Die prominentesten Kennzahlen am Fernglas sind Vergrößerung und Objektivdurchmesser.
Ein 8x30 hat eine 8-fache Vergrößerung und einen Objektivdurchmesser von 30mm.
Je größer die Vergrößerung, desto näher erscheinen die beobachteten Objekte.
Je größer der Objektivdurchmesser, desto mehr Licht kann ins Fernglas fallen.
Aus Objektivdurchmesser und Vergrößerung errechnet man den Durchmesser der Austrittspupille, also des hellen Kreises, der auf das Auge des Benutzers trifft. Beim 8x30 wären das 30mm / 8 = 3,75 mm.
Bei einem 7x50 wären es 50mm / 7 = 7,14 mm.
Je größer die Austrittspupille, desto besser ist das Glas für die Dämmerung geeignet.
Daneben gibt es noch die Begriffe Dämmerungszahl und Lichtstärke, die aber auch zu Verwirrung führen können.
Die Fähigkeit der Pupille des menschlichen Auges, sich bei Dunkelheit zu vergrößern, nimmt mit dem Alter ab und liegt ab 50 Jahren nur noch bei etwa 5mm, während es mit 20 Jahren 7mm sein können.
Ein alter Mensch hat in der Dämmerung dann von einer sehr großen Austrittspupille des Glases keinen Vorteil im Sinne eines helleren Bildes mehr. Allerdings muß man nicht so exakt hineinschauen, um Abschattungen zu vermeiden.
Je größer der Objektivdurchmesser, desto größer und schwerer das ganze Glas.
Ich hatte zur Konfirmation ein sehr gutes 8x32 geschenkt bekommen, Marke weiß ich nicht mehr.
Mein Vater hatte ein preiswertes russisches 12x40.
Das ist 50 Jahre her.
Als ich vor ein paar Jahren mit dem Fotografieren von Vögeln begann, kramte ich die Ferngläser wieder hervor. Das Bild des 12x40 erschien gegenüber dem des 8x32 deutlich dunkler und war zudem noch seltsam eingefärbt, was an der Vergütung der Gläser lag.
Neben den technischen Daten in Form von Vergrößerung und Durchmesser spielen also auch noch die Qualität der Gläser und der Oberflächenbeschichtungen eine Rolle.
Während ich mit dem 8x32 ein relativ ruhiges Bild sah, konnte ich das 12x40 aus der Hand nicht ruhig halten, die starke Vergrößerung vergrößert auch das Zittern der eigenen Hände. Ich hatte also ein dunkleres Bild das zudem noch zitterte, so daß ich damit weniger erkannte, als mit dem 8*32.
An meinem 8x32 waren inzwischen die Augenmuscheln zerbröselt und die Mechanik klemmte.
Um auf einen neuen Stand zu kommen und Größe wie Gewicht zu sparen, kaufte ich zwei Monokulare der Firma Kite Optics, je ein 8x42 und 10x42. Beide waren den vorhandenen Geräten in Punkto Abbildungsleistung und Detailschärfe deutlich überlegen. Allerdings gelang es mir nicht, die Dinger frei Hand ausreichend ruhig zu halten. Mit dem 10x42 zitterte das Bild so sehr, daß ich von der stärkeren Vergrößerung bei minimal dunklerem Bild gar nichts hatte. Aber auch das 8x42 konnte ich nicht ausreichend ruhig halten, daß es Freude machte. Ich denke, es war eine Kombination aus fehlender beidseitiger Abstützung an der Stirn, fehlender Masse und gegenüber einem normalen Glas ungünstiger Griffhaltung. Jedenfalls gefiel mir mein marodes 8*32 in der Praxis besser.
Danach kämpfte ich mich durch Herstellerseiten, Grundlagenartikel, Fernglas- und Astro-Foren.
Ich probierte dann einige zweiäugige Ferngläser verschiedener Preisklassen und nobler Marken im Laden aus und stieß irgendwann auf die Canon-Ferngläser mit Bildstabilisator.
Kann sein, daß ich besonders zittrige Hände habe, sieht eigentlich nicht so aus, wenn ich sie vorstrecke.
Jedenfalls waren die Bildstabilisatoren im Fernglas für mich ein regelrechter Gamechanger.
Inzwischen habe ich das 8x20 IS und das 10x42L IS WP.
Zwischenzeitlich hatte ich noch ein 15x50 IS All Weather, das habe ich wegen Größe und Gewicht wieder verkauft.
Das 8*20 IS ist am unteren Ende der Preisskala der Canon-Ferngläser angesiedelt und kostet ca. 400€.
Das 8*20 hat ein Plastikgehäuse, ist nicht wettergeschützt und macht äußerlich keinen besonderen Eindruck.
Sobald der Bildstabilisator aktiviert ist, steht das Bild wie angenagelt vor dem Auge.
Das ermöglicht mir persönlich das Erkennen von viel mehr Details und z.B. auch das Beobachten von Insekten an Blüten als mit einem optisch besseren und helleren sowie teureren 8*42 ohne Stabilisierung, einfach weil das Zittern im Bild weg ist. Am Tage ist für mich die Helligkeit des Bildes am 8*20 vollkommen ausreichend.
Das 10x42L hat eine stärkere Vergrößerung, ein deutlich helleres Bild und eine sichtbar bessere Abbildungsleistung bis an den Rand. Zudem ist es wasserdicht. Kostet aber auch ab 1250€.
Es macht Spaß, da durch zu gucken.
Aber auf Radtouren und Wanderungen nehme ich fast nur das 8*20 mit, das 10*42 ist mir zum stundenlangen rumschleppen zu schwer.
Das 15x50 war vor allem wegen der Vergrößerung beeindruckend, noch größer und schwerer.
Damit konnte ich aus dem Wohnzimmerfenster frei Hand die Typenschilder an den PV-Modulen auf der Garage lesen, was mit dem 10*42 noch nicht gelang, geschweige denn mit irgendeinem nicht stabilisierten Glas. Aber ich habe es nur im Garten benutzt, weil zu groß und zu schwer.
Dazu kommt noch, daß mit zunehmender Vergrößerung das Sichtfeld immer kleiner wird und es immer schwieriger wird, das Ziel schnell zu erfassen, nachdem man das Glas ans Auge gesetzt hat. Somit war das 15x50 auch zu speziell, als daß ich es als immer-dabei-Glas hätte nutzen wollen.
Also, Vergrößerung für unterwegs irgendwas zwischen 7- und 10-fach. Alles darüber wird schwierig aus der Hand ruhig zu halten, jedenfalls ohne Stabilisator.
Objektivdurchmesser je nach Anwendungsfall, je mehr Dämmerung, umso größer, ggf. Grenzen der Austrittspupille beachten.
Bei der Kombination aus beidem Baugröße und Gewicht beachten.
8x32 oder 10x40 sind schon schön hell, 8x25 oder 10x30 vielleicht auch ausreichend, aber kompakter, 8*56 ein Spezialist für die Dämmerung, dessen Vorzüge nicht jeder Alte nutzen kann.
Zu beachten ist noch der konstruktiv festgelegte Abstand der Augen zum Okular. Bei größerem Abstand kann das Glas auch mit Brille genutzt werden. Ob man das will, ist eine andere Frage.
An einem Okular sollte immer eine separate Dioptrienkorrektur vorhanden sein, damit die zentrale Fokussierung es bei ungleichen Augen nicht nur für ein Auge passend stellen kann.
An den persönlichen Augenabstand sollte sich das Glas auch anpassen lassen.
An den Okularen bestenfalls längenveränderliche Augenmuscheln.
Unterschiede in Qualität, Bildeindruck und Haptik findet man nur beim Ausprobieren im Laden raus.
Ich würde nach meinen Erfahrungen auch mal eines mit Bildstabilisator ausprobieren.