Wie ist so etwas rechtlich zu bewerten?

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levoni

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Auf einer Strecke die ich öfter fahre ist vor einigen Tagen ein Motorradfahrer ums Leben gekommen. Weil ein PKW Fahrer einen Kleinbus überholen wollte und frontal mit dem entgegenkommenden Motorradfahrer kollidiert ist.

https://www.tag24.de/nachrichten/l3...erg-oberursel-taunus-dienstag-polizei-1144115

Auf der ganzen Strecke gilt ein Tempolimit von 80km/h. Die Unfallstelle ist in einem kurvigen Bereich der Straße.

Ich frage mich, wie konnte der Autofahrer die Entscheidung treffen zum Überholen anzusetzen?
Hat er nicht billigend einen schweren Unfall in Kauf genommen?

Nach der Berichterstattung über Mordanklagen und auch Verurteilungen zu lebenslanger Haft für illegale Autorennen, bei denen Unschuldige ums Leben gekommen sind, bin ich am überlegen, ob das oben stehende Fehlverhalten des Autofahrers nicht auch als Mord oder zumindest als Totschlag angeklagt werden sollte.
 
fralind

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Traurig, sogar sehr traurig für die Betroffenen.

Überleg einfach nicht soviel. Das hat der Kraftfahrer auch nicht gemacht. Vorsatz ist nicht zu erkennen.

Hart, und hört sich auch nicht sonderlich gut an, Leider machen Menschen immer und ständig Fehler und treffen Fehleinschätzungen. Deinen Gedanken nach sind wir dann alle Mörder. Ich denke da gibt es andere Probleme die vorsätzlich geschehen und immer stärker in den Vordergrund treten.
 
achim61

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Sehr, sehr traurig. Aber es steht dort nichts von Schuldzuweisung, aber dass dieser Zusammenstoß
bei sehr hoher Geschwindigkeit erfolgte. Solch Unfall fällt meiner Meinung nach nicht unter Vorsatz.
Sehr schnell kann auch der Motorradfahrer gewesen sein, sodass der Autofahrer keine Chance zur Verhinderung
hatte. Ich muss immer beide Seiten in Betracht ziehen.
 
maxquer

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Nach der Berichterstattung über Mordanklagen und auch Verurteilungen zu lebenslanger Haft für illegale Autorennen, bei denen Unschuldige ums Leben gekommen sind, bin ich am überlegen, ob das oben stehende Fehlverhalten des Autofahrers nicht auch als Mord oder zumindest als Totschlag angeklagt werden sollte.
Dann ziehe mal um in die Schweiz, da wird das genauso gesehen!:cool:
Da bist Du als Fahrzeuglenker grundsätzlich ein potentieller Mörder.

Gruß,
maxquer
 
FlowRider

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Ich hab das auch mit Schrecken gelesen. Die Applauskurve meide ich aber schon immer. Viel zu viele ein- und zweispurige Deppen dort.

Der Autofahrer hat den Unfall billigend in Kauf genommen, als er zum Überholen angesetzt hat, ohne die Lage übersehen zu können ("Es wird schon gut gehen"). Aber ich wage mal zu behaupten, dass er nicht vorhatte, jemanden anzufahren, es fehlt ihm der Vorsatz ("ich mach dich platt"). Er war nur geistig nicht in der Lage, die Situation zu beherrschen und hat sie falsch eingeschätzt - mit Unfall- und Todesfolge. Ob der andere eventuell zu schnell war, sei mal dahingestellt. Kausal war es das Überholen, das den Unfall herbeigeführt hat. Aber das muss die Staatsanwaltschaft klären.

Die Stadtraser hatten niedrige Beweggründe ("Ego") und vorsätzlich mit hoher Geschwindigkeit und Vernichtungswillen über rote Ampeln zu rasen ist wohl auch gemeingefährlich ("Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.").
 
Theoroller

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Mord scheidet hier komplett aus, zumal es dafür des Vorsatzes bedarf (also mit Wissen und vor allem dem Wollen, einen Menschen zu töten.) Das dürfte man dem Autofahrer kaum unterstellen können. Hinzu kommen beim Mord die niederen Beweggründe, die sehe ich hier ebenfalls nicht. Bliebe also der Totschlag. Aber auch hier müsste der Vorsatz gegeben sein. Ebenfalls kaum zu belegen.
Was bleibt, wäre fahrlässige Tötung. (mangelnde Umsicht und Sorgfalt) oder fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge.
Letztlich entscheiden das dann die Gerichte.


Gruß
Theo
 
Canario

Canario

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Ich hab das auch mit Schrecken gelesen. Die Applauskurve meide ich aber schon immer. Viel zu viele ein- und zweispurige Deppen dort.
[...]
Der Unfall soll sich 500 m entfernt von der Applauskurve zugetragen haben (in ersten Meldungen war direkt von der Applauskurve die Rede).

Bin da ja auch öfters unterwegs. Seit einigen Monaten gibt es auf der Strecke die kuriose Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h tagsüber (6-22 Uhr) und 100 km/h nachts.

Canario
 
Canonball

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Der Unfall geschah 0,5km unterhalb der Applauskurve oberhalb von einem Parkplatz. Von Oberursel kommend ist es eine Linkskurve, die KEINE Sicht ermöglicht. Wie geschrieben ist dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80km/h tagsüber. Kontrollen befinden sich in der Regel nach dem Ortsausgang von Oberursel oder oberhalb kurz vor der Applauskurve - jedoch nie dort. Egal wie - dort herrscht Überholverbot.
Somit hat der Unfallverursacher das Überholverbot missachtet, hat ohne Sicht vor/ in der Kurve überholt und war beim Überholvorgang des Kleinbusses schneller als erlaubt (den letzten Punkt schließe ich daraus, da der Bus bestimmt nicht nur mit 40km/h den Berg hochgefahren ist)

Schlimm ist nur die falsche Berichterstattung: im der ersten Meldung war der Motorradfahrer schuld, da es ja in der Applauskurve war....
 
MHY

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Vorsatz ist nicht gleich Vorsatz. Da gibt es den absoluten Vorsatz („ich will jetzt, dass es kracht“) oder den bedingten Vorsatz („Wenn etwas passiert, dann ist das eben so und mir eh egal“). Dann muss man Unfallvorsatz und Tötungsvorsatz unterscheiden.

Tötungsvorsatz liegt nach den Raser-Urteilen dann vor, wenn sich der Gedanke, dass es durch das eigene, grob rücksichtslose und verkehrswidrige Rasen zu einem schweren Zusammenstoß mit einem regeltreuen Verkehrsteilnehmer kommen kann, wobei dieser mit erheblicher Wahrscheinlichkeit versterben wird. Typischerweise ist das bei Seit- und Frontalkollisionen der Fall.

In einem ähnlichen Fall wird gerade ein junger Südostdeuropäer wegen Mordes angeklagt, weil er auf einer Passtraße mit seinem 240er BMW Auto so irre gefahren ist, dass er von seiner Fahrbahn (Rechtskurve) wegrutschte und einen entgegenkommenden Motorradfahrer wegrasierte. Dem wurde ein Bein abgerissen, der Jung-SOE hätte sogar noch das Bein abbinden können, hat aber nur Augen für sein Auto gehabt.

Es ist gut und richtig, hier konsequent durchzugreifen.
 
FlowRider

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GS (poly)
da es ja in der Applauskurve war....
Die Applauskurve ist für die Lokalmedien das gefundene Fressen und anscheinend Reizthema Nr. 1 . Ich kann das insofern nachvollziehen, als da wirklich viele Vollhorste langbrettern. Aber etwas gründliche Recherche darf doch bitte sein.

Wo war das denn genau? Ich bin da schon ewig nicht mehr lang.
Bildschirmfoto 2019-07-28 um 23.24.44.png
 
gerd_

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Hi
Mord scheidet hier komplett aus, zumal es dafür des Vorsatzes bedarf (also mit Wissen und vor allem dem Wollen, einen Menschen zu töten.) Das dürfte man dem Autofahrer kaum unterstellen können.
Naja, ob die Grossstadtraser in Berlin(?) den Vorsatz hatten einen Menschen zu töten? Eher nicht! Sie nahmen es "nur" billigend in Kauf.
Dennoch wird ihnen Mordversuch vorgeworfen.
Offen gestanden halte ich die Typen für Vollpfosten denen man kein Fahrrad überlassen sollte aber "Unfall mit Todesfolge" mit 2 Jahren auf Bewährung betrachten die doch als Freispruch. Ob das Recht (im Sinn von "richtig") oder gerecht ist wenn die Hinterbliebenen gefragt werden?
Der Richter hat "Mordversuch" ziemlich gut begründet. Vielleicht auch deshalb um ein übergeordnetes Gericht zu zwingen ob ein "im Eifer des Gefechtes" Getöteter nur ein "unabsichtliches Versehen" ist.

Wenn ein Autofahrer irgendwo überholt wo es nicht schnurgerade ist, kommt sehr schnell der Spruch "unübersichtliche Kurve" auf. Fliegt er raus, steht im Protokoll "zu schnell" (weil er ja sonst nicht abgeflogen wäre!). Das ist Polizeilogik.

Ist man mit einem Sportwagen unterwegs sind überraschend viele Kurven unübersichtlich (weil der Weizen so hoch steht, dann man nicht drüberschauen kann). Fährt man mit der Enduro hinterher denkt man of "weshalb fährt der Pfosten nicht" weil man in 2 m Augenhöhe eben einen ziemlich guten Überblick hat.
Das Andere: Hand auf's Herz, wie schnell war der Moppedfahrer?
Auch ich bin mit dem Mopped schon mal an einem Auto "vorbeigezischt" (sagte der Fahrer aus). Das war Quatsch. Ich stand zuerst hinter ihm und bin dann im Ersten an ihm vorbeigefahren. Wie schnell eine GSA im Ersten sein könnte wissen viele die hier lesen aber Aussage: "Krach gemacht hat's eigentlich nicht".
Jedoch: Wie schnell fahren wir wenn wir uns auskennen, ein Schild 80 steht und wir wissen dass dort nie kontrolliert wird?
Wenn alle 3 schnell reagiert hätten wären sie vielleicht sogar aneinander vorbeigekommen.
Manchmal (egal für die Schuldfrage) hilft a) das Wissen "ich kann nur dann Recht haben wenn ich selbst vorschriftsmässig fahre" und b) manchmal ist es sinnvoll ein kleines Bisschen mit Blöden zu rechnen weil das die Grabsteininschrift "er war im Recht" spart.
Und ja, ich bin früher auch mit mehr Risiko gefahren habe aber bemerkt, dass viel Risiko nicht unbedingt "sehr schnell" bedeutet. Früher bewegte ich mein Auto mit 242 km/h auf geraden Landstrassen (schneller ging es nicht :-) ), seit Jahren mache ich mir Gedanken um meinen Schein. Dabei habe ich in 47 Jahren 4 Schnellfahrbeiträge bezahlt und keiner war teuerer als 35 DM bzw. EUR. Dennoch fragt die Beste meiner Frauen heute gelegentlich ob wir gerade an einer Rallye teilnehmen ("nö, wüsstest Du aber wenn wir uns damals bereits gekannt hätten").

Bei Überholverbot in einer Kurve zu überholen ist "mutig". Wenn es erst 500 m später geknallt hat scheint der überholte Bus auch Stoff gegeben zu haben (der Massstab auf dem Kartenausschnitt fehlt) und das Mopped kann nicht sooo unsichtbar gewesen sein. Und keiner der beiden Autofahrer hat das Mopped kommen sehen und "nachgegeben".
So ganz eindeutig erscheint mir der Vorgang nicht wobei wir über "Überholverbot" nicht diskutieren müssen.
Was kostet das dortige Überholenwenn nix passiert? Was kostet es in der Schweiz?
gerd
 
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hartl15

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"Bei Überholverbot in einer Kurve zu überholen ist "mutig"."

Um nicht "Einfältige" dazu zu verleiten, unter deinem Kommentar (wenn auch unter Anführungszeichen) eine "Mutprobe" zu verstehen, der sie sich unbedingt stellen wollen, können, müssen - sagen wir es, was es wirklich ist und wie du es wahrscheinlich gemeint hast:

Es ist einfach dumm und verantwortungslos!

Das Risiko, von Obgenannten, welche sich betroffen fühlen, als "spaßfrei" bezeichnet zu werden, gehe ich "mutig" ein
:rolleyes:
 
Larsi

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Mal abgesehen vom Überholverbot, über das ich mich eigentlich nie hinwegsetze:
Überholen in Kurzen ist mW lt StVO verboten.
Was ist eine Kurve?
Wann hört ein Bogen auf und fängt eine Kurve an?

Oft geht es da wo ich überhole nicht einfach geradeaus.
 
Ralsch

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Vorher R1200GS, aktuell BMW S1000RR, Kawa Z1000SX, KTM 690 SM
Wie ein kluger aber nicht ganz so netter Mann mal sagte: Ein Toter ist eine Tragödie, Hunderte sind eine Statistik.
Wenn man die eingangs gestellte Frage so umsetzen würde wäre jeder Unfall mit Todesfolge ein Mord da immer eine Verkehrsregel verletzt werden muss damit es dazu kommt. Noch mal schnell bei Rot aufs Gas gehen, stark überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol etc bedingen alle einen gewissen Vorsatz. Die 0,1% technischen Ursachen mal aussen vor gelassen.
Bis dann,

Ralf
 
FlowRider

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Zum Glück entscheiden das jetzt Richter.
Hätte vor dreihundert Jahren der besoffene Bauer x mit seinem Ochsenkarren den Junker Y angefahren, dann hätte Bauer x schön säuberlich 24 Stunden später an der Dorflinde gebaumelt und für allgefälliges Amüsement gesorgt. Und den Ochsen hätte es vielleicht noch am Spieß gegrillt gegeben. Oder umgekehrt: Ochse an der Linde und Bauer x am Spieß.
 
Lefran

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Was mich bei solchen Unfällen immer wieder schockiert, sind die diversen Kommentare in den sozialen Medien ( Facebook, Twitter, etc.)

Da wird doch tatsächlich ein Kommentar geschrieben der da lautet: " Tja, Pech gehabt....." oder " Was muss der auch da lang fahren, ist doch bekannt das es eine gefährliche Kurve ist, selbst schuld" usw.

Mir fehlen bei solchen Kommentaren einfach die Worte, wie empathielos, eiskalt, dumm oder was weiss ich sind solche Menschen?
 
Canario

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Für die Ortskundigen:
Ich war mal mit dem Moped vom Feldberg runter Richtung Rotes Kreuz unterwegs. Als ich am Ende der langen Rechtskurve gegenüber dem Parkplatz "Windeck" bin sehe ich einen Pick-Up auf meiner Fahrspur entgegenkommen, der gerade ein anderen Wagen überholt. Da fehlten nach meiner Vollbremsung in Schräglage nicht mal mehr 2 Meter und ich würde hier vermutlich nicht mehr schreiben. An der Stelle völliger Wahnsinn, wäre wohl in Richtung fahrlässige Tötung gegangen. Hier die Stelle an welcher der Überholvorgang stattfand:
-> Link

Canario
 
Thema:

Wie ist so etwas rechtlich zu bewerten?

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