Bajaj. "Ich denke zurück an das, was mir mein erster Manager, Doktor John Wallace, vor fast 30 Jahren gesagt hat, nämlich dass Gier der Hauptgrund für das Scheitern von Unternehmen ist. Und genau das habe ich in den vergangenen zwölf Monaten bei KTM erlebt.
Grob gesagt gibt es drei Arten von Gier. Erstens operative Gier, die sich am besten an den Ereignissen der vergangenen zwei Jahre veranschaulichen lässt, als KTM Österreich auch nach dem Höhepunkt der Nachfrage im Anschluss an COVID weiter überproduzierte. Infolgedessen blieben Händler und Distributoren auf Lagerbeständen im Wert von mehr als einem Jahr sitzen, was offen gesagt absurd war.
Dann kam die strategische Gier. Unternehmen wagen sich oft in Geschäftsbereiche vor, die sie nicht betreten sollten. Im Fall von KTM Österreich war das deutlichste Beispiel der Einstieg in den Fahrradmarkt, ein Schritt, der keine wirkliche Synergie mit dem Kerngeschäft hatte", fügt der Inder hinzu und verweist damit auf das Scheitern der KTM Fahrrad GmbH.
"Diese beiden Faktoren zusammen", so Rajiv Bajaj weiter, "haben KTM innerhalb weniger Monate in die Insolvenz getrieben. Man könnte sagen, dass Bajaj daran beteiligt war, und ich gebe zu, dass wir Teil dessen waren, was schiefgelaufen ist. Aber als Minderheitsaktionär konnten wir das nicht verhindern.
Ich kann versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende getan haben. Die Folge davon war letztendlich die dritte Art von Gier, nämlich Gier nach Macht, bei der bestimmte Entscheidungen ohne unser Wissen, ohne uns zu informieren oder manchmal ohne Einhaltung der vorgeschriebenen Verfahren getroffen wurden."
In Bezug auf die Pläne, "die Gemeinkosten um mehr als 50 Prozent zu senken", weil "nur etwa 1.000 der 4.000 Beschäftigten bei KTM Fabrikarbeiter sind, während 3.000 Verwaltungsangestellte sind", kommt Bajaj zum Schluss: "Die Managementüberlastung und Bürokratie in einer ansonsten ausgezeichneten Organisation waren schon erstaunlich. Das erinnert mich an Mark Zuckerbergs Worte über Manager, die Manager managen, die wiederum die Leute managen, die die eigentliche Arbeit machen."