Tag 5
Am fünften Tag auf der Insel teilen wir uns auf in zwei Gruppen: die einen wollen nochmal ordentlich Kurven räubern, wir möchten eher etwas von der Kultur sehen sowie nun endlich mal eine der paradiesischen Buchten sehen und etwas die Landschaft auf uns wirken lassen. Darüber hinaus wollen wir uns in Arbatax nach den Fähren zurück nach Genua erkundigen.
Auf Sardinien gibt es zahlreiche Buchten, die nur über den Seeweg - mit geführten Bootstouren oder einem gemieteten Schlauchboot - oder durch lange Fußmärsche erreichbar sind. Eine dieser malerischen Buchten ist die Cala Goloritze. Diese hatten wir bereits zu Hause in die Planung eingeschlossen. Jedoch war der Plan ursprünglich, ein Schlauchboot zu mieten und dort hin zu fahren. Daraus wurde aber nichts.
Von dem Sarden am gestrigen Tag bekamen wir den Tipp, die Hochebene von Baunei unter die Räder zu nehmen. Oben auf der Hochebene, am Ende der (asphaltierten) Straße, fände sich nebst einer Kirche, die man besuchen müsse noch die größte Karsthöhle Europas (Il Golgo, 295m tief). Des weiteren sei dort oben ein Restaurant, typisch sardisch, wo es sich zu speisen lohnen würde. Auf Basis dieser Tipps und den Hinweisen in unseren Reiseführern haben wir die heutige Tour geplant.
Damit wir etwas vom Tag haben, geht es früh los. Wir starten in zweier-Gruppen. Die einen begeben sich etwas ins Landesinnere um ein paar km Kurven zu bekommen, wir zwei fahren auf direktem Weg nach Arbatax an den Hafen. Dort halten wir ausschau nach einem Reisebüro und erkundigen uns über die Fähren nach Genua. Leider von Arbatax nicht möglich, die einzigen Fähren fahren laut Aussage des freundlichen Angestellten nur von Porto Torres und von Olbia. Hmm… nun gut, dann müssen wir am nächsten Tag wieder gen Norden.
So schlendern wir etwas durch Arbatax und genießen an der Sonne einen Espresso und ein Croissant ehe wir uns unserem eigentlichen Ziel entgegen bewegen. Wir fahren zurück bis nach St. Maria Navarrese und dann die kurvige Strecke nach Baunei. In der Ortsmitte geht es rechts ab eine Spitzkehre hoch Richtung Hochebene. Ein Infohäuschen liegt direkt am Weg, wo wir uns erkundigen. Dort bekommen wir mehr Infos zu den Buchten. Die Cala Goloritze ist von der Hochebene aus zu Fuß zu erreichen: der Weg runter ca. 1,5 Stunden, hoch 2 Stunden. Über Schotter und durch Gestrüpp. Das ist uns zu viel. Er schaut unsere Motorräder an und fragt, ob wir ein Problem mit Schotter hätten. Ganz im Gegenteil! Gut, nach der Kirche geht eine Schotterpiste ca. 15km weiter bis zu einem kleinen Parkplatz, von wo aus wir nach ca. 30 minütigem Fußmarsch durch ein ausgetrocknetes Flussbett zu einer anderen Bucht, zu Cala Sisine gelangen können. Das machen wir!
Also schlängeln wir uns die paar Spitzkehren hoch und folgen der Straße einige Kilometer. Entlang der Straße liegen Kühe in den Geröll besäumten Hängen zwischen kleinen Bäumchen und Sträuchern. Die Landschaft ist staubtrocken und kahl. Was die Tiere dort zu fressen finden ist uns schleierhaft. Wir fahren bis zur Kirche und schauen uns ausgiebig um. Überall liegen Kühe im Sand, Esel laufen frei herum und Schweine ebenfalls. Die Kirche ist leider verschlossen. Im Vorhof findet sich ein riesiger Olivenbaum, dessen Schatten wir für eine Pause nutzen, ehe wir uns im Hof um die Kirche genauer umsehen. Die Behausungen der Hirten sind mittlerweile nur noch von irgendwelchen Jugendlichen um umgestört Party zu machen benutzt. Sind aber doch eindrucksvoll.
Weiter geht es über etwas Schotter zum "Höllenschlund", Il Golgo. Als jemand, der die schwäbische Alb vor der Haustüre hat, wenig beeindruckend, auch wenn dieses Loch knapp 300m tief ist. Ist allerdings alles eingezäunt und man sieht nur ein Loch im Boden. Nett. Also weiter, wir wollen zur Bucht Cala Sisine. So schauen wir mal was die Schotterpiste so kann. Nach den ersten zwei Kilometern durch Sand, Staub und ein paar Steinchen geht es dann endlich los und wir fahren im Stehen die restlichen gut 12km die Geröllpiste hinunter. Das macht Laune und erinnert uns ein wenig an unsere Tour über die ligurische Grenzkammstraße vor ein paar Jahren. Unten angekommen machen wir Rast, ziehen uns um und wandern bis zur Bucht. An dem kleinen Strand tummeln sich maximal eine Hand voll Leute, sonst sind wir unter uns. Wir genehmigen uns ein paar Schluck Wasser aus der Trinkflasche und kühlen uns im kristallklaren, türkisfarbenen Meer etwas ab. Dann marschieren wir zurück und in die entgegengesetzte Richtung ist die Strecke nochmal komplett anders, aber nicht weniger interessant und genauso anspruchsvoll. Eine gute dreiviertelstunde später sind wir wieder auf der Hochebene. Der Tag neigt sich zu Ende. Wir fahren zurück nach Baunei und dann nach St. Maria Navarrese und decken uns ein mit Vorräten für den Abend und den nächsten Tag.
































