Neue/aktuelle Regeln beim Autobahn durchschlängeln in Frankreich (und anderen Ländern AT, DE, NL, IT)

Diskutiere Neue/aktuelle Regeln beim Autobahn durchschlängeln in Frankreich (und anderen Ländern AT, DE, NL, IT) im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; Das Problem ist: du kannst nicht darauf vertrauen. Ichbkenne viele aktive und ehemalige Kollegen, die das entspannt sehen. Aber auch nicht...
sigmali

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Ich kenne einige Polizisten, die das Durchschlängeln nicht ahnden würden. Bzw. keinen, der es ahnden würde, weil sie auf Anhieb erkennen, dass es sich um eine unsinnige Regelung handelt. Ich hoffe, es werden noch mehr.

Kann auch nur jeden ermuntern, bei Veranstaltungen, bei denen das Auge des Gesetzes anwesend ist, mit denen einmal zu sprechen, ihr werdet erstaunt sein, wie gut die in allen Themen sind. Die wissen auch, dass ihre politischen Dienstherrn oft Schw........ sind.

Nur so nebenbei bemerkt, bei vielen meiner Einsatzfahrten zu Unfällen auf Autobahnen, bin ich noch nie von einem Motorradfahrer behindert worden. Vermutung, nicht weil Motorradfahrer besonders schlau sind, sondern, weil sie in keiner Rettungsgasse ein Problem darstellten. Über die anderen könnten meine Kollegen und ich ein Buch schreiben.
Das Problem ist: du kannst nicht darauf vertrauen. Ichbkenne viele aktive und ehemalige Kollegen, die das entspannt sehen. Aber auch nicht wenige, die anders ticken.

Vor wenigen Tagen habe ich hier eine Pressemitteilung der Polizei Ulm eingestellt. Dort wurde die Sanktion von einem Motorradfahrer für die Medien veröffentlicht und explizit erwähnt, dass der am Ende "einsichtig" war.

Ginge es nur um ein Verwarngeld: Schwamm drüber. Aber Punkte in Flensburg nach 50 Jahren punktefreiheit? Da kommen mir einfach auch andere Gedanken.
 
sigmali

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netzwerg

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Die Mär vom Fahrtenbuch. So schnell zieht ein Richter diese Karte nicht, da musst du schon ein auffälliger Kunde sein.
Zumal es heute Fahrtenbücher als App gibt, die vom Finanzamt / Amt akzeptiert werden.
Nutze ich selber, da für mich derzeit billiger als mit 1% Regel. Habe ein Bluetooth Dongle am OBD2 Port was den Kilometerstand aufs Handy überträgt, den Rest (Abfahrtsort / Zielort / Datum /Zeit) macht die App. 1x in der Woche muss ich zuordnen, welche Fahrten beruflich und welche privat waren.

Die Zeiten von nervigen Papierfahrtenbüchern sind vorbei.
 
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dawshill

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Hier nochmal für diejenigen, die auf Nachsicht hoffen. Auf den Autobahnen um Ulm braucht man nicht hoffen. Ob das individuelle Entscheidungen einzelner Beamter sind, oder die vorgegebene Einschreitlinie, weiß ich nicht.

POL-UL: (GP) Gruibingen/A8 - Motorradfahrer auf Standstreifen unterwegs / Am Donnerstag fuhr ein 61-Jährgier mit seinem Bike auf dem Pannenstreifen bei Gruibingen. Dadurch handelte er sich eine Anzeige ein.
Ich teile sigmali's "Strategie" - es wird sich, da keine Lobby im Spiel, erst etwas ändern wenn man eine breite 'Betroffenheit' und damit ein Verständnis hervorruft, die das Losbrechmoment überwindet und dann eine tatsächliche Änderung anstößt.

Bei den von mir weiter oben geschilderten Superstau bei glühender Hitze hätte ich mich besser auf den Standstreifen gestellt und damit jedem bewusst gemacht dass es mir schlecht geht und dass es schlimm hätte ausgehen können.
 
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sigmali

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Wenn die Autobahnpolizei öfter solche havarierte überhitzte Motorradfahrer auf den Standstreifen aufnehmen und mit Blaulicht durch die Rettungsgasse bis zur nächsten Ausfahrt lotsen müsste, könnte es in manchen (Entscheider-)Köpfen vielleicht zu einem Umdenken kommen. Die Hoffnung stirbt zu letzt.
 
teileklaus

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Hier hat einer bei Ulm die kostengünstigere Variante gewählt. Ein Ulmer Polizist hate eher weniger Verständnis für die Probleme der Motorradfahrer.
Für mich ein weiteres Zeichen, dass ich in Deutschland die Autobahnen mit dem Motorrad meide, wenn es nur irgendwie geht. Zum Glück brauche ich nur 2 Std. Landstraßen bis zur französichen Grenze.
Kacke ist es, wenn ich in den Norden will.

Vielleicht sollten mal größere Gruppen Motorradfahrer an heißen Tagen bei Stop and go sanft umfallen und ohnmächtig/dehydriert liegen bleiben bis Rotes Kreuz zur Erstversorgung und Polizei zur Absicherung

vor Ort sind. Natürlich nicht in den sozialen Medien angekündigt. Soll ja nicht so abgesprochen sein. :biggrin: :lalala:

Das ein paar Mal quer durch Deutschland - das könnte u.U. schnell eine neue Diskussion anstoßen.
Hier der Polizeibericht.

Polizei Ulm 2.5.25
dann wird in D eher das Motoradfahren bei über 28 Grad C auf der BAB verboten..
 
sigmali

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Ich habe mir jetzt (vermutlich die vergebliche) Mühe gemacht und ein gleichlautendes Schreiben jeweils per email abgeschickt an das Bundesministerium für Verkehr, an den Industrieverband Motorrad (IVM), den Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), den ADAC, den Stuttgarter Motorpresseverlag und den Tourenfahrer. 😂
Lediglich den Schlusssatz habe ich jeweils an den Adressat angepasst unterschiedlich formuliert.

Wir können klagen und jammern, oder aber immer wieder bohren und argumentieren. Man kann einen Kampf verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Hier mein Text (z.B. an den ADAC):

Sehr geehrte Damen und Herren,
ein jüngst von der Polizei Ulm eingestellter Presseeintrag veranlasst mich zu diesem Schreiben.

POL-UL: (GP) Gruibingen/A8 - Motorradfahrer auf Standstreifen unterwegs / Am Donnerstag fuhr ein 61-Jährgier mit seinem Bike auf dem Pannenstreifen bei Gruibingen. Dadurch handelte er sich eine Anzeige ein.

Demnach wurde ein 61-jähriger Motorradfahrer sanktioniert, als er einen Stau auf der Standspur passieren (rechtlich: überholen) wollte. Seine Erklärung, dass er Sorge vor Überhitzung in der Motorradkleidung hatte, wurde nicht akzeptiert. Konsequenz: Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg.

Beim Lesen dieses Berichts kam mir die jüngst in den Medien veröffentlichte Neuerung in Frankreich in Erinnerung. Dort wird für Einspurfahrzeuge das Befahren der Rettungsgasse unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Durchschlängeln mit dem Motorrad: Wann es in Frankreich erlaubt ist

In Deutschland war das in der Vergangenheit zwar nicht erlaubt, aber gängige Praxis. Sofern sich alle Beteiligten vernünftig verhielten, blieb es nach meiner Kenntnis ohne Probleme. Die meisten Auto-/Lkw-Fahrer hatten Verständnis und erschwerten es nicht unnötig. Wenn Rettungsfahrzeuge die Gasse benutzen wollten, war es für ein Motorrad noch nie ein Problem, sich zw. zwei ohnehin STEHENDE Fahrzeuge einzugliedern.

Seitdem Ministerium/Gesetzgeber und Medien die Rettungsgasse thematisierten/priorisierten und die Sanktionsmaßnahmen (1 Monat Fahrverbot) verschärften, entstand m.E. ein nun größer werdendes Problem.

Die Überwachungsorgane sind seither noch stärker fixiert (incl. gezielte Aktionen, die von Führungskräften oder Ministerien angeordnet werden).

Die Lkw- und Autofahrer haben weniger als bisher oder gar kein Verständnis für die Probleme der Motorradfahren, blockieren nun eher oder betätigen sich als Hilfskräfte der Überwachung und Anzeigenerstattung (Handy).

Das führt dazu, dass Motorradfahrer derzeit auf das geringer sanktionierte „Fahren auf der Standspur“ ausweichen. Was bei Dritten noch schneller für Aufmerksamkeit und Verärgerung sorgt. Dem Miteinander (Früherer Slogan: „Hallo Partner – Danke schön“) im Straßenverkehr ist dies nicht zuträglich.

Es bleibt aktuell für Motorradfahrer nur, die vielfältigen Probleme dieses Fortbewegungsmittel auf den deutschen staugeplagten Autobahnen zu akzeptieren.

  • Normgerechte vollständige Schutzkleidung (Handschuhe, Stiefel, Anzug, Helm- möglichst Integral-) führt bei fehlender Fahrt zu Überhitzung/Dehydrierung, im Extremfall zu Schwindel und Ohnmacht. Autofahrer in leichter Sommerkleidung (i.d.R. mit Klimaanlagen, ggf. zu öffnenden Seitenscheiben und der Möglichkeit, WÄHREND der Fahrt zu trinken) haben dieses Problem nicht.
  • Bei Starkregen oder Gewitter ändern sich zwar die Schwierigkeiten, werden aber bei Stop-and-go nicht geringer.
  • Fehlende Kreiselkräfte führen zu Instabilität bei Schritttempo. In der Freizeit mit dem Fahrrad fahrenden Autofahrern müsste dieses Problem eigentlich bekannt sein. Sie nehmen deshalb in Städten die Mobilitätsvorteile ihres Fahrrads völlig selbstverständlich in Anspruch und reagieren mit Unverständnis, wenn andere Autofahrer dies nicht akzeptieren. Sie wären niemals bereit oder körperlich dazu in der Lage, über lange Strecken ständig anzuhalten, neu zu starten und mit Schritttempo zu fahren. Vollbeladene Motorräder mit Sozia und Urlaubsgepäck erreichen oder überschreiten aber schnell die 500 kg-Grenze. Es erfordert eine erhöhte Kraftanstrengung für den Fahrer, diese Kombination über längere Strecken im Stop-and-go zu bewegen. Was zu einer noch schnelleren Ermüdung oder Überforderung des Fahrers führt.
  • Ständiges Schritttempo mit z.T. schleifender Kupplung (völliges Auskuppeln führt zu einem zu hohen Tempo) sowie wiederholtes erneutes Anfahren führt zur Überlastung der Kupplungshand und zu Krämpfen, die ein sicheres Führen des Motorrads ggf. verhindert. Autofahrern (in der Mehrzahl mit Automatikgetriebe) ist diese Problematik nicht (mehr) bewusst.
Die meisten Motorradfahrer meiden ohnehin Autobahnen so gut es geht. Wenn, dann handelt es sich häufig um Urlaubreisen, bei denen sie aus unterschiedlichsten Gründen gezwungen sind, vollbeladen über lange Autobahnstrecken zu fahren, da die Alternative über Bundes- und Landstraßen mit Durchfahren vieler Städte zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Motorräder sind deshalb nicht das auslösende Problem in der Entstehung der Staus. Das sind die zu vielen Autos, Lkws und sonstige Mehrspurfahrzeuge auf einem zunehmend überlasteten und stark verschlissenen Autobahnnetz.

Motorräder wären eher die Lösung für diese Stauprobleme auf Autobahnen. Jeder, der dort mit einem Motorrad fährt, hat i.d.R. auch einen Pkw zu Hause als Alternative, den er hat stehen lassen. Sein Motorrad ist ein Beitrag für eine Entlastung.

Sollte ich künftig gezwungen sein, für eine Urlaubsreise mit dem Motorrad längere Autobahnstrecken in Deutschland einplanen zu müssen, werde ich deshalb den Platz für 2 Pkw in Anspruch nehmen müssen, indem ich hinter meinem Pkw mit Automatik, Klimaanlage, ACC meinen großen Anhänger hinter mit herziehe, Tempo 80 einstelle, Musik höre, Getränke zu mir nehme und mein Motorrad so durch zig Staus bis zum Zielort transportiere. Dass ich dabei auch mehr Treibstoff verbrauche und Abgase produziere, sowie das Straßenüberlastungsproblem verschärfe, nehme ich in Kauf. Meine Ehefrau kann bequem auf dem Beifahrersitz entspannen, anstatt mit den gleichen oben aufgezählten Erschwernissen auf dem Sozius zu sitzen. Wenn meinem Beispiel immer mehr Motorradfahrer folgen, führt das zu einer weiteren Mehrbelastung auf unseren ohnehin überlasteten Autobahnen.

Vor Jahren ging ein Aufschrei unter den Experten los, als man Radfahrern innerorts erlaubte, rechts an stehenden Fahrzeugen vorbei bis nach vorne zur roten Ampel vorzufahren. Man befürchtete, dass sie dort in großer Anzahl von abbiegenden Lkw-Fahrern übersehen und überrollt werden. Dies ist meines Wissens so nicht eingetreten. Ich vermute, eine große Rolle spielte es, dass diese Neuerung in den Medien ausführlich mitgeteilt und diskutiert wurde. Die Lkw-Fahrer wussten es deshalb und haben sich darauf eingestellt. Technische Hilfsmittel wie zusätzliche Spiegel/Kameras dürften ebenfalls dazu beigetragen haben.

Ich würde mir deshalb wünschen: Freigabe der Rettungsgasse -notfalls für 1 Jahr zur Probe- für Einspurfahrzeuge und schauen, welche Erfahrungen man damit gemacht hat. Dies in allen Medien publizieren. Vor allem aber: die Gründe für diese Entscheidung deutlich publizieren. Dann wird es von Auto-/Lkw-Fahrern akzeptiert, sie stellen sich darauf ein und reagieren weniger ablehnend oder aggressiv.

Ich wünsche mir nicht, dass es -auch im Hinblick auf die zunehmend heißer werdenden Sommer Dank des Klimawandels- zu folgenden Szenarien kommt.

Motorradfahrer bleiben ordnungsgemäß in Staus, machen das u.U. über viele Kilometer mit, überhitzen/dehydrieren und werden schwindelig oder verunglücken deshalb.

Oder aber, sie fahren auf die Standspur, setzen/legen sich dort wegen ihres Zustands ab. Sie nehmen die Helme ab, um den Hitzestau aufzulösen. Ähnliches mit Motorradjacken und Handschuhen. Schaulustige sind abgelenkt und verursachen weitere stauverursachende Auffahrunfälle. Am Ende werden dann Rettungskräfte durch Motorradfahrer oder vorbeifahrende Autofahrer verständigt und beschäftigt. Und die Polizei muss ggf. geschwächte Motorradfahrer mit Blaulicht durch die Rettungsgasse zur nächsten Ausfahrt begleiten.

Ich würde mir wünschen, dass Gesetzgebung, Justiz und andere Fahrzeugführer etwas mehr Gelassenheit und Nachsicht walten lassen und für eine partnerschaftliche Lösung auf unseren Straßen sorgen. In anderen (vor allem Heiß-)-Ländern funktioniert das doch auch.

Sie als einer der maßgeblichsten Interessenvertreter i.S. Straßenverkehr, der auch Stauberater auf Motorrädern einsetzt, dürfte mit den Problemen vertraut sein und hat evtl. die nötige Argumentationskraft gegenüber Ministerium/Justiz aber auch den vielen Autofahrern auf unseren Straßen.
 
Marebalticum

Marebalticum

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Falls das so klang, ich hoffe nicht auf einen einsichtigen oder besonders intelligenten Polizisten. Ich fahre in diesem "Shit old Germany" schlichtweg nicht durch die Rettungsgasse, sondern nutze, wie schon immer, den Standstreifen. Tut mir leid, aber ich muss das so direkt sagen, das fahrlässige oder bewusst idiotische Verhalten der Autofahrer im Stau ist mir einfach zu gefährlich.

Da ich Autobahnen meide wie der Teufel das Weihwasser und sie nur im absoluten Notfall benutze, ist das für mich die pragmatischere Lösung. Wenn mir irgendwo eine Betriebsausfahrt unterkommt, nehme ich selbstverständlich lieber die, habe beides schon praktiziert. Einziger Nachteil am Standstreifen, dort liegt oft eine Menge reifenmordendes Zeug herum.
 
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dawshill

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Ich habe mir jetzt (vermutlich die vergebliche) Mühe gemacht und ein gleichlautendes Schreiben jeweils per email abgeschickt an das Bundesministerium für Verkehr, an den Industrieverband Motorrad (IVM), den Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), den ADAC, den Stuttgarter Motorpresseverlag und den Tourenfahrer. 😂
Lediglich den Schlusssatz habe ich jeweils an den Adressat angepasst unterschiedlich formuliert.

Wir können klagen und jammern, oder aber immer wieder bohren und argumentieren. Man kann einen Kampf verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Hier mein Text (z.B. an den ADAC):

Sehr geehrte Damen und Herren,
ein jüngst von der Polizei Ulm eingestellter Presseeintrag veranlasst mich zu diesem Schreiben.

POL-UL: (GP) Gruibingen/A8 - Motorradfahrer auf Standstreifen unterwegs / Am Donnerstag fuhr ein 61-Jährgier mit seinem Bike auf dem Pannenstreifen bei Gruibingen. Dadurch handelte er sich eine Anzeige ein.

Demnach wurde ein 61-jähriger Motorradfahrer sanktioniert, als er einen Stau auf der Standspur passieren (rechtlich: überholen) wollte. Seine Erklärung, dass er Sorge vor Überhitzung in der Motorradkleidung hatte, wurde nicht akzeptiert. Konsequenz: Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg.

Beim Lesen dieses Berichts kam mir die jüngst in den Medien veröffentlichte Neuerung in Frankreich in Erinnerung. Dort wird für Einspurfahrzeuge das Befahren der Rettungsgasse unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Durchschlängeln mit dem Motorrad: Wann es in Frankreich erlaubt ist

In Deutschland war das in der Vergangenheit zwar nicht erlaubt, aber gängige Praxis. Sofern sich alle Beteiligten vernünftig verhielten, blieb es nach meiner Kenntnis ohne Probleme. Die meisten Auto-/Lkw-Fahrer hatten Verständnis und erschwerten es nicht unnötig. Wenn Rettungsfahrzeuge die Gasse benutzen wollten, war es für ein Motorrad noch nie ein Problem, sich zw. zwei ohnehin STEHENDE Fahrzeuge einzugliedern.

Seitdem Ministerium/Gesetzgeber und Medien die Rettungsgasse thematisierten/priorisierten und die Sanktionsmaßnahmen (1 Monat Fahrverbot) verschärften, entstand m.E. ein nun größer werdendes Problem.

Die Überwachungsorgane sind seither noch stärker fixiert (incl. gezielte Aktionen, die von Führungskräften oder Ministerien angeordnet werden).

Die Lkw- und Autofahrer haben weniger als bisher oder gar kein Verständnis für die Probleme der Motorradfahren, blockieren nun eher oder betätigen sich als Hilfskräfte der Überwachung und Anzeigenerstattung (Handy).

Das führt dazu, dass Motorradfahrer derzeit auf das geringer sanktionierte „Fahren auf der Standspur“ ausweichen. Was bei Dritten noch schneller für Aufmerksamkeit und Verärgerung sorgt. Dem Miteinander (Früherer Slogan: „Hallo Partner – Danke schön“) im Straßenverkehr ist dies nicht zuträglich.

Es bleibt aktuell für Motorradfahrer nur, die vielfältigen Probleme dieses Fortbewegungsmittel auf den deutschen staugeplagten Autobahnen zu akzeptieren.

  • Normgerechte vollständige Schutzkleidung (Handschuhe, Stiefel, Anzug, Helm- möglichst Integral-) führt bei fehlender Fahrt zu Überhitzung/Dehydrierung, im Extremfall zu Schwindel und Ohnmacht. Autofahrer in leichter Sommerkleidung (i.d.R. mit Klimaanlagen, ggf. zu öffnenden Seitenscheiben und der Möglichkeit, WÄHREND der Fahrt zu trinken) haben dieses Problem nicht.
  • Bei Starkregen oder Gewitter ändern sich zwar die Schwierigkeiten, werden aber bei Stop-and-go nicht geringer.
  • Fehlende Kreiselkräfte führen zu Instabilität bei Schritttempo. In der Freizeit mit dem Fahrrad fahrenden Autofahrern müsste dieses Problem eigentlich bekannt sein. Sie nehmen deshalb in Städten die Mobilitätsvorteile ihres Fahrrads völlig selbstverständlich in Anspruch und reagieren mit Unverständnis, wenn andere Autofahrer dies nicht akzeptieren. Sie wären niemals bereit oder körperlich dazu in der Lage, über lange Strecken ständig anzuhalten, neu zu starten und mit Schritttempo zu fahren. Vollbeladene Motorräder mit Sozia und Urlaubsgepäck erreichen oder überschreiten aber schnell die 500 kg-Grenze. Es erfordert eine erhöhte Kraftanstrengung für den Fahrer, diese Kombination über längere Strecken im Stop-and-go zu bewegen. Was zu einer noch schnelleren Ermüdung oder Überforderung des Fahrers führt.
  • Ständiges Schritttempo mit z.T. schleifender Kupplung (völliges Auskuppeln führt zu einem zu hohen Tempo) sowie wiederholtes erneutes Anfahren führt zur Überlastung der Kupplungshand und zu Krämpfen, die ein sicheres Führen des Motorrads ggf. verhindert. Autofahrern (in der Mehrzahl mit Automatikgetriebe) ist diese Problematik nicht (mehr) bewusst.
Die meisten Motorradfahrer meiden ohnehin Autobahnen so gut es geht. Wenn, dann handelt es sich häufig um Urlaubreisen, bei denen sie aus unterschiedlichsten Gründen gezwungen sind, vollbeladen über lange Autobahnstrecken zu fahren, da die Alternative über Bundes- und Landstraßen mit Durchfahren vieler Städte zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Motorräder sind deshalb nicht das auslösende Problem in der Entstehung der Staus. Das sind die zu vielen Autos, Lkws und sonstige Mehrspurfahrzeuge auf einem zunehmend überlasteten und stark verschlissenen Autobahnnetz.

Motorräder wären eher die Lösung für diese Stauprobleme auf Autobahnen. Jeder, der dort mit einem Motorrad fährt, hat i.d.R. auch einen Pkw zu Hause als Alternative, den er hat stehen lassen. Sein Motorrad ist ein Beitrag für eine Entlastung.

Sollte ich künftig gezwungen sein, für eine Urlaubsreise mit dem Motorrad längere Autobahnstrecken in Deutschland einplanen zu müssen, werde ich deshalb den Platz für 2 Pkw in Anspruch nehmen müssen, indem ich hinter meinem Pkw mit Automatik, Klimaanlage, ACC meinen großen Anhänger hinter mit herziehe, Tempo 80 einstelle, Musik höre, Getränke zu mir nehme und mein Motorrad so durch zig Staus bis zum Zielort transportiere. Dass ich dabei auch mehr Treibstoff verbrauche und Abgase produziere, sowie das Straßenüberlastungsproblem verschärfe, nehme ich in Kauf. Meine Ehefrau kann bequem auf dem Beifahrersitz entspannen, anstatt mit den gleichen oben aufgezählten Erschwernissen auf dem Sozius zu sitzen. Wenn meinem Beispiel immer mehr Motorradfahrer folgen, führt das zu einer weiteren Mehrbelastung auf unseren ohnehin überlasteten Autobahnen.

Vor Jahren ging ein Aufschrei unter den Experten los, als man Radfahrern innerorts erlaubte, rechts an stehenden Fahrzeugen vorbei bis nach vorne zur roten Ampel vorzufahren. Man befürchtete, dass sie dort in großer Anzahl von abbiegenden Lkw-Fahrern übersehen und überrollt werden. Dies ist meines Wissens so nicht eingetreten. Ich vermute, eine große Rolle spielte es, dass diese Neuerung in den Medien ausführlich mitgeteilt und diskutiert wurde. Die Lkw-Fahrer wussten es deshalb und haben sich darauf eingestellt. Technische Hilfsmittel wie zusätzliche Spiegel/Kameras dürften ebenfalls dazu beigetragen haben.

Ich würde mir deshalb wünschen: Freigabe der Rettungsgasse -notfalls für 1 Jahr zur Probe- für Einspurfahrzeuge und schauen, welche Erfahrungen man damit gemacht hat. Dies in allen Medien publizieren. Vor allem aber: die Gründe für diese Entscheidung deutlich publizieren. Dann wird es von Auto-/Lkw-Fahrern akzeptiert, sie stellen sich darauf ein und reagieren weniger ablehnend oder aggressiv.

Ich wünsche mir nicht, dass es -auch im Hinblick auf die zunehmend heißer werdenden Sommer Dank des Klimawandels- zu folgenden Szenarien kommt.

Motorradfahrer bleiben ordnungsgemäß in Staus, machen das u.U. über viele Kilometer mit, überhitzen/dehydrieren und werden schwindelig oder verunglücken deshalb.

Oder aber, sie fahren auf die Standspur, setzen/legen sich dort wegen ihres Zustands ab. Sie nehmen die Helme ab, um den Hitzestau aufzulösen. Ähnliches mit Motorradjacken und Handschuhen. Schaulustige sind abgelenkt und verursachen weitere stauverursachende Auffahrunfälle. Am Ende werden dann Rettungskräfte durch Motorradfahrer oder vorbeifahrende Autofahrer verständigt und beschäftigt. Und die Polizei muss ggf. geschwächte Motorradfahrer mit Blaulicht durch die Rettungsgasse zur nächsten Ausfahrt begleiten.

Ich würde mir wünschen, dass Gesetzgebung, Justiz und andere Fahrzeugführer etwas mehr Gelassenheit und Nachsicht walten lassen und für eine partnerschaftliche Lösung auf unseren Straßen sorgen. In anderen (vor allem Heiß-)-Ländern funktioniert das doch auch.

Sie als einer der maßgeblichsten Interessenvertreter i.S. Straßenverkehr, der auch Stauberater auf Motorrädern einsetzt, dürfte mit den Problemen vertraut sein und hat evtl. die nötige Argumentationskraft gegenüber Ministerium/Justiz aber auch den vielen Autofahrern auf unseren Straßen.
Prima - gut gesprochen!
Danke. 🫡
 
Marebalticum

Marebalticum

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Wir schaut es denn in der Schweiz aus? Gerade vorm Gotthard bin ich schon des Öfteren zwischen den Autos durchgefahren. Was droht einen denn da, Beschlagnahme des Fahrzeugs??
In der Schweiz ist das „Durchschlängeln“ (also das Vorbeifahren mit dem Motorrad oder Auto zwischen stehenden oder langsam fahrenden Fahrzeugen im Stau) nicht erlaubt und wird gesetzlich als Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz gewertet.

Verboten: Das Durchfahren zwischen zwei Kolonnen („Lückenfahren“) ist laut Art. 34 Abs. 4 SVG (Strassenverkehrsgesetz) und Art. 8 VRV (Verkehrsregelnverordnung) nicht zulässig.

Busse (in der Regel einige Hundert Franken)
 
T

Tower75

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Wie sieht es hier mit dem Standstreifen aus? Haben die Schweizer unter uns hier schon Erfahrungen gesammelt?
 
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netzwerg

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Wie sieht es hier mit dem Standstreifen aus? Haben die Schweizer unter uns hier schon Erfahrungen gesammelt?
ChatGPT sagt:


In der Schweiz ist das Befahren des Pannenstreifens (Standstreifens) auf Autobahnen grundsätzlich verboten und wird mit einer Ordnungsbusse von 140 Schweizer Franken geahndet, unabhängig davon, ob man mit dem Motorrad oder einem anderen Fahrzeug unterwegs ist.

Dieses Verbot gilt auch bei Stau oder stockendem Verkehr. Selbst wenn die nächste Ausfahrt nur wenige Hundert Meter entfernt ist, darf der Pannenstreifen nicht genutzt werden. Die zurückgelegte Distanz spielt bei der Beurteilung des Verschuldens eine entscheidende Rolle. Bei einer Distanz von beispielsweise 200 Metern kann das Verschulden als mittelschwere Widerhandlung eingestuft werden, was gemäß Art. 16b Abs. 1 SVG einen Führerausweisentzug von mindestens einem Monat zur Folge haben kann.

Die einzige Ausnahme, bei der das Befahren des Pannenstreifens erlaubt ist, betrifft die Bildung einer Rettungsgasse. Seit dem 1. Januar 2021 sind Fahrzeugführer verpflichtet, bei Schrittgeschwindigkeit oder Stau eine Rettungsgasse zu bilden. Dabei darf zur Bildung der Rettungsgasse notfalls auf den Pannenstreifen ausgewichen werden.

Zusammenfassend ist das Befahren des Pannenstreifens in der Schweiz nur in Notfällen oder zur Bildung einer Rettungsgasse erlaubt. Ansonsten drohen Bußgelder und gegebenenfalls der Entzug des Führerausweises.
 
Der mit der Q Tanzt

Der mit der Q Tanzt

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Wir schaut es denn in der Schweiz aus? Gerade vorm Gotthard bin ich schon des Öfteren zwischen den Autos durchgefahren. Was droht einen denn da, Beschlagnahme des Fahrzeugs??
Gerade kürzlich Bekannten passiert. Vorm Gotthard Tunnel in der Mitte durch und schwubs rausgezogen worden. Da war gleimal die Urlaubskasse stark belastet.
 
Streetworker

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Die Schweiz versuche ich wenn es irgendwie geht sowieso zu vermeiden. So ein Staat bekommt nicht meine Unterstützung, indem ich auch noch deren Strafzettel bezahle. Aber das ist ein anderes Thema.
 
Thema:

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