Ganz soweit würde ich nun doch nicht gehen. Besonders wenn neue Helferlein das erste Mal aktiv werden, kann es schon Überraschungen geben.
Aktuell erlebe ich das beim Abstandstempomaten meiner Multistrada V4S.
Einmal hat er unvermittelt gebremst, als ich mit eingestellten 55 km/h innerorts fuhr und er einen vor mir fahrenden Linksabbieger doch meiner Fahrspur zuordnete. Der hinter mir fahrende Autofahrer sah für mein Bremsmanöver keinen Grund und machte seinem Unmut per Lichthupe Luft.
Eine weitere Überraschung bot er auf der Landstraße bei eingestellten 110 km/h, als ich mit ca. 70 km/h und großem eingestellten Abstand automatisch hinter einem Auto herfuhr. Als die Straße eine Kurve machte, verlor er das Auto aus dem Blick und fing direkt am Kurveneingang an, deutlich zu beschleunigen.
Fehlbedienen kann man natürlich auch. Meine luftgekühlte R1200RT hatte einen Tempomat, der mit einem Stellmotor in die Seilzüge eingriff und mit Gewalt am Gasgriff drehte. Nach einer längeren Autobahnetappe stand das Ding wohl auf 140 km/h. In der Stadt angekommen, im Regen, wollte ich die Geschwindigkeit des vor mir fahrenden Autos setzen, habe den Schalter aber in die falsche Richtung betätigt und somit die zuvor eingestellten 140 aktiviert. Daraufhin wurde mir der Gasgriff in der Hand weggedreht und ich beschleunigte auf das Auto zu. Reflexartiges Kupplungziehen führte zu einem kurzen Aufheulen des Motors, bevor das Gas automatisch weggenommen wurde, gleichzeitig mußte ich etwas schärfer bremsen. Sah für Außenstehende bestimmt nicht alles plausibel aus.
"Blitzstarts" habe ich 1977 schon mit meiner Hercules zunächst auf freier Landstraße geübt, bevor ich sie vor der Schule oder an den beiden Ampeln in der Kreisstadt vorgeführt habe. Das Üben habe ich bis heute so beibehalten, wobei es bei der K1300S oder Multistrada schon einige Versuche braucht, bis es rund läuft. Interessant, was die Traktionskontrollen und die Wheelie-Kontrolle (an der Multi getrennt einstellbar) da so machen. Nur Vorführungen mache ich nicht mehr.
Aber auch das Üben schützt nicht vor Blamagen. Mit meiner R100CS hatte ich mich 1982 an der Ampel vorgemogelt. Dann fiel mir auf, daß ich mit der Tankfüllung schon knapp 300 km gefahren war. Ich dachte "damit Dir jetzt nicht der Sprit ausgeht, schalte mal lieber auf Reserve". Ich kam zwar als erster weg, aber noch auf der Kreuzung ging der Motor aus, sprang nicht mehr an und ich mußte unter lautem Gehupe der Autos auf den Bürgersteig schieben. Es stellte sich dann heraus,daß der Schlauch vom Tanküberlauf verstopft war und sich deswegen beim Waschen oder im Regen Wasser im Tank gesammelt hatte, das sich, statt abzulaufen, in der Sicke um den Tankdeckel herum gestaut hatte. Durch das Umschalten auf Reserve hatte ich das sich am Tankboden angesammelte Wasser in die Schwimmerkammern gelassen.
Gehört nicht alles dazu, was ich im ersten Teil ausdrücken wollte ist, daß man die ganzen Helferlein mal unter kontrollierten Bedingungen in Aktion erleben sollte, dann kennt man die Wirkungsweise und vielleicht auch die Grenzen für deren sinnvollen Einsatz, jedenfalls erlebt man weniger Überraschungen.