Nach reichlich Kritik von meiner Seite muss ich jetzt auch mal eine navigationstechnische Lanze für den CRN brechen. Vorausgeschickt sei, dass ich mein Sena SRL 3 komplett vom CRN (und TFT) entkoppelt habe. Navigationsansagen nutzte ich auf dem Motorrad ohnehin noch nie und Musik zu hören ist wegen der schlechten Klanqualität des CRN ohnehin eine akustische Zumutung. Siri versteht inzwischen recht zuverlässig was ich von ihr will. So kann meine Aufmerksamkeit uneingeschränkt auf der Straße bleiben, während ich jemanden anrufe bzw. einen bestimmten Radiosender oder Musik hören möchte.
Ich kam die Tage von einer dreiwöchigen Tour (insgesamt 4.600km) aus den französischen (See- und Hoch-) Alpen zurück. Etappenweise habe ich den CRN (mit wenigen gesetzten Wegpunkten) schon bei der Hinfahrt machen lassen, da die Wetterlage meine ursprüngliche Reiseplanung zu spontanen Korrekturen zwang. Die Streckenauswahl des CRN war immer gut bis sehr gut.
Auch die Umgehung von Stadtzentren beherrschte der CRN zu meiner Zufriedenheit. Vor allem hat mich aber die Zuverlässigkeit der Verkehrsinformationen beeindruckt. Vorbei die Zeit, als man auf langen Tagestouren mit der Zeit im Nacken mal wieder vor dem Schild einer gesperrten Straße stand. Außerdem wurde das verkehrsbezogene Routing permanent aktualisiert. Auf dem Heimweg über Stuttgart hat er mich an einem Megastau auf der A81 vorbeigelotst, den ich beim gelegentlichen Rauszoomen noch gar nicht auf Schirm hatte.
Nur einmal hat der CRN versagt: Da war ein Tunnel bei Cesana Torinese gesperrt, nahe der italienisch französischen Grenze. Der CRN wollte mich partout auf einem 140km langen Umweg zum nächsten Grenzübergang lotsen. Eine Überprüfung der Sachlage auf Google Maps ergab, dass der Tunnel tatsächlich gesperrt war, es aber eine Umleitung durch den benachbarten Ort gab. So war es letztlich auch. Ein uneingeschränkter Verlass auf CRN wäre in dem Fall ein großer Fehler gewesen. Doch insgesamt betrachtet waren die Verkehrsinformationen des CRN auf einem sehr zuverlässigen Niveau. Selbst in der französischen Provinz gab es kaum eine Baustelle, die er nicht anzeigte. Das hatte mein Navi VI bei weitem nicht drauf. Dessen Verkehrsinfos waren gewöhnlich komplett für die Tonne.
Früher habe ich schon Wochen oder Monate vorher schon auf dem PC meine Reiserouten geplant. Doch die Erfahrungen unterwegs lehrten mich über die Jahre, dass man auf diese Weise leicht ein Opfer seiner eigenen Planung werden kann. Deshalb ist es schon lange wichtig für mich, am Vorabend die Tour des nächsten Tages nach Wetter, POI, Lust und Laune zu planen. Gewöhnlich sitze ich mit meinen Reiseunterlagen und Tablet in einem Restaurant, buche mir das Hotel für den kommenden Tag und tackere die relevanten Wegpunkte in der BMW-App auf die zu fahrende Strecke. Am nächsten Morgen rufe ich die gespeicherte Tour am CRN auf und los gehts. Die Synchronisation hat immer zuverlässig geklappt. Gelegentlich plane ich auch auch mal Routen über Kurviger oder TomTom direkt am iPad mit Export der gpx. Funktionierte auch tadellos, sofern man weiß worauf es dabei ankommt. Aber auch via BMW App komme ich sehr gut klar, sofern die wesentlichen Eckpunkte meiner Tour stehen. Lediglich, dass einem die Nordrichtung der Karte beim manuellen Wegpunktsetzen so leicht verrutscht ist nervig.
Bei aller Kritik am CRN meinerseits wollte ich diese positive Erfahrung nicht verschweigen. Wenn BMW wirklich mit dem nächsten Update noch ein paar bestehende Bugs beheben und einige fehlende Features implementieren sollte (sowie endlich das Problem mit dem unterirdischen Sound löst), ist der CRN für meine Bedürfnisse eine gute Wahl. Das ändert allerdings nichts an der miserablen Transparenz und Kommunikation seitens BMW rund um den CRN.