Hallo,
im Herbst 2009 stand ich vor der gleichen Frage, wollte mir auch noch was kleineres für den Winter und fürs Gelände zulegen, was aber auch noch alltagstauglich sein sollte und woran man ggf. auch noch selber schrauben konnte.
Meine erste Wahl fiel auf die DR650 SE, mit recht gutem und haltbarem Motor, ansprechender Off-Road-Optik und vernünftigem Preis unter 2000 Euro. Nur diese schlechte Verarbeitung. Alle, die ich mir angeschaut habe hatten Rost am Rahmen und waren z. T. ziemlich runter genudelt.
KTM waren neuer und teuerer. Und die älteren, ich suchte etwas so um die 10 jahre alt, waren leider so, daß die Reparaturen absehbar und auch teuer waren.
Yamaha XT600 R, von der Optik her schon fast ne Sport-Enduro, nur für meine Einschätzung nicht so alltagstauglich wie ich mir das vorstellte.
Die Honda Dominator, prinzipiell Ok, aber zu alt.
Was noch ging: Yamahas Tenere, aber eigentlich auch nicht so wie ich mir das vorgestellt habe, weil einfach wieder zu schwer, ich wollte ja was leichteres, was aber trotzdem mindestens 600 cm3 haben sollte.
Eigentlich per Zufall bin ich auf die MZ Baghira (Enduro) gestoßen und hab mir auch eine für knapp 2000 Euro gekauft.
Optik:
polarisierend (aber das ist ja bei unserer GS auch so)
Technik:
Yamahas Einzylinder aus der XT660 Tenere. Unten raus genügend Bums, oben heraus etwas zäh. Aber mit dem als Brotkasten bezeichneten Auspuff ein richtig schönes Einzylinder-Bollern.
Federung:
Mazochi vorne und Wilbers hinten (beides ind Zug- und Druckstufe voll einstellbar). 29 cm Federweg! Das bügelst Du alles weg, besser als auf der GS.
Gewicht:
ca. 170 kg, kein Leichtgewicht, aber deutlich weniger als die meisten anderen dieser Klasse.
Sitzhöhe:
93 cm! Das ist auch für mich (185 cm) schon grenzwertig beim Auf- und Absteigen. Aber erst einmal erklommen ist das Fahren auch im Stand genial.
Fahrverhalten:
Meine GS habe ich zum Reisen als Verbunftsmotorrad (aller Unkenrufe hier zum Trotz bisher ohne jegliche Probleme), macht allerdings auch Spaß. Das Fahren mit der Baghira ist emotionaler. Man spürt es, man hört es, man riecht es. Vom Handling ist sie leichter als die GS, sie ist ja auch deutlich leichter. Kurze Einlenkbefehle und sie folgt sofort. Und das mit den TKC80, die ich drauf habe. Daß sie eine Enduro mit langen Feserwegen ist merkt man allerdings in schnell wechselnden Kurven bei denen es schon mal etwas schwammig mit der sauberen Linie wird (zumindest im Vergleich zur Großen) und beim Bremsen.
Das Handling im leichten gelände ist spielerisch und für meine Bedürfnisse ausreichend.
Verarbeitung:
ungewöhnlich gut für ein in Deutschland gefertigtes "Nieschen-Bike". Der Rahmen ist komplett pulverbeschichtet und bei mir (10 Jahre alt) ohne jeglichen Rostansatz. Viele Teile sind von bekannten Herstellern verwendet.
Bremsen beipielsweise Grimeca, Lufi von TwinAir, Griffe meines Wissens von Magura, Räder ? (mein Hinterrad ist von Baehr, vorne ist was italienisches drauf.
Die Plasteteile (von Acerbis) sind teilweise nicht so schön. Zumindest die Tankverkleidung, wenn in original Plastik-schwarz und nicht lackiert. An den Verfärbungen sieht man hier bei meiner halt schon das Alter von 10 Jahren.
Der Rest ist recht passabel.
Nachteile:
Ersatzteilversorgung. Es gibt zwar noch ausreichend Ersatzteile, aber halt nicht gerade beim Händler um die Ecke. Meist geht die Versorgung nur über das I-Net, wobei man dann allerdings über die recht niedrigen Preise der Ersatzteile erstaunt sein darf.
Viele der verbauten Teile findet man auch an anderen Fabrikaten (z. B. Bremsbeläge, Luftfilter). Welche das sind muß man allerdings selbst herausfinden.
Teile aus dem Zubehör, wie Kofferträger, Motorschutz, Sturzbügel, größere Tanks usw. gibt es, die Auswahl allerdings eher bescheidensd und auf wenige Anbieter begrenzt. Man kriegt aber eben nicht mehr alles. Bastler sind diesbezüglich klar im Vorteil.
Ähnlich sieht es mit Lenkern aus, für die ich bislang noch keine mit ABE für die Baghira gefunden habe. Ich habe einen von 4fam drauf. Schön, leicht und stabil, aber leider auch nicht legal.
Der für mein Empfinden größte Nachteil ist der 13l-Tank (davon 3 l Reserve), der in Kombination mit dem recht hohen Spritverbrauch von bis zu 6 l/100 km nur bescheidene Reichweiten zuläßt.
Allem in allem bin ich mit dem Teil aber recht zufrieden. Bezüglich Off-Road-Fähigkeiten ist sie zwar keine KTM, keine Husky oder was hier sonst nocht gibt, aber mindestens genauso gut bzw. auch besser als viele der sonstigen Bikes in dieser Klasse ist sie allemal.
Und sie hat Seltenheitswert und auch mittlerweile schon einen gewissen Kultstatus, wobei dieser mir eigentlich egal ist.
Gruß
Thomas