Ausgerissene Gewinde

[dawshill]

Liebe Kollegen, ich würde gerne Mal ein Thema anreißen, was es scheinbar "früher" nach meiner Beobachtung so nicht gab.
Sehr oft stoße ich hier und in anderen Medien auf Erfahrung und daraus entstehenden Warnungen bezüglich der Zugfestigkeit von hauptsächlich Gehäusegewinden. So spricht man von "Marzipanmaterial" bei Motorgehäusen und unbedingt allergrößter Sorgfalt mit den Anzugsmomenten - sehr viele Schlosser berichten von üblen Erfahrungen.
Meine Frage: blickt man zurück zu den Tunnelgehäusen aller bisherigen 2-Ventiler, egal ob 1- oder 2-Zylinder, gab es das früher wie in dem aktuellen Maße auch? In einer Zeit, in dem der "Drehmomentschlüssel" noch in unseren Ellenbogen war? Ich kann mich nicht erinnern - weder bei der R 26, R 69S, 75/5, 100/7, 80 G/S?

 

[Hinode-cho]

Hi,

kann nicht sagen, dass es schlechter geworden ist. Mir gingen an der R100GS schon Gewinde kaputt und mir ist das an aktuellen schon passiert. Ich würde eher sagen es wird seltener, ich verwende aber heute öfter einen Drehmomentschlüssel als früher.

Aber es ist schon so, dass man ja versucht Gewicht zu sparen, also werden Wandstärken auf ein minimum reduziert was die Sache nicht verbessert, dafür wird weniger geschraubt als noch bei den alten 2V‘s und gleicht sich damit aus.

Tom

 

[KaTeeM is a schee...]

Dazu kommt noch die exzessive Verwendung von ´Loctites´ aller Art, die es nicht gerade besser macht.

Also ich schraube auch an diversen Maschinen und kann ein Zunahme der Schäden nicht unbedingt bestätigen - mag mich aber täuschen.

 

[RogerWilco]

Hab schon ewig keine Beschädigungen an Gewinden gehabt.Weder an meinen alten noch neuen Fahrzeugen.

Allerdings achte ich beim Anziehen auf das richtige Werkzeug (nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. M6 und 3/4" Werkzeug macht keinen Sinn, oder M10 und 3/8".

Ohne Drehmomentschlüssel nicht mehr als 1/8 - 1/4 Umdrehung oben drauf zu "fest".

Nach dem Rausschrauben räume ich die Gewinde oft mit Gewindeschneider.

Natürlich z.B. Zündkerzen nicht bei warmen Motor reinschrauben, Alu lass ich abkühlen und korrodierte Schrauben werden geputzt oder erneuert, je nach Beschädigungsgrad,

 

[juekl]

Viele solcher Pannen haben ihre Ursache in der Benutzung vom Drehmomentschlüssel, der geht von 10 - 100Nm, da hat man bei 10Nm
gerne mal 20Nm.
Oder Minuten langes Rumknacken, und dabei jedesmal etwas über das Ziel hinaus schießen.

 

[KaTeeM is a schee...]

Das ist vermutlich auch nicht ganz falsch...

 

[Boxer-Walle]

genau!
und wer drehmos nicht nach gebrauch auf "null", also "0 Nm" zurückstellt, nur weil man zu bequem ist, braucht sich nicht wundern, wenn jahre später die Nm-zahlen nicht mehr stimmen.
so siehts nämlich aus!

aber was weiß ich schon!

gruß deshalb vom wall•e

 

[Benno]

Gezogene Zylinderstehbolzen gab es bei den 2-Ventilern schon immer.

Ist mir ansonsten schon ewig nicht mehr passiert.

 

[juekl]

genau!
und wer drehmos nicht nach gebrauch auf "null", also "0 Nm" zurückstellt, nur weil man zu bequem ist, braucht sich nicht wundern, wenn jahre später die Nm-zahlen nicht mehr stimmen.
so siehts nämlich aus!

aber was weiß ich schon!

gruß deshalb vom wall•e

aber wer in der Nähe einen Werkzeughändler:innen hat mit einem an der Wand verschraubten Kasten, kann seine(n):innen Dremo(s) dort mal gegen checken

 

[Boxer-Walle]

klar. wieviele haben das? ernsthaft!? fast niemand!
deswegen ist das handgefühl viel mehr wert als jeder drehmo-schlüssel.

 

[Klausmong]

Viele solcher Pannen haben ihre Ursache in der Benutzung vom Drehmomentschlüssel, der geht von 10 - 100Nm, da hat man bei 10Nm
gerne mal 20Nm.
Oder Minuten langes Rumknacken, und dabei jedesmal etwas über das Ziel hinaus schießen.

Ist auch meine Meinung.

Kenne das auch von einem Kumpel der eine Werkstatt hat.
Gerade da verlieren viele das Gefühl für fest und verlassen sich auf den Drehmomentschlüßel und "knacken" noch nach damit es wirklich passt.

Ich persönlich bin der Meinung, das man in den Fingern mehr Gefühl hat.

Wenn mal ein Gewinde wirklich nachgibt war es meist vorbelastet, durch oftmaliges aus oder eindrehen von Schrauben

 

[gerd_]

Hi
Es gibt Verschraubungen bei denen DreMos sehr sinnvoll sind. Was ich weniger verstehe sind z.B. Fragen, mit wieviel Drehmoment man die Schrauben bei einem Kotflügel anzieht.
Natürlich kann derjenige unsicher sein, klar. Aber merkt er wenn er den DrehMo versehentlich falsch eingestellt hat (oder die Stahlhülse aus dem Kunststoffteil gefallen ist) und das Ding "ewig" nicht auslöst? Oder wenn er die Schraube verkantet hat, der DrehMo "genug" meldet, und dennoch alles herumklappert?
Ich z.B. gehe zum Friseur obwohl ich genau weiss wie eine Schere funktioniert.
gerd

 

[Klausmong]

Es gibt Verschraubungen bei denen DreMos sehr sinnvoll sind.

Absolute Zustimmung.

Bei Zylinderköpfen und sonstigen Motorinnereien verwende ich diese auch gerne.

 

[Andi#87]

deswegen ist das handgefühl viel mehr wert als jeder drehmo-schlüssel.

Sorry, aber solche Aussagen gehören in den Bereich der Fabeln. Schon vor zig Jahren haben ausgiebige Testreihen von Honda ergeben, dass selbst erfahrene (alte) Schraube die Anzugdrehmomente mit der bloßen Hand nicht annähernd treffen. Zudem wird der Drehmo fast immer falsch benutzt (hab ich mal irgendwann hier ein Video drüber eingestellt)
Bei manchen Leuten hat man das Gefühl, dass ein Drehmomentschlüssel Pestbakterien an sich hat. Kotflügel o.ä. brauchen sicher keinen Drehmo, aber lieber einmal einen (guten und kalibrierten) Drehmomentschlüssel benutzen, als ein versautes Gewinde aufbohren/reparieren

 

[Boxer-Walle]

na prima!
alles ok.
hier im forum isses ja so, daß jeder das machen + schreiben darf was er will...
...nur ich nicht...
z. b. lustige witze verbreiten, die manchen leuten sauer aufstoßen...
... aber das is ne andre baustelle...

komischerweise is mir noch keine schraube in den ganzen 53 jahren verreckt, abgerissen. nirgends nicht.
aber vielleicht liegt das ja daran, daß bei mir nicht "äll häck" (schwäbischer ausdruck für: die ganze zeit) was verreckt... und ich auf das zeugs aufpasse und die möhre einschalte und doch hin und wieder eine andere vorgehensweise zur öffnung einer schraube, die vom gefühl her fester sitzt als angenommen, in betracht ziehe und auch anwende. auch wenns mehr zeit kostet aber am ende des tages doch immer noch 1.ooo-mal besser war, als ne schraube auszubohren...

in diesem sinne:

gott zum gruße und ein schöns wochenend!

wall:e

 

[Stefan89]

Huhu,

gibt auch die Möglichkeit das wieder neue Fertigungsverfahren im Einsatz sind. So z.B das Gewinde punchen, Gewinde fräsen (gibts auch in akzeptabker Fertigungszeit), neue Entwicklung von Synchrofuttern etc.. Das wird dann an einem Projekt getestet, freigegeben und evtl auf die komplette Produktpalette angewendet bzw. dem zulieferer Freigegeben. Ist dann der berühmte Moment wenn der EMUGE, Mapal oder Gührung Vertreter am Hof erscheint und die Neugikeiten anpreist. Ob das Gewinde mehrmals benutzbar ist interessiert den Zulieferer oder BMW nicht, Hauptsache sie können das verschrauben. Natürlich wartungsrelevante Verschraubungen sind was anderes. Die OEM Spec wie ne VW 11610 mit verweisenden Dokumenten wiederspricht sich auch gerne bzgl zutreffenden Zuständen des Gewindes. Die erfüllst du auch nur nach der Herstellung, nach dem ersten Verschrauben ist das sowieso hinfällig.

Ach ja, und Schrauben Hersteller sind da ansich etwas schmerzbefreiter. Also das sind unvorstellbare Stückzahlen, wenn z.B VAG oder BMW, Benz versorgst da gibt es dann Politik und keine Normen mehr