Rohr zwischen den Krümmern - wozu?

[gerd_]

Hi
Die Wirkung eines Interferenzrohrs ist etwas schwierig zu beschreiben. Speziell dann wenn ein Leser null Ahnung von Schwingungs- /Strömungsmechanik hat und es deshalb nicht verstehen kann (macht nix, jeder hat unterschiedliche Fähigkeiten) oder es nicht verstehen will weil er viel Ahnung hat, sich aber an dem Erklärungsversuch stört (es aber nicht besser kann) oder er ein Halbwissen hat und die Erklärung dazu nicht passt.
Ich glaube zu wissen, dass Fralind ziemlich gut weiss wovon er redet.

Die Schwingung im Ansaugrohr habe ich mal hier
Leistungssteigerung mit Ansaugrohren
zu erklären versucht. Auf der Abgasseite ist das im Grund das Gleiche.
Es rennt sozusagen eine Druckwelle hin und her die den Volumenstrom "moduliert".
Man kann den Resonanzeffekt so legen, dass er zu einer Maximalleistung bei einer ganz bestimmten Drehzahl (praktisch "in einem schmalen Drehzahlband") führt oder weniger "intensiv" ist aber ein breiteres Drehzahlband beeinflusst. Ersteres bei den Rennhobeln ("was kümmern mich Drehzahlen unter 5000 1/min, das ist erhöhter Leerlauf"), zweiteres bei den Cruisern ("2500 1/min genügen, Hauptsache ich muss nicht schalten; 5000 1/min ist was für Zahnarztturbinen").
Die Aussage gilt erst mal für einen Einzylinder.
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Schraubt man zwei Zylinder mit separaten Ein-/Ausgangssystemen aber gemeinsamer Kurbelwelle nebeneinander macht eben jeder sein Ding und arbeitet "auf" die Kurbelwelle.
Irgendwer hat festgestellt dass es vorteilhaft ist die beiden Abgaskrümmer an einer bestimmten Stelle zu verbinden. Und zwar so, dass da nichts (oder eine unbedeutend Menge; theoretisch könnte in dem Rohr eine Gummimembran sein) fliesst, sondern sich nur die Druckwellen gegenseitig beeinflussen und sich das positiv auf Fahrbarkeit, Übergänge oder sonst was auswirkt.
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Die Rennerle sagen wieder "alles wurscht, oben muss das Ding feuern", die Cruiser wollen nicht schalten :-).
Einfache Begründung: Wenn es nichts bringen würde (wir reden nicht nur von Leistung!), dann würde man es weglassen. Da wären nicht Cent sondern EUR gespart.

Hat es auch was mit dem Einzylinder zu tun der zwei Krümmer hat....

Kaum, wenn es ein Einzylinder ist, dann sind nur die Kanäle seiner 2 Auslassventile extern zusammengeführt (vielleicht weil's im Kopf zu eng ist).
Ist es ein gar kein 1 Zyl sondern ein Twin, dann ist es ohnehin logisch
gerd

 

[Intermezzo]

Leistungssteigerung mit Ansaugrohren

gerd

Schön geschrieben, das kapiere sogar ich als strömungsmechanischer Laie.

Jetzt aber mal doch zurück zum genannten Einzylinder und als Tüpfelchen oben drauf noch in 2Takt.

Vor meiner Motorradfahrerzeit hatte ich eine 125iger mit Yamaha-DT-Motor und Auslaßsteuerung (Auslaßwalze gesteuert über die Gaszüge) am Auslaßkanal. Im unteren Drehzahlbereich war der Querschnitt klein, im hohen Drehzahlbereich ganz offen (nach unerlaubtem Drehen der Walze um 180 grad). Angeblich diente der kleinere Querschnitt zur Drehmomentverbesserung im niedrigen Drehzahlbereich. Jetzt denke ich, daß im Gegensatz zum 4Takter die Gasfüllung und Entleerung ohne Ventile hier mit dem Spülprinzip beim 2Takter anders ist. Bestenfalls mit der beschriebenen Überschneidung der Ventile vergleichbar. Über die Kanäle strömt Frischgas ein, während gleichzeitig Verbrennungsgas über den Auslaßkanal bei der Aufwärtsbewegung des Kolbens ausgestoßen wird.

Meine Frage wegen der Drehmomenterhöhung:
Wird die Füllung des Zylinders dadurch verbessert, in dem Sinne, daß wo etwas weniger oder langsamer ausströmt auch logischerweise weniger Frischgas als Verlust mit ausströmen kann. Oder war es sogar so, daß durch den kleineren Querschnitt die Strömungsgeschwindigkeit erhöht und damit die Füllung beschleunigt wurde (in der Summe in Richtung mehr). Oder was ist strömungstechnisch gesehen das Prinzip was hinter der Auslaßsteuerung steckt ?

Und weil wir gerade beim 2Takter sind. Mein 50iger Roller hatte ein Interferenzrohr (so nenne ich das mal) , das die Aufgabe hatte die Resonanzfrequenz im Abgassystem bei hoher Drehzahl so zu verstimmen, daß die Abgasströmung behindert wurde. Ein Stichrohr 20 cm auf dem Krümmer mit kleinem Loch im Krümmer. Ich hatte das dann abgeschnitten, das Loch zugeschweißt und das Rohr wieder kunstvoll drangeschweißt. Der erzielte Effekt war beachtlich. Eine der Drosselungen war weg. Die beiden restlichen folgten. Damals war ich 40, also fast noch Teenager, da darf man sowas.

Grüße Thomas

 

[Gast 57915]

Ich habe noch keinen Einzylinder mit 2 Krümmern besessen oder anderswo gesehen, der innerhalb der Krümmerlänge noch ein Zwischenrohr eingepflanzt hätte, das ging immer erst ganz zum Schluß der Krümmer in einen Sammleranschluß.

 

[Intermezzo]

Kaum, wenn es ein Einzylinder ist, dann sind nur die Kanäle seiner 2 Auslassventile extern zusammengeführt (vielleicht weil's im Kopf zu eng ist).
Ist es ein gar kein 1 Zyl sondern ein Twin, dann ist es ohnehin logisch
gerd

Das wird so sein, das hatte ich ähnlich begründet, zumal der betreffende Motor 3 Auslaßventile hat. Tatsächlich wohl eine Frage wie ich das Gas am besten nach außen hin abführe und wie ich die Ventile im Kopf auf der Auslaßseite plaziere.

Grüße Thomas

 

[sampleman]

Irgendwer hat festgestellt dass es vorteilhaft ist die beiden Abgaskrümmer an einer bestimmten Stelle zu verbinden. Und zwar so, dass da nichts (oder eine unbedeutend Menge; theoretisch könnte in dem Rohr eine Gummimembran sein) fliesst, sondern sich nur die Druckwellen gegenseitig beeinflussen und sich das positiv auf Fahrbarkeit, Übergänge oder sonst was auswirkt.

Was mich jetzt wundert: Der beschriebene Motor der BMW R90S hat ja eine asymmetrische Auspuffanlage, weil der eine Zylinder weiter vorne sitzt als der andere, deshalb ist das eine Auspuffrohr etwas länger. Genauer: Das Rohr am Zylinderauslass, bis die Krümmung des Auspuffkrümmers einsetzt. Beide Krümmer scheinen dieselben Krümmungswinkel zu haben, aber beim einen geht halt oben am Zylinder das Rohr erst einmal gerade nach vorn, bevor der Bogen kommt, beim anderen geht die Krümmung sofort los. Das Interferenzrohr sitzt aber im 90-Grad-Winkel, quer zur Strömungsrichtung der Auspuffrohre. Wundert mich, dass dann die Druckwellen noch gut harmonieren.

 

[gerd_]

Hi

... Das Interferenzrohr sitzt aber im 90-Grad-Winkel, quer zur Strömungsrichtung der Auspuffrohre. Wundert mich, dass dann die Druckwellen noch gut harmonieren.

Die Frage ist ob man an einem Drehzahlpunkt (naja) ein Maximum an Effekt erzielen will oder lieber einen Bereich etwas verbessern möchte. Für den Punkt muss im Wahrsten Sinn des Wortes alles "auf dem Punkt" sein, im anderen Fall etwas "verstimmt".
Im Falle eines Einzylinders rennen keine unterschiedlichen Druckwellen, folglich gibt es auch keine (mögliche) Interferenz. Die Verbrennung erfolgt (notgedrungen zum gleichen Zeitpunkt. Selbst wenn die Ventile variabel gesteuert wären würden die Druckwellen nur unterschiedliche Amplituden haben.
gerd