Beide Aussagen sind m. E. nicht ganz korrekt. Aber immerhin schön, daß hier jemand auch mal einen Taschenrechner in die Hand nimmt, statt zu behaupten oder nur zu meinen.
Das Zauberwort in beiden Links ist der begriff der Gleichzeitigkeit. Die ist allerdings beim Laden von E-Mobilen höher als bei der Nutzung des Föns, der Kaffemaschine oder auch nur beim Einschalten des Lichts, etwa Sonntag Abends in der Pinkelpause des Weltmeisterschaftendspiels Deutschland gegen Italien. Obwohl, im ersten Beitrag wurde ja schon eine Gleichzeitigkeit von 10 % angenommen. Wahrscheinlich wird es noch etwas weniger sein, da von den 10 % nicht alle gleichzeitig die 350 kW anfordern werden. Wie das von den Stromnetzen mit diesen Leistungen funktionieren soll, ist mir nebenbei bemerkt auch nicht ganz klar. Vermutlich werden es zuhause maximal 20 kW sein und 350 kW nur an ausgesuchten Ladesäulen. Aber dennoch auch nicht zu vernachlässigen.
Die zusätzliche Leistung muß punktgenau bereitgestellt werden. Dafür betreiben die Übertragungsnetzbetreiber Lastverteler von denen aus Leitungen geschaltet und Kraftwerksleistungen nach Bedarf angefordert werden. Hierzu schauen die auch mal nach dem Wetter oder lesen auch die Programmvorschau. Kleine Laständerungen regeln die Kraftwerke selbstständig aus (Primärregelung). Da gibt es halt ein bißchen mehr Dampf auf die Turbine.
Diese "Regelkraftwerke" sind nun genau die, die hier nicht gerne gesehen werden und abgeschaltet werden sollen. Übersteigen die Lastzunahmen deren Regelbereich, müssen zusätzliche Kraftwerke ans Netz. Das sind beispielsweise Gaskraftwerke, die schnell gestartet werden können, die man man nun aber verstärkt als Ersatz der Grundlastkraftwerke einsetzen möchte, die dicken Brummer.
Kommt hinzu, daß Leistung die bei uns nicht selbst vorhanden ist über die Grenzen aus dem Nachbarland bezogen wird. Das kann trotz rechnerisch vorhandener Leistungreserve durchaus auch sein, wenn beispielsweise der Leistungsbedarf im Süden des Landes, die Erzeugung mit Überschuß aber im Norden ist (z. B. die Offshore-Parks). Das hat einfach was mit Physik zu tun. Deswegen sind die Nord-Süd-Leitungen erforderlich, die eigentlich aber auch keiner will. So zahlen wir zwischenzeitlich teilweise für Offshore-Parks ohne daß diese Leistung abgeben.
Im Ausland läuft das im Übrigen genauso. Wenn die einen Engpaß haben, beziehen die die Leistung von ihren Nachbarn, also auch von uns. Heißt dann bei uns;" wir haben soviel Strom, daß wir den sogar noch verkaufen können".
Wenn alles so einfach wäre!
Nichts ist unmöglich, aber:
es wird aufwendiger
es wird teuerer
es wird störanfälliger
und es unterliegt nicht nur einfach dem Wunschdenken und den politischen Beschlüssen. Es erfordert eine Menge von Anstrengungen das ganze zukunftssicher zu machen. Ich denke, daß im Vergleich hierzu die Reichweite der Akku-Ladungen das kleinere Problem ist.
Ein Problem ist die Erzeugung der zusätzlich benötigten Leistung und vor allen Dingen auch die Verteilung der Energie schon. Egal, ob die gemachten Rechnungen (auch meine weiter vorne) nun genau stimmen oder nicht.
Deswegen muß man sich darüber Gedanken machen und auch entsprechend handeln. Und so ehrlich sein zu sagen, daß dies kosten wird. Kosten, die über den Strompreis und ggf. auch die Steuern alle zu tragen haben. Auch die, die kein E_Auto haben und sich am Klang ihres V8 erfreuen.
Gruß Tom