu lange) Ausfahrt. Das ging ziemlich gut und fast ohne Schmerzen, sodass ich in den folgenden Tagen immer öfter und immer länger fahren konnte. 3 Monate nach der OP bin ich dann sogar eine 550 km Tour gefahren, ohne dass ich danach irgendwelche Schmerzen hatte.

Zeitgleich mit den ersten Versuchen auf dem Motorrad bin ich auch wieder aufs Rad gestiegen. Allerdings habe ich mein bisheriges Fahrrad verkauft und mir einen Tiefeinsteiger gekauft. Ging von Anfang an super und ich fahre sehr viel damit, was dem weiteren Aufbau meiner Muskulatur auch sehr zuträglich ist.

Heute kann ich mehr oder weniger wieder alles machen, was ich vorher (als meine Hüften noch gesund waren) auch machen konnte. Ich kann mich tief bücken, den Toilettensitz und andere Hilfsmittel brauche ich längst nicht mehr und ich kann mein Leben wieder so wie vorher führen, wofür ich wirklich sehr dankbar bin.

In diesem Sinne - Euch allen weiterhin eine tolle, unfallfreie Saison und danke auch für die vielen Tipps und die Unterstützung, die ich hier bekommen habe!

Prima.

Es haben sich all die Mühen und die Erschwernisse gelohnt. Kann alles bestätigen.

Allzeit gute Fahrt!