Der Alleinunfall – eine philosophische Betrachtungsweise

Diskutiere Der Alleinunfall – eine philosophische Betrachtungsweise im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; Von dem Buch habe ich schon gehört. Nur Gutes. Sollte man sich das zulegen?
tremola

tremola

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Halloele,

der von mir sehr respektierte, aber leider schon verstorbene, Motorradfahrer und Journalist "Klacks" hat mal gesagt:

"Jeder Sturz ist eine Schande"

Abseits von Racetrack und MX lebe und fahre ich seit knapp dreissig Jahren so Motorrad und bin bislang damit gut zurecht gekommen, und ja ich habe mich für jeden Sturz geschämt und immer versucht rauszubekommen warum ich gestürzt bin. Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin war auch meistens die richtige Antwort: Fuer die Situation war ich zu schnell, deswegen fahre ich heute noch immer nicht zwingend langsam, aber ich suche die Schuld auch nicht bei Oelflecken, nassem Laub oder Eis auf der Straße. Wenn ich so schnell fahre das ich die Straße nicht mehr weit genug im voraus lesen kann, dann muss ich auch mit den eventuellen Konsequenzen leben.

Herzliche Gruesse
 
G

Gast 23088

Gast
Wenn dieser Fred schon den Untertitel "philosophische Betrachtungsweise" enthält, dann sollten wir vielleicht auch einmal einen Philosophen zu Wort kommen lassen. Odo Marquard (http://de.wikipedia.org/wiki/Odo_Marquard) betont in seinem (empfehlenswerten) Buch "Apologie des Zufälligen":

"Wir sind stets mehr unsere Zufälle - unsere Schicksalszufälle - als unsere Leistungen"

Was letztlich bedeutet, dass wir alle bescheiden bleiben sollten, wenn wir unseren eigenen Anteil an unseren Lebensleistungen beurteilen. Dazu gehört auch die Leistung, x Jahre unfallfrei Motorrad gefahren zu sein. Wer ernsthaft glaubt, dass dazu nicht auch eine riesige Portion Glück gehört, der hat ein echtes Wahrnehmungsproblem. Was aber im Umkehrschluss keineswegs heißt, dass Fatalismus angezeigt wäre, nach dem Motto: Ist eh alles Schicksal, wenn's mich erwischen soll, dann so oder so -- und deshalb immer voll reinzuhalten. Denn Marquard betont auch: "Ich sage nicht wir sind nur unsere Zufälle". Also vorsichtig zu bleiben beim Mopped fahren und (gerade jetzt in Zeiten des noch nicht verschwundenen Erntedrecks, morgendlicher Nebelfeuchtigkeit und erstem Laub auf den Sraßen) immer schön die Straße zu lesen kann extrem gesundheitsförderlich und lebensverlängernd sein!

Also, immer schön oben bleiben ;)

Viele Grüße,
Achim
 
Canario

Canario

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[...]Geht man davon aus, dass die meisten Stürze in den Kurven geschehen und weiterhin der Sturz i.d.R. durch Wegrutschen verursacht wird, muss man doch zwingend davon ausgehen, dass der Mopetist die Zügel zu sehr locker gelassen hat und vielleicht einen Ticken zu schnell unterwegs war, und/oder in der daraus entstandenen Gefahrensituation falsch reagiert hat? Oder in anderen Worten; warum haben die zwei Dutzend anderen Fahrer, die die Kurve vorher geschafft haben, keinen Sturz gehabt?

Wenn ich mir diese Weisheit zugrunde lege, stets sorgsam und vorsichtig fahre, dann müsste doch ein Sturz – zumindest der klassische Kurvenabflieger – vermeidbar sein. Oder?

Genau das meinte ich.

Es mag durchaus sein, dass es ein allgemeines Lebensrisiko gibt.

Deine Beispiele scheinen immer unabwendbar. Wenn ich aber mit dem Moped nicht wie gewünscht aus der Kurve komme, wenn ich mich auf der nassen Autobahn ablege, wenn ich irgendwo drauf semmel, dann lautet meine These, dass ich einfach zu schnell, zu unachtsam war, zu langsam reagiert habe, oder was auch immer. Also war nie die Strasse zu glatt, sondern der Speed zu hoch...
[...]
Hi Sealiner,

das die Ursache von Unfällen in Kurven immer in der zu hohen Geschwindigkeit liegt kann ich wiederlegen.

Mich hat es auf der Straße bisher einmal in einer Kurve hingehauen. Ursache war die zu niedrige Geschwindigkeit, sprich null km/h bzw. max. 3 km/h rückwärts in einer engen Bergaufserpentine. Bin schön bis zum Scheitelpunkt mit gezogener Kupplung reingerollt und habe in den ersten Gang geschaltet. Als ich dann wieder die Kupplung kommen lasse und am Hahn drehe bleibt der Vortrieb aus und ich liege schneller auf der Seite als ich schauen/denken kann -> statt dem ersten Gang war gar keiner drin. :D
Tüpfelchen auf dem i dabei: Hatte am Abend zuvor in einem -Achtung- Tourenfahrerhotel 4 Mopedfahrer kennengelernt (keine Biker, wie sich rausstellte :)) und wollte denen dann natürlich gleich mal zeigen wie man Serpentinen "richtig" fährt ohne dabei bis zur Leitplanke der Gegenfahrbahn auszuholen. :o:rolleyes::D

Wie brachte man mir beim Jugendtrial als erstes bei: "Beim Mopedfahren ist besonders das Langsamfahren schwierig, schnell fahren kann jeder." :rolleyes:

Stefan

P.S.: Bin ja gerade auf einer im östlichen Mittelmeer gelegenen Insel unterwegs. Heute dann im Regen etwas mit dem Auto rumgegurkt. Wär ich mit dem Moped hier und heute an selber Stelle unterwegs gewesen hätte es mich garantiert auf die Nase gelegt. Da war keine schmierseifenähnliche Staubschicht oder ähnliches, sondern lediglich ein recht frisch geteertes steiles Bergabstück, was in einer Serpentine "endete", nach welcher es dann geschätzte 100m freien Fall gegeben hätte. Werde mich bei der Autovermietung noch dafür bedanken, daß der Wagen kein ABS hatte...mit ABS läge ich jetzt wohl in der Botanik.
 
B

Baumbart

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Bin schön bis zum Scheitelpunkt mit gezogener Kupplung reingerollt
übler Anfängerfehler. :cool: Passiert aber den Perfektionisten die 3 Sicherheitstrainings pro Jahr machen nie.
 
S

Sealiner

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Hi Sealiner,

das die Ursache von Unfällen in Kurven immer in der zu hohen Geschwindigkeit liegt kann ich wiederlegen.

Mich hat es auf der Straße bisher einmal in einer Kurve hingehauen. Ursache war die zu niedrige Geschwindigkeit, sprich null km/h bzw. max. 3 km/h rückwärts in einer engen Bergaufserpentine. Bin schön bis zum Scheitelpunkt mit gezogener Kupplung reingerollt und habe in den ersten Gang geschaltet. Als ich dann wieder die Kupplung kommen lasse und am Hahn drehe bleibt der Vortrieb aus und ich liege schneller auf der Seite als ich schauen/denken kann -> statt dem ersten Gang war gar keiner drin. :D
Tüpfelchen auf dem i dabei: Hatte am Abend zuvor in einem -Achtung- Tourenfahrerhotel 4 Mopedfahrer kennengelernt (keine Biker, wie sich rausstellte :)) und wollte denen dann natürlich gleich mal zeigen wie man Serpentinen "richtig" fährt ohne dabei bis zur Leitplanke der Gegenfahrbahn auszuholen. :o:rolleyes::D
Wir können auch gern von angepasster oder nicht angepasster Geschwindigkeit reden.

Ich lese zwischen den Zeilen, dass du die Ursache bei dir gefunden hast, weil du den Gang vermeintlich richtig eingelegt hattest, was aber so nicht stimmte. Du erzählst aber nicht, dass die Kehre glatt wie eine Eisbahn war, oder der einzige Ölfleck der Alpen die Kurve zierte.

Bin auch schon im Stand umgefallen. Der Klassiker. Moped abgestellt und wollte runter hopsen. Seitenständer NICHT ausgeklappt und mit dem rechten Fuß am Koffer hängen geblieben. Das war 's. In Zeitlupe mit dem Moped auf die linke Seite gelegt. NiGS passiert.
 
Mecklenburger

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Ich mache mir nicht so sehr Gedanken über den "Alleinunfall".
Sicher kann ich mit meiner Fahrweise die Gefahr, einen Alleinunfall zu verursachen, minimieren. Wie die bisherigen Beiträge zeigten, jedoch nicht immer. Wenns dann zum Unfall kommt, dann ist das ebend so. Wie jedes andere unabwendbare Ereignis.
Ich mache mir eher Gedanken über Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmen. Sicher kann ich mit vorausschauender Fahrweise einiges machen, aber halt nicht immer. Und gerade DAS macht mir Sorgen. Werde ich in der Gischt vom Hintermann gesehen? Erkennt der Vordermann mein begonnenes Überholmanöver?
Wenn ich auf das Fehlverhalten anderer Fahrzeugführer reagieren muss und dadurch selbst zu Schaden komme, DAS ist für mich das Problem!
Sicher setzt diese Betrachtungsweise vorraus, dass ich mich selbst so verhalte, wie ich es von Anderen erwarte. Ich arbeite noch an mir - bisher ging immer alles gut ;).

Michael
 
Cloudhopper

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Bin auch schon im Stand umgefallen. Der Klassiker. Moped abgestellt und wollte runter hopsen. Seitenständer NICHT ausgeklappt
Die Nummer hab ich letztes Wochenende auch fast gebracht, ohne Koffer und ohne Haengenbleiben. War zu stolz die Kiste in der eigenen Einfahrt abzulegen und habs gestanden. War knapp.
 
Canario

Canario

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Wir können auch gern von angepasster oder nicht angepasster Geschwindigkeit reden.

Ich lese zwischen den Zeilen, dass du die Ursache bei dir gefunden hast, weil du den Gang vermeintlich richtig eingelegt hattest, was aber so nicht stimmte. Du erzählst aber nicht, dass die Kehre glatt wie eine Eisbahn war, oder der einzige Ölfleck der Alpen die Kurve zierte.
[...]
Ja, die Ursache sass oben auf dem Moped. Besser die Maschine schön unter Zug halten.

Stefan
 
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Ja, die Ursache sass oben auf dem Moped. ...
Stefan
hüstel hüstel...

meinereiner schrieb:
  • zwischen Ostern und Kartoffelferien auch sehr beliebt: Fehlersuche - immer nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf müssen höhere Mächte den Ausrutscher mit Kaltverformung verursacht haben
  • gleichzeitig steigt die Zahl der Dem-hab'-ich's-aber-gezeigt-Beiträge exponetiell an
Zitat geklaut hier
 
Uli G.

Uli G.

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Anfangs der '90er (des letzten Jhrhdrts ;)), Herbst, geniales Mopedwetter :), Firmenveranstaltung im Büro in HH-Neugraben ist angesetzt :eek:. Ich, in H, bin etwas spät dran:o u. entscheide in letzter Sekunde, nicht mit dem Moped zu fahren. A7 bis Ausfahrt Marmstorf, links auf die B75 und gleich wieder rechts auf den Eissendorfer Waldweg (der heisst nicht nur so, da ist tats. Wald rechts u. links :)). Da geht's etwas bergauf durch den Wald, auf der Kuppe zweigt links eine Straße ab, und da stehen an dem Morgen ein paar Autos malerisch verteilt auf der Straße im Weg rum:confused: ... ein Unfall? Sowas passiert halt an Straßeneinmündungen, bremse ich doch mal ab, um nicht mit einem der Unfallfahrzeuge o. den Verwirrten zu kollidieren!
Bremsen??????????
Geht nicht:eek::eek::eek:, sagte das dämliche ABS:confused::confused::confused:!
Die blöde Straße war einfach spiegelblank überfroren, bei deutlichen Plusgraden rundherum (deutlich mehr als 10+°C sagte mein Außenthermometer), nettem Sonnenschein auf den nachfolgenden Apfelplantagen linkerhand.
Mit dem Moped hätte ich mich zweifelsfrei sauber abgelegt, mit dem Auto bin ich grad so zwischen den verunfallten Fzgen durchgerutscht (u. unmittelbar hinter Einmündung hatte der Asphalt wieder vollen Grip).
Hätte ich die Straße nun vorher begehen müssen, um diesen "regelwidrigen" Zustand zur Kenntnis nehmen und meine Fahrweise drauf abstimmen zu können (50km/h erlaubt, nicht wesentlich schneller gefahren, die Damen u. Herren in Grün standen da allzuhäufig mit Messgeräten im Wald rum:rolleyes:)?

"Glück gehabt"

Sowohl mit der Entscheidung, nicht auf zwei Rädern zu fahren, als auch beim Durchqueren der Unfallfahrzeuge!

Wer behauptet, allein durch vorrausschauende Fahrweise Unfälle zu 100% vermeiden zu können, raucht irgendwas komisches (ich will gar nicht wissen was) o. ist sonstwie komisch gepolt (ein extra Draht nach "wohin auch immer"?).
Die Gefahr abzufliegen, o. abgeschossen zu werden (dann kein "Alleinunfall"), steigt ganz sicher mit steigender Fahrleistung, gleichzeitig arbeitet der Faktor "Erfahrung" (hoffentlich;)) dagegen. Ob sich's ausgleicht, ist ebenso sicher nicht zu 100% dem Einfluss der "oberen Hälfte des Motorrades" unterworfen. Nur in bestimmten Situationen verringern lässt sich das Risiko, niemals aber zu 100% ausschließen, denn wenn wir in der Lage wären, irgendwas, inkl. dessen Auswirkungen, wirklich zu 100% beeinflussen zu können, wären wir nicht erst da, wo wir heute sind :eek: (keine Eurokrise, keine Dollarkrise, keine Umweltverschmutzung, k...).

Grüße
Uli
p.s.
Den "Klacks" kennen zu lernen hatte ich '73 das Vergnügen, als er eine der ersten Kawa 900 Z1 als Testfzg im "Motorradcenter H" abholte. Von ihm verfasste Lektüre lese u. hüte ich immer noch sorgfältig!
 
Doro

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Paßt morgen gut auf Satelliten auf, da soll einer vom Himmel fallen;)
 
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Zitat von TomTomBiker:Leider sind wir Menschen nicht unfehlbar und Vorsätze bleiben vielfach auch nur Vorsätze und werden in der Praxis nicht immer umgesetzt. Und da dies so ist passieren eben Unfälle, von denen ich behaupte, daß die meisten auf menschlisches Versagen zurückzuführen sind.

Wenn man dies aber weiß, kann man versuchen das Risiko zu minimieren. darunter muß dann der Spaß nicht zwangsläufig leiden.Zitat ende

Genau so sehe ich das auch, und wenn ich darübernachdenke was ich an Situationen erlebthabe wo es brenzlig war dann muss ich zugeben das ich die Lage vorher immer anders eingeschätzt habe.
 
Vatta

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Paßt morgen gut auf Satelliten auf, da soll einer vom Himmel fallen;)
Also morgen immer an die Reserven denken - falls er einem von uns vor das Vorderrad plumst, kann derjenige noch rechtzeitig ausweichen ohne zu stürzen!!! ;)
 
blntaucher

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Paßt morgen gut auf Satelliten auf, da soll einer vom Himmel fallen;)
Also ich habe neulich einen Bericht darüber gesehen. Demnach stehen die Chancen, von einem solchen Teil getroffen zu werden, für jeden einzelnen Deutschen schlechter als 3x im Leben den Lotto-Jackpot zu knacken.
Da stehen die Chancen von einem Dosenfahrer übersehen zu werden deutlich besser. Also mache ich mir lieber darüber Gedanken ;):)

Gruß
Tobias
 
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