Vorerst herzlichen Dank für die nette Begrüßung!
"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen" lautet ein altbekanntes Sprichwort. Wie man auch etwas erzählen kann, ohne eine Reise gemacht zu haben, möchte ich als "Einstieg" in das Forum näher erläutern. Vielleicht bringt es einige zum Schmunzen; vielleicht auch dazu, selbst über kleinere und größere "Hoppalas" im Zusammenhang mit dem Mopedfahren zu berichten.
An sich in Wien wohnhaft, besitze ich in Kärten seit ein paar Jahren eine Wohnung, die sich natürlich in der schönen Jahreszeit als Stützpunkt für Mopedausflüge geradezu anbietet. Kurz nach dem Kauf der Wohnung plante ich noch während der letzen Renovierungsarbeiten mit meinem damals 13- jährigen Sohn (meine Frau und mein zweiter Sohne waren in Wien) für den nächsten Tag eine Tour auf den Großglockner.
Der Wetterbericht versprach herrliche Bedingungen und da wir - um dem Touristenansturm im Sommer zu entgehen - relativ zeitig aufbrechen wollten, schickte ich meinen Sohn daher auch bald ins Bett. Ich selbst genoss neben der Vorfreude noch ein paar Gläser guten Weines und wollte gegen 1 Uhr ebenfalls zu Bett gehen.
Mehr aus Routine suchte ich vorher noch das WC auf, betrat es durch die offene Tür, gab dieser, ebenso aus Routine, einen Stoß und sie fiel, nicht weiter verwunderlich, zu. Noch in derselben Sekunde beschlich mich ein unangenehmes Gefühl. Wieso war die Tür eigentlich offen gewesen? Mit unheilvollem Instinkt wandte ich den Blick zur Tür und stellte fest, dass sie tatsächlich ins Schloss gefallen war. Und ich stellte noch etwas fest: Es war keine Türschnalle dran!
Wie Sterbenden kurz vor ihrem Tod ihr ganzes Leben in Sekundenbruchteilen ablaufen soll, lief bei mir in derselben Geschwindigkeit etwas anders ab. Nämlich die Situation in der ich mich befand und welche Auswirkungen diese haben könnten, und letztlich auch haben sollten.
Eine erste Lagebeurteilung war keinesfalls berauschend. Die Handwerker hatten im Zuge der Renovierungsarbeiten auch alle Türbeschläge samt den Schnallen gegen neue ausgetauscht. Nur bei der WC-Tür gab es, wie mir siedend heiß einfiel, Probleme. Sie passten nicht und konnten demnach auch nicht getauscht werden. Anstatt die alten Schnallen wieder zu montieren, ließen sie die Tür, wie ich feststellen musste, inzwischen einfach offen.
Was sollte ich tun? Schreien? An die Tür hämmern? Mein Sohn schlief am anderen Ende der Wohnung. Und wenn er schlief, schlief er fest! Früher wären wohl alle Nachbarn aufgewacht! Nur: es war mitten in der Nacht! Die Arbeiten in der Wohnung waren notgedrungen ohnehin mit Lärmbelästigungen verbunden gewesen und wir hatten uns kurz vor Beendigung derselben bei den Nachbarn für deren Verständnis bedankt.
Auch abseits jedweder moralischer Bedenken: Was hätten die Nachbarn tun können, auch wenn ich ihnen schreiend durch 2 geschlossene Türen meine Lage erklärt hätte? Zweifellos hätten sie sich alle auf dem Gang vor der Eingangstür versammelt und sich krumm gelacht. Selbst wenn sie gewollt hätten, wäre keine sofortige Hilfe möglich gewesen. Die Hausmeisterin besaß zwar einen Zweitschlüssel zur Wohnung aber das nützte insofern wenig, als mein Schlüssel von innen steckte! Ein Nachsperren des Schlosses war genauso schlecht bis gar nicht möglich, weil an der Einganstür ein funkelnagelneues Sicherheitsschloss prangte.
Hätten sie die Feuerwehr verständigen sollen und wenn ja, was hätte die machen können? Die Türe aufbrechen oder um 1 Uhr mit der Drehleiter vor dem Balkon auffahren und anschließend die Glastür demolieren?
Schon alleine aus Stolz war mir bald klar, dass ich die Situation alleine bereinigen musste. Nur wie? Kein Handy (wer nimmt schon eines aufs WC mit?), keine Uhr und nicht mal Zigaretten! Sämtlich Versuche, nur irgend etwas als Werkzeug verwenden oder missbrauchen zu können schlugen fehl. Selbst den Metallständer für die Klobürste zerlegte ich so gut es ging in alle Einzelteile. Es war alles vergeblich.
Irgendwann reifte mein immer größer werdendes Selbstmitleid zu der Gewissheit, die restliche Nacht auf dem "stillen Örtchen", welches für mich zusätzlich schlagartig zum "einsamsten Örtchen" der Welt geworden war, verbringen zu müssen. Meine Versuche, es mir so "bequem" als nur möglich zu machen wurden durch den Umstand verschärft, dass der Raum relativ klein ist und ich auch nicht ausgestreckt auf dem Boden schlafen konnte. Alle Versuche, mich irgendwie auszustrecken führten in kürzester Zeit zu Verkrampfungen.
Was blieb war, der scharfsinnige Leser wird es erraten, die sitzende Position. Das Kinn dabei abwechselnd auf den linken oder rechten Arm gestützt dämmerte ich vor mich hin, bis mir der Morgen entgegen dämmerte.
Irgendwann hörte ich dann die Schritte meines Sohnes, der putzmunter gegen 7 Uhr aufgestanden war. Meinem Ersuchen, doch die Türschnalle zu suchen, die sich irgendwo in der Wohnung befinden musste, gab ich einen betont lockeren Anstrich. Nachdem er mich befreit und ich erzählte hatte, wie lange ich schon todesmutig ausharren musste, brach er in schallendes Gelächter aus.
Schließlich versuchte ich meinen Sohn davon zu überzeugen, dass es so etwas wie "Geheimnisse unter Männern" gäbe. Die geplante Tour fiel natürlich ins Wasser bzw. ins Wasserbett und kurz vor dem Einschlafen konnte ich meinen Sohn hören, wie er am Telefon prustend meiner Frau seine Heldentat in allen Einzelheiten schilderte.
NickKnatterton